MONSTERS OF METAL - Kastl-Utzenhofen, Sportplatz
Bands: SAIDIAN, DECON, EVOLUTION
Konzert vom 13.08.05
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www.saidian.org
www.deconmetal.com
www.evolution-live.de
Was macht man an einem Wochenende im August, wo sich nicht mal das Wetter entscheiden kann, ob die Sonne nun scheinen oder es mal wieder regnen soll? Richtig, man entschließt sich übers Wochenende ins Grüne zu fahren. Da kam mir ein Veranstaltungshinweis zu einem kleinen Open Air irgendwo in der Pampa zwischen Nürnberg und Regensburg gerade recht, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. St. Florian, seines Zeichens Schutzpatron der Feuerwehr, meinte zu seinen Freiwilligen in Kastl-Utzehnfofen bei Amberg, dass es mal an der Zeit für ein neues Feuerwehrhaus wäre. Einige Metalfans und Feuerwehrleute nahmen sich das offensichtlich zu Herzen und organisierten Flugs mal ein kleines Metal Festival, um so die Kassen dafür zu füllen. Diesem Ansinnen folgten dann auch knapp 700 Metalheads und Einheimische und machten so das kleine Festival mit dem doch etwas hochtrabenden Namen bei 5 € an der AK zu einem finanziellen Teilerfolg. Für den Rest des unterhaltsamen Abends sorgten dann die drei eingeladenen Bands.
Den Beginn des Live-Abends machte um 19.30 Uhr bei viel Sonne und angenehmen noch fast 20 Grad die Metal Coverband Evolution, die mit einer ½-stündigen Verspätung und einigen, zu Beginn ihres 90-minütigen Sets, aufgetretenen Soundproblemen die ersten Headbanger vor die Bühne lockte. Das ortsansässige Quintett sah auf den ersten Blick überhaupt nicht metalmäßig aus und bot einen, bis auf seine Dreadlocks, urbayrischen Fronter auf. Bösl, so sein Name, heizte durch stimmungsgeladene Ansagen und Anfangs gelegentliche Ausflüge ins Publikum, die bis dahin anwesenden knapp 200 Besucher schon mal richtig ein. Stimmlich sehr variabel wurden in einer überzeugenden Art und Weise gut ausgewählte Cover von alten Metallica, Hammerfall, Iced Earth, Judas Priest, Pantera, Sentenced, In Flames u. v. a. Bands mehr dargeboten. Auch wenn seine doch recht junge Begleitmannschaft vom Stagacting her sehr verhalten agierte, war deutlich festzustellen, dass hier ein eingespieltes Team auf der Bühne stand und sichtlich Spaß am zocken hatte. So hatten sie auch keine Mühe die Anfangs 50 Hansel vor der Bühne zahlenmäßig kontinuierlich zu steigern.
Um 21.30 Uhr war es dann Zeit für die Regensburger Decon. Auch wenn die Hardcore Schiene nicht meine Baustelle ist, wussten die Jungs nicht nur mich zu überzeugen. Gut und gerne 200 Hardcore-Jünger begleiteten den 75-minütigen Set mit abfeiern, moshen und viel Applaus vor der Bühne. Die Mischung aus Core, Metal und Emo in Verbindung mit einer professionellen Bühnenperformance scheint gerade bei der jüngeren Generation auf dem Platz gut angekommen zu sein. Da huschen fünf, überwiegend durch Kapuzenpullis vermummte Gestalten auf die Bühne, fegen los wie der Höllenfürst persönlich und haben von Anfang an das Volk im Griff. Spätestens nach dem zweiten Song entledigten sich die jungen Burschen der überflüssigen Kopfbedeckung und zeigten ihr wahres Gesicht. Gerade Frontmann Sebastian Karnatz und Leadgitarrist Florian Schmidt taten sich als die Aktivposten während des Gigs hervor. In wie weit die Setlist mit den eigenen Stücken der beiden bereits erschienenen Alben der Band bestückt war, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall wurde mit „State of Deacy“ ein neuer Song vorgestellt und mit einem Sepultura Cover das Set beendet. Als Zugabe gab’s dann noch ein Cover von Machine Head und die Ansage, dass jetzt doch bitte alle unter 16 den Platz verlassen sollten, da der Fanclub Grün/Weiß vor der Hütte stehen würde. Mit meiner Vermutung beim Anblick der grünen Minna zum Ende des Gigs, dass sich die Herren Ordnungshüter Autogramme von einem hoffnungsvollen Newcomer holen wollten, bestätigte sich also nicht.
So langsam machte sich dann auch der Headliner des heutigen Abends Saidian warm. Das war auch bitter nötig, denn die Außentemperatur erreichte mittlerweile arktische Werte und das bei extremer Luftfeuchtigkeit. Der Bühnenumbau mit anschließendem Line Check ging eigentlich recht schnell von Statten, doch war es dem Amp vom Gitarristen Rodrigo wohl schon zu nasskalt und er stellte seine Dienste ein, bevor es eigentlich losging. Dank dem Leadgitarristen von Evolution, der sein Equipment recht schnell zur Verfügung stellte, konnte es dann um 23.45 Uhr endlich weitergehen. Der vor einer Stunde noch bedrängte Platz vor der Bühne blieb jetzt leider zwar weitestgehend leer, was die fünf Schwaben auf der Bühne aber nicht davon abhielt trotzdem ordentlich Gas zu geben. Auch wenn das Intro einige Aussetzer zu verzeichnen hatte, die Saiten- und Tastenfraktion über mittlerweile steif gefrorene Finger klagte und auch Fronter „Engel“ Markus kleinere stimmliche Probleme zu haben schien, konnte man doch einiges an Publikum mit dem bandeigenen Melodic Metal wieder vor die Bühne locken. Die Setlist bestand aus dem kompletten kürzlich erschienenen Debütalbum „…for those who walk the Path Forlorn“ und zündet live noch mehr als schon auf der CD. Engel, der sich stimmlich schon in sehr hohen Etagen bewegt, kann dies Live locker umsetzen und auch andauernd halten. Das musikalische Zusammenspiel aller Akteure war witterungsbedingt auch mehr als akzeptabel, nur sollte an der Bühnenperformance noch etwas gearbeitet werden. Den Herrschaften vor der Bühne dürfte all dies jedoch wegen des mittlerweile doch sehr stark gestiegenen Alkoholpegels nicht unbedingt aufgefallen sein. Als sich der Set dann dem Ende neigte übergab Engel das Mikro an Keyboarder Markus, der dann einen kurzfristig im Proberaum entstandenen „neuen“ Song ankündigte, von dem er meinte, es könnte ein Welthit werden. Als die ersten Takte von „Highway to Hell“ erklangen und Markus selbst den Song sang war klar, was er damit gemeint hatte. Der lautstark geforderten Zugabe ließ man Europe’s „Final Countdown“ folgen, was jetzt drei Metaljünger dazu animierte die Bühne zu entern und einen Kniefall vor der Band zu machen. Ganz so gelungen fand die Band den heutigen Auftritt in einem selbstkritischen Gespräch nach Showende jetzt nicht. Auch die Tatsache, dass man die Setlist wegen des Zeitverzugs der technischen Panne um zwei Songs kürzen musste und nur 50 Minuten Spielzeit zur Verfügung standen, störte da nicht wirklich. Mich selbst hätten die beiden gestrichenen Songs schon interessiert, zumal es ein neuer und der Japan Bonustrack des Albums gewesen wären. Was nicht ist kann und wird aber noch werden….
Ich für meinen Teil machte mich dann durchgefroren und kurz entschlossen wieder auf den Heimweg, was einer in der Nähe urlaubenden guten Freundin wohl nicht so gepasst hat, da ich a) mit ihrem Auto dort war und versprochen hatte vorbei zu schauen und b) sie sich seit dem nicht mehr gemeldet hat. Die ebenfalls angedachte Aftershow Party hebe ich mir auch für wärmere Tage/Locations auf.
Foto © 2005 by: Mike Langer