DELAIN - Köln, Underground

Ein bestechendes Debütalbum mit einer atemberaubenden Liste an Gastmusikern, ausgiebige Touren im Vorprogramm von Within Temptation und Tarja Turunen, sowie das NICHT als Schnellschuss produzierte und mehr als gelungen zu bezeichnende aktuelle, zweite Album „April Rain“ rechtfertigen heute diesen Headliner Abend im überschaulichen Kölner Underground. Ich mag den Club, ich mag die Band auch wenn die mehr als verständlichen und bei Martjn Westerholt tief verwurzelten Within Temptation Anleihen in jedem seiner Songs zu hören sind. Dürfen sie aber auch, entstammt der kreative Kopf schließlich aus der Band seines Bruders und kann nun nach langer, schwerer Krankheit, die dereinst für den Rückzug aus dem Musikbiz (und somit zum verlassen von Within Temptation) sorgte endlich wieder seine und, wie ich finde, recht unverkennbare Art in die episch, metallischen Klänge  seiner eigenen Band einfließen lassen. Man darf also gespannt sein was von den Holländern heute Abend zu erwarten ist. Diese allerdings überlassen die recht beengten Bühnenverhältnisse als erstes ihrem Support THE BLACKSHEEP.
Die ebenfalls bei Roadrunner unter Vertag stehenden  Mädels tun als erstes mal eines: positiv überraschen. Die auf den ersten Blick unglaublich jung erscheinende Band tritt nicht nur dermaßen professionell und kaltschnäuzig auf, sondern sorgt zudem mit ihrem musikalischen Mix aus den Donnas, Vixen und den Bangles (mit rockigem Emo Pop) auch noch für offene Münder und sehr schnell um sich greifende  Begeisterung. Zudem verfügt Sängerin Charly über eine astreine Stimme, die man der quirligen kleinen so gar nicht zugetraut hätte. Da sucht Deutschland jeden Samstag den Supertrottel und da steht die klasse Stimme schlechthin auf der Bühne. Ja so kann´s gehen. Kleines Heimspiel also für die Kölner Band, von der man sicherlich noch einiges hören wird. Starke Songs, ein abgeklärtes, souveränes Auftreten und kurzweilige 30 Minuten sprechen definitiv für die Mädels.

Setlist THE BLACKSHEEP:
Come Out Now
Take The Bullets Back
On The Ground
My Answer
Unwritten Apologg
Game Over



Nach 30 minütigem Umbau (warum läuft im Underground eigentlich immer „The schlechtest of Umbau-Mukke?“) entern dann endlich die Holländer die kleine Bühne. Begeisterung macht sich unter den leider nur ca. 350 zahlenden Nasen breit. Vorbei die Zeiten der Zurückhaltung.  Zwar brennt Charlott noch nicht vom ersten Song an lichterloh, aber aus dem schüchternen, lieben Mädchen ist ein verdammt heißer Feger geworden, der sich so langsam am Bühnenrand wohl zu fühlen scheint. Mit jedem Song taut die Band ein wenig mehr, zeigt sich ausgelassen und spielfreudig. Die sehr ausgewogene Setlist aus alten und neuen Stücken kommt sehr gut beim Publikum an und wird entsprechend wohlwollend aufgenommen. Zwar kristallisieren sich „The Gathering“ , „Silhouette Of  A Dancer” und “Frozen” nach wie vor als Publikums Highlights heraus, aber auch viele der neuen Stücke, die erfrischend und mit gesunder Härte ausgestattet, formidable Live Qualitäten besitzen, werden mehr als dankbar aufgenommen. Leider muss man schon fast sagen, ist ein sehr gelungener Auftritt nach nur 75 Minuten bereits schon wieder zu Ende. 1-2 Songs mehr hätten es dann schon noch sein dürfen. Alles in allem ein sehr netter Abend mit passablem Sound (die Keyboards waren leider etwas zu leise), zwei sehr spielfreudige Bands, die mehr als gut unterhalten haben und der Gewissheit, dass man sich DELAIN wirklich immer wieder anschauen kann, ohne dass sie langweilig werden. Denn dafür haben sie einfach zu gute Songs im Gepäck.

Setlist DELAIN:
Invidia
Stay Forever
Sever
April Rain
Go Away
The Gathering
A Day For Ghosts
Silhouette Of  A Dancer
Control The Strom
Frozen
Sleepwalkers Dream
Nothing Left
Virtue And Vice
Pristine