ANA POPOVIC - Homburg/Saar

anapopovic tourflyerKonzert vom 10.04.2022

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ANA POPOVIC

Es sollte lange dauern, bis dieser Termin endlich wahrgenommen werden konnte, zwei Jahre wurde er vor sich hin geschoben, immer fiel der neu angesetzte in einen Lockdown. Nun musste das Konzert am Ende vom Musikpark in den Saalbau verlegt werden, damit die gebürtige Serbin im saarpfälzischen Homburg auf die Bühne kommt. Unbedingt spielen will sie ja, des belegt der Titel ihrer DVD „Live For Live“, ANA POPOVIC lebt für die Livemusik. Daher kam sie auch mit den Widrigkeiten der Pandemie besser zurecht als andere und trat auch mal ohne komplette Band auf.

Nun waren aber wieder alle vereint, auch die Bläser waren wieder mit auf den Brettern. Jene bliesen kaum dort angekommen zum Angriff und legten furios los, wobei Davide Ghidoni mit seiner Trompete auch mal locker seinen Jazzbackground raushängen ließ. Aber der Stil ihrer Bandleaderin ist seit Längerem ein Sammelbecken aller Stilverzweigungen des Blues, auf der Bühne noch mehr, seit die US-Rhythmusfraktion noch mehr schwarze Einflüsse einbringt. Gemeinsam mit dem Saxophonisten Claudio Giovagnoli konnte das Gespann vor allem in der TOM WAITS-Coverversion Akzente setzen.

Wie gewohnt ließ die Dame ihre Jungs ein wenig spielen und jammen, was ihnen mit voller Besetzung ein Plus an Spaß bereitete. Für manche mag das nebensächlich sein, aber ich muss immer ein paar Worte zu ihrem Outfit verlieren, denn das ist immer eine Augenweide. An dem Abend gab es eine dicke Überraschung, die Haare scheinen kürzer und dunkler, was mir später bestätigt wurde. Für die Zuschauer aber kaum zu erkennen, weil ein riesiger schwarzer Hut ihr Haupt zierte, was im Verbund mit dem schon vom letzten Gig bekannten Catsuit sehr stylisch rüber kam.

Ebenfalls ungewohnt, dass der Titeltrack von „Can You Stand The Heat“ nicht den eigentlichen Opener gab, sondern ein Auszug des „Trilogy“-Werkes. Überhaupt bestand das Set wie zuletzt vor allem aus Titeln der letzten drei regulären Longplayer. Jene verfügen über die Vielfalt, welche die Arbeit von Popovic heute auszeichnet, spielerisch hat sie auch das Vermögen alles glaubhaft rüberzubringen. Ob rockige Riffs, funky Licks, bluesige Leads oder spärliche aber effektive Fills, all das ging der Frontfrau souverän von der Hand.

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Dabei war ihr Spiel explosiv und gefühlvoll zugleich. Mal stand sie mit geschlossenen Augen da, versank völlig in ihren Soli, fast schien es, als würde sie ihren Stratocaster umarmen. Dann wiederum ließ sie ihrem Temperament freien Lauf, sogar bei den Slides flogen die Finger über das Griffbrett. Nur ihren typischen eingeknieten Hüftschwung deutete sie lediglich an, da war wohl die Gefahr, dass ihr die Kopfbedeckung weg fliegt zu groß.
Für das Bandspiel hatte sie bei dem Gig noch mehr Auswahl an Partnern, das Gefüge innerhalb des Sechsers war sehr eng, die Musiker waren permanent am Kommunizieren. Wenn ANA POPOVIC sich auf der rechten Bühnenseite mit den Bläsern duellierte, war Bassist Buthel links bei Keyboarder Michele Papadia, während jener mit den Saxophonisten und Trompeter die Köpfe zusammen streckte, wenn die gute Anna bei ihrem treuen Tastenmann weilte.
Auch als Solokünstlerin ist sie eine Teamplayerin, die ihren Mitstreitern immer wieder genügend Raum zur Entfaltung gab. Bei ihren Soli durften sowohl die beiden Bläser als auch der gute Buthel am Slapbass nach vorne, während sie von ihrer Sängerin präsentieret wurden. Das konnte Papadia an den Tasten nicht bewerkstelligen, dafür durfte er sowohl am Piano als an der Farfisa-Orgal zeigen, was in ihm steckt.

Wenn sie dann alle gemeinsam loslegten groovte das ungemein, dass die Hüften automatisch in Schwung kamen. Dazu intonierte Popovic sehr gekonnt und immer etwas lasziv. Unterstützt wurde sie dabei oft von ihrem Bassisten, der zwar kräftig wirkt und kräftig die dicken Saiten drückt, aber die souligen Chöre sehr fein hinbekommt. Er wirkte auch sehr konzentriert, ging ganz in seinem Spiel auf, doch wenn er bemerkte, dass ihm jemand interessiert auf die Finger schaute, hatte er ein breites Grinsen für denjenigen übrig.

Leider hat die Technik den Fehler gemacht und einen Teil der PA auf der Bühne platziert, was den vorderen Zuschauern ein wenig den Raumklang nahm, der im Saalbau immer sehr gut ist. Die hohen Töne waren dort überpräsent, was den schönen dicken Groove ein bisschen in den Hintergrund drückte und in den reduzierteren Momenten mehr preisgab. Dadurch gingen die Zuschauer ein paar mehr Schritte zurück als gewöhnlich.
Ob es daran gelegen hat, dass ANA POPOVIC die Kommunikation mit ihrem Publikum nicht so gelang oder generell daran, dass es oben auf der Empore enger war als unten im Saal, kann ich nicht beurteilen. Am Ende schien es fast so, als ob sie ihre Fans etwas heraus fordern wollte, denn zur Zugabe ließ sie sich lange bitten. Doch der Saalbau gab nicht auf, applaudierte unentwegt, bis es nach neunzig Minuten noch einen auf die großartige Performance drauf gab.

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Setlist ANA POPOVIC:
Ana´s Shuffle
If Tomorrow Was Today
Can You Stand The Heat
Object Of Obsession
Love You Tonight
New Coat Of Paint
Sexy Tonight
Fencewalk
Brand New Man
Lasting Kind Of Love
Like It On Top
Slow Dance
Wrong Woman/Tribe/We Can Change The World
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Mo´ Better Love


Weitere Fotos von der Show gibt es >hier<