JOE BONAMASSA – Frankfurt/M.

03 Joe Bonamassa Flyer

Konzert vom 20.03.18
Frankfurt/M., Jahrhunderthalle

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JOE BONAMASSA

Mittlerweile soll es ja zum guten Ton gehören, zumindest einmal im Leben JOE BONAMASSA live erlebt zu haben. Wer ein Video von einem seiner früheren Konzerte gesehen hat, wird wohl eher sagen, dass es sogar ein MUSS ist, mal „dabei“ gewesen zu sein. Für mich war die aktuelle "Guitar Event of The Year"-Tour der Einstieg in dieses bonamassasche Gitarrenereignis. Tourauftakt der Deutschland-Shows in Frankfurt/M., ausverkaufte Jahrhunderthalle an zwei aufeinanderfolgenden Tagen – alles Attribute, die auf ein Konzerthighlight hindeuteten.
Schon kurz nach Einlass betrat ich das Foyer der Jahrhunderthalle. Meinem Erstaunen ob der fehlenden Schlange am Einlass wie bei ausverkauften Metalkonzerten eigentlich üblich, folgte die Verwunderung über das Konsumverhalten der zahlreichen Gäste bei den Getränken. Wein-, Sekt- und Wasserbestellungen hatten deutlich ggü. den Wünschen nach einem Bier die Oberhand. Der Hinweis, dass Punkt acht ohne vorherigen Gong (sonst Standard) die Show ohne Vorgruppe beginnen würde, war Gold wert. Von meinem zugewiesenen Sitzplatz im Hochparkett aus war dann auch noch beste Sicht auf die Bühne garantiert. Genau mein Ding, um sich auf das BONAMASSA-Experience in entspannter Atmosphäre einzulassen.

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Nachdem der gebürtige New Yorker in seinem schwarzen Anzug, zurückgegelten Haaren und seiner schmalen Sonnenbrille auf die Bühne stürmte und das erste Stück runterzockte versuchte ich zunächst, das Ganze für mich stilistisch einzuordnen. Ein Blues Brother in der Haut eines Men in Black kam mir zwangsläufig in den Sinn. Weit davon entfernt war das noch nicht mal, denn spätestens während dem dritten Song, einer wirklich coolen Bluesnummer namens „Just Cause You Can“, wurde ich von dem Gitarrenvirtuosen „geblitzdingst“. Ohne mich vorher mit dem Gitarrenhero näher beschäftigt zu haben, ließ ich Song für Song einfach auf mich wirken. Fast schon unglaublich, welch Leidenschaftlichkeit und Virtuosität die Musiker, und hier beziehe ich die Band vollumfänglich mit ein, an den Tag legten. Nahezu jeder Song beinhaltet Fragmente von Stücken bekannter Kombos wie etwa DEEP PURPLE, RAINBOW oder GUNS ‘N ROSES, um nur einige zu nennen. Es gab auch keine 4-Minuten-Stücke zu hören. Jeder Song hat eine Mindestdauer von 7 Minuten, und keine Sekunde davon war langweilig. Meine Einschätzung, dass dieses Konzert ein reiner Bluesabend werden könnte, war auch schnell widerlegt. Sphärisch, mystisch, wie PINK FLOYD zu ihrer Hochzeit die Songs komponierten, mutete z. B. „ Self-Inflicted Wounds” an. Auch wurden die 130 Konzertminuten des heutigen Abends zu keiner One-Man-Show. „I get Evil“ in Blues Brothers Manier beinhaltete je ein klasse Trompeten- (Lee Thornburg, Ex-SUPERTRAMP, ROD STEWART, HUEY LEWIS etc.) als auch Klaviersolo (Reese Wynans, THE ALLMAN BROTHERS, STEVIE RAY VAUGHAN). War bisher Ufo Walter (RANDY HANSEN) mein auserkorenes Groove Monster am Bass, gesellt sich ab heute auf dem gleichen Sockel Michael Rhodes (MARK KNOPFLER, JOHNNY CASH, WILLIE NELSON, ELTON JOHN, STEVIE NICKS u. v. a.) dazu. Ein schier unglaubliches Taktgefühl legte dieser Mann an den Tag. „Breaking Up Someone’s Home“ wurde so nicht nur für mich zu einem kleinen Groove-Highlight des Abends, sondern wohl auch für zwei Damen im Gang neben mir, die hier eine spontane Tanzeinlage einfließen ließen.

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Hiernach, also nach gut einer Stunde Spielzeit, die erste Ansage des Großmeisters inkl. Begrüßung des Publikums, Vorstellung der Band (verdientermaßen unter lautstarkem Jubel) und Aufklärung, dass eben die ersten vier Stücke vom neuen, erst im kommenden Herbst erscheinenden Album stammen würden. Als erstes Stück nach dieser Verschnaufpause folgte „Slow Train“ und somit gleich ein weiteres Highlight. Hier brillierten die beiden australischen (Background)Sängerinnen Jade McRae & Juanita Tippins. Welche von beiden auch immer es war, beim Gesangssolo hatte ich mit geschlossenen Augen das Gefühl, dass hier die Soulröhre Aretha Franklin am Mikrofon stehen würde - Gänsehaut pur! Auch cool, die Boogie-lastige Nummer „Boogie With Stu”. Hier fühlte man fast schon die Unruhe diverser Hintern, endlich von den Stühlen aufstehen zu dürfen, welche der Großmeister dann zu „Last Kiss” erlöste und das Publikum bat, aufzustehen. Viele nutzten diese Chance und stürmten vor zur Bühne. Warum erfuhr ich in den nächsten gefühlten 15 Minuten. Nach „No Good Place For The Lonely” dachte ich, dass es keine Steigerung mehr in Sachen Gitarrensolo geben könnte. Weit gefehlt, es gab sie mit „How Many More Times”. So etwas bezeichnet man wohl als ein Grand Finale. Über die zwei Stunden habe ich fünf Gitarren gezählt, die Bonamassa heute gespielt hat. Hier an/mit der Fender Telecaster (?) zeigte er vollumfänglich, was man als Könner so alles mit einer Gitarre anstellen kann. Bezeichnen wir es einfach mal als Lehrstunde. Wäre ich Gitarrist, wäre ich hiernach heimgefahren, hätte meine Klampfe noch einmal angeguckt und eingemottet. Ich hätte mich schlichtweg nur noch unwürdig gefühlt.
Die kurze Unterbrechung bis zur 2. Ansage/Verabschiedung brauchte ich nun auch, um meinen vor Staunen nach unten geklappten Unterkiefer wieder in die richtige Position zu bringen. Dass Bonamassa auch Entertainerqualitäten besitzt, bewies er bei der Abschiedsrede vor dem endgültigen Schlusspunkt mit “Hummingbird”, wobei dieser Song für mich fast schon zur Nebensache geriet. Wahrlich ein Konzert-Highlight im Musikjahr 2018!

Setlist:
King Bee Shakedown
Evil Mama
Just Cause You Can
Self-Inflicted Wounds
I Get Evil
No Good Place For The Lonely
How Deep This River Runs
Breaking Up Someone’s Home
Slow Train
Driving Towards The Daylight
Boogie With Stu
Last Kiss
How Many More Times
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Hummingbird

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Marc Debus (Promoportal Germany)