ROCKING STONES FESTIVAL - Olsberg-Bruchhausen, Schützenhalle
Konzert vom 07.11.09
Homepage:
www.rocking-stones.de
Am Samstag, den 07.11.09 sollte der sauerländische Acker in Olsberg-Bruchhausen auf metallische Art und Weise umgepflügt werden und so war es von Anfang an klar, dass ich und einige Wegbegleiter dabei sein werden. Auf dem Programm standen neben Brainstorm und Primal Fear, die Grailknights, The Mystery, Dawn Of Destiny und Serpent Soul. Die beiden letzteren waren mir allerdings nur von diversen MySpace Tracks bekannt.
Nachdem wir überpünktlich an der Veranstaltungslocation angekommen waren ging es nach dem Genuss von 2-3 Bierchen am Auto direkt in die verhältnismäßig große, jedoch noch sehr spärlich gefüllte Schützenhalle. Ein Blick auf die Bühne offenbarte sofort die überraschend gut ausgestattete Lichtanlage und die schon aufgestellte Brainstorm Kulisse. Auch die Bühne an sich präsentierte sich etwas größer als erwartet. Nach dem weiteren Genuss einiger Hopfenkaltschalen, die mit 1,20 € relativ günstig, jedoch nicht übermäßig wohlschmeckend waren wurde noch das Merchandise abgecheckt. Die Preise waren recht unterschiedlich, so konnte meine Angetraute ein Brainstorm Girlie für schlappe 15 € ergattern. Das geht voll in Ordnung (ebenso wie z.B. die PF Kapus für 30 €), wohingegen 20 € für ein normales Brainstorm T-Shirt meiner Meinung etwas happig sind.
Wie auch immer, die Wartezeit bis zum tatsächlichen Beginn, welcher für 18:00 angesetzt war(es war mittlerweile ca. 18:30), wurde mit Smalltalk und dem einen oder anderen Bierchen überbrückt, dann legte die erste Band des Abends SERPENT SOUL los. Als erstes viel die magere Lautstärke auf (was sich auch bis zum Primal Fear Auftritt nicht wirklich ändern sollte), allerdings hielt das die Jungs und das Mädel nicht davon ab die nach wie vor spärlich besetzten Reihen mit ihrem etwas eigenwilligen Mix aus Death und Power Metal zu beglücken. Scheinbar hatte die Band auch ihren eigenen Fanclub in Form zweier schwarz gekleideter „Grazien“ dabei, die es sich nicht nehmen ließen die Band den gesamten Gig über immer wieder mit Unterwäsche und Liebesbekundungen zu bombardieren. Naja, die Band hatte ihren Spaß die beiden Groupies auch, die meisten Anwesenden nahmen die Band und das Gehabe vor der Bühne eher gelassen zur Kenntnis. Da ist meiner Meinung nach noch Steigerungspotential vorhanden, jedoch sollte man in nächster Zeit eine klarere Linie finden.
Nach kurzer Umbaupause ging es recht zügig mit THE MYSTERY weiter (DAWN OF DESTINY hatte man aus bandinternen Gründen auf die Aftershow Position nach Primal Fear verschoben), von denen ich leider den Anfang verpasste. Was ich danach allerdings noch gesehen hab war mal wieder sehr ordentlich. Frontlockenköpfchen Korry macht schon nen ausgesprochen sympathischen Eindruck und ihre Stimme ist verdammt noch mal nicht ohne, allerdings weiß ich nicht ob es so sinnvoll ist krampfhaft zu versuchen ihr offensichtliches Vorbild Doro Pesch zu imitieren (speziell was die Bewegung und Gestik angeht). Musikalisch gab es an dem äußerst solide gespielten Melodic Metal natürlich nichts auszusetzen, die Rhythmus Fraktion machte einen hervorragenden Job und vor allem die Gitarren hatten deutlich mehr Druck als auf dem aktuellen Longplayer. Weiterhin hatte man mit dem superben „Soulcatcher“ und dem abschließenden „Judas Betrayed“ auch zwei richtige Hitkandidaten im Set. Mir und einem Großteil des Publikums hat’s saugut gefallen und ich denke auch in Zukunft wird man von Korry und Co noch so einiges hören.
Nun stand das für den Rezensenten zweischneidigste Schwert der Metalszene auf dem Plan und zwar in Form der „mächtigen“ GRAILKNIGHTS. Keine Ahnung woher, aber plötzlich machte sich ein recht ordentlicher Fanmob vor der Bühne bemerkbar (die Grailknights Shirtquote hatte sich innerhalb der letzten halben Stunde locker verdreifacht!) und dann ging ca. 45 Minuten ganz ordentlich die Post ab. Musikalisch kann ich der wüsten Death/Power Mixtur mit „Ronja Räubertochter Chören“ ,abgesehen von ein bis zwei Ausnahmen (Moonlit Masquerade, Prevail), ja nicht besonders viel abgewinnen, aber wie sie es jedes mal schaffen ein bisher recht hüftsteifes Publikum in einen Hexenkessel zu verwandeln ist mehr als erstaunlich. Klar, mit ihren Kostümen sehen die Jungs aus wie die letzten Trottel und wenn dann das Plüscheinhorn dazu kommt kann die Band eigentlich niemand mehr ernst nehmen. Aber nach der zweiten Grailknights Show nutzt sich der Gag doch ordentlich ab (und das war meine dritte oder vierte) und so bleibt mir eigentlich nur übrig die Musik an sich zu bewerten und das was ich da zu hören bekam empfand ich als äußerst durchschnittlich. Das Cover von Bonnie Tyler’s „Hero“ passte zwar thematisch wie die Faust aufs bunt geschminkte Auge, ich für meinen Teil habe an diesem Punkt mein persönliches „Castle Grailskull“ in Form meines Autos aufgesucht um noch ein genießbares Bierchen zu mir zu nehmen. Aber zumindest einem Teil des Publikums (welches offenbar sogar extra wegen den Hütern des heiligen Grals angereist war) hat es gefallen und das ist dann wohl doch die Hauptsache. Fazit: Die GRAILKNIGHTS funktionieren! Punkt!
Die Damendichte im Publikum erhöhte sich nun schlagartig, denn meine heimlichen Headliner des Abends legten endlich los. Das BRAINSTORM live eine absolute Macht sind haben sie ja oft genug während ihres unermüdlichem Tourens bewiesen und so stiegen die Jungs um Ausnahmesänger Andy B. Frank mit „Forsake What I Believed“, dem Opener des aktuellen Albums „Memorial Roots“ in den Set ein und rissen die Meute direkt mit. Was darauf folgte war ein höchst intensives Liveset mit enormer Hitdichte und viel Spielfreude seitens der Band. Ob das folgende „The Leading“, „Blind Suffering“, „Shiva’s Tears“, „Worlds Are Comin’ Through“, “Fire Walk With Me”, das grossartige “All Those Words” (bei welchem selbst ich mich auf ein Mitsingspielchen eingelassen habe und ich hasse das eigentlich wie die Pest!) oder das abschließende „How Do You Feel“, jeder einzelne Song wurde frenetisch bejubelt. Hier passte einfach alles. Selten habe ich so dermaßen gute Rhythmusarbeit gehört wie bei dieser Band und Andreas Mailänder Ersatz Antonio Ieva (Ex-Farmer Boys) hat sich mittlerweile voll in die Band integriert. Man merkt dieser Ausnahmecombo einfach an, dass jeder hier mit vollen Herzblut dabei ist und vor allem Rampensau Andy kommunizierte immer wieder mit dem Publikum um es zu vollem Einsatz anzustacheln, welches dankbar darauf ansprang, sodass man nach gut 60 Minuten nur glückliche Gesichter im Saal erkennen konnte. Einziger Wermutstropfen war, dass das Set wohl aus Zeitgründen um das grossartige „Conjunction Of Seven Planets“ vom aktuellen Album beschnitten werden musste, denn ansonsten glich die Setlist dem Rest der Tour (siehe auch das Review von Peter Antons).
Anschließend stand nun der eigentlich Headliner des Abends in Form von PRIMAL FEAR an, welche das gut angeheizte Publikum recht schnell auf ihre Seite zogen. Ich für meinen Teil fand es zwar recht unklug ausgerechnet mit „Under The Radar“ (meiner Meinung nach einer der schwächsten Songs des neuen Albums) einzusteigen, das Publikum welches offenbar im Allgemeinen mit dem neuen Album nicht besonders vertraut zu sein schien nahm es trotzdem dankbar an. Allerdings hat es kaum eine Band derart gut drauf zu jeder sich bietenden Gelegenheit das Tempo raus zu nehmen und die Stimmung zu drosseln, denn auf das großartige „Battallions Of Hate“ folgte mit „Killbound“ eine weitere für meinen Geschmack eher laue Nummer vom neuen Album. Dann bekam es der Rezensent allerdings mit nem Killertriple zu tun und zwar in Form von „Nuclear Fire“, „Six Times Dead“ und „Angel In Black“. Anschließend gab es ein kurzes Intermezzo zweier erstklassiger Gitarristen, nämlich dem dauergrinsenden Henny Wolter und Alex Beyrodt, welcher auch heute noch alle Old School Posen drauf hatte und diese auch laufend zum Besten gab. Erste Sahne! Weiter ging es mit „Sign Of Fear“, nur um danach mit „Fighting The Darkness“ das Tempo wieder mal rauszunehmen und für den ersten Absacker zu sorgen. „Riding The Eagle“ und „Final Embrace“ konnten noch mal was reissen und dann war nach dem für meinen Geschmack recht überflüssigen „Metal Is Forever“ (meiner Meinung nach vollkommen überbewerteter Song) offiziell Schluss. Das wohl in Geiselwind gespielte „Hands Of Time“ blieb uns gottlob erspart, allerdings ließ man sich noch mal für zwei Zugaben auf die Bühne bitten, aber dann war nach „Seven Seals“ und „Chainbreaker“ war dann definitiv Schluss. Unterm Strich ein solider Gig mit einem hochprofessionellem Ralf Scheepers der heute extrem gut bei Stimme war, allerdings seine Publikumskonversationsphrasen wohl auswendig gelernt hat. Mat Sinner und Randy Black stellten erwartungsgemäß eine mehr als solide Rhythmuswand zur Verfügung (obwohl ich von letztgenanntem vielleicht etwas mehr Präsenz erwartet hätte) und über die Qualität des Gespanns Wolter/Beyrodt muss man wohl nichts schreiben.
Erwähnenswert vielleicht noch das leicht divenhafte Gehabe von Herr Scheepers als ein Depp im Publikum meinte nen Becher in Richtung Bühne schmeißen zu müssen (in höchst zickigem Tonfall „Lasst die Scheisse sein oder wir hören auf zu spielen!“). Der Becherwerfer musste konsequenter- und logischerweise die Halle verlassen (und damit hat er noch Glück gehabt, ihm sind die Oberarme von Ralf offenbar nicht aufgefallen) und unter den wachsamen Augen von Sinner und Scheepers wagte es auch niemand dem becherwerfenden Attentäter nachzueifern. Wie man sich als Band von sowas dermaßen die Laune verderben lassen kann ist mir ein Rätsel.
Danach spielten „Dawn Of Destiny“ noch die Aftershow Party als Ersatz für die wegen angeblich schlechtem Benehmen von der Tour geflogenen JADED HEART (damit fiel für mich leider ein weiteres Highlight weg). Allerdings hab ich mir das gespart, da es mittlerweile reichlich spät war und wir irgendwie alle auch keine Lust mehr auf Power Metal mit für meine Ohren viel zu penetrantem weiblichem Gesang hatten.
Unterm Strich war es ein klasse Abend in echt netter Location, mit größtenteils sehenswerten bis erstklassigen Auftritten und halbwegs gutem aber zu leisem Sound. Bei entsprechendem Billing sind wir nächstes Jahr wieder dabei! Bis dahin …