AYNSLEY LISTER - Mannheim
Konzert vom 21.11.2021
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AYNSLEY LISTER
Wie ERYA LYTTINEN, ANA POPOVIC oder DANA FUCHS ist auch der Brite 1976 geboren, ein Jahr in dem auch einige der Gründerväter des Blues das Gebäude verlassen haben. Wie sein ganzer Jahrgang hat auch er dabei beigetragen, dass dieses Genre wieder mehr an Bedeutung gewinnt. Interessanterweise war dies im März 2020 das letzte Konzert vor dem Lockdown, und nun könnte dieser Fakt zur traurigen Tradition werden. Der erste Vorbote kam den Fans an der Kasse in Form der Maskenpflicht entgegen, wobei zum Glück weniger auf Abstände gesetzt wurde. Warum man 2G+ nicht einfach mit Testpflicht für Geimpfte umsetzte ist völlig unverständlich. Bringt es doch mehr echte Konzertatmosphäre und mehr Sicherheit. Diesen Anachronismus in der Pandemiebekämpfung habe ich im Frühsommer schon kritisiert.
Das hielt aber zum Glück genug nicht davon ab in den 7er zu strömen, wo sie den Posterboy des neuen Blues warm empfing. Warm war auch die Empfindung und Farbwahl des Abends, nicht nur weil es im Mannheimer Kultclub wieder kuschelig drinnen weitergeht. Lister ist kein Mann der großen Geste, er lässt lieber seine Gitarre für sich sprechen, und manchmal singt sie sogar für seine Fans. Dieser weiche Stil ist von GARY MOORE oder JOE BONAMASSA adaptiert, wird aber vom Leicester-Jungen noch weiter verfeinert.
Zu dem lyrischen Blues gesellt sich noch eine Menge Melodic Rock, aber nie der aus dem Stadionfundus, sondern ein gesetzter, erwachsener. So gesetzt gestaltete sich auch der Abend, der voll wunderbarer Klänge war, auf seine Art sicher unspektakulär, aber genau das lässt einen einfach versinken. Wenn er dann seine Stimme nutzt, erklang die genauso samtig und gefühlvoll wie sein Spiel und ebenso vollmundig und melodiös. Timbre und Anschlag harmonieren so gut wie kaum einem anderen Künstler.
Zurückhaltend gab er sich auch in seinem Auftreten, gelebtes britisches Understatement. Für die Ausflüge auf der Bühne gab das Material wenig her, ein paar Mal nahm er ein paar Schritte zu seinen Mitmusikern, aber die meiste Zeit verließ er den Platz hinter seinem Mikrofon auf der linken Seite nicht. Nur für ein paar Soli wagte er sich nach vorne, gab sich da aber auch recht introvertiert und komplett mit den Noten verschmolzen, die er seiner Strat entlockte. Interessant wurde es vor allem, wenn er zu einer anderen Gitarre griff, um entweder loszurocken oder wie bei „Hyde 2612“ mit Slides auf der Halbakustischen zu glänzen.
So eine Herangehensweise bedarf ebenfalls einer Backingband, die mit der leisen Darbietung mitgehen kann, die sich zurückzunehmen weiß. Jono Martin legte mit wunderbar weiten, lange und flächigen Töne aus seinem Langholz den richtigen Teppich aus, auf dem sich die Stimmungen der Songs so gut ausbreiten konnten. Immer bedacht und auf den Punkt, auch wenn es darum ging seinen Bandleader bei einigen Refrains zu unterstützen.
Der letzte im Bunde des Three-Piece hatte es da noch schwerer sich wie sein Rhythmuspartner leise und unprätentiös zu verhalten. Doch Craig Bacon verfügt über so einen schönen Swing, dass er den Titeln immer noch etwas hinzufügen konnte und bei treibenderen Breaks nie überzog. Leichtfüßig sah dies aus, die Konzentration die dahinter steckt, konnte der Schlagwerker hinter seinen lässigen gleitenden Sticks verbergen. Sein weicher und schöner Ton war mit ein Erfolgsrezept des Abends.
Gerade in so einen intimen Club ist das auch für den Zuschauer eine Augenweide solchen Könnern genau auf die Finger schauen zu können. Man war so nah dran an Bacons Künsten, seine Eleganz war fast greifbar. Martin drückte die dicken Saiten mit einem tiefen Feeling, das den Zuschauer hineinzog. Die Kommunikation zwischen dem Trio fand eher subtil statt, doch bei dem Verständnis genügen oft nur kurze Blicke.
Und was der Meister auf seinen sechs Saiten anstellte war traumhaft mitanzusehen. Wie die Finger über das Griffbrett rutschten, dabei eine ungeahnte Dynamik offenbarten, mal schneller, dann mit großen Sprüngen am Hals entlang oder mit hochgeschobenen Tönen, bei denen Lister die Augen schloss.
Das honorierten die Zuschauer, die zwar während der Stücke wenig interagierten, dafür aber dazwischen reichlich Beifall spendeten. Der Fokus der meisten Anwesenden, war es sich von den warmen Klängen einhüllen zu lassen und ihre Entstehung genauestens zu beobachten. Ob AYNSLEY LISTER nun ihnen oder den Clubbetreibern eine Thekenpause spendierte, da es keinen Supportact zu den knapp 100 Minuten gab.
Definitiv seinen Fans waren die drei neuen Stücke gedacht, die im Laufe des Abends zum Zuge kamen, und demnächst auf „Along For The Ride“ erscheinen sollen. „Made Up My Mind“ ist schön an Hendrix angelehnt, mit toller treibender Hi-Hat von Bacon. Die längste Ansage des Abends gab es zu Beginn des zweiten Sets bei der Social Media-Kritik „Amazing“, als der Frontmann von Erfahrungen sprach, die jeder nachvollziehen kann.
Neben den neuen Kompositionen war das Programm auch nicht so sehr von den beiden jüngsten Scheiben geprägt. Speziell sein Debüt „Everything I Need“ kam des Öfteren zum Zug, bereits mit dem eröffnenden Instrumental „Quiet Boy“. Zum Abschluss gab es wie immer die Version des PRINCE-Klassikers „Purple Rain“, wo der smarte Brite im Solopart noch leiser spielte, bevor es zum hymnischen Finale kam, das alles in die kalte Nacht entließ.
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