SONISPHERE FESTIVAL
Festival vom 04.07.09
Hockenheimring
www.fatro.de/site08
www.anthrax.com
www.mastodonrocks.com
www.lamb-of-god.com
www.down-nola.com
www.inextremo.de
www.theprodigy.com
www.dietotenhosen.de
www.metallica.com
Vorwort:
So
kurzfristig hab ich mich auch noch nicht für ein Festival entschlossen. Ich
fahre Samstags morgens also zum Hockenheimring mit dem Gewissen, dass ich auf
jeden Fall noch eine Karte bekomme, da das Festival entgegen der Erwartungen
der meisten Fans und vor allem entgegen der Erwartungen des Veranstalters nicht
ausverkauft ist.
Einen Tag
vor dem Festival gibt es noch die Ankündigung auf der Homepage, das „aus
produktionstechnischen und Kapazitätsgründen“ das Festival verlegt wird und
somit die Tribünenplätze nicht mehr zur Verfügung stünden. Was das genau heißt
ist ja auch nicht so klar, meine Theorie lautet: damit der Platz vor der Bühne
voll wird, verlagert man die Tribünenfans in den abgesperrten Vorraum vor der
Bühne und schon bekommt man den Platz voller. Alles natürlich nur rein
spekulativ und von keiner Seite bestätigt.
Anreise:
Ab der Abfahrt Rastplatz Hockenheim fährt man also auf geschlungenen Pfaden
die fast schon Waldwegen gleichen zum Parkplatz. An jeder Kreuzung steht
mindestens ein Ordner. Es ist natürlich fraglich ob das notwendig ist oder ob
man einfach Schilder anbringt die auf Campen bzw. Parken hindeuten und man sich
an diesen orientiert. OK, so geht’s eben auch und nachdem ich nicht mehr weiß
wo links und recht ist komme ich auch auf dem Parkplatz an. Man kann mir auch
erklären wo es dann zum Eingang geht und ich mache mich auf den Weg. Kurze
Randanekdote: Die Ordner vorne am Parkplatz unterhalten sich: „Wie viele stehn
denn bei dir in der Reihe? Nur einer oder zwei?“ „Gar keiner“.
Ja, solch
eine Absprache und Organisation der Veranstaltung kommt mir später noch öfter
unter.
Auf dem Weg zur Kasse sehe ich auch schon die eindeutigen Schwarzmarkthändler,
die alle „nur“ den Normalpreis für die Karte haben wollen, denn es gibt ja noch
genügend an der Abendkasse. Dort treffe ich dann auch jemanden, der mir den
Eindruck einer Privatperson macht und dem ich das Ticket auch vergünstigter
abkaufe. Letztendlich sehe ich denselben Kerl später auf dem Fahrrad auf dem
Parkplatz rumfahren mit einem Schild „Suche Tickets“.
Darüber muss ich etwas lächeln, denn gegen die Art von „Unterhändler“ habe ich
dann doch nichts, zumal ich das Ticket ja billiger bekam als ausgeschrieben.
Doch gegen die ganzen ebay Abzocker, gegen die….aber das ist ein anderes Thema.
Einlass und Festivalgelände:
Der Weg vom Auto
zum Einlass ist schon derb, vor allem beim ersten Mal wenn man hinter jeder
Kurve endlich den doofen Eingang vermutet und nur eine noch weitere Strecke vor
sich sieht. Am Eingang selbst hat sich um halb zwölf schon ein beachtlicher
Pulk gebildet (von Schlange kann hier nicht die Rede sein) aber nach ca. 15 Minuten bin ich durch die alibimäßige
Sicherheitskontrolle durch.
Was ich
nur am Rande mitbekomme: Besucher, die Getränkeflaschen mit reinnehmen wollen
dürfen dies, aber müssen den Deckel abschrauben und wegwerfen. Bitte fragt
jetzt nicht nach dem Warum, ich gebe nur wieder was ich mitbekommen hab. Ich hab’s
ja nicht angeordnet.
Am Anfang
bin ich sehr erstaunt darüber wie viele Bierstände hier doch aufgebaut sind.
Ich kaufe mir ein Becks und muss erschreckend feststellen, dass ich 5 Euro für
0,4 Liter bezahlt habe. Doch ich werde aufgeklärt es gäbe ja noch ein Euro
Pfand auf den Becher. OK, nicht billig aber fast schon Standard.
Ansonsten
gibt es alles Mögliche an Essen, ein großes Angebot von denen ich drei
verschiedene im laufe des Tages probierte und alle eine gute Qualität hatten.
Die Getränkestände erweisen sich aber im Laufe des Tages als doch unzureichend.
Ständig gibt es kein Wasser mehr (Bier war zum Glück immer vorhanden) und egal
auf welche Seite man geht und egal ob vorne oder hinten: man kann sich immer in
3. oder 4. Reihe anstellen und ist sich bewusst, nur mit Glück in den nächsten
15 Minuten was zu trinken zu bekommen.
Toiletten das selbe: Nur Dixies und diese kommen mir von Anfang an schon so
wenig vor, so dass sich am frühen Nachmittag schon vor jeder Kabine Schlangen
bilden und ich am Abend kein einziges mehr in annehmbaren Zustand vorfinde
geschweige denn mit Klopapier. Mag sein das ich immer nur am falschen Ort zur
falschen Zeit war, aber was ich erlebt habe war garantiert kein guter Service
was Toiletten angeht.
Daneben
gab es noch einen Funpark mit Autoscooter, Guitar Hero, ein paar Schmuckstände
usw. Ganz nett für nebenbei. Es gab zwei Merchandiseständen mit Metallica
Shirts für 25 Euro. Nicht billig, aber es gibt auch Gruppen in der
Größenordnung die da bei weitem einen draufsetzen.
Bands I:
Die erste Band, FIVE AND THE RED ONE,
die ich nicht kenne verpasse ich dann auch ganz aber mache mich für ANTHRAX nach vorne auf, bin ich doch
sehr gespannt auf deren neuen Sänger. ANTHRAX
starten direkt mit „Caught In A Mosh“
und die Zuschauer vorne (erstaunlich viele Metaller und Kuttenträger für solch
ein eigentlich kommerzielles Festival“ haben von Anfang an genauso viel Spaß
wie die Truppe um Scott Ian. Und Neuzugang Dan Nelson hat es gesanglich
wirklich sehr gut drauf. Er erinnert wirklich streckenweise an seinen Vorgänger
Mr. Bush, jedoch gibt er meist noch etwas mehr Härte mit rein, kann aber
zeitgleich auch die alten Lieder in höheren Lagen gut singen. Ein kleines Chamäleon
aber durchaus mit seinem eigenen Stil. Ich bin sehr gespannt auf die neue
Scheibe und wenn ich mich recht erinnere wurden auch schon zwei neue Stücke
gespielt, wobei ich bei Konzerten nie so empfänglich für neue Lieder bin. „I Am The Law“ und „Antisocial“ werden auf jeden Fall auch noch gezockt und schwups ist
die Band auch schon wieder verschwunden.
Bei LAMB
OF GOD war dann die Kuh am fliegen. Moshpits, Circlepits und zweimal eine
Wall of Death, vorne herrschte Krieg, aber das war bei dieser Chaotenband auch
nicht anders zu erwarten. Auf jeden Fall spielte die Band ihr Set richtig gut
runter und die Fans hatten jede Menge Spaß sich blaue Flecke einzuhandeln. Doch
bei aller Aggressivität, es kam mir so vor als ob die Blödmänner hier nicht am
Start waren, die den Sinn solcher Pits einfach nicht verstehn. Hier herrschte
eigentlich das Exodus Motto „good friendly violent fun“. Und das ist sehr gut
so. Es wurde sogar ein Schuh hochgehalten den jemand verloren hatte –
Nächstenliebe pur ;-)
Tribüne/Vorplatz:
Bei ANTHRAX kam jeder noch
hinter die beiden Wellenbrecher, nach ANTHRAX
erklang die Ansage, jeder mit einer Tribünenkarte könne an einen bestimmten
Stand gehen, seine Karte dort vorzeigen und bekomme ein schwarzes Bändchen mit
dem er Zugang zu diesem Vorplatz habe. Gut, ich dachte mir dass dies wohl ab
jetzt gilt. Dann aber im Laufe des Tages habe ich mitbekommen, der linke Zugang
wurde streng für die Bändchen kontrolliert. Man erzählte mir aber rechts sei
immer noch alles offen. Was auch noch komisch war: NACH dem linken Einlass
hinter die Wellenbrecher gab es nochmals eine Kontrolle um in eine kleine
klimatisierte Halle zu kommen. Auf meine Frage hin ob das Backstage sei meinte
man nur nein, das wäre für die Leute mit Bändchen, für irgendwas müssen die ja
gut sein.
Naja, ich
glaube, so ganz wusste wirklich keiner welcher Bereich nun nur für die Leute
mit Tribünenplätzen war und wo nun jeder hindurfte. Ich glaube es war einfach
Glückspiel, welche Security man gerade wo erwischte.
Bands II:
IN EXTREMO fingen mit ca. 20 minütiger Verspätung an (bedingt durch die
Vorbands und nicht durch den Umbau) und ich bin mir nicht sicher, aber ich
glaube das sie ihren Set kürzten denn das waren doch ein paar wenige Lieder für
eine Stunde Spielzeit. Vielleicht freiwillig vielleicht hat man sie drum
gebeten? Jedenfalls lässt Sänger Micha noch folgendes Statement ab:
Normalerweise habe man ja immer eine Pyroshow am Start, aber diesmal hätten METALLICA ihre vergessen und man würde
sie dann ihnen überlassen. So nett sei man. Ob dies wirklich nur ein kleiner
Witz gewesen sein sollte oder doch eher ein Seitenhieb weil man ihnen verbot
eigene Pyros zu starten….man weiß es nicht.
IN EXTREMO schafften auf jeden Fall eine gute
Stimmung mit vielen Songs vom neuen Album wie „Sängerkrieg“, „Frei zu sein“,
„7 Köche“ und der „Flaschenpost“. Micha wandelt noch mal
kurz den Text von „Ein In Extremo der wird niemals knien“ in „Ein In Extremo
der wird vor euch knien“ um und mit „Ave
Maria“, „Mein rasend Herz“, „Poc Vecem“ und „Vollmond“ beendet man dieses viel zu kurze Gastspiel. Ich freu mich
auf Wacken.
Ausgang:
Als ich zwischen den Bands mal zum Auto wollte stellte ich fest das niemand
herausgelassen wurde. Man könne zwar gehen, käme aber nicht mehr hinein. Ich
sprach mit einer Ordner Dame und verlangte, das sie mir jemanden über ihr in
der Rangordnung zeigte, denn so einen Blödsinn wollte ich nicht hinnehmen. Sie
meinte nur sie suche mal, aber „der“ würde auch gerade nur herumrennen und
telefonieren weil er die Anweisung selber nicht verstand. 5 Minuten später
wurde der Ausgang geöffnet und man bekam ein schönes blaues A auf den Arm
gestempelt. Mit diesem und mit der Karte (was einem natürlich keiner sagte und
ich nur mit Glück meine Karte im Geldbeutel ließ) konnte man dann wieder aufs
Gelände. Freunde, selten so eine durcheinander Organisation erlebt. Ich hab
irgendwo gelesen die ursprünglichen Macher des "Monsters of Rock" ständen hinter
diesen Festivals. Wenn das stimmt dann versteh ich gar nix mehr…
Bands III:
Bei THE PRODIGY hatten sichtlich
viele Leute auch ihren Spaß und es ist ein irgendwie seltsamer Anblick wenn
Metaller (oder welche die es sein wollen?) plötzlich bierselig anfangen zu
Techno Liedern zu tanzen. Versteht mich nicht falsch, ich selber höre gerne
einige Industrial Bands und natürlich verschwimmt irgendwo die Grenze zwischen
Techno und Industrial. Bei mir war bei THE PRODIGY diese Grenze eben erreicht
und ich sah mir lieber alles mögliche andere an was ich an anderer Stelle schon
beschrieb.
DIE TOTEN HOSEN zeigten dann mit Liedern
wie „Hier kommt Alex“, „Bonnie & Clyde“ oder „Pushed Again“ das sie immer noch Feuer
unterm Arsch haben. Besonders Campino ist einfach bewundernswert, wenn man so
nass geschwitzt immer noch singt, als ob das Atmen durch andere Organe
funktioniert, da man ja mit dem Mund gleichzeitig noch singt. Den schönsten
Patzer des Festivals lieferte Campino dann auch, indem er sich bei einer
Strophe versang und sich des Textes nicht mehr sicher war. Der einsetzende
Refrain erlöste ihn zwar kurz, doch weil sein Nachbargitarrist sich köstlich
amüsierte brach auch Campino erneut in Lachen aus als die zweite Strophe
einsetzte und er ließ die Band das Lied abbrechen. Er meinte man würde sich ja
köstlich über den alten Campino amüsieren wenn er mal ne Strophe vergisst und
sprach jemand aus dem Publikum direkt an. Er sei entweder total Lippensynchron
oder er kenne den text wirklich so gut also bat er ihn auf die Bühne für ihn
das Lied zu beenden. Und der junge Mann kam auf die Bühne und zockte mit der
Band und der Hilfe von Campino das Lied zu Ende und schlug sich richtig gut.
Eine coole Showeinlage und sehr sympathisch!
METALLICA lieferten dann eine
grandiose Show ab bei der man nicht vermisste. Klassiker wie „Enter Sandman“, „One“ oder „Master Of Puppets“
wurden geschickt mit dem neuen Material wie „Brocken, Beat & Scared“ oder „The Day That Never Comes“ vermischt und Pyros wurden zu hauf und
riesig eingesetzt. Sogar richtige Feuerwerkskörper bzw. Raketen wurden in die
Songs eingeschleust und mit „Trapped
Under Ice“ spielte man auf jeden Fall einen etwas außergewöhnlicheren Song.
Es gab kleinere Soloeinlagen, die aber nie in die Länge gezogen wurden sondern
eher dazu genutzt wurden den nächsten Song einzuläuten. Von der Load/Reload
Phase gab es nur „Fuel“ zu hören,
von St. Anger hingegen gar nichts. Ansonsten gab es noch mit „Nothing Else Matters“ und „Fade To Black“ zwei Balladen, „Holier
Then You“ und „Sad But True“ huldigten dem schwarzen Album, mit „Cyanid“ und dem geilen „All Nightmare Long“ noch mal zwei neue
Stücke und mit „Seek & Destroy“
ging man zu ganz alten Tagen zurück bevor mit Queens „Stone Cold Crazy“ das Konzert beendet wurde. Und wenn man sich
einmal der Größe von METALLICA
bewusst wird und überlegt wie viele unzählige und riesige Konzerte diese Band
schon gespielt hat und dennoch James Hetfield an diesem Abend ungefähr 2 oder 3
Minuten ins Publikum starrt und die Tränen nicht mehr zurück halten kann, dann
kann man sich ungefähr vorstellen welche Energie bzw. Emotionen an diesem Abend
freigesetzt wurden.
Fazit:
Von den Bands hat sicher keine enttäuscht, eine richtig gute
abwechslungsreiche Mischung wo bestimmt nicht jedem jede Band zusagte, was ja
aber auch gar nicht muss und so auch Zeit für anderes bleibt, klasse Shows,
normale Preise aber eine richtig chaotische Organisation die an vielen Punkten
teilweise deutlich verbesserungsdürftig ist.
(Reihenfolge
der aufgezählten Lieder entspricht nicht der Setlist der Bands und ist evtl.
auch nicht 100% vollständig)