SABATON – Frankfurt/M.
Konzert vom 31.01.20
Support: APOCALYPTICA, AMARATHE
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Wenn ich so daran denke, wie viele meiner Bekannten SABATON belächeln und von denen man dann im Nachhinein erfährt, dass sie dieses Konzert besucht haben, muss ich schon schmunzeln. Aber alles halb so schlimm, ich bin auch kein Fan der Musik der Schweden, aber zu ihren Shows gehe ich trotzdem gerne, da sie an Entertainment von Tour zu Tour eine Schippe drauflegen und der Erfolg ihnen hierbei Recht gibt. Vor drei Jahren mit ACCEPT die Jahrhunderthalle ausverkauft und jetzt die Festhalle hier in Frankfurt gefüllt. Das soll heute mal eine gewachsene Band nachmachen.
Ganz ehrlich, mit AMARANTHE konnte ich bis zu diesem Konzert nichts anfangen. Klar, ihre Sängerin Elize Ryd hat man hier und da schon mal mit ihrer markanten Stimme in einem Video mitwirken sehen und ein Blickfang ist sie zudem auch noch. Immer noch dieses eine Balladen Video („Amaranthine“) und den Pop Streifen („That Song“) vor Augen wollte ich schon laut loslachen, als mir jemand erzählte, die spielen Metalcore. Nur gut, dass ich meine Klappe gehalten habe, denn als das Sextett begann und da auf einmal drei verschiedene Stimmarten loslegten, war ich einfach nur baff. Klar, gefühlt war das über das 30-Minuten-Set ein Auf und Ab zwischen Gefällt mir (“GG6”, “Helix”, “Drop Dead Cynical”) und Schmunzeln (“Digital World”, „Amaranthine“, “That Song”), aber es wurde nicht langweilig, und die Band verstand es, die Stimmung anzuheizen und weiter aufzubauen. Was ich vorher auch nicht wusste, da sang Nils Molin von DYNAZTY die Clean Vocals, den ich schon bei seinem ersten Einsatz als solchen erkannte. Gegen die beiden doch recht hellen Stimmen klangen die Growls und Screams von Henrik Englund Wilhelmsson wie ein abartiges Höllengegrunze, was sich aber gut mit dem Pop Appeal in den Songs ergänzte, zu denen er performte. Himmel und Hölle fiel mir spontan während des Konzertes als Kurzbeschreibung dazu ein. Live klang das für mich im Gesamten recht interessant, mal schauen wie das auf CD wird; die letzten beiden Tonträger der Schweden habe ich mir im Nachgang direkt mal geordert.
AMARANTHE Setlist:
Maximize
Digital World
Hunger
Amaranthine
GG6
Helix
That Song
Call Out My Name
The Nexus
Drop Dead Cynical
Eine Band wie APOCALYPTICA in dieses Tour Line Up aufzunehmen war nicht der schlechteste Schachzug der Verantwortlichen. Nach vier Jahren Funkstille haben die drei finnischen Cellisten gerade ihr neues Album “Cell-O” herausgebracht und mit SABATON zusammen deren Video „Angels Calling“ veröffentlicht, was darauf hindeutete, dass heute Abend sogar Gemeinsames zu erwarten war. Das Gemeinsam bezog sich zunächst nach den beiden instrumentalen Eröffnungsstücken vom neuen APOCALYPTICA-Album und „Path“ vom „Cult“-Longplayer (2000) auf die von Elize Ryd performten Stücke „Seemann“ (RAMMSTEIN-Cover) und das stark gesungene „I Don’t Care“. Eben von diesem 2007er Album „Worlds Collide” schloss sich wieder instrumental “Grace” noch an, ehe man mit den beiden METALLICA-Coverstücken, allen voran „Seek & Destroy“, das von einem lautstarken Publikumschor unterstützt wurde, die Halle zum Kochen brachte. Wäre da nicht wieder deren brachial lauter Schlagzeugsound gewesen, hätte dieser 50-minütige Auftritt deutlich mehr an Aha-Effekt bei mir erzeugen können.
APOCALYPTICA Setlist:
Rise
En Route To Mayhem
Path
Seemann (mit Elize Ryd)
I Don't Care (mit Elize Ryd)
Grace
Seek & Destroy
Hall Of The Mountain King
Nothing Else Matters
Ich kann mich noch gut an meine Aufeinandertreffen mit den sympathischen Schweden ab 2006 (Stadthalle Langen und Die Halle in Frankfurt/M.) erinnern. Viel und Erstaunliches ist seitdem mit und um SABATON herum geschehen, doch eines ist nie abgerissen – das überaus freundliche „Hey“ und die Smalltalks, wenn man sich mal wieder persönlich trifft, so wie hier jetzt in der Festhalle. Mit dem stetigen Aufstieg auf der Erfolgsleiter wächst auch die Produktion von Tour zu Tour. Sage und Schreibe 124 Köpfe umfasste dieser Tourtross. Das Bühnenbild glich einem Gefechtsstand aus den Ardennen - überall Stacheldraht, Sandsäcke und der Panzer als Unterbau für das Schlagzeug fehlte ebenso wenig wie ein Nachbau (räusper) von Richthofens Doppeldecker bei „The Red Baron“, in den sogar eine echte Hammond-Orgel verbaut war. Pyros, Flammen und Kanonenschläge gefühlt bei jedem zweiten Song, passende thematische Videoeinspielungen auf Großleinwand als Backdrop zu den einzelnen Stücken – das unterstrich einmal mehr, dass man sich nicht nur beim Schreiben einzelner Songs mit diesen geschichtlich auseinandergesetzt hat, sondern auch versuchte, dieses auf der Bühne so effektiv wie möglich umzusetzen. Dementsprechend kamen als Bühnenkleidung auch mal Uniformjacken oder wie bei „The Attack of the Dead Men“ Gasmasken und Flammenwerfer zum Einsatz, wobei man hier Sänger Joakim Brodén Tribut zollen muss, denn einen Song komplett mit einer Vollmaske zu singen, verdient vollsten Respekt.
In Sachen Gemeinsam stand während der 90-minütigen Show der Part mit APOCALYPTICA ganz weit oben. Über sechs Songs hinweg nutzte man die Anwesenheit der Cello-Virtuosen, um mit Stücken wie „Angels Calling“ (haben APOCALYPTICA offiziell ja schon gecovert) oder „The Price Of A Mile“ in neue Performance Dimensionen vorzustoßen. Das hatte nicht nur akustisch, sondern auch optisch seinen Reiz. Hier bleibt nun für den Fan zu hoffen, dass man diesen Programmpunkt erst einmal beibehält.
So jagte von Song zu Song ein Highlight das andere. Ebenfalls wieder ganz oben auf der Publikumswunschliste das „Noch ein Bier“-Spielchen, von dem man in den letzten Jahren vergeblich versuchte, Abstand zu nehmen. Heuer kam es auf mitgezählte -4- Prösterchen (u. a. bei „Seven Pillars Of Wisdom“, „The Last Stand“, „Bismarck, „Swedish Pagans“) mit dem Publikum, wobei die Bechermasse vom Rang aus gesehen schon beachtlich aussah. Den Hallen-Caterer wird’s gefreut haben.
Ich für meinen Teil hab diese 15-Jahre-SABATON-Feier genossen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es nach diesem Spektakel in den Fanreihen Grund für Gemaule gegeben haben dürfte. Auch die Songauswahl war passend zur technisch-visuellen Umsetzung perfekt ausgewählt. Ich nenne das Entertainment pur und bedanke mich bei allen Akteuren auf, neben, hinter und vor der Bühne für diese gelungene Unterhaltung an diesem Abend.
SABATON Setlist:
Ghost Division
Great War
The Attack Of The Dead Men
Seven Pillars Of Wisdom
The Lost Battalion
The Red Baron
The Last Stand
82nd All The Way
Night Witches
Angels Calling (mit APOCALYPTICA)
Fields Of Verdun (mit APOCALYPTICA)
The Price Of A Mile (mit APOCALYPTICA)
The Lion From The North (mit APOCALYPTICA)
Carolus Rex (mit APOCALYPTICA)
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WWII Intro
Primo Victoria
Bismarck
Swedish Pagans
To Hell And Back
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Denis Hedzet