TAUNUS METAL FESTIVAL X - Oberursel
Festival vom 06.04. - 07.04.18
Oberursel, Burgwiesenhalle
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TAUNUS-METAL-FESTIVAL
In Memory of Sir Law
TMF-Freitag, 06.04.18
Feuerflammensäulen auf kanadischem Stahl!
„In Erinnerung an Sir Law“ - ehren- und respektvoller konnte der Titel der 10. Ausgabe das Jubiläums-TAUNUS-METAL-FESTIVAL nicht lauten, d. h. - zwei Tage pure Fuckin' Metal – kein Mainstream-Shit! Dafür steht das einmal jährlich in der Burgwiesenhalle Oberursel stattfindende Taunus Metal-Festival, hier regiert der pure Metal-Underground! Schon aus diesem Grund ist das Festival immer einen Besuch wert.
Wichtige Infos zunächst vorab:
Aufgrund von Zwischenfällen die auf höhere Gewalt zurückgehen, kam es zu einigen Änderungen im Programm-Ablauf. Die Koblenzer Thrash-Metaller ADDICT müssen ihren Auftritt durch einen überraschenden Todesfalles bedingt absagen, dafür springt die deutsch/niederländische True-Metal-Combo STEEL SHOCK in die Bresche. Aufgrund eines Unfalls brach sich LONEWOLF-Sänger/Gitarrist Jens Börner die Hand, weshalb auch die deutsch/französischen Heavy/Speedster in der Ausfall-Liste erscheinen. Ein Riesenkompliment geht an das Veranstalter-Team vom Taunus-Metal e. V., das rechtzeitig für Ersatz sorgte, womit auch die vollständige Anzahl auftretender Bands ordnungsgemäß erfüllt wurde.
Das 10jährige Jubiläum des TAUNUS METAL FESTIVALS sollte ein ganz besonderes werden. Schade, dass Festivalgründer Andreas Freitag es nicht mehr auf Erden miterleben konnte. Eine ihm zu Ehren gewidmete Gedenktafel auf der linken und seine Kutte auf der rechten Seite der Bühne signalisieren deutlich: Leute, dieses Festival ist für euch, macht etwas draus, geht zu den Bands, feiert ab, lasst es krachen! Es ist eure Musik für die ihr kämpft, es sind eure Emotionen die ihr freilasst und es ist eure verdammte Pflicht etwas dafür zu tun! Es ist als hätten die Leute die Worte beherzigt, so voll wie auf dem TMF-Freitag war die kampferprobte Location lange nicht gefüllt. Auch das TMF-Team dem es wirklich zu gönnen ist, zeigt sich erfreut.
Acts wie ANGEL CRYPT und NIGHT VIPER gehen mir leider flöten, so beginnt das Taunus Metal für mich mit einer gnadenlos kräftigen Portion Thrash, direkt und voll auf die Fresse!
SPACE CHASER
SPACE CHASER sind immer ein Garant für tobende Circle oder Moshpits inklusive Crowdsurfen, so auch in der Burgwiesenhalle, die sie binnen weniger Minuten in Ausnahmezustand versetzen. Viele haben sich auf die Skate-Punk-Thrasher aus Berlin gefreut, deren Songrepertoire von der frühen ersten EP „Decapitron“ über „Thrashold“, „Interstellar Overlords“, „Predator“ „Atomcrusher“, „The Harbinger“ bis zur aktuellsten Single „“Flight of the Atlas“ reicht. Wer soviele prächtig zündende Live-Groovehämmer am Start hat, die das Fanklientel zwischen ANTHRAX, EXODUS, SUICIDAL TENDENCIES, OVERKILL, VOIVOD und DR. LIVING DEAD gnadenlos in Verzückung versetzen, bringt richtig ausnahmslos Stimmung in die Halle. Bei den Berlinern ist ständig viel Dynamik und Bewegung drin. Ruhig stehen bleiben tut bei den herrlich durchgeknallten Space-Thrashern ohnehin keiner, es sei denn er/sie ist kein wirklicher Thrash-Fan.
GODSLAVE
Wahnsinn wieviel höllisch derbe Power die Truppe aus dem Saarland versprüht. Durch ein euphorisches Review eines Kollegen auf GODSLAVE aufmerksam geworden, der das aktuell für mächtig Furore sorgende Album Reborn Again geradezu mit Lobeshymnen bedachte, war die Entscheidung von Anfang an klar: Die Thrasher musst du mitnehmen! Eine Entscheidung, die sich als lohnenswert herausstellte. OVERKILL trifft KREATOR in Verbindung zu EXODUS könnte man es im groben beschreiben, was GODSLAVE auf der Bühne abfeuern, zumal auch das Stageacting der Jungs bei jeder Abrissbirne beeindruckend ist! Auch der schnell binnen weniger Minuten sich im Laufe des Sets bildendende Pit geht nach allen Regeln der Kunst steil! Das „Anstoßen auf Law“, das mir mir am Nachmittag verwehrt blieb, wird amtlich nachgeholt - denn auch die Jungs wissen nur allzu gut, dass sie ohne den Festivalvater Andreas Freitag „The Law“ überhaupt nicht auf dieser Bühne stehen würden. Geschosse wie „To The Flame“, „Burn You All“, „Slaves To The Black“ oder „Bloodbound Pack“ sägen alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt, da bleibt kaum einer auch nur einen Moment lang ruhig stehen. Axtschwinger Manni gönnt sich einfach mal mittendrin den Spaß, schwitzend von der Bühne steigend mit hoch erhobener Sechssaitigen sich unter die Fans mischend mit der GODSLAVE-Anhängerschaft kräftig abzurocken wie Sau, das kein Auge trocken bleibt, wobei die Leute reihenweise durchdrehen. Frontmann The Slavegrunter will alle Köpfe headbangenden sehen, der Großteil sieht sich bei derartiger Aufforderung zu Recht in der Pflicht, die Burgwiesenhalle tobt! Dazu unternimmt er selbst mit dem Mikro in der Hand garstigen Thrash-Shouts verteilend einen Ausflug ins zahlreich anwesende Publikum, hur um zusammen mit und in der Fanschar shoutend ins Mikro zu brüllen und zu headbangen, großartig! Das ist echtes Heavy Metal-Feeling. Nach dem fetten Gig und einer schwitzenden Meute bleibt festzuhalten: GODSLAVE waren ein phänomenaler Gewinn für das Festival, die sympathischen Saarländer dürfen gern alsbald (vielleicht in zwei Jahren?) wiederkommen.
STALLION
Die süddeutschen Heavy Speedster STALLION direkt nach den Thrashern Godslave zu platzieren war eine Topentscheidung. Schon lange keine unbekannten mehr, entwickelt sich der Baden-Württemberg-Fünfer zum größten Zuschauermagnet des Tages. Sogar ein größerer PIT - für Bands wie STALLION eher ungewöhnlich - bildet sich. Krachend sich in die Herzen der Fans spielendes Material haben STALLION ohnehin genug am Start, egal ob die Nummern „Stigmatized“ oder „Underground Society“ heißen. Zum Finale dürfen „The Devil never Sleeps“ und die Überhymmne „Canadian Steel“ - vollmundig aus heißerer Kehle von den Fans mitgebrüllt - nicht fehlen. STALLION bedanken sich am Ende noch einmal ganz besonders beim Veranstalter für einen Top-Sound, wie man ihn nur selten bekommt. Beim Taunus Metal ist das möglich.
ASSASSIN
Treffen erst kurz vor dem STALLION-Auftritt mit dem Bus auf dem Gelände ein. „The Upcoming Terror“ und „Interstellar Experience“ sind zwei Thrash-Granaten, über die es keiner großen Worte bedarf, die echte Szenelunatics - kein wenn und aber möglich - kennen müssen. Resonanztechnisch liegen ASSASSIN hinter Godslave und Stallion überraschenderweise weit zurück. Die öfters mit ins Publikum gestreuten Modern Death-Growls verfehlen ihre Wirkung schon etwas, an einigen Stellen klingt es mehr nach Metalcore denn Mega-Thrash. Das kann doch nicht - auch wenn es mir weh tut, dies zu schreiben - im Sinne einer Band wie ASSASSIN sein, die an den Instrumenten hervorragend agiert. Shouter Ingo ist durchaus in der Lage, heißere Thrash-Shouts gut einzusetzen, doch sollte er das viel öfter tun statt in der modernen Ecke zu verweilen, die so gar nicht zum ASSASSIN-Sound passen will. Immerhin bekommt das restlich verbliebene Fanklientel noch kräftig auf die Rübe, um nach knapp 45-Minütiger Darbietung zufrieden aus der Halle zu traben.
Endresümeé Tag 1:
Die kleine Zwischenbilanz fällt bis dahin schon mal richtig gut aus.
Der Festival-Freitag war schon mal ein ganz toller Erfolg für das T.M.F.-Team. Über 600 Karten wurden abgesetzt. Bei den Auftritten tobte der Bär, bzw. das Wildschwein (Festivalmaskottchen des TMF) Ich ahne, dass es am Samstag sogar noch weitaus voller wird...
TMF-Samstag 07.04.18
Hüter des Undergrounds treffen auf den Zauberer
Bereits am Freitag Nachmittag deutet sich an, heute wird es in der Burgwiesenhalle und um die Location so richtig voll. Bevor die Münchener Thrash-Combo HATEFUL AGONY den Knüppel aus dem Sack holen darf, bietet sich schon ein beeindruckendes Bild auf dem Gelände. Das hebt die Stimmung erst recht.
HATEFUL AGONY
Gerade frisch angekommen, Zeit für eine Runde pfeilschnellen knallharten Schädelspalter-Thrash aus München. HATEFUL AGONY geben sich die Ehre. Wer normalen Thash erwartet kann sich ganz warm anziehen. HATEFUL AGONY spielen Hochgeschwindigkeits-Thrash brutalster Sorte. Der von alten Bay Area-Helden wie SLAYER, EXODUS, FORBIDDEN und VIOLENCE beeinflusste, knallhart mit dem Kopf durch die Wand sich schreddernde Thrashmetal findet schon mal recht guten Anklang. Solch ein sich mit purer Brachialität seinen Weg zum Publikum suchendes Hobel-Thrashbrett wie es HATEFUL AGONY live on Stage zelebrieren, begegnet einem längst nicht überall. Die Münchener machen mit ihrem brutal rotzigen Thrashgebolze im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen. Auch wenn ich bislang keinen ihrer Songs kannte, bin ich hinterher um eine interessante Erfahrung reicher. Knüppelharten Oldschool-Thrash klassischer Bay Area-Schule mit Eierschleifer-Garantie gibt es nicht nur in den Vereinigten Staaten sondern auch hierzulande. Die Münchener HATEFUL AGONY wissen also definitiv wie‘s geht!
ABANDONED
Sich mit Klassikern von METALLICA(„The Four Horseman“) und BLITZKRIEG („Blitzkrieg“) in ruppiger Thrash-Jamsession einzuspielen ist wahrlich keine schlechte Idee. Das Stimmungslevel bei ABANDONED ist schon binnen weniger Minuten erreicht, noch ehe es richtig losgeht. Thrashgeschosse wie „To Blind To See“ oder „Sense of Time“ verfehlen ihre Wirkung beim heftig abgehenden Publikum nicht, das die Darmstädter schon am Nachmittag völlig zu recht kräftig abfeiert. Wer ein solch energisches Stageacting auf der Bühne abreisst, muss automatisch die Fan-Meute mitziehen. Das tun ABANDONED permanent und bestätigen fünfundvierzig Minuten lang einmal mehr ihren Ruf als guter Thrashact. Viel Applaus und vereinzelt Zugaberufe bestätigen, dass ABANDONED alles richtig gemacht haben. In der Form ist die Band immer eine sichere Bank.
ELVENPATH
Nicht nur im Rahmen ihres Heimspiels sind ELVENPATH immer eine sichere Bank für guten Powermetal. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich klassischer Powermetal alter Schule mit griffigen Melodien, kernigen Riffs und bombastischem Hymnenformat anfühlt, sollte unbedingt mal einen Live-Gig von ELVENPATH besuchen. Die Stimmung ist sogar noch besser als vor zwei Jahren. ELVENPATH räumen mächtig beim Publikum ab. Die bärenstark aufspielende Gitarrenfraktion Till Oberboßel und Oliver Rossow zeigt zusammen mit Bassist Christian Flindt ein topfittes Stageacting und gern auch mal eindrucksvolle Posen. Schlagzeuger Manuel Appel haut mit so viel Wucht auf Becken und Felle, das es eine Wonne ist, womit er seine Vorderleute permanent zu Höchstleistungen antreibt. Shouter Dragutin Kremenovic hat seinen eigenen unverwechselbaren und zugleich ausdrucksstarken Gesangsstil. Der vom Gig begeisterte ELVENPATH-Fronter springt zur Festivalhymne „Wild Boars of Steel“ mitten in die Fan-Masse, die ihn bejubelt als wären ELVENPATH der eigentliche Tagesheadliner. Da geht richtig im wahrsten Sinne des Wortes die Sau ab: Das Festivalmaskotchen, der wilde Eber des Stahls erklimmt die Bühne und animiert das Publikum. Alle sind in ausgelassener Stimmung und vergessen alles um sich herum. Es hagelt langhaltenden Applaus und Zugabe-Rufe. Nach sechs Stücken ist die Spielzeit für ELVENPATH bedauerlicherweise auch schon wieder vorbei.
Am Ende bleibt mir - stellvertretend für zahlreich anwesende Fans - nur eines zu sagen: Großartig! Danke ELVENPATH für eine dreiviertelstunde Power Metal in Reinstahl-Kultur. Das war trotz der guten Vorstellung von ABANDONED schon mal ein erstes echtes Tagehighlight, dem ganz sicher noch einige weitere folgen werden...
In der Umbaupause schallt noch kräftig Musik von der neuen JUDAS PRIEST - Firepower, meinem derzeitigen Album-Topfavoriten aus den Boxen, stimmungsmäßig ist alles im grünen Bereich.
FATAL EMBRACE
drehen erneut an der knüppel-thrashenden Schraube, wobei die Ost-Metaller u. a. von Acts wie KREATOR, TESTAMENT, WHIPLASH, DARK ANGEL, SODOM oder DEMOLITION HAMMER beeinflusst sein dürften, in deren Schnittmenge ihr Songmaterial einzusortieren ist. FATAL EMBRACE ziehen mit ihrem Oldschool-Thrash konsequent bis zum Schluss ihr Ding durch, obwohl zwischen dem vorderem Hallendrittel, wo die Fans dicht in Reihe stehen und dem hinteren Bereich erhebliche Lücken im Publikum feststellbar sind. Den Berlinern ist das egal, ihr rauer lupenreiner, alles zertrümmernder Oldschool-Thrash dröhnt bis in den letzten Winkel der Burgwiesenhalle. Das Stageacting der Band könnte spritziger sein. Akzente setzt vor allem der öfters in wilder Pose mit dem Mikro von einer Seite zur anderen über die Bühne stapfende Fronter Dirk Heiland. Das Schlagzeug macht ordentlich Druck, auch die Gitarren, wenngleich die Seitenfraktion intensiv auf ihre Instrumente konzentriert ist. FATAL EMBRACE liegen irgendwo in der zweiten bis dritten Liga guter Thrash-Bands. „Dark Pounding Steel“ ist den wahren Metalfans gewidmet, es ist ein brutal ehrliches Statement gegen Trittbrettfahrer und Trendarschlöcher. Die Ansage von FATAL EMBRACE-Sänger Dirk „Heiländer“ Heiland, das Festivalgründer Andi Freitag zusammen mit Lemmy im Himmel ein Bier trinkt, lässt mich schnell erahnen was kommt: Ein MOTÖRHEAD-Cover! Gewählt wurde „Killed By Death“, das Stück haut immer amtlich rein, wenn es gespielt wird. Mit „Trapped“ und „Ultimate“ werden noch zwei schwere Kaliber nachgeschoben, dann verlassen FATAL EMBRACE die Bühne. Aus meiner Sicht war's ein guter Auftritt, der überzeugte.
TUMORBOY
Wie lässt sich die Musik von TUMORBOY aus China beschreiben? Was mir und vielen anderen in einer zu früher Abendzeit top-gefüllten Halle so wuchtig direkt, wie mit der Faust aufs Auge, entgegendröhnt lässt sich im groben wie folgt beschreiben: AGENT STEEL trifft METAL LUCIFER und OVERKILL in um einiges schnellerer Version auf Speed. Geht's noch schneller? Ja, es geht - und wie! TUMORBOY lassen die vor ihnen platzierten Oldschool-Thrasher FATAL EMBRACE, die ihrerseits einen wirklich guten Gig hinlegten, betreffs Publikumsresonanz und Stageacting fast schon blass aussehen. In der Halle geht ein mächtiger PIT zu Hyperspeed-Granaten wie „Noise Beer“, „Infect“, „Sacrifice“, „Acid Rain“ und „Executed“ bis unter die Decke steil. Die Chinesen sind trotz des Fehlens ihres Original-Sängers (dem die Einreise nach Deutschland aus welchem Grund auch immer verweigert wurde) eine derart geballte Livemacht, die ausnahmslos alles an die Wand bläst und den Saal völlig zum Kochen bringt. Der schwarzhaarig gelockte Ersatzmann hat, so viel bleibt bis zum Schluss festzuhalten, einen tollen Job gemacht, dass der amtliche Sänger an diesem Tag überraschenderweise kaum vermisst wird. Aber die Sorge, dass der sich jetzt eine neue Band suchen muss, ist wohl eher unbegründet, wie mir ein Kumpel danach feuchtfröhlich gelaunt ins Ohr flüstert. Der mit dem gnadenlosen Rausschmeißer „Kiss My Ass“ endende Gig hat wieder einmal gezeigt, dass gerade die Exoten beim TMF stets für faustdicke Überraschungen sorgen. TUMORBOY haben das Gesetz der Serie locker gehalten. War das ein fetter Abriss, dass die Wände wackeln! Was für eine beeindruckende Darbietung des nach ELVENPATH zweiten Tageshighlights. Die Chinesen dürfen gerne wieder kommen.
WITCHBURNER schenken wir uns. Der Burger n' Pommes-Stand ist uns preislich (was nicht dem Veranstalter vom TMF geschuldet ist) definitiv viel zu teuer (6,50 – 8 Euro für so eine Fettbombe? -Nee, das geht mal überhaupt nicht!) Uns reicht eine Bockwurst mit Brötchen an der Tankstelle. Bitte holt nächstes Jahr erneut wieder die beiden Pavillions mit Döner und Grillwürsten. Zum einen ist die Auswahl größer, zum anderen sind auch die Preise für den Genusshappen des leiblichen Wohls bei weitem humaner...
Eigentlich sollten LONEWOLF zum Jubiläum aufspielen, was durch eine Verletzung an der Hand von Sänger und Gitarrist Jens Börner bedauerlicher unmöglich wurde. Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: LONEWOLF sind für nächstes Jahr bestätigt um den ausgefallenen Gig amtlich nachzuholen. Durch den kurzfristigen Ausfall der Deutsch-Französischen Freundschaft ergaben sich einige Änderungen im Programm.
REBELLION
Der letzte REBELLION-Gig, den ich mitnahm, liegt schon eine Weile zurück (auf dem FMO 2015). Einige Überraschungen haben REBELLION heute im Programm, deren Set heute sowohl aus älterem Material vom Mac Beth-Erstling und neueren Stücken des letztem Outputs „A Tragendy In Steel Part II: Shakespeare’s King Lear“ besteht. Es erweist sich als riskantes Unternehmen, auf einem Festival so viele neue Songs in die Setlist aufzunehmen. So nimmt der REBELLION-Gig erst nach etwa drei Stücken schrittweise Fahrt auf. Das als Videoclip vorab veröffentlichte „A Fool's Tale“ und „Storm and Tempest“ vom neuen Album wissen live durchaus Akzente zu setzen. „Evil Speaks“, „Disdaining Fortune“, „Letters of Blood“ und „Die with Harness on Your Back“ vom Debut erweisen sich als Stimmungshöhepunkte. Sänger Michael Seifert ist bis kurz vor Schluss ständig bemüht, das Publikum anzufeuern. Bei der knappen Spielzeit von fünfundvierzig Minuten verwundert es umso mehr, warum die Truppe ausgerechnet von der erfolgreichen 'Wikinger-Trilogie' nur das mit schwedischen Volksgesängen eröffnete, sich zum Powerspeed-Geschoss steigernde dem Wasa-Vaterland huldigende Hymnenstück „Sweden“ bringt, während das überzeugende Teutonenhelden-Epos 'Arminus Furor Teutonicus' nahezu vollkommen unberücksichtigt bleibt. Daher wundert es nicht, warum lediglich ein Teil der Fans völlig außer Rand und Band gerät, während sich ebenso viele andere das Treiben auf den Brettern aus ruhigerem Blickwinkel anschauen. Sich unerwartet mit dem GRAVE DIGGER-Klassiker „Rebellion (The Clans are Marching...“) zu verabschieden, treibt das Stimmungslevel zum Schluss noch einmal in die Höhe. Sogar die ersten Tanzeinlagen in Serie ohne irgendeinen Circle Pit sind zu verzeichnen. Insgesamt haben REBELLION ordentlich aber nicht restlos überzeugend vorgelegt.
Taunus Metal meldet „ausverkauft“!
Wie mir durch eine zuverlässige Quelle kurz vor dem Headliner-Auftritt von WIZARD zu Ohren kommt, vermeldet der Veranstalter des T.M.F. Zum ersten Mal seit Bestehens „ausverkauft!“. 700 zahlende Gäste in der Burgwiesenhalle in Oberursel am Himrich, das hat es in der Festivalgeschichte noch nie gegeben! Gratulation und mein freudiger Zuspruch geht an das gesamte wie immer sympathische Team des Taunus Metal e.V. - Endlich wird eure harte Arbeit so gewürdigt, wie es sein muss. Auch wenn Gründer Andreas „The Law“ Freitag, der die Basis für all das schuf, traurigerweise nicht mehr dabei sein kann, jetzt fährt sein Team die Früchte jahrelangem harten Schaffens verdientermaßen ein. Auf dieser Grundlage sind in den nächsten Jahre weitere T.M.F.-Festivals mit hochinteressanten Billings zum fanfreundlichen Preis möglich, die hoffentlich wieder ebenso gute Besucherzahlen mit sich bringen.
WIZARD
Sechzig Minuten epischer Power Metal stehen als nächstes auf dem Programm. Nach einer kurzen Disco-Spaßeinlage angestimmt von mehreren Fans in einheitlich orangen T-Shirts (die einem Junggesellen-Abschied angehören) verkündet Sven D' Anna das Wort zum Samstag, in dem er klar zu verstehen gibt, das man hier auf einem Heavy Metal-Konzert ist, womit dementsprechend auch die nächsten 60 Minuten voll und ganz dem klassischen Heavy Metal gehören sollen. Kräftiger Applaus, dann geht es im prächtig gefüllten Areal vor und auf der Bühne mächtig ab. WIZARD gehören schon lange zu meinen Faves auf dem klassischen True Metal Sektor hierzulande. „Midgard's Guardian“ vom Thor-Album eröffnet den Reigen, dabei dröhnen lautstarke Ohohoo-Singalongs von der kräftig in Stimmung befindlichen Fan-Meute bis unter die Decke der Burgwiesenhalle, gefolgt von zwei Stücken des aktuellen Outputs 'Fallen Kings' („Liar and Betrayer“ und „We are the Masses“). Bei „The Visitor“ gönnt sich WIZARD-Fronter Sven D' Anna eine von der Anhängerschaft ehrfürchtig bestaunte Feuerspuck-Einlage. Das Odin-Album erfährt verdientermaßen durch das flotte „Betrayer“ und das hymnische „Hall of Odin“ seine Würdigung. Statt „Live Your Life“ vom aktuellen Output hätte ich mir einen weiteren Klassiker gewünscht. „Wizard Until the End“ schlägt live besser als erwartet ein, womit das neue Album 'Fallen Kings' ausreichend vertreten ist. Das Stück hält einen weiteren Überraschungseffekt parat: Zur passenden Untermalung rieselt ein Konfettiregen von der Decke herab, der die Fans beinahe überschüttet. Manch einer stellt sich jedoch die Frage, warum gleich vier neue Songs vom aktuellen Output 'Fallen Kings' gebracht werden und stattdessen Band-Klassiker wie „Head of the Deceiver“ oder „In the Sign of the Wizard“ außen vor gelassen werden. Das hätte die Halle wahrscheinlich noch zum Überkochen gebracht. Dennoch ist die Stimmung unter den Fans, die ihre Epic-Power Metal-Helden WIZARD lautstark abfeiern, im ausgelassenen Bereich. Die zahlreich anwesende, Kutte tragende Oldschool-Fraktion darf sich über die schnelle Nackenbrecher-Hymne „Hammer, Bow, Axe and Sword“ und das hymnische „Defenders of Metal“ freuen, womit dann doch noch sämtliche Dämme einreißen. Phantastisch! Zu „Defenders of Metal“ kommen Bandmitglieder von STEEL SHOCK (u. a. deren Fronter Nima) und LONEWOLF-Bassist Rikki auf die Bühne, um mit der geschätzten Kollegenschaft eine kleine Allstarsession mit Seltenheitswert zu zelebrieren, womit die Stimmung zum Schluss ihren ultimativen Höhepunkt erreicht. Super!
Mit dieser Setlist trumpften WIZARD in der Burgwiesenhalle auf:
Intro
1. Midgards Guardian
2. Liar and Betrayer
3. We are the Masses
4. The Visitor (5:53: Feuerspucken)
5. Betrayer
6. Hall of Odin
7. Live Your Life
8. Dark Wings
9. Wizard Until the End (Konfetti Regen)
10. Hammer, Bow, Axe and Sword!
11. Defenders of Metal
STEEL SHOCK
Als Afterburner für die ausgefallenen LONEWOLF eine Woche vor dem Festival als Ersatz ins Billing reingerutscht, bringen die Holländer STEEL SHOCK noch einmal sämtliche Schwert und Stahl Klischees im true- metallischen Gewand auf die Bühne. Los geht’s mit dem schnellem Opener „Shockwave of Steel“, mit „Night of Steel“, „Break Down The Walls“, „Metal Fire“, „Under The Sign“, „Ready To Rock“ und „Axe of Hatred“ folgen ein gutes halbes Dutzend weiterer Reinstahl-Hymnen. STEEL SHOCK Fronter Nima versprüht reichlich viel True-Metal- Attitüde und sucht ständig Kontakt zum Publikum. Die Gitarrenfront überzeugt durch vitales Stageacting. STEEL SHOCK reißen zu später Stunde unglaublich mit. Das verbliebene Fanklientel mobilisiert die letzten Kräfte und ballt beständig Faust bzw. zeigt die Hörnergabel. Danach ruft 'Open The Gates' zur gemeinsamen Jamsession auf die Bühne um noch ein ganz fettes Signal für den Zusammenhalt innerhalb der Metalszene zu setzen. STEEL SHOCK haben das TAUNUS METAL amtlich gerockt, sich als würdiger LONEWOLF-Ersatz erwiesen. Super!
Endresumeé Tag 2:
Alle Karten weg, wer hätte das gedacht? Voller Erfolg für das TAUNUS-METAL-FESTIVAL, das 700 Besucher in die Burgwiesenhalle lockte. Auch der Getränkeumsatz läuft so gut, das während STEEL SHOCK auf der Bühne stehen, Coca Cola vollständig ausgegangen nicht mehr zu bekommen ist. ELVENPATH, TUMORBOY und WIZARD heißen die Tagessieger, die allesamt feine dem zehnjährigen Jubiläum würdevoll gerecht werdende Auftritte hinlegten. ABANDONED und STEEL SHOCK wussten ebenfalls zu überzeugen, etwas wirklich Schlechtes war am traditionell noch etwas stärker besuchten TAUNUS METAL-Samstag nicht dabei. Stimmung ist prima, überall angeregte Gespräche in entspannt lockerer Atmosphäre, erst recht gar keine Schlägereien, geschweige denn irgendwelche Komplikationen auf dem Parkplatz feiern Fangruppen später noch gemeinsam in friedlicher Runde relaxt zusammen das erfolgreichste Taunus-Metal-Festival der Vereinsgeschichte, das nun seinen festen Platz in den Herzen eines bald wieder kommenden Stammpublikums sicher hat.
Festival-Nachwort
Zum Schluss möchte ich allen ein aufrichtiges D A N K E sagen, die das Festival erst möglich gemacht haben: ANDREAS „The Law“ FREITAG (Du warst, bist und wirst immer das TAUNUS METAL-FESTIVAL bleiben - R.I.P.), Constanze Lange, Dennis Krailing für die vorbildliche Organisation – das wäre auch ganz im Sinne von Andreas. Desweiteren gebührt mein Dank Till Oberboßel, dem gesamten Team des TAUNUS METAL e. V. - am Einlass, der Getränke-Theke (zum Schluss noch Mucke von DEAD KENNEDYS? Wie fett ist das denn? In dem Moment kann ich mir ein breites Schmunzeln gar nicht erst lange verkneifen, - Coole Sache, Leute!) an der Getränkebon-Kasse, sowie der stets sehr hilfsbereit freundlichen, absolut zuverlässigen SECURITY. Mit sehenswerten Auftritten von GODSLAVE, ABANDONED, ELVENPATH, TUMORBOY zwei starken Headlinern STALLION und WIZARD, bis in die hochmotivierten Ersatzbands sowie vielseitig zusammengestellter Bandauswahl bleibt mir nur noch zu sagen: Super! Alles Richtig gemacht. Es war ein großartiges Wochenende in Oberursel. LONEWOLF, die aufgrund einer Handverletzung von Jens Börner dieses Jahr bedauerlicherweise nicht auf dem TMF spielen konnten, sind übrigens schon für kommendes Jahr auf dem TAUNUS-METAL bestätigt.
Fein. Da steigt die Vorfreude auf das nächste TMF mit hoffentlich erneut hochinteressanten Underground-Billing umso mehr. - See you again!
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Denis Hedzet (Way Up Magazin) und Melissa Hart