VISIGOTH – Weiher

03 Visigoth Flyer

Konzert vom 09.03.18
Weiher, Live Music Hall
Support: ABANDONED, BASTARD NATION

Homepage:
VISIGOTH
ABANDONED
BASTARD NATION

Ständig hört man auf Konzerten oder liest in diversen Foren, dass es keine innovativen Bands mehr geben würde, die das Erbe der langsam sich zur Ruhe setzenden Dinos antreten könnten/würden. Nun, ich für meinen Teil habe im letzten Jahr in dieser Hinsicht NIGHT DEMON auf dem Live-Sektor und aktuell den heutigen Headliner vollumfänglich für mich entdeckt. So kam es auch, dass ich mir VISIGOTH auf ihrer Europarundreise innerhalb von sechs Tagen gleich zweimal anschauen wollte/musste.

03 Bastard Nation

Die „Hall“ in Mörlenbach-Weiher, wie sie liebevoll auch genannt wird, ist immer eine Reise in den schönen Odenwald wert. Da ist es eigentlich fast egal, welche Band dort gerade spielt. Heute stand als Opener die Pfälzer Formation BASTARD NATION auf der Bühne. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, war ihr etatmäßiger Sänger krankheitsbedingt hierbei gar nicht am Start und der Part der Leadvocals wurde von einem der beiden Gitarristen übernommen, wobei dieser nicht nur bei den Ansagen von seinem Bassmann tatkräftige Unterstützung erhielt. Ihr oldschool lastiger Heavy Metal, der auch Thrash- und Power Metal-Anleihen enthielt, war bei Teilen des Publikums des schon zu Beginn gut besuchten Konzertabends offensichtlich bekannt, denn hier und da gab es interaktive Zurufe aus dem Publikum und teilweise auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus nach den einzelnen Stücken im Rahmen ihres 45-minütigen Stelldicheins.

03 Abandoned

Die südhessischen ABANDONED hatte ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Nun, ich bin ja jetzt auch nicht wirklich ein Thrash-Fan und so überschneiden sich die Konzerte, zu denen der 4er gebucht wird, auch nicht wirklich oft mit von mir besuchten Veranstaltungen zu diesem Genre. Schade eigentlich, denn das Quartett machte hier nicht nur optisch was her. Neben viel Gebänge kam Klamauk auch nicht zu kurz. Wenn Vorturner Eric Kaldschmidt in herzhaftem Riedstädter Platt die Odenwälder zum Rededuell oder sonstigen Interaktionen forderte, war der der eine oder andere Lacher schon im Ansatz vorprogrammiert. Für mich „neu“ war die Aufstellung mit eigentlich drei Gitarristen, wobei Holger Ziegler und Torsten Schweickart sich den Bass hälftig während des Sets teilten. Offensichtlich hat man nach dem Abgang von Günter „Günt“ Auschrat zu THE NEW BLACK hier keinen passenden Tieftöner finden bzw. integrieren können. Da es offensichtlich funktioniert und jeder der Gitarristen mehr oder weniger damit leben kann, soll das wohl so sein. Songs wie „Disorder“, „Fuck You Bastard“ und „Too Blind To See“ als Block aneinander gereiht kamen einem Abriss gleich und wurden selbst von der kompletten VISIGOTH Saitenfraktion aus dem Publikum heraus beäugt. Ganz nebenbei gab es sogar Fernsehgeschichtsunterricht von Kalli frei Haus. Wer in den 70ern schon Sendungen wie „Bonanza“ oder „Sandokan“ gesehen hat bzw. diese kennt, erfuhr in „Sands Of Time“ eine bandeigene Würdigung dazu. Ach ja, für diejenigen, die Umgangsformen wie „Dankeschön“ bzw. „Bitteschön“ in ihrem Wortschatz vergessen haben oder ihn bei anderen missen, Kalli erklärt das praktisch und einfach verständlich nach den jeweiligen Songs und spätestens am Ende des Sets hat das jeder wieder drauf. Und es sei angemerkt, es hat keine 45 Minuten gedauert, bis das jeder im Saal verstanden hatte. Cooler Auftritt mit hohem Spaßfaktor!

03 Visigoth

VISIGOTH, aktuell das Zugpferd in Sachen Epic/True/Heavy Metal in Europa. Wohl denen Veranstaltern, die zu deren Winterrun 2018 auf dieses Pferd setzten, denn die Läden dürften sich ordentlich gefüllt haben. Ich selbst hatte bis vor kurzem noch gar nichts von den Jungs aus Salt Lake City gehört, bis Anfang diesen Jahres ihr 2. Longplayer „Conqueror's Oath“ bei mir zupackte. Kurzum, sie waren der Grund für meine Entscheidung zu einem Besuch des FullMetall Osthessens. Völlig geplättet vom dortigen Auftritt folgte sechs Tage später die Fortsetzung in der Live Music Hall. Sänger Jake Rogers, dessen Stimme in Niederaula nach seinem famosen Auftritt krankheitsbedingt völlig am Ende war, schien ein paar freie Tage danach genutzt zu haben, um hier in Weiher erneut zur Hochform aufzulaufen. Gesanglich ist der Junge einfach der Hammer. Dieser unbändige Wille unter Einsatz von geschickt eingesetzten Gestiken das Publikum packen zu wollen, ist allgegenwärtig und bindet den Zuschauer förmlich, seine Blicke nicht von der Bühne zu lassen. Passend dazu diese kurzen „Uhh“-Ausstöße bei Ohrwürmern wie „Outlive Them All“, „Hammerforged“ oder „Warrior Queen“. Dieser kleine und doch große Mann brillierte trotz immer noch angeschlagener Stimme bei fast jedem Stück. Für mich absolut fesselnd die episch balladesken Gesangspassagen wie bei „Traitors Gate“. Dazu die perfekt eingespielte Band. Ehrgeizig und blutleckend – Attribute, die viele junge Musiker heute vermissen lassen. Das sah nicht nur ehrlich aus, das fühlte sich auch so an. Auch wenn die Setlist nahezu gleich (oder sogar identisch) war und die Show nur exakt 60 Minuten dauerte, das störte fast keinen in der sehr gut gefüllten Hall, in welcher nahezu jeder Zweite die Songs ausgelassen lautstark mitperformte. Für die vorderen Reihen dürfte daher Jakes Ausflug ins Publikum zum allerletzten Refrain des Abends das i-Tüpfelchen zu einem berauschenden Konzertfest gewesen sein. Dass der 5er das anschließende Bad in der Menge genossen haben dürfte, muss ich eigentlich nicht extra erwähnen. Jeder, und das meine ich wörtlich, der ein Foto, Autogramm haben oder auch nur einen kurzen Plausch führen wollte, wurde bedient. Hoffentlich wird die Zeit bis die Jungs wieder den Weg über den großen Teich zu uns finden nicht all zu lange. Schenkte man dem krächzenden Jake Glauben, soll das schon im kommenden Herbst der Fall sein.