1. RIDDLE OF STEEL - Marburg



Festival vom 9.12.17
Marburg, Knubbel

Homepage:
RIDDLE OF STEEL

1. RIDDLE OF STEEL, Knubbel (Marburg), 9.12.2017
 
mit: HEATHENS FROM THE NORTH, A SOUND OF THUNDER, ARKHAM WITCH, IRONSWORD, DOOMOCRACY, RAVENSIRE, BATTLE RAM, MOUNTAIN THRONE und ANGEL MARTYR.
 
12:30 --> Einlass
13:00 - 13:45 --> Angel Martyr
14:00 - 14:45 --> Mountain Throne
15:00 - 15:45 --> Battle Ram
16:00 - 17:00 --> Ravensire
17:15 - 18:15 --> Doomocracy
18:30 - 19:30 --> Ironsword
19:45 - 21:00 --> Arkham Witch
21:15 - 22:30 --> A Sound Of Thunder
22:45 - 00:00 --> Heathens From The North
 
Nach einem zentralen Handlungsstrang des Conan The Babarian-Films benannt, weckt die Erstausgabe des RIDDLE OF STEEL-Festivals schon beim Blick auf das Billing des schön gestalteten Konzertflyers reichlich Erwartungen. Ein dem klassischem, epischem Heavy Metal zugetanes Billing bestehend aus neun Bands sieben unterschiedlicher Länder (Deutschland, England, Griechenland, Italien, Portugal, Schweden, USA) gab sich in Marburg die Klinke in die Hand.

Gesundheitsbedingt fällt eine frühere Anreise nach Marburg flach, weshalb mir die ersten drei Bands leider durch die Lappen gehen. Zunächst checke ich in die Jugendherberge ein. Das mich bei der Ankunft im Knubbel über dem herauf zu steigenden Treppenaufgang zur Location ein Ritter in voller Montur (Rüstung) gegenüber vom Tisch der Eingangskasse begrüßt, hat seinen Grund. Auf Buchvorlage von Robert E. Howard (1932) basierend wurde ein halbes Jahrhundert später im Jahr 1982 der in altertümlicher Vorzeit spielende Film „Conan der Barar“ zum Genreklassiker. Das Festival soll ein Event der Freundschaft unter Heavy Metal-Fans und Bands aus verschiedener Ecken der Welt sein. Festival-Veranstalter ist der Verein Bifröst Kulturförderung, der sich aktive Mitgestaltung der Marburger Kulturszene zum Ziel gesetzt hat. Im Fokus stehen dabei selbst organisierte Konzerte, nicht nur bezogen auf den Heavy Metal-Bereich. Der Verein hält auch über Autoren-Lesungen oder Künstler-Vernissagen ab.
 
RAVENSIRE
Die Konzert-Location, das Knubbel ist bereits ordentlich doch immer noch recht überschaubar mit Leuten gefüllt. Der Epic-Metal der Portugiesen braucht zunächst etwas Eingewöhnungszeit, doch im Laufe der Zeit werden die Leute gut mit dem epischen Material warm. Mit Sänger Rick Thor befindet sich ein ehemaliges Mitglied später auf Doomocracy folgenden True Metaller IRONSWORD in Reihen der Portugiesen. Die Reaktionen fallen ordentlich aus, gegen Ende ihrer Darbeitung können RAVENSIRE selbst bei Metallern punkten, denen sie bislang noch unbekannt waren.
 
DOOMOCRACY
Beklemmend düster geht es mit DOOMOCRACY weiter. Doomhämmer wie „Sadness and Hesitate“ oder The Celephais Curse“ bringen den Griechen aus Kreta dicke Sympathiepunkte ein, während „The End is Written“ und „Doormacht“ den apokalyptischen Untergang verkünden, wodurch eine interessante Band mehr das Festival und meinen Horizont bereicherte.
 
IRONSWORD


geben danach vorbildliches Beispiel für eine gnadenlos mitten in die vollen gehende True Metal-Abfahrt, die das Publikum mächtig in Wallung bringt. IRONSWORD treiben das Stimmungslevel in der nun massenhaft mit Leuten gefüllten Location binnen fünf Minuten in ungeahnte Höhen. Trotz mittlerer Position im Billing haben die Portugiesen einen sehr hohen Zuschauerschnitt, den vielleicht besten aller auftretenden Bands des heutigen Tages. Ein Heer massiv geballter Fäuste, laut mitsingender, im Takt headbangender True Metal-Köpfe signalisiert: IRONSWORD sind eine Bühnen-Livemacht! Bis zum Schluss werden Schlachten-Helden-Hymnen der Kategorie „Cimmeria“ „Dragons of the Sea“, „Heavy Metal Storm“, „Shadow Kingdom“ und „Road Warriors“ von einem nicht mehr zu bändigenden Mob abgefeiert ,als hätten die Portugiesen den Headliner-Posten. Die Meute frisst IRONSWORD-Frontmann/Gitarrist Tann und seinen Schergen beinahne aus der Hand. Unter den wild feiernden Fans befinden sich Musiker anderer Bands, die selbst im Herzen Fan ihrerseits kräftig im Pulk mitfeiern. Bei „Forging the Sword“ schnappen sich zwei Kerle aus den vorderen Reihen das als Bühnendeko am Microphonständer befestigte Schwert und recken es abwechselnd posend in die Luft. Der effektivste IRONSWORD-Streich „Burning Metal“ lässt noch einmal gewaltig Leidenschaft im Saal aufkommen, danach sind sich alle einig: Das war ein Abriss vom Feinsten! - Genau so muss Heavy Metal sein!
 
Zur Location selbst:


Das Knubbel gibt es seit etwa 32 Jahren, wie mir die Chefin höchst erfreut berichtet. Ihr gefällt, wie die Metaller ihre Feten feiern. Einst war das in einem Sandsteingebäude eingerichtete Knubbel Marburgs Tabak- und Zigarettenfabrik. Es besitzt einen großen Extraraum mit Sofalounge für Raucher und hat durch seine Inneneinrichtung einen besonderen Charme. Gemütliche Sitzecken, eine Theke mit Barhockern und Garderobe sind vorhanden. Es bietet u. a. die Möglichkeit für eine gepflegt Runde Dart spielen oder in einem Stammtisch beieinander sitzend den Abend bei Rockmusik zu verbringen. Weil der Abstand vom Aufenthaltsraum zur Bühne durch den längeren Weg zum Rocksockel größer ist, wirkt sich dies vorteilhaft auf die Hörakustik aus.
 
Festival-Randnotizen:
Unglaublich, wie viele Bekannte wir im Knubbel treffen. Das RIDDLE OF STEEL ist fast wie eine Art kleines Familientreffen ähnlich dem Harder Than Steel.

Die Getränkepreise für 0,3 l Cola, Bier, Alkoholfreies oder eine 0,5er Flasche Club Mate liegen bei 3 Euro (+1,50 Euro Pfand) und Wasser 2 Euro. Warme Gerichte werden auch serviert. Merchstände mit Tonträgern und Shirts ist ebenfalls vorhanden. Wer dem Hochprozentigen zuspricht kann seine Waffe zum Ausschießen der Lichter selbst wählen, ein „Choose Your Weapon“-Schild in der Nähe vom Eingang sagt alles: Medronko (Portugal), Tsipouro (Griechenland), Grappa (Italien) und Gin (England) stehen zur Verfügung. Für alle Fälle ist ein Security-Team im Einsatz.
 
ARKHAM WITCH


Eine besondere Freude ist es, die britischen Obskur-Heavy-Doom-Metaller ARKHAM WITCH erneut live zu erleben, wie sie die Bude mit herrlich schrägen Düster Horror Okkultgeschichten über Hexen, Wikinger, Barbaren, Piraten, Seemonster und unheimlichen Begebenheiten - gespielt in räudigem Soundgewand - zum Beben bringen. „Legions Of The Deep“, “Iron Shadows In The Moon”, „Battering Ram”, „On Croms Mountain“, Battering Ram“ und ein hochexplosive Ausnahmestimmung im Saal garantierendes „Viking Pirates of Doom“ lassen stellvertretend für eine kräftig mitreißende Liveperformance wenig Zweifel darüber, dass die Engländer exakt an richtiger Stelle in der Running Order platziert waren. Mit „Lamp of Thoth“ und „Wings of Doom” werden außerdem zwei Stücke der Vorgängerband THE LAMP OF THOTH gespielt. Dennoch stellt sich die Frage, warum ein Teil der gewohnt sicher zündenden Standards wie „Blood on Satan's Claw“ außen vor gelassen wurde. Dennoch eine starke Vorstellung!
 
A SOUND OF THUNDER lassen wir aus Gründen der Kräfteschonung nach der heftigen ARKHAM-WITCH-Vorstellung für den Headliner aus.
 
HEATHEN'S FROM THE NORTH


setzen den Schlusspunkt unter ein tolles 1. RIDDLE OF STEEL-Festival. Dem Auftritt der 'Heiden aus dem Norden'- die aber fast alle aus Griechenland stammen - scheinen alle Anwesenden entgegenzufiebern. Dementsprechend prächtig von vorne bis hinten ist das Knubbel mit Menschen gefüllt, die sich den Auftritt auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Up The Hammers Veranstalter und Dexter Ward Gitarrist Manolis Karazeris hat sich mit Nikos Papakastas von Convixion und Sänger Vaggelis Krouskas von Valor zusammen getan, um der schwedischen Metal-Legende HEVY LOAD mit einer Tribute-Band zu huldigen und deren Reunion zu forcieren. Orginal-Sänger Eddy Malm gilt als eine Gründervater-Ikone der schwedischen Heavy Metal-Bewegung. Der mit den Jahren fülliger gewordene Mann wirkt trotz grauer Haarpracht immer noch motiviert. Das Szene-Urgestein hat kein Gramm an Können verbunden mit intensiver Leidenschaft für die beste Musik der Welt eingebüßt.



Eine zahlreiche, vor Freude regelrecht austickende Fanschaar feiert Klassiker wie „The Guitar is my Sword“, „The King“, „Heavy Metal Angels“ (in Metal and Leather), „Heathens From The North“, „Little Lies“ oder „Saturday Night“ als wäre das Rad der Zeit Anfang bis Mitte der 80er stehen geblieben, der Gründerzeit des epischen Heavy Metals 'Made in Sweden' - was den zeitlosen Jahrhundert-Kult des schwedischen Heavy Metal-Dinos hinreichend belegt. Überraschend geht das Licht fünfzehn Minuten zu früh an, statt 75 Minuten bleiben nur 60 was für erstaunte Gesichter und nachträgliche Diskussionen sorgt. Das war bei allem Respekt für einen Headliner (zeitlich) ein bisschen kurz was den nostalgischen Eindruck der musikalischen Klasse unwesentlich trübt.       
 
Nach der HEATHEN'S OF THE NORTH-Session mit abrupt verkürztem Ende freuen wir uns umso mehr auf den auf den Gig der in Original Besetzung wieder vereinten Underground-Helden HEAVY LOAD! Eine Band, deren zeitloser Kult unverbesserliche Nostalgiker wie mich schon bei erstmaligem Hören auf Anhieb gefesselt hat und nicht mehr loslässt.
 
HEATHEN'S OF THE NORTH brachten dem RIDDLE OF STEEL mit folgender Setlist 60 Minuten die Ära des wahren Epic Metals zurück: 
1. Singing Swords
2. The Guitar Is My Sword
3. Dark Nights
4. I'm Alive
5. The King
6. Heathens From The North
7. Heavy Metal Angels (in Metal and Leather)
8. Stronger than Evil
9. Little Lies
10. Saturday Night
Bei allen Stücken handelt es sich um gecoverte HEAVY LOAD-Songs.
 
Nach dem Festival ist vor dem Festival. Alle, die noch lange nicht heim wollen, bekommen Gelegenheit sich bei Klassikern von MANOWAR, CIRITH UNGOL, MANILLA ROAD, ATLANTEAN KODEX, DIO, JUDAS PRIEST etc., auszutoben, ehe die Müdigkeit einsetzt, ihre Party direkt in den nächsten Morgen weiter zu feiern, wenn die Züge fahren. 
Die tolle Stimmung hielt über die ganze Nacht, jede Band wurde von den laut offizieller Quellen rund 200 anwesenden Heavy Metal Fans gefeiert.
 
Für die 2. Auflage sind bereits DARKEST ERA, DOMINE, HERZEL und IRONBORNE bestätigt. Ein dickes D a n k e für ein überschaubares Kleinfestival mit feiner Organisation gebührt der Crew vom Bifröst Förderverein e.V. - bis nächstes Jahr, wenn es erneut darum geht, das Geheimnis des Stahls zu ergründen... 
 
Geschrieben von Michael Toscher
Fotos: Melissa Hart und Michael Toscher