MASTERS OF CASSEL Warm-up-Party - Kassel, Goldgrube

mogflyer

Konzert vom 01.12.2017

Bands:
REAPER
DEVIL'S SHEPHERD

Gut dreißig Minuten vor Beginn am Ort des Geschehens eingetroffen, begibt sich meine Wenigkeit nach einigen Minuten Wartezeit mit lockeren Gesprächen solange die Tür zur Location noch geschlossen ist, direkt in Richtung Eingangskasse, wo die ersten fünfzig Gäste zunächst einen „Pfeffie“ (Pfefferschnaps) per Tablett serviert bekommen. Draußen ist es knackig kalt; ein kleiner Apperitiv zum Aufwärmen des Körpers  von Innen tut durchaus wohl. Auf das grüne Zeug verzichte ich bewußt, optisch vermittelt es den Eindruck hier stehe Wick Medinait verdünnter Fernet Branca auf dem Tablett; andere Besucher nehmen das Angebot mit Freuden an, genehmigen sich demzufolge gleich mal einen „Kurzen“.

CLUSTERED VISION mussten bedauerlicherweise krankheitsbedingt noch kurzfristig absagen, somit standen also statt drei nur noch zwei Bands auf dem Programm.

Zur Einstimmung auf das Schwermetallische MASTERS OF CASSEL-Weihnachtsfest lud das 98-Records-Veranstalterteam unter Führung von Dirk und Diana Schneider zur kleinen Warm Up-Party (Tickets gab's für an der Abendkasse für 10 Euro) in der 'Goldgrube'. Die ehemalige Disco, - seit geraumer Zeit zur maximal 200 Besucher fassenden Klein-Live-Konzertlocation umgebaut - hieß früher „La Fayette“, wie mir freundlicher weise ein Konzertbesucher auf Anfrage im Gespräch mitteilte. Mein bislang letzter Besuch liegt schon einige Zeit genauer seit 2015 zurück als das Dreierpackage STEELWING, NOCTUM und METAL AVENGER dort gastierte. Heute stehen zwei Bands auf dem Programm, das Kasseler Heavy Metal-Urgestein REAPER supportet von der Herborner Stoner-Metalformation DEVIL'S SHEPHERD, die zuerst auf die Bühne darf.  Vor Beginn sowie in der Umbaupause werden die Gäste mit Musik der  am Tag vor Heiligabend auftretenden Liveacts vom Band verwöhnt.

DEVIL'S SHEPHERD
devilssheperd

legen pünktlich um 20:45 los. Die Stonerrock/Metalband aus Herborn bei Gießen orientiert sich wie mir gleich innerhalb weniger Minuten klar wird, an Vorbildern wie DOWN und PANTERA. Dazu mischt sich öfters ein knackiger Schuß uriger 70er-Blueseinflüsse. Vocalist Fabian Benner kommt darüber hinaus James Hetfield (nach dem schwarzen Album), also in der späteren METALLICA-Bandära stimmlich recht nahe, was kein Zufall ist. Das zwar nicht so zahlreich erschienene, (ungefähr 50 Leute) dafür mit jedem weiteren Song zunehmend mehr überzeugte, kräftig applaudierende teilweise schon heftig Mähne schüttelnde Publikum wird schnell mit dem gesunden Elixier knackiger Stonermetalgrooves warm, denen häufig ein deftiger Schuss klassischer Bluesanteile hinzu fließt.  Respekt, ein bunt gemischtes Publikum diverser Stilrichtungen während einer Bühnen-Livejam  so vereint zu überzeugen, schaffen nicht viele Anheizerbands in Kassel.
Ältere Herrschaften grooven sogar intensiv auf dem Barhocker sitzend mit! Licht und Sound im Ambiente stimmen soweit der Blick reicht, auch.
Meistens flott und zügig vorgetragen drücken kaskaden massiver Stoner-Grooveriffs veredelt von lebhaft southernlastigem Bluesboogiebeat bei „Suck My Colt“ „From Amimal To El rancho de la Monsun“ oder „Flatliner“. Dem Songtitel gemäß geht’s bei „Dirt“ dreckig zur Sache, „Wrath of Jim Jones“ und „Crying Pride“ sorgen bei gedrosselterem Tempo für nachdenkliche Momente. Begeistert von den Reaktionen der anwesenden Besucher geben DEVIL'S SHEPHERD zum Schluß verdient Zugabe, um sich dankbar von einem recht musik hungrigen Publikum zu verabschieden das einen empfehlenswerten Stonermetal-Geheimtipp kennen lernte. Starker Tobak mit etwas Luft nach oben, von einer jungen Crew aus Herborn, der ein mehr als respektabler Auftakt geglückt ist, was künftig auf weiteres hoffen lässt. Ein mehr als solider Einstieg. Nach ihrem fetten Auftritt in der Goldgrube haben sich DEVIL'S SHEPHERD für weitere Livesessions in und um den Raum Kassel wärmstens empfohlen.

Am Rande notiert:
brause
Als erfrischend entpuppt sich die mir bisher völlig unbekannte, angenehm herbe Orangenbrause von Hermann – Jaaa... - die mit der Rakete drauf! Einmal richtig Durst bekommen, bleibe ich zum kräftigen Durchstarten konstant bei dem zuckerhaltigen Getränk den ganzen Abend hindurch fit.

REAPER
reaper

Spätestens nach wenigen Minuten füllt sich der Saal beträchtlich mit Leuten, die sich den Auftritt vom Kasseler Heavy Metal-Urgestein REAPER nicht entgehen lassen wollen. Man weiß nie, womit REAPER ihre Fans überraschen, auch diesmal wird ein völlig unberechenbar wechselhaftes Programm geboten, das wirklich faustdicke Überraschungen enthält. Beginnend mit dem fetten Opener „Hail The New Age“ vom letzten Album 'An Atheist Monument', das Maiden-Cover  „The Legacy“ sorgt anschließend für eine immens deftige Überraschung besonderer Art, dem das vorab schon als Videoclip erstmals veröffentlichte vom Publikum gut aufgenommene stark zwischen IRON MAIDEN und Blackmetal pendelnde „The Sun“ folgt, das wie sich herausstellt gut in den Liveset von REAPER hinein passt. Einige werden das Video zuvor schon auf Facebook gesehen haben zumindest erwecken die Reaktionen den ungefähren Eindruck. „Voice Within“ lässt erneut 'An Atheist Monument' -Spirit aufkommen, ehe ein Cover des unverwüstlichen WASP-Alltime-klassikers „Wild Child das Stimmungslevel gewaltig anhebt und die Hütte mega-exstatisch zum Ausklinken bringt! In der Goldgrube tobt der Bär!  Daniel, Benni, Mäfju und Jan präsentieren sich als harmonische Einheit. Jan's wuchtiges Drumming sowie das Stageacting seiner drei zunehmend mehr von der ausgelassenen Stimmung im Saal motivierten Vorderleute signalisieren deutlich: REAPER haben sich eine Menge vorgenommen!

Mit „Leviathan“ wird erstmals der 'Gardens of Seth-Ära gehuldigt, ehe die nächste Eigenkomposition „Wonders in the Dark“ folgt. Eine gesunde Portion Humor darf bei REAPER ebenso wenig fehlen. Den Spruch „Ich schau mal in die Flasche, wie spät es ist“, nimmt Daniel grinsend zum Anlass, soviel herrlich beinahe kultverdächtigen Stuß kopfnickend durch's Mikrofon zu wiederholen, womit er die Lacher auf seiner Seite hat. Als nächstes kommt ein ungewöhnliches Epic Stück namens „Oceans of Slumber“. Angekündigt als Cover von einer Band beginnend mit „D“ bekommt der Fanpulk gnadenlos ohne Rücksicht auf Verluste massiv die Ohren frei geblasen. Das folgende blutig rohe, dem Original Rechnung tragend fieße, rotzräudig im hohen Tempofaktor weggeschredderte Cover vom norwegischen Blackmetalzerstörerkommando DARK THRONE hatten wohl nur die allerwenigsten auf dem Schirm. Ein Blackmetalfan neben mir wusste es ebenso sicher, wie ich seiner Reaktion entnehme.

„Das letzte Stück kennt wohl keiner. Ist jemand hier unter euch vor 1984 geboren?“ Blitzschnell gehen die Arme einiger älterer Semester eifrig  als Antwort auf Daniels mit augenzwinkerndem Grinsen gestellter Frage nach oben. Inmitten der Headbangerschaft stehen zwischen den jüngeren Semestern auch einige Metalmaniacs nicht mehr ganz so jungen Datums vor der Bühne, denen die Speedrakete „Lucifer's Rising“ logischerweise bekannt ist. Kulthammer! Da bricht exzessive Headbangermanie im Saal aus. Das schreiend Zugabe fordernde Publikum bekommt sein verdientes Schmankerl: Die Wahl fällt jedem Zwischenruf konsequent widerstehend auf das im Doomformat rockende JUDAS PRIEST-Cover „Breaking The Law“ - geballte Fäuste en Masse sind bei dem Gassenhauer garantiert - Hochstimmung bis unter den aller letzten Zentimeter Decke! REAPER-Gründungsmitglied „Eff“, der bereits hinterm Schlagzeug sitzend die Stöcke schwang als viele Gäste noch nicht einmal amtlich als Schnulli-Butz (= Baby) in den Windeln lagen, zieht es endgültig vor die Bühne. Anschließend sind alle glücklich, - Schwitzende restlos ausgepowerte Fans, sympathisch ehrliche Musiker die alles gaben, nach dem Auftritt fröhlich über beide Backen grinsend die Hände schütteln oder die Treuesten der Treuen vereinzelt herzhaft umarmen und auf ein starkes Gesamtresultat zurückblickende Veranstalter. REAPER haben trotz außer gewöhlich experimentieller Setlist wie so oft einmal mehr gezeigt, warum sie seit ihrer Gründung (1984!) nicht nur aus der Kasseler Heavy Metal-Szene schon lange überhaupt nicht mehr wegzudenken sind. - Großartig!

Danach bleibt zumindest noch etwas Zeit für Gespräche, ehe wir uns auf den Heimweg begeben. Gestärkt durch das gelungene kleine aber feine Warm Up steigt die Vorfreude auf ein Festival besonderer Art umso mehr, wenn das MASTERS OF CASSEL sein 10-jähriges Jubiläum feiert...!
Fazit: M.O.C.-Warm Up – perfekt gelungen!

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