UGLY KID JOE – Aschaffenburg
Konzert vom 25.06.19
Support: TYLER LEADS
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UGLY KID JOE
TYLER LEADS
Und weiter geht die Reise in Sachen Bands, die ich schon lange nicht mehr bzw. noch gar nicht gesehen habe. Gemeint sind hier UGLY KID JOE. Bevor ich mich den Feel-Good-Rockern aus den 90ern widme, erst einmal die Vorstellung einer der hoffnungsvollsten Nachwuchsbands, die Deutschland momentan am Start hat: TYLER LEADS.
TYLER LEADS, fünf Mittzwanziger aus Recklinghausen, die sich Ende 2015 gegründet und bislang, bei bisher nur einer veröffentlichten 6-Track EP/LP namens “”Stay Ugly”, gute 100 Auftritte zu Buche stehen haben. Ich selbst hatte sie nur einmal auf dem diesjährigen A Chance For Metal-Festival erlebt und war von ihrem Auftritt mehr als nur begeistert. Jetzt wurden sie kurzfristig als Support für UKJ gebucht. Da gab es keine zwei Meinungen, ich musste da trotz 34 Grad im Schatten um 19.00 Uhr hin. Das Quintett, das vor der Show einen mega entspannten Eindruck machte (Gitarrist Freddy Kovacs z. B. plauderte bis drei Minuten vor der Show noch mit Fans am Merchandise, ehe er auf die Bühne geholt wurde), legte von Anfang an erneut dermaßen furios los, dass ich mir noch während des Set-Openers einen Spaß draus machte einzuschätzen, wie das Aschaffenburger Publikum darauf reagieren würde. Ich blickte in irritierte bis erstaunte und faszinierte bis desinteressierte Gesichter der hier etwa 70 Anwesenden. Die meisten wurden von dem Geschehen auf der Bühne ebenso überrannt wie ich vor einigen Wochen, wie man am tosenden Applaus nicht nur nach dem ersten Stück feststellen konnte. Unfassbar, mit welcher Energie die Burschen verstehen, ihr Liedgut (übrigens alles eigene Songs), das man durchaus als Kick Ass 70er Retro-Rock mit Stoner-Anleihen bezeichnen darf, an den Mann zu bringen. Da wirkte nichts gekünstelt oder aufgesetzt. Man spürte nahezu diese zelebrierte jugendliche Unbekümmertheit. Die Stimme von Sänger Johnny Kovacs, übrigens der Zwillingsbruder vom bereits erwähnten Gitarristen, ist dazu richtig ausdrucksstark, wozu sein Bon Scott ähnliches Aussehen den Eindruck vom Rock’n Roller zusätzlich abrundet. Dass er beim letzten Song dann auch noch ein Schlagzeugbecken samt Ständer mit seinem Gürtel verdrosch, passte da nur zu gut. Über die 35 Minuten des Sets wurde einem bewusst, dass man hier eine gewachsene Band vor sich hat, die trotz ihrer jungen Jahre auf genug Liveerfahrung zurückgreifen kann, um von Show zu Show aufs Neue die Zahl der Neugierigen zu erhöhen, diese vor die Bühne zu locken und dort zu binden. So sah das wohl auch UKJ Urgestein Cordell Crockett (b.), der zum Ende des Sets swingend den Innenraum verließ. Chapeau an TYLER LEADS. Das hat buchstäblich gepasst wie der A... auf den Eimer.
Setlist TYLER LEADS:
Call Of The Wild
The Witch
Lady In Green
The Calling
Big City Blues
Supercharged
Electric Wasteland
Burning Smoke
UGLY KID JOE gingen bis auf die zwei Hits in den 90ern (“Everything About You“ und dem HARRY CHAPIN Cover “Cats In The Cradle”) bis heute komplett an mir vorbei, was wohl daran lag, dass mir diese Crossover-Anfänge durch ihr Vermischen von Rock, Metal, Funk und sogar Rap nicht wirklich zu meiner musikalischen Speisekarte passten. In den letzten Jahren tauchte dann ihr Name nach der Reunion 2011, einem neuen Album 2015 („Uglier Than They Used Ta Be”) und diversen Tourdaten immer mal wieder auf, wobei die Kalifornier durchweg gute Livekritiken zugesprochen bekamen, mich aber nichts zu einem dieser Konzerte zog – bis heute, aber aus eingangs erwähntem Grund. Nun gut, dann auch UKJ ohne Erwartungen angegangen und nicht enttäuscht worden. Ganz im Gegenteil, denn das Quintett in der aktuellen Besetzung erschallt erwachsener und etwas härter, wie noch zu den damals schnulzigen Mainstreamzeiten. Auch wenn es bei der Bruthitze draußen nur für knapp 200 Besucher reichte, so hatten die doch von Anfang an ihren Spaß. Im ersten Drittel beschränkte sich das auf den Applaus, aber ab „Panhandlin' Prince“ kam nach Aufforderung durch Frontmann Whitfield Craine in Form von Klatschen und Hin und Her Winken auch Bewegung in die Reihen. Übrigens live eine coole funky/blues Nummer. Spätestens ab dem Groove Monster „Devil’s Paradise“ streckte die sympathische Laberbacke am Mikro das Set aber auch durch die eine oder andere Anekdote in die Länge. So dürften von den 100 Konzertminuten gute 10 dafür drauf gegangen sein. Als kleine Konzerthighlights sollte zum einen der Drumtech Erwähnung finden, denn der hatte über die ganze Zeit des Auftritts hinweg richtig viele Einsätze beim Nachziehen von diversen Schrauben und Richten diverser Schlagzeugteile. Das alleine meine ich aber nicht, denn er bekam für „I'm Alright“ den Bass von Cordell Crockett umgehängt und spielte den kompletten Song auf dessen Rhythmusgerät. Ebenfalls für reichlich Unterhaltung sorgte die Vorstellung vom Leadgitarristen und Gründungsmitglied Klaus Eichstadt, der sich in gebrochenem Deutsch zu seinen bayrischen Wurzeln bekannte und neben einer kleinen Gesangs- sogar eine kurze Schuhplatteleinlage zum Besten gab. Überraschend gut fand ich die Soundverhältnisse bei beiden Bands, wobei TYLER LEADS durch den Haustechniker und UKJ durch einen eigenen nahezu perfekt abgemischt wurden. Muss ich extra erwähnen, dass die beiden eingangs erwähnten Hits der Band auch heute die Stimmungshöhepunkte darstellten? Nöö, muss ich nicht. Also lassen wir es und sagen auch Danke an UGLY KID JOE für die gelungene Unterhaltung.
Setlist UGLY KID JOE:
Neighbor
Madman
Jesus Rode A Harley
C.U.S.T.
Panhandlin' Prince
No One Survives
Devil's Paradise
So Damn Cool
Cat's in the Cradle (Harry Chapin cover)
I'm Alright
Milkman's Son
Goddamn Devil
Ace of Spades (Motörhead cover)
Funky Fresh Country Club
Everything About You
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Britta Stippich
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