VISIGOTH - Kassel



Konzert vom 06.06.19
Supportacts: Bewitcher, Resistance

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VISIGOTH
BEWITCHER
RESISTANCE

Die Goldgrube Kassel hat sich seit geraumer Zeit zu einem waschechten Insider-Geheimtipp für cremige Kleinbillings schwerer Qualität gemausert, die ein buntes Fanspektrum jüngerer und älterer Semester ansprechen. Pünktlich angekommen etwa gegen 19:30 vor der Location eingetroffen, erwarten wir zunächst nicht allzu viel, obwohl mir alle Bands bekannt sind, lautet unser Motto schaun' mer mal, wie's wird... und was kommt.

RESISTANCE
Im Schnittmengenfeld bewährtem Euro-Metal-Kults (ACCEPT, PRIEST, MAIDEN, DIO) umarmt von kräftigem Hauch US-Einfluss (METAL CHURCH!) zündet der gegen 20:00 Uhr das Dreier-Billing eröffnende Echtmetal des spielfreudig aus allen Rohren feuernden US-Fünfers um deren in Kutte auf der Mini-Bühne stehenden Sänger Robert Hett binnen Kürze. Ein überschaubarer Teil headbangend Matte fliegen lassender Kuttenträgerschaft geht zu dynamisch flotten Powerspeedkrachern wie dem ausnahmslos killenden Geschoss „The Metal Machine“ oder heroischen Midtemporockern („Hold the Line!“) so mächtig steil, dass es kein Halten mehr gibt.



Robert Hetts' energisches Auftreten – optisch gleicht der Mann einer Mischung zwischen Udo Dirkschneider, Rob Halford im Westentaschenformat und ROSE TATTOO-Rauhbein Angry Anderson, - wirkt jederzeit sympathisch. Des kleinen sich irgendwann geplagt von unerträglichen Sauna-Hitzetemperaturgraden im Ambiente seines Shirts entledigenden Tätowierten Nichthaar-Trägers theatralische Hochtonröhre kommt der 2005 verstorbenen METAL CHURCH-Sängerlegende David Wayne (R.I.P!) sehr nahe. Charismatische Gestik unterstreicht das innerhalb der Songs wohnende Attitüdenlevel. Ein spannendes 'Hail to the Horns'-DIO-Medley begleitet von unterstützender Mitsinghilfe treu ergebener Fans lässt den Spirit unverzichtbarer Genre-Klassiker (u. a. „Holy Diver“, „Heaven & Hell“ und „Mob Rules“) fett aufleben, wodurch das tolle Stimmungslevel kräftig nach oben schnellt. Alle, denen dies noch nicht reicht, bekommen zum Schluß den RIOT-Klassiker „Swords & Tequila“ zum exzessiven Mitgröhlen serviert. Zuvor kräftig schwitzend sich austobende Fans verlassen nach 40 Minuten glückseelig den Raum, für's erste geplättet. Das war purer METAL mit saftiger Kick Ass-Arschtrittgarantie – im kleinen Rahmen, doch Groß!

Nebenbei erwähnt...
Auch der Umsatz am dezent in der Ecke unterhalb der Wendeldreppe untergebrachten RESISTANCE-Merchstand kommt nach derart gelungener Session kräftig in Wallung. 25 Euronen für 'Battle Scars' Vinyl-LP, Metal Machine Tourshirt 2019 (beidseitiger Druck, schwere Qualität!) und Kutten-Patch – bedeuten viel Klasse zum fanfreundlich fairen Preis. BEWITCHER und VISIGOTH-Merch findet erst recht reissenden Absatz, binnen der Hälfte des Abends sind bereits fast alle nur einseitig bedruckten Revenant King und Conquerors Oath Shirts ausverkauft!
Gelungener Auftritt vor noch nicht ganz so sehr gefülltem Ambiente, RESISTANCE hätten mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt, aber wie es eben meistens bei solch kleinen Events ist, trifft die Hauptmasse an Leuten erst beim Headliner ein... soweit ist es noch nicht... vorher kommen noch...

BEWITCHER
Mit dem Trio BEWITCHER gibt sich der kleinere MIDNIGHT-Ableger sein Stelldichein in der Goldgrube. Bereits zu Beginn geht es heftig zur Sache, Motörhead, Venom und frühe Maiden/Priest-Einflüsse laufen mit okkulter Thematik einher, wobei es allerdings oft weniger mystisch, dafür gnadenlos direkt bolldernd zugeht. BEWITCHER sind so richtig schön aggressiv, herrlich stumpf mit Volldampf auf's Fressbrett, dass es kracht!



Textlich sich um Dinge wie Hedonismus, den Höllenfürsten und Hexerei drehende Blackspeedmetal-Granaten der Liga „Bewitcher“, „Rome is on Fire“ oder „Under The Witching Cross“ bedienen das wild abgehende Fanklientel mit kompromissloser brutal auf die Zwölf gehender Härte. Das voll durchstartende US-Trio schenkt sich nichts, verwandelt die Goldgrube in einen Hexenkessel. Der Pulk im kleinen Ambiente klinkt regelrecht aus! Ein seltenes Cover des MOTÖRHEAD-Stampfrumplers „The Chase is Better than the Catch“ zeugt von erlesenem Kenner Geschmack. Bei derartiger Kost hält es keinen echten MOTÖRHEAD-Fan mehr auf dem Sitz. Hell Yeah, - die müssten zu MIDNIGHT im August mit auf Tour!
Eine deutliche Steigerung des starken RESISTANCE-Auftakts, nun sind VISIGOTH als bekanntester Act aller drei Bands gefordert, alles zu geben!

VISIGOTH
kommen, sehen und siegen auf ganzer Linie. Spätestens damit verwandelt sich die räumlich ohnehin recht begrenzte Location binnen zwei Minuten in ein Tollhaus, weil so ziemlich alles rein stürmt. Keiner will allzu lange draußen bleiben, um den Headliner zu verpassen. Etwa 140 Leute stehen bei VISIGOTH Spallier um anschließend mächtig in Bewegung zu geraten.  Jake Roger's mittlerweile immer besser aufeinander eingespielte Crew gibt alles, demonstriert eindrucksvoll, warum die Westgoten (neben NIGHT DEMON) schärfster Pfeil im Köcher der neueren NWOAHM (New Wave of American Heavy Metal) sind.

Gitarren und Schlagzeug besitzen soviel effektive Durchschlagskraft, dass der gesamte Saal pausenlos bebt, selbst bei epischen Pathosmomenten liegt ein gespenstisches Prickeln in der Luft. Mit etwa gut einem Dutzend feinster, von allen im gesamten Einzugsbereich der Goldgrube kräftig aus heißerer Kehle mitgesungenen Hymnen hochkarätigen Kalibers lässt sich prinzipiell nichts mehr falsch machen. Jake Rogers dirigiert sein ihm aus der Hand fressendes Publikum souverän. Das Saitenhexer Duo Palmer/Campana soliert und rifft sich in einen wahren Rausch, während Mikey T. am Schlagzeug unterstützt von Matt Brotherton ein undurchdringbar dichtes Rhythmusfundament legen.

VISIGOTH werden von einer sich wie die gesamte Band nicht mehr zu bändigenden Traditionsmetal-Fangemeinde riesig im kleinen Ambiente abgefeiert, die Masse an später eingetroffenen Leuten zeigt, wie drückend eng es aufeinmal geworden ist. VISIGOTH sind nicht ohne Grund zur Zeit die aufstrebende Band der Stunde auf dem traditionellen (Epic) Echtmetal-Sektor, was nicht von Ungefähr kommt. Im Endeffekt ist es dabei vollkommen latte, ob nun heroisch der keltischen Kriegerkönigin gewidmete Hymen vom Typ „Warrior Queen“, epischer Traditions-stahl auf traumhaftem Niveau, „Silver and Gold“, schnelle Fast- Speed Kracher Marke„Hammerforged“ und „Outlived them All“ oder das völlig aus dem Rahmen fallend fast rock n' roll-gepimpte „Salt City“ gebracht wird, „Blood Sacrifice“ auch das epische häufig (ebenfalls in Kassel!) lautstark von den Fans geforderte „Traitor's Gate“ darf ebenso wenig fehlen wie der Gespenster König (The Revenant King) und die eiserne Bruderschaft („Iron Brotherhood“) zum Schluß, womit ein richtig feiner Abend verdient zu Ende geht. Schade, dass es noch keine 'Iron Sisterhood'-Hymne gibt...
Hier die Setlist vom grandiosen VISIGOTH-Auftritt:

1. Dungeon Master
2. Warrior Queen
3. Fireseeker
4. Abysswalker
5. Hammerforged
6. Salt City
(audience's choice over Blood Sacrifice)
7. Steel and Silver
8. Outlive them All
9. Traitors Gate
10. The Revenant King
11. Iron Brotherhood

Fazit: Der gnadenlose VISIGOTH-Live-Abriss einer phantastisch harmonisch aufeinander abgestimmten Band hat beide ohnehin starken Vorbands getoppt. Was für ein mächtig nachwirkender Killer-Gig, der die Goldgrube zerlegte. Als Fan harter Klänge sollte man für das schon seit geraumer Zeit in Kassel gebotene wirklich dankbar sein, ein solch traumhaft gut bestücktes Dreier-Package zum kleinen Preis schlägt wahrlich nicht alle Tage dort auf. Ein Besuch in der Goldgrube lohnt sich auch künftig, denn in Kassel wird viel sahniger Metal geboten, wie das bereits feststehende Programm zeigt: Ein dickes Danke an das fleißige Team euch künftig wieder ein deftiges Programm servierendes Team von 98Records, ( apropos - Reinschauen auf der Masters of Cassel-Seite lohnt sich!) mit beständiger Regelmäßigkeit fleißig für Konzerte auf dem schwermetallischen Sektor wirbt hier ein kleiner Vorgeschmack, diese beiden folgenden organisiert die Moshpit Crew Cassel Härtner und rinnen, macht euch auf was gefasst, - da stehen zwei weitere dicke Hammerkonzerte an:

Am 20. August sind RIOT mit den schottischen MOTÖRHEAD/TANK-Fanatics ASOMVEL und den herrlich durchgeknallten Berliner Speedpunks INDIAN NIGHTMARE in Kassel zu Gast, die für ihre gnadenlos brutal heftigen Auftritte bekannt sind, spätestens eine Woche zuvor, am 14.August 2019 herrscht Ausnahmezustand in Kassel, wenn MIDNIGHT selbige Location vollständig in Schutt und Asche legen! Darauf könnt ihr, wenn der Trip nicht aus besonderen Gründen buch stäblich in aller letzter Minute gecancelt wird, euer wertes Hinterteil verwetten. Damit wisst ihr Bescheid: Bei Zeit und Gelegenheit – hingehen, es lohnt sich! Ich höre schon den Schlachtruf: No Mercy For Mayhem..!

Ein Extradankeschön von meiner Warte an Dirk Schneider von 98Records für die zwei schönen VISIGOTH-Fotos.
Michael Toscher