ENEMY INSIDE – Frankfurt/M.
Konzert vom 17.02.18
Frankfurt/M., Nachtleben
Support: CONCEPT INSOMNIA
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ENEMY INSIDE
CONCEPT INSOMNIA
Gute neun Jahre ist es her, dass ich einer sogenannten Welturaufführung eines Live-Auftritts einer Band beiwohnen durfte. Damals war das der 1. Auftritt von VOODOO CIRCLE in Die Halle in Frankfurt/M. Den Werdegang dieser Band kann man bis heute verfolgen, von der Halle selbst existieren nur noch viele schöne Erinnerungen.
Bevor es aber heute mit dem ersten Auftritt von ENEMY INSIDE losgehen sollte, durften die Lokalmatadoren CONCEPT INSOMNIA ran. Musikalisch trafen hier fast schon zwei Welten aufeinander. CI sind im Modern Metal beheimatet und da merkte man dem Publikum, das größtenteils vom Headliner mobilisiert war, schon an, dass dieses zunächst recht wenig mit dieser Musikrichtung anfangen konnte. Mehr und mehr schien man sich aber für die Band und ihre Musik zu interessieren, was - und das mache ich an Frontmann Luke Hofmeister fest - fast schon an seinen steten Ansagen gelegen haben dürfte, die teilweise Büttenreden-Charakter offenbarten. Kein Wunder, denn er hatte während der kürzlich zu Ende gegangenen Faschingszeit mit seiner Party- & Coverband LIEBLINGSBAND durchgängig Auftritte zu absolvieren, die er auch für die feststellbar stimmlichen Nachwehen verantwortlich machte. Dass nicht alles im 40-minütigen Set rund lief sei entschuldigt, denn zum einen sind Proben mit allen Bandmitgliedern aktuell Mangelware, da Bassist Phil mittlerweile in der Hauptstadt lebt und zum anderen der Fokus der Truppe derzeit auf neuen Songs liegt, deren Vorproduktion in vollem Gang ist. Beim Mix der heute gespielten alten und neuen Stücke merkte man schon, dass eine Kurskorrektur zur früheren musikalischen Auslegung zu erwarten sein wird. Reduziert waren die progressiven und oft aggressiv ausgelegten Passagen in den alten Core/Death-lastigen Stücken. Auch im zweistimmigen Bereich kamen von Phil weniger Growls als sonst zum Einsatz, wobei der Anteil der Shout-Einsätze durch Gitarrist Dave dagegen angestiegen sein dürfte. So sah ich aus meiner Sicht hier eher eine öffentliche Bandprobe, als einen ernstzunehmenden Gig, der aber durchaus neugierig auf das neue Material machte, das als EP in diesem Jahr noch veröffentlicht werden soll.
Nach einer doch relativ kurzen Umbaupause war es dann soweit für das erste Konzert der in Aschaffenburg beheimateten ENEMY INSIDE. Ehrlich gesagt ging ich ohne Erwartungshaltung diesen Premierenauftritt an, da ich die Band schlichtweg nicht kannte. Lediglich ihr Gitarrist Evan Koukoularis (EVAN K., MYSTIC PROPHECY, EXIT EDEN) und der Bassist Dominik Stotzem (BEYOND THE BRIDGE, PURPLE RISING) waren mir ein Begriff und auch der Grund meiner Anwesenheit. Mutig von dem Quintett fand ich schon, eine Show anzusetzen, obwohl man keinen einzigen Tonträger am Start hat. Umso beachtlicher dafür war dann die Zahl der Konzertbesucher, die sich auf gut 200 Zahlende festmachen ließ. Auch wenn ich hier unterstelle, dass viele Freunde, Bekannte und Familie unter den Anwesenden waren, wobei einige auch nicht wirklich etwas mit der Musik der beiden Bands anfangen konnten, muss man den Hut davor ziehen, im Vorfeld dieser Show doch so viele Leute erreicht und mobilisiert zu haben. Schon die Wahl ihres Bühnenoutfits von Frontmädel Nastassja Giulia ließ vor den ersten Takten erahnen, wohin die musikalische Reise gehen würde: Gothic/Dark Metal. Lässt man das offensichtliche Lampenfieber mal außen vor, haben die jungen Leutchen sich bei ihrem Debüt recht ordentlich geschlagen. Zu deutlich wahrnehmbar besserem Sound als noch beim Opener spielte sich vor allem das Gitarrentalent Evan K. in den Vordergrund. Ich gebe das an dieser Stelle gleich mal zu, er war auch der Grund, warum ich eigentlich heute hier war, denn er hatte mich bereits mit seinem Soloalbum „Blue Lightning“ (2016) und als Gitarrist von MYSTIC PROPHECY im letzten Herbst überzeugt. Neben seinem Frontengelchen war der Deutsch-Grieche dann auch der Aktivposten der Show, denn er turnte zu seiner superben Gitarrenbeherrschung ständig auf den Monitoren herum, was ordentlich was fürs Auge abwarf. Das war es auch, was mich bei der Stange hielt, denn das Songmaterial war zwar nicht schlecht, aber auch nicht innovativ und mir in Teilbereichen sogar zu poppig. Die Musik des 5ers kommt zudem um Jahre zu spät, denn der Markt hierfür ist überfüllt, abgegrast und auf dem absteigenden Ast. Selbst vergleichbar große Bands wie NIGHTWISH, EVANESCENE und Konsorten haben damit zu kämpfen. Stimmung vermochten sie dennoch bei den Anwesenden zu verbreiten, auch wenn diese im abschließenden TEXAS Pop-Cover „Summer Son“ gipfelte. Nun bleibt abzuwarten, was die Aschaffenburger aus den Erkenntnissen ihres Live-Testballons ziehen werden.
Auf jeden Fall sollten sie über den Eintrittspreis der nächsten Show(s) nachdenken, denn 15 € für zwei Bands, die nur je 40 Minuten Spielzeit ablieferten, sorgte bei einigen lokalen Besuchern nach dem Konzert für deutlich geäußerten Unmut.
Fotos mit freundlicher Genehmingung von Eric Van Reem