H.E.A.T. - FESTIVAL 2009 - Ludwigsburg, Rockfabrik
Konzert vom 27.09.09
Bands:
China (CH), H.E.A.T., Crazy Lixx, Dark Sky, Pump, Black Rain, Shotgun Express
Homepage:
www.myspace.com/heatfestival
Das als heimlicher Nachfolger des United Forces Of Rock-Festival gehandelte HEAT-Festival ging heuer bereits in die zweite Runde. Für mich mal wieder ein Grund, in die Rockfabrik nach Ludwigsburg zu reisen und das, obwohl ich außer PUMP keine Band wirklich kannte. Nachdem das erste Festival 2009 überwiegend lokale Acts im Billing listete, wurde es in diesem Jahr internationaler. Gut 300 Hardrock-Freunde wollten in einer entspannten Atmosphäre die diesjährigen Bands sehen. Ich für meinen Teil schenkte mir an diesem Sonntag die beiden Opener SHOTGUN EXPRESS (Sleaze Rock aus Stuttgart) und ihre französischen Genre-Kollegen BLACK RAIN, was im letzteren Fall offensichtlich ein Fehler gewesen sein soll, da sie von guten Bekannten als durchaus hörens- und sehenswert eingestuft wurden. Diese beiden Bands, sowie CRAZY LIXX, erklärten somit auch die Anwesenheit von zahlreich mit Haarspray und originalgetreuem 80er Sleaze-Outfit aufgepepptem Jungvolk, welches reichhaltig vertreten in dem Kultschuppen rumtingelte. Apropos Jungvolk, selten hab ich in den letzten Jahren auf einem Festival oder einer Rock-Show eine so enorme Altersspanne erlebt wie hier. Zwischen 16 bis Ü 50 war alles vertreten, was wohl auch an dem erschwinglichen Eintrittspreis von 25 € (VVK 21 €; bei 2 Tickets gratis CD) an der Abendkasse gelegen haben dürfte.
Die Stuttgarter Heavy Rocker PUMP an diesem Nachmittag zu erleben, war mein Hauptziel, was mir auch zeitlich gelang. Leider hatte der Schwaben 5er mit anfänglichen Soundproblemen und gleich im ersten Song einem Gitarrenwechsel zu kämpfen. Geschätzte 150 Anwesende ließen sich dadurch aber nicht abhalten ordentlich Stimmung vor der Bühne zu machen und feierten die Jungs auf der Bühne ab, die das Hauptaugenmerk ihres Sets auf das gerade eben veröffentlichte neue Album „Sonic Extasy“ ausgelegt hatten. Kleine Abzüge in der B-Note hinsichtlich der Performance muss ich aber attestieren, da das neue Line-Up doch etwas unkoordiniert agierte und sich oftmals selbst auf den Füßen bzw. im Rücken stand. Auch der neue Leadklampfer Stef Bertolla wirkte etwas verhalten, was Neuzugang Michael Vetter am Bass aber locker wieder aufholte. Die Bier gegen T-Shirt/Girlie Tauschbörse mit den Fans zusammen mit Fronter Marcus Jürgens sorgte jedenfalls für einige Lacher. Dieser 50-Minuten-Auftritt heute war zwar nicht das, was ich von PUMP kenne und gewohnt bin, sollte aber mit mehr Live-Präsenz wieder runder werden.
Dass ich kein DARK SKY Fan bin gebe ich an dieser Stelle unumwunden zu. So war es heute zwangsweise mein erstes live-technisches Auseinandersetzen mit den Jungs aus dem schwäbischen Rottweil. Bescheinigen muss ich den fünf Herren um das letzte verbliebene Gründungsmitglied Frank Breuninger (voc.) hier aber, dass sie mit Abstand die spieltechnisch sauberste Band auf diesem Festival waren und ein sehr professionelles Stageacting an den Tag legten. Mit dem Verteilen von reichlich aufblasbaren Gitarren an die gut 100 Interessierten vor der Bühne lockerte man zusätzlich die Stimmung ein wenig. Musikalisch ist mir das Liedgut jedoch zu abgekupfert, und so vermutete ich bei einigen Songs zunächst Axxis-Coverversionen oder fühlte mich mit Freedom Call oder Gotthard berieselt. Auch vor dem Irene Cara Cover „Maniac“ machte man nicht Halt. So blieb mir heute nur der von seinem Punk’n Roll Erscheinungsbild überhaupt nicht zur Band passende Gitarrero Steffen Doll positiv in Erinnerung, da er an seinem Instrument zu überzeugen wusste.
Die Überflieger des Festivals für mich waren die jetzt sleazy rockenden CRAZY LIXX aus Schweden. Während ich im Rofa-Bistro noch an einem Schnitzel kaute, schallte plötzlich von der Bühne her etwas, was sich exakt wie Mötley Crüe anhörte. Die Young Fashion Haarspray Generation drängte zudem scharenweise nach vorne, was mich jetzt auch neugierig machte. Auf der Bühne selbst stehen vier Jungspunde und rocken das Haus. Vor der Bühne ist es rappelvoll und die Stimmung kocht. Sänger Danny Rexon verkündet den ersten Auftritt auf deutschem Boden und tritt allen Besuchern mächtig Arsch. Kaum einer in der Rofa wackelt nicht in Richtung Bühne. Stimmlich bewegt sich Rexon in Paul Stanley Sphären (Kiss), und musikalisch tingelt man in Hardcore Superstar, Crashdiet und Babylon Bombs’ Fahrwassern. Unbekümmert rotzen sie ihre Rock Show runter, präsentieren einen neuen Song vom bald erscheinenden zweiten Album, der zu überzeugen vermag, stimmen einen Medley aus bekannten 80er-Tracks u. a. mit Twisted Sister an und beenden mit einem Song namens „Heroes Are Forever“, bei dem das Volk den Refrain aus allen Kehlen mitsingt. Respektable und beste Show des Tages für mich!
H.E.A.T, ebenfalls aus Schweden und vielen Anwesenden bekannt als Support von der letzten Edguy Tour und heißer Kandidat auf die Europe Nachfolge (wusste gar nicht, dass die abtreten wollen!?) folgten im Anschluss. Trotz großem Bandmembergetümmel, die Band beinhaltet neben einem Keyboard noch zwei Gitarristen, wirkt das Melodic Rock Songmaterial nicht überladen, nur nerven mich persönlich die immerwährenden hohen Tonlagen von Sänger Kenny Leckremo recht schnell. Dem textsicheren Publikum scheint es aber sehr gut zu gefallen und es geht wieder gut mit. Es werden hier fast alle Refrains der Songs lautstark mitgesungen, und selbst bei einem groovenden Blues Track kocht die Hütte. Was aber bitteschön soll nach gut 30 (von 60) Minuten Playtime ein Drumsolo (übrigens das einzige Solo bei allen Bands an diesem Tag), wo man doch das Auditorium in den Händen hat? Mir reichte das jetzt und ich begab mich, bei sehr lauten, aber guten Soundverhältnissen zu den ordentlich sortierten und mit einigen Schätzen bestückten CD-Börsenständen in der Halle.
Nach 15 Jahren Deutschland-Abstinenz betraten letztendlich als Headliner die 2007 reunierten Schweizer CHINA die Bühne. Wenn man bedenkt, dass diese Hard Rock Band als Gründungsmitglied mal Marc Lynn (jetzt Gotthard) und später Marc Storace (jetzt Krokus) in ihren Reihen beherbergten, war das Interesse an der Band dann an diesem Abend aber doch nicht so groß wie vielleicht erwartet, und so fanden sich vor der Bühne doch nur gut 200 Peoples ein, die den fünf Eidgenossen lauschen wollten. Gleich vorweg, richtige Stimmung kam bis zu meinem Abgang gegen Mitte des 70-minütigen Sets nicht wirklich auf. Ob es an dem erstmals an diesem Abend zu lauten Sound lag, vermag ich nicht zu sagen. Wenn auch die alten Hits gespielt wurden, so kamen diese bei mir wirklich nicht an und auch ein neuer Song nach der Reunion 2007 zündete bei mir nicht annähernd. Wirklich schade, hier hatte ich mehr erhofft. Ich behaupte mal, dass es heute auch an dem von Anfang an bestehenden Sängerproblem lag, denn dieser Posten ist seit der Gründung ein Garant für permanente Wechsel und Up and Downs in dieser Band, und der heutige Akteur am Mikro, Eric St. Michaels, konnte mich nicht überzeugen.
Fazit: Ein gemütliches und entspanntes Hard Rock Hallen-Festival mit kurzen Umbaupausen (15 Min.) und exaktem Zeitplan sowie abwechslungsreichem Billing. Was will man mehr? Weiter so!