SAARBANGERS METAL FESTIVAL - Neunkirchen, TUS-Halle
Line-Up: Sin City, Powerwolf, Messenger, Gun Barrel, Stormage, Heralder, Godslave
Konzert vom 07.06.08
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www.saarbangers-metal-festival.de
www.sin-city.de
www.powerwolf.net
www.messengerband.de
www.gunbarrel.de
www.stormage-metal.com
www.heralder.de
www.myspace.com/godslaveband
Zum zweiten Male fand das SAARBANGERS METAL FESTIVAL in der TUS-Halle zu Neunkirchen statt. Im Vorjahr folgten rund 700 Metalheads dem Ruf des Schwermetalls. Doch in diesem Jahr waren die Metalgötter dem von der Band MESSENGER initiierten Event nicht allzu hold und sandten zwei Plagen in das Saarland. Zum einen den Auftakt der Fußball EM und zum anderen das Rock am Ring Festival, welches keine 100 km entfernt stattfand. Mitveranstalter Patrik Deckarm zeigte sich im Vorfeld optimistisch und meinte, einem echten Metaller ginge dies alles am Arsch vorbei. Gut gebrüllt Löwe. Dementsprechend hatte man nicht gespart, was die Technik und die Bandauswahl anbetraf. Ein hochkarätiges, internationales Line-Up, welches wohl zu derart moderaten Preisen (13 € VVK / 18 € AK) seinesgleichen zu suchen hat und ein dem gebührendes Ton/Licht-Aufgebot. Getränke und warme Speisen waren auch mehr als erschwinglich angeboten worden und darüber hinaus lockte man die Heerscharen noch mit einem Metalmarkt und einem Tätowierer. Der Banner von Letztgenanntem hing zwar in der Halle, ihn selbst hat das FFM-Rock Team leider nicht erblicken können, was sonst zu späterer Stunde noch zu lustigen Kriegsbemalungen geführt hätte. Der Metalmarkt war leider eine um vereinzelte Stände erweiterte Merchabteilung der 7 teilnehmenden Bands, was nicht dem assoziierten Anspruch entsprach. Der Andrang vor Beginn der ersten Band hielt sich in Grenzen, um nicht zu sagen war ernüchternd....
(Red.: Robert Kalix)
GODSLAVE:
Als erstes entjungferten GODSLAVE die recht große Hallenbühne und versuchten, die ersten neugierigen Metaller vor selbige zu ziehen. Der noch junge Fünfer aus dem Saarland bot modernen und oft melodischen Thrash mit einer technischen Note. Soweit alles solide, nur die teilweise etwas langen und "komischen" Ansagen (Publikum in jeder Songpause verlegen anrülpsen und so...) von Fronter Thommy wirkten etwas albern. Solche Faxen haben euch bei der ohnehin kurzen Spielzeit mindestens einen Song gekostet!
(Red.: Thorsten Dieterle)
HERALDER:
"Wie diese Band es wohl schafft, in einem kleinen Club zu spielen?" geht es dem Rezensenten beim Erscheinen von HERALDER durch den Kopf. Die Bühne ist gigantisch und dennoch wirkt sie jetzt zu klein. 1 Sänger, 2 Gitarristen, 1 Bassist, 1 Drummer und ein Keyboarder werden ergänzt von zwei Vokalistinnen, welche die Band flankieren und deren FolkMetal-Hymnen mit weiblichem Esprit versüßen. Leider gehen ihre etwas zu zarten Stimmchen im schlechtesten Sound des Abends unter. Immer, wenn die beiden gemeinsam mit Björn Hacket die Stimme erheben, vernimmt man sie nur als akustische Schemen. Zwar haben sich die beiden bei der Wahl des Oufits abgesprochen, nicht aber bei der Performance. Obwohl sie stets unisono trällern, wirkt Steffie Gratz überdreht, fast schon aufgesetzt, wohingegen Tina Henschel schüchtern und zurückhaltend agiert. Die Band sollte sich dringend zusammensetzen, um zu beraten, welches Auftreten gewünscht ist und bei der Gelegenheit sollten sie ihrem Gitarristen Benny Setz einmal ins Gewissen reden, der in der komplett schwarz gekleideten Formation in seinem Grunge-Outfit stets herausstach. Wie bereits erwähnt, trübte der schlechte Sound den Gesamteindruck des Slots von HERALDER, doch auch die Schweigeminuten, die unverständlicherweise zwischen den Songs eingelegt wurden, trugen nicht zur Stimmungssteigerung bei. Musikalisch wurde dem Publikum FolkMetal von der Stange geboten. Dominante Keyboards, Humparhythmen, Growls und Elfengesang. Dazu gab es noch die obligatorische Trinkerhymne und den alles gipfelnden Blockflöteneinsatz. Spätestens jetzt wirkte das folkloristische Element in der Musik von HERALDER mehr gezwungen als authentisch.
(Red.: Robert Kalix)
STORMAGE:
Nach der durchwachsenen Performance von HERALDER hieß die Devise bei STORMAGE: Harter melodischer Powermetal. Das schien aber weitestgehend kaum eine Nase zu interessieren, haben die Vier - besuchertechnisch gesehen - nämlich die Arschkarte des Festivals gezogen: Gerade mal fünfzehn Saarbanger vereinsamten vor der Bühne. Völlig unverständlich, da die Truppe mit einem Querschnitt den beiden Alben "Sudden Awakening" und "Balance of Power" amtlich gerockt haben. Außerdem ist Shouter und Lead Gitarrist Heiko zudem ein echtes Sympathiekerlchen, der die mangelnde Resonanz mit lockeren Sprüchen und guter Laune auszugleichen versuchte. STORMAGE verdienen jedenfalls ein großes Plus für die aufgebrachte Professionaltiät. An alle Abwesenden, die der Imbissbude vor der Halle mehr Beachtung geschenkt haben: Schämt euch, STORMAGE hätten euch die Currywürste weggeblasen!
(Red.: Thorsten Dieterle)
GUN BARREL:
Ein Highlight des Festivals waren definitiv GUN BARREL. Der nicht mehr ganz so junge Haufen spielte sich knapp 50 Minuten den Allerwertesten ab und legte dabei eine Spiefreude an den Tag, die erstaunen ließ. Sänger Xaver begeisterte von Anfang bis zum Ende neben agilem Stageacting mit seiner rauen und ausdrucksstarken Stimme und hatte das Publikum mit lustigen Kommentaren über die EM und Rock am Ring schnell auf seiner Seite. Auch der Rest der Truppe lief auf Hochtouren, vor allem Klampfer Rolf Tanzius poste wie Oskar. Die richtige Mischung zwischen Rock'n'Roll und melodischem Metal traf dabei auch die leider immer nch nicht zahlreiche aber abfeiernde Audienz genau im Kern. Mit solchen Granaten wie "Roll the dice", "Keep on moving", "Cheap, wild and nasty" oder dem Speedkracher "Proud and alive" bangt es sich nun mal gleich doppelt gut, herrlich! Mit der selbsterklärenden Hymne "On the road again" verabschiedeten sich GUN BARREL dann unter viel Applaus und machten es den restlichen Bands schwer, das vorgelegte Level zu toppen oder auch nur zu halten.
(Red.: Thorsten Dieterle)
MESSENGER:
Anhand des Zuschauerandrangs vor der Bühne konnte man erkennen, dass die True Metaller von MESSENGER in ihrer Heimatstadt auf eine gesunde Fanbase vertrauen können. Und diese zeigte sich enthusiastisch und textsicher. Selbst die ganz Kleinen erklimmten die Tische, die den Fotograben vor der Bühne abtrennten und sangen voller Inbrunst die blutschwangeren Texte aus der Feder von Publikumsmagnet Lord Siggi mit. Knietief im Klischeemorast bekennen die 5 Verehrer von Spikes und Leather Farbe und scheißen konsequent auf jeden Anflug von Zeitgeist. Lediglich Bassmann Das Luder wirkt in seinen Flammenklamotten etwas deplatziert zwischen all dem Leder. Zudem wirkt sein Stageacting etwas unsicher im Vergleich zu seinen beiden Kollegen an den 6-Saitern, die sich in wildem Posing ergießen und im Verbund mit ihrem Frontmann eine echte Heavy Metal Show aufstellen wie sich heute nur noch die allerwenigsten Bands trauen. Auch die Musik der Saarländer ist eine Huldigung an die Zeit des wahrhaftigen Stahls und geht keine Kompromisse mit der Moderne ein. Stattdessen wird lieber in die Kiste des Teutonenstahls gegriffen und "Dr. Stein" von HALLOWEEN ausgegraben, was aus gut 200 Kehlen in der TUS Halle wiederhallt und für allerlei Haarknoten vor der Bühne sorgt. Dieses Intermezzo zeigt eines ganz deutlich: Lord Siggi braucht sich vor all den Michael-Kiske-Imitatoren der Szene nicht zu verstecken. Den Klassiker der Hamburger Kürbisfraktion hat er sicher und authentisch zum Besten gegeben und auch die Kompositionen aus dem Hause MESSENGER leben von seiner hohen, prägnanten Stimme. Zeitweise übertreibt er es allerdings ein wenig und in Höhen, in die kaum einer vorzudringen vermag, wird die Luft für seine Stimme doch ein wenig dünn. Ansonsten bieten die Werke alles, was die Zielgruppe verlangt. Doublebassgewitter, schnelle Leads, sägende Soli, viel Melodie und noch mehr "Kill, Die, Blood"-Lyriken. Keine Frage, das Qunitett hat das Rad nicht neu erfunden, ist auch gar nicht nötig, denn es dreht sich nach all den Jahren noch immer rund. So bleibt auch die obligarotische Soloeinlage nicht aus. Ein Gitarrenduell zwischen Patrik Deckarm und Kette sorgt für offene Münder im Auditorium und schlägt die Brücke zwischen Entertainment und Virtuosität. Schade, dass dieses Stilmittel in der heutigen Musiklandschaft etwas verkümmert ist. Für Begeisterung sorgten auch die Ansagen von Lord Siggi, der auch zwischen den Songs die Klischeebibel nicht zuklappt und eine TrueMetal-Huldigung und "scheiß auf alle die nicht true sind" -Posse nach der anderen hinausposaunt. Mit seiner direkten Art hat er das Publikum voll im Griff und kann sich auch während der Songs einen Ausflug in die vorderen Reihen gönnen, um für den Chorus eine Handvoll Metalheads um sich zu scharen. Auf der Bühne erschien indes Thommy von GODSLAVE, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben scheint, lallend so viel CD's als irgend möglich zu verschenken. So erging es meinem Kollegen der schreibenden Zunft Thorsten Dieterle auf dem Rock Mania Festival und so erging es jetzt auch Lord Siggi auf der Bühne des Saarbangers Metal Festivals. Zwar hatte dieser die Scheibe in seinem Studio gemeinsam mit GOSSLAVE produziert, doch war er sichtlich belustigt über die ungeplante und dennoch aufmunternde Einlage. Jetzt wurde noch der Gassenhauer "Kill the DJ" vor die hungrige Meute geworfen, die diesen dankbar mitfeierte. Zum Zugabenblock betraten MESSENGER die Bühne in Gefolgschaft eines Wikingers, stilecht mit Helm, Schwert, SChild und Trinkhorn. Nach dieser grandiosen Show dürfte wohl jedem klar geworden sein, welchen Weg die Jungs aus dem Südwesten der Republik eingeschlagen haben und dass sie auf diesem Weg keine Gefangenen machen werden. Trotz all der Strapazen, die die Orga eines solchen Events mit sich bringt, sind sie der Doppelrolle als Veranstalter und Artist gewachsen und haben für ihr neustes Machwerk "Under the sign" wortwörtlich ein Zeichen gesetzt.
(Red.: Robert Kalix)
POWERWOLF:
Im Laufe des Abends konnte man durchaus schon heraushören, auf welche Gruppe die meisten Metalfans sehnlichst warteten. Um kurz nach 23 Uhr war es dann soweit: POWERWOLF starteten, ihre einstündige Show oder besser gesagt Messe. Das die Bühne ausfüllende Backdrop schuf die Atmosphäre einer alten Kirche und die fünf Rumänen waren alle stilvoll in schwarz, mit Umhängen und weißem Make-Up ausgestattet. Attila Dorn, Metapfarrer, Komiker und Sänger vor dem Herrn in Personalunion, zog die Fans auf seine unwiderstehliche, leicht beschwipste Art sofort in den Bann und sorgte mit seinen urkomischen, sakralen Ansprachen für viele Lacher. Die kurzweilige Show wurde zwar durch ein paar technische Schwierigkeiten gestört, das spornte die Band aber nur umso mehr an, eine intensive Performacne hinzulegen. Vor allem die mächtig lauten Orgelsounds von Falk Maria Schlegel ließen die Halle erbeben. Der Tastenturner hatte zudem wahrlich Hummeln im Hintern, rannte ständig vor zum Bühnenrand und trieb die Menge kräftig an. Der Sound war zwar etwas zu laut, dafür aber glasklar. Melodische Metalperlen wie "Saturday Satan" oder "Vampires don't die", wurden, wie fast alle Lobpreisungen, von den Fans inbrünstig intoniert und abgefeiert. POWERWOLF waren in jedem Fall ein würdiger Headliner und gleichzeitig der Beweis, dass die Kirche nicht immer staubtrocken sein muss, sondern auch richtig rocken kann. POWERWOLF for Papst und äh....Amen!
(Red.: Thorsten Dieterle)
SIN CITY:
Nachdem die Bühnenaufbauten von POWERWOLF wieder entfernt und die Standarts wieder hergestellt wurden, betraten SIN CITY als Rausschmeißer zu nächtlicher Stunde die Bühne. Mittlerweile hatte ein Großteil der Gäste bereits den Heimweg angetreten und wenn noch 100 Gäste verblieben waren, so war es viel. Mit dem minimalistischsten Drumkit des Abends und abgespeckter Lichtshow (Kein feiner Zug des Veranstalters!) wurden den verbliebenen Trunkenbolden die Meilensteine aus dem Repertoire von AC/DC kredenzt. Die Band sah von unbekannteren Titeln ab und streute lieber den ein oder anderen eigenen Song ein, die zwar logischerweise in einer artverwandte Richtung schossen, allerdings in einem Tribute-Set fehl am Platz sind. Nichtsdestotrotz meisterte die Band die schwierige Situation (späte Stunde, geringe Zuschauerzahl, reduzierte Lichteffekte) bravourös und schaffte es, die letzen Partywilligen auf die Tische zu locken. Sänger Porty orientiert sich in seinem Posing und seinem Outfit sowie bei der Stimmlage mehr an Brian Johnson, meistert aber auch die Bon Scott Stücke im Set. Dass Rhythmusgitarrist und Bassist über die Bühne springen und wie besessen posen, ist etwas verwirrend, denkt man an das Original. Leadgitarrist Heiko hält sich dafür merklich zurück und übernimmt nicht die Rolle des extrovertierten Angus Young, was schade ist. Zieht man die Frankfurter Kollegen HOLE FULL OF LOVE oder BIG GUN zum Vergleich, so orientieren diese sich deutlicher am Bühnenbild der schottischen Australier. Auch was die Outfits betrifft, so hat man sich die Freiheit genommen, seinen eigenen Stil zu wählen. Das ist aber alles nur nebensächlich. Schließt man die Augen, so könnte man sich in einer große, restlos ausverkaufte Halle wähnen und seine Helden feiern. Musikalisch sind SIN CITY routiniert und bringen auch die Energie rüber, die eine AC/DC Show ausmachen. Die Rhythmusfraktion ist tight, die Gitarren laut und die Vocals schrill. Schade, dass die Halle bereits leer gefegt wurde. SIN CITY hätten mehr verdient und dann hätten sie auch einen längere Set gespielt als die hier anberaumten 45 Minuten.
(Red.: Robert Kalix)
Abschließend muss man den Veranstaltern danken für die gelungene Bandauswahl und die Mühe, die sie sich bei der Orga gemacht haben. Schade, dass dieses nicht gewürdigt wurde und es noch nicht einmal 250 Fußballuninteressierte in die TUS Halle geschafft haben, ist wirklich traurig. Auch dass außer dem FFM-Rock Team niemand die Möglichkeit des Campings wahr nahm war schade....wir hätten gerne noch eine Camping Arenal Party angestoßen. Es bleibt zu hoffen, dass MESSENGER ihr ambitioniertes Vorhaben nicht aufgeben und es auch im kommenden Jahr ein SAARBANGERS METAL FESTIVAL geben wird.
Wir von FFM-Rock möchten euch danken und für die Zukunft viel Erfolg wünschen.