DEEP PURPLE + GOTTHARD - Frankfurt, Festhalle


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Konzert vom 07.11.2008

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Da muss ich so alt werden, um festzustellen, dass DEEP PURPLE auf meiner Konzertliste fehlt. Ist kaum zu glauben, denn die älteren Herren feiern immerhin ihr 40-jähriges Bandbestehen. Außer Drummer Ian Paice ist allerdings keiner der aktuellen Musiker aus der Gründungszeit übrig geblieben. Macht nix, denn alleine der Name bürgt für Qualität. Inwiefern die Qualität heute das Prädikat 1A bekommt, werden wir sehen.

Als Support steht heute der beste Hardrockexport der Schweiz parat, denn mit GOTTHARD ist ein Selbstläufer verpflichtet worden, der mit Sicherheit auch beim DEEP PURPLE Publikum punkten kann. Für diese Jubliäumstour wurden schon die großen Hallen der Republik gebucht, was mich etwas skeptisch werden ließ, ob denn da alle Winkel und Ecken gefüllt werden können. Meine Skepsis war berechtigt, denn im Innenraum waren jeweils seitlich und im hinteren Bereich Sitztribünen aufgebaut und der 2. Rang war geschlossen. Ich schätze mal so 7000 Besucher dürften es doch gewesen sein. Selbst in der Nähe der Bühne, konnte man locker und unbedrängt stehen und den Abend genießen. Ja, genießen!

Pünktlich um 20 Uhr enterten GOTTHARD die Bühne und wurden sehr herzlich empfangen. Der Sound war, zumindest im vorderen Bereich, sehr gut. Das Licht strahlte mehr, als man es bei einem Opener erwarten konnte und die Spielzeit von über 60 Minuten war ebenfalls nicht alltäglich. Diese Zeit nutzen GOTTHARD tutto completto, um mit ihrem massentauglichen und melodischen Hardrock die Fans aufzuwärmen. Mit „Master of Illusion“ und „Gone too far“ legten sie los. Frontmann Steve Lee, ein Profi vor dem Herrn, der optisch als Steven Tyler´s Bruder durchgehen könnte, hat nicht nur mit seinen Ansagen gleich mal den Grundstein für eine coole Hardrockparty gelegt, sondern auch mit seiner einwandfreien Performance. Ein klasse Sänger! Die Fans gingen vorne recht gut mit, kein Wunder, bei diesem Hitpotential. Ach wir sind hier bei DEEP PURPLE? Ja schon, aber erst etwas später ;-) Sehr bemerkenswert war auch das Guitar-Vocals Duell von Leo Leoni und Steve Lee. Leo spielte vor und Steve sang, selbst die höchsten Töne, annähernd perfekt nach. Sehr geil! Die ganze Band legte eine unglaubliche Spielfreude an den Tag und das wurde von den Fans mit reichlich Applaus honoriert. Man kann sagen, die Jungs von GOTTHARD nutzten die Chance und hinterließen einen sehr positiven Eindruck. Die Setlist war für den eingefleischten Fan nicht sehr spektakulär, für den DEEP PURPLE-Fan sicherlich informativ. Wie gesagt, sie durften mehr als 60 Minuten die Halle rocken, bevor die Altmeister ihren Auftritt hatten.

Setlist GOTTHARD:
Intro
Master Of Illusion
Gone Too Far
Top Of The World
The Call
Mountain Mama
All We Are
Guitar Solo & Guitar-Vocals Duell
Sister Moon
Let It Be
Said And Done
The Oscar Goes To You
Lift U Up
Anytime Anywhere

Bei solch “alten Bands” hab ich fast immer die berechtigte Befürchtung, dass der Sänger das schwächste Glied im Kollektiv sein würde. Wenn man diese Dinosaurier singen hört, zieht man doch ab und zu mal die Nase hoch und verdreht die Augen. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen in dieser Preisklasse, bei der die Befürchtungen nicht wahr werden. Man kann hier Steven Tyler & Ronnie James Dio nennen. Alle anderen Frontmänner dieses Genres haben mit dem an den Stimmbändern nagenden Zahn der Zeit zu kämpfen. Siehe und höre Paul Stanley, David Coverdale, Rob Halford, Brian Johnson, Joe Elliot…

Wie schlägt sich der barfuß auftretende Ian Gillan denn heute Abend? Lassen wir uns überraschen. Die Bühne wurde nach dem „Licht aus“ wie erwartet in ein kräftiges Purple getaucht. Nach dem Intro ging es mit „Pictures of Home“ los. Mister Gillan ist Profi genug, um die für ihn mittlerweile unerreichbaren Töne geschickt zu umgehen und die Gesangslinien zu ändern bzw. anzupassen. Alles in Allem machte er einen erstaunlich guten Job, hätte ich nicht gedacht. Auch die anderen Bandmitglieder versetzten mich mehr als ein Mal ins Staunen. Allen voran Tastenmann Don Airey. Was er da aus seinen Instrumenten rausholte, war schon eine Klasse für sich. Durch die über ihm angebrachte Kamera konnte man seiner Arbeit über die Videowände sehr gut zuschauen. In eines seiner Soli integrierte er auch ganz geschickt die deutsche Nationalhymne. Über Drumgott Ian Paice braucht man keine großen Worte verlieren, schließlich ist er seit mehreren Dekaden Vorbild für so manchen Kollegen der trommelnden Zunft. Was mich bei Steve Morse am meisten neben seinem virtuosen Gitarrenspiel beeindruckt hat, war sein rechter kleiner Finger. Wie er diesen bei seinen Soli einsetzte, war mehr als erstaunlich. Wie ein Wurm schlängelte sich der Finger um den Regler unterhalb der Saiten und drehte diesen hin und her, ohne dass er mit dem Spielen aufhörte. Hab ich so noch nie gesehen und Dank der auf ihn gerichteten Kameras auch sehr gut zu beobachten. Die coolste Sau auf der Bühne ist aber zweifelsfrei Bassist Roger Glover. Der ist so alt wie ein Stein, aber umso lockerer und agiler. Mit Kopftuch und ärmelloser Jacke sieht er absolut aus, als würde er gleich auf seine Harley steigen und davonbrettern. Die Setlist war sehr abwechslungsreich und obwohl ich kein DP-Sezialist bin, erkannte ich doch mehr Songs, als ich gedacht hatte. Bei den Klassikern, die DP zu bieten haben, wäre eine wesentlich längere Show ohne weiteres machbar, doch über 1 Stunde und 50 Minuten kann man ganz und gar nicht meckern. Wesentlich jüngere Bands gehen schon nach der Hälfte von der Bühne und kommen mit Zugabe auf grade mal 90 Minuten. Deswegen hierfür ein dickes DAUMEN HOCH!

Ich muss ehrlich sagen, dieses Konzert hinterließ bei mir einen bleibenden und positiven Eindruck. Zum fünfzigsten würde ich dann auch wieder vorbei schauen ;-)

Setlist DEEP PURPLE:
Intro
Pictures Of Home
Things I Never Said
Into The Fire
Strange Kind Of Woman
Rapture Of The Deep
Kiss Tomorrow Goodbye
Contact Lost
The Well Dressed Guitar
Knocking At Your Backdoor
Sometimes I Feel Like Screaming
Wring That Neck
The Battle Rages On
Perfect Strangers
Space Truckin'
Highway Star
Smoke On The Water
Lazy
Hush
Black Night


                                                                                                                               Fotos © Stefan Hoidn

Weitere Fotos vom Konzert findet Ihr in unserer Fotogalerie

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