ROCK IN SCHROTH XII - Hasselroth, Festplatz Gondsroth
Konzert vom: 25.07.09
Festplatz Gondsroth
Homepages:
www.schroth.odium-metal.de
www.gunbarrel.de
www.odium-metal.de
www.equaluniqe.de
www.hmk-band.de
www.osaka-bordell.de
Zum 12ten Mal fand in diesem Jahr das inzwischen traditionelle ROCK IN SCHROTH auf dem Festplatz zu Gondsroth/Hasselroth statt. In gemütlicher Atmosphäre feiern regionale Emporkömmlinge, lokale Helden und überregionale Headliner gemeinsam mit geschätzten 150 wasserfesten Freunden der harten Klänge. Leider war das Wetter den kompletten Vormittag sehr wechselhaft. Von sonnig über verregnet bis hin zu orkanartig war alles dabei. Auch pünktlich zum Eintreffen des FFM-Rock Trosses öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Pavillion von Bleeding Roses an dem Tatoofreunde sich Beratung und Inspiration abholen durften wurde einfach umgeweht und konnte nur mit vereinten Kräften und einer ganzen Armee an Heringen im feuchten Rasen verankert werden. Jedoch pünktlich zur ersten Band suchte sich das Wetter eine trübe aber dennoch trockene Konstante. Schade für die Veranstalter, dass sich diese Konstante nicht schon früher eingestellt hat sonst hätten sich mit Sicherheit noch ein paar Metalheads mehr bei einem moderaten Eintrittspreis von 10 € VVK und 12 € AK (und dazu noch zu einem guten Zweck!) bewegen lassen. Auch das restliche Preisniveau des Festivals war vertretbar. Die am Einlass noch so hoch angepriesenen Steaks jedoch sehr zäh, die Pommes salzig und die Currywurst auch nicht preisverdächtig. Dafür war das Bier gut gekühlt und süffig.
Doch nun genug der Restaurantkritik. Widmen wir uns dem Wesentlichen – Dem METAL!!!
OSAKA BORDELL
(geschrieben von Thorsten Dieterle)
Ca. 15 Uhr Einlass auf das halbe Fußballfeld von einem Gelände und nachdem ich mich erst einmal mit zwei kühlen Blonden (je 2,50 € + 1,- € Pfand, angenehm kühl) bewaffnet habe, geht`s auch schon pünktlich um 16.30 Uhr mit dem Besuch im OSAKA BORDELL los. Vor der Bühne, wie auch auf dem ganzen Gelände, ist noch erwartungsgemäß wenig los. Das hat wohl zweierlei Gründe. Erstens ist der Wettergott so zwischen herrlich sonnig und kurzzeitigem Platzregen hin und hergerissen, wie eine Ampel in der Hauptverkehrszeit und zwotens sind die circa 20 Nasen, welche sich den simplen Deutschrock von OSAKA BORDELL reinziehen auch nicht gerade davon überzeugt, den besten Gig des Fests gesehen zu haben und halten vielleicht auch deshalb einen konsequenten Sicherheitsabstand zur Bühne ein. Das eine-Frau-drei-Mann Quartett zockt ihren irgendwo zwischen den ONKELZ und MOTÖRHEAD platzierten Hardrock runter, ohne jedoch irgendeinen sonderlichen Eindruck zu hinterlassen. Frontfrau BIRGIT lässt keine Klischee Pose aus, wirkt auf mich aber eher wie eine Queen DORO minus Selbstsicherheit. Stimmlich könnte die Frontfrau auch noch ein wenig mehr Saft vertragen. Der Rest der Band rödelt ihre Songs wie „Licht aus“, „Seine Welt“ oder die Bandhymne „Osaka Bordell“, welche es sogar gleich zwei Mal als Opener und „Zugabe“ zu hören gibt, in lockerer bis uninspirierter Form ab. Laut Homepage haben alle Bandmitglieder der 2008 gegründeten Formation schon reichlich Erfahrung in diversen Bands gesammelt. Leider sieht, hört und spürt man das eventuell vorhandene Potential aber nicht, was man auch deutlich an den sehr verhaltenen Publikumsreaktionen entnehmen kann.
HANG MANS KNOT
(geschrieben von Robert Kalix)
Aus dem benachbarten Gelnhausen weht nun ein frischer Wind über den Festplatz Gondsroth. Die 4 Jungs von HANG MANS KNOT könnten die Kinder von den vorangegangenen OSAKA BORDELL sein. Jedoch nur alterstechnisch. Musikalisch wird es moderner, wenn auch nicht ganz so modern wie man es bei einem Altersschnitt von rund 20 Lenzen erwarten könnte. Vom Metal- oder Deathcore ist ihre Musik jedenfalls noch fast ein komplettes Jahrzent entfernt. Die frühen Tage von LIMP BIZKIT, SLIPKNOT, KORN und Konsorten also die Geburtsstunde des Nu Metal scheint der Band ihren Geist eingehaucht zu haben. Wenn es mal härter und schneller wird und in Richtung des Schaffens von CALIBAN vor dem Hype geschielt wird, wird es leider manchmal etwas holprig. Besser zu Gesicht stehen der Band die groovenden Parts, mit gelegentlichen Wutausbrüchen oder Breaks. Leadsänger Moser hat eine angenehme Cleanstimme und die sollte keinen zeitgemäßen Shouteskapaden geopfert werden. Das würde HMK viel von dem nehmen was sie derzeit aus dem aktuellen im Gleichschritt marschierenden Wust an jungen Bands herausstechen lässt. Wenn die jungen Herren noch etwas tighter werden und etwas mehr Selbstvertrauen gewinnen, dürfte ihre durchaus tanzbare Musik auch gelöstere Reaktionen im Publikum hervorrufen. So wie sie sich beim ROCK IN SCHROTH präsentierten hinterließen sie zwar einen sympathischen aber viel zu schüchternen Eindruck. Oftmals tummelten sich Sänger, Gitarrist und Bassist auf einem Fleck und ließen den Rest der Bühne verwaisen. Auch die Mimik der Musiker war sehr verhalten und zeugte nicht von Spaß an dem was sie tun. Einzig Schlagzeuger Lauber hielt ein wenig den Showfaktor am Leben in dem er immer wieder wilde Grimassen schnitt und versuchte das musternde Publikum zu locken. Schade auch, dass der Auftritt von HMK bereits nach 30 Minuten beendet war. Da hier im Vorfeld mit dem Veranstalter nicht abgesprochen wurde, dass die junge Truppe noch kein größeres Repertoire vorzuweisen hat. So war für 1 Stunde die Bühne leer und der Tresen wurde zur Hauptattraktion.
EQUALUNIQE
(geschrieben von Robert Kalix)
Dies änderte sich schlagartig in dem Moment als EQUALUNIQE die Bühne enterten und Gitarrist/Sänger Schäfer die Frage in das Rund warf: „Wo sind die Metalheads? Jetzt geht was los hier!“ Damit hatte er nicht zu viel versprochen. Selten hatte man den Trupp mit solch „dicken Eiern“ gesehen. Das war nun ein ganz anderes Bühnenbild. Das ebenfalls aus Gelnhausen stammende Quintett erteilte den Jungs von HMK nun eine Lehrstunde in der Präsentation von harter Musik. Die Bühne schien viel zu klein. Jedem einzelnen Musiker sah man die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben. Wildes Posing und viel Bewegung....und das nicht nur auf der Bühne. Das Publikum sprang sofort darauf an und auch ohne Aufforderung wurde eine Wall of Death zelebriert. Seitdem Christian Schäfer sich den Gesang mit dem Neuzugang Kai Geiger teilt wirkt alles viel dynamischer. Das schwierige Experiment ist gelungen, die Groovewalze malmt alles platt was sich unterhalb von PANTERA-City befindet und auch moderne Einflüsse wie die Melodieführung á la KILLSWITCH ENGANGE und diverse Hardcore-Einschübe machen keine Gefangenen. Die Band zeigt sich dankbar für die Möglichkeit auf dem ROCK IN SCHROTH spielen zu dürfen, bedankt sich artig bei Veranstalter und Technik (die für einen druckvollen Sound sorgte) und tritt mit dem abschließenden „Set me free“ noch mal jeden Arsch der noch nicht oder noch nicht genug hatte. Großer Auftritt einer Band die bereits seit 2002 im Untergrund mitmischt und sich nach ihrem Gig noch ein wenig selbst feierte. Eine lustige Gruppe auch abseits der Bühne die sich nicht im Backstagebereich eingeschlossen hatte und freudig den Kontakt zu den Gästen suchte. EQUALUNIQE waren DIE Überraschung des Abends und der perfekte Einheizer für die Lokalmatadoren von ODIUM.
ODIUM
(geschrieben von Robert Kalix)
Als nun so langsam auch der letzte Sonnenstrahl erlischt betreten die Recken von ODIUM die Bühne. Die Band ist nicht nur für ROCK IN SCHROTH als Mitveranstalter eine Institution sondern auch eine Bank in der Hanauer Metalszene. Seit Mitte der 90er rühren sie mit und haben dabei stets die Flagge des traditionellen Thrash-Metals hochgehalten. Wer die Band in jüngster Vergangenheit nicht mehr gesehen hatte rieb sich verwundert die Augen. Denn bis auf das Gitarrenduo Rochus und Dave zeigt sich die Band runderneuert gegenüber dem Release zu „Just a crisis“ (2006). Insbesondere der Wechsel auf der Sängerposition fällt auf. Der Lockenkopf Reinhard Runkel hat das Feld geräumt und sein Nachfolger Ralf steht nun vor der großen Aufgabe die Lücke die der Symphatikus hinterlassen hat mit Wortwitz und Enthusiasmus zu füllen. Die Fanbase frisst ihm zumindest aus der Hand und singt auch die alten Klassiker noch immer aus voller Kehle mit. Mit dem neuen Mann am Mikro erscheint die Band wesentlich rauer als noch zuletzt. Die hohen Töne trifft der gute Mann zwar nicht hundertprozentig macht aber vieles wieder durch sein dynamisches Auftreten wett. Von einem dynamischen Auftreten kann man bei der neuen Bassfrau Beli leider nicht sprechen. Viel zu schüchtern bewegt sie sich mit immer dem selben Move vor und zurück und ist vielmehr darauf bedacht richtig zu spielen anstatt die Show zu reißen. Das überlässt sie dem neuen Dreigestirn Ralf/Rochus/Dave die die Bühne im Sturm erobern. Für Beli und den neuen Drummer Marcus bleibt nur die Rolle der soliden Rhytmusfraktion. Dieser werden die beiden jedoch mehr als gerecht. Ein solides, druckvolles Fundament ist die Basis für die schnellen Leads, die schneidenden Gitarren und die old school Röhre des neuen Fronters. Für einen fulminanten Sound sorgt in diesem Moment Marc Bugnard von den LFT Studios. Ohne dem hauptamtlichen Mischer zu Nahe treten zu wollen muss man festhalten, dass ODIUM mit Abstand den besten Sound des Abends hatten. Insbesondere die Drums sind kristallklar und jedes Element lässt sich heraushören. Manchmal ist es fast schon ein wenig zu laut. Aber das stört den geneigten Thrasher ja bekanntlich herzlich wenig. ODIUM können ihren Heimvorteil ausspielen und das Publikum in ihren Bann ziehen. Ein harter Steilpass für den Headliner.
GUN BARREL
(geschrieben von Thorsten Dieterle)
Die, neben ODIUM, erfahrenste und dienstälteste Band des Mini Festivals heißt GUN BARREL. Einerseits besetzt man den Headliner Status, andererseits wandert mal eben, kurz nach dem Gig der Lokalhelden ODIUM, die Hälfte der Rock im Schroth Besucher ab. Das liegt sicherlich nicht an den Livequalitäten der vier Kölner, denn die ballert ihren, zwischen speedigen MOTÖRHEAD („Overkill“ lässt grüßen) und der australischen Schule pendelnden Hardrock mit ordentlich Schmackes in die Lauscher des standhaften Rests. Arschlaut direkt vor der Bühne, transparenter Sound mit leichtem Abstand zur selbigen, geht´s munter eineinhalb Stunden durch das Schaffen von vier Alben. Natürlich haben und werden die Barrels nie einen Originalitätspreis gewinnen, dafür sind sie einfach zu wenig eigenständig, beziehungsweise wiederholen sich gewisse Songstrukturen zu oft. Aber gerade auch in bierseliger Laune machen die Jungs immer wieder Spaß. Doublebass getriebene Schnellgeschosse wie „Battle Tested“ oder „I´m Alive“, treffen auf straight-fette Riffrocker wie „On The Road“, „Lonely Rider“ und meinem absoluten Favoriten “Role Of The Dice“ (Riff = bockstark wie ne` Harley!). Die Band gibt jedenfalls selbstsicher Gas, trotz der mageren Publikumskulisse von vielleicht 30, teilweise volltrunkenen Headbangern. Vor allem Drumtier TONI, der sein Set regelrecht verkloppt und dazu noch visuell beeindruckend spielt, begeistert mich. Die Saitenfraktion um Basser TOMCAT KINTGEN und Gitarrist ROLF TANZIUS mimen die coolen Rocksäue und Sänger XAVER macht seine Späßchen mit den am Bühnenrand „hängenden“ Alkoholisierten, von denen es vereinzelte Exemplare nicht mal mehr schaffen, selbst einen strunzeinfachen drei-Worte Refrain fehlerfrei ins hingehaltene Mikro zu blöcken – nach zehn Wiederholungen wohlgemerkt. Gute Laune steht bei GUN BARREL jedenfalls im Vordergrund und in der gleichen Stimmung verlassen wir zufrieden das Gelände eines der intimsten Open Air Veranstaltungen Hessens. Servus und Gute Nacht!