JUDAS PRIEST - Frankfurt

07 judaspriest frankfurt 05Konzert vom 06.07.2022
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JUDAS PRIEST
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Mit Zahlen musste man schon ein wenig jonglieren, wenn man in den letzten zwei Jahren ein Jubiläum feiern wollte. Die Metalgötter schlechthin mussten ihre Tour zum Fünfzigsten mehrmals verschieben, aber bei ihnen lässt sich das genaue Datum ob der chaotischen Frühphase nicht mehr feststellen. Völlig egal, denn eine Tour von ihnen ist immer ein Ereignis und führt die Truppe für zwei Monate über den Kontinent. Zwischen den Alben kann man für die Setlist wunderbar in den Archiven graben, was sie ohnehin immer tun. Auf die Vorband kann man ebenso immer gespannt sein, zumal die bei der Konzertreise wechselt, an dem Abend stand eine andere in der Jahrhunderthalle auf der Bühne als zwei Wochen zuvor.

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Selten war die musikalisch so weit draußen wie an dem Abend, aber die Veteranen sind weiterhin an neuen Klängen und Ideen interessiert. Zumindest am Engagement mangelte es den Norwegern nicht. Kaum auf der Bühne vor ihrem großen Backdrop gab es für die Jungs kein Halten mehr. Wie Wirbelwinde fegten sie über die Bretter, die Fotografen wurden ob der hibbeligen Bewegung schier wahnsinnig. Dabei mussten sie sich erst in das eröffnende „Rogaland“ hinein grooven, wunderbar wie eine eher räudige Kapelle die Dynamik so fein anschwellen lassen konnte.

Immer wieder schalteten die drei Gitarristen vom flächigen Modus auf das vehemente Traktieren ihrer Saiten um. Doch egal in welchem Tempo, unterwegs waren sie ständig, nutzte die Größe der Bühne aus. Wenn die nicht reichte, sprangen vor allem Maciek Ofstad und Bassist Marvin Nygaard auf die Orrangeverstärker der Backline. Auch der Riser von Håvard Takle Ohr´s Drumkit war Anziehungspunkt und geriet schon einmal an seine Kapazitätsgrenze.
Während Bjarte Lund Rolland die meisten Soli zukamen, die im Verbund mit doppelter Rhythmuspower eigenwillig rüber kamen, war Vidar Landa am meisten ganz vorne zu finden. Auf ihren Plätzen waren die Jungs lediglich, wenn sie die Gangshouts oder auch warme Harmoniegesänge liefern mussten. Am stärksten zeigte sich der Verbund bei den langen flächigen Passagen, die wie poslmetallische Jams anmuteten.

Leider war davon wenig zu hören, die Backgroundgesänge gingen komplett unter und auch der Leadgesang von Ivar Nikolaisen war vor allem zu Beginn unterrepräsentiert im Mix. Wobei ich nicht denke, dass ihnen der Headliner da etwas verbaut hat, solche Spielchen hat die Legende nicht mehr nötig. Dass man auch als Supportact einen klasse Sound in den altehrwürdigen Kuppelbau zaubern kann bewiesen drei Wochen zuvor THE AMAZONES im Vorprogramm von GRETA VAN FLEET. Wobei ihr Black´n´Roll nicht unbedingt eine kristallklaren Sound benötigt, aber das war grenzwertig.

Was auch für die Performance von Nikolaisen galt, der zwar schön rau krächzte und dem Material eine noch rauere Note verlieh. Man könnte jetzt behaupten, er hätte sich wie in Irrer gebärdet, was der Realität auch nahe kommt. Immer wieder schwang er seinen Mikroständer wild herum, hielt sich bei Heabangen daran fest, tänzelte am vorderen Rand der Bühne und versprühte eine herrlich rotzige Attitüde.
Allerdings dürfte das auf der Bühne konsumierte Bier nicht das einzige gewesen sein, was er an dem Abend intus hatte. Und von den dreizehn Flaschen, die da herum standen gingen die meisten auf sein Konto, wobei an sich schütten auch zählte. Glücklicherweise litt sein Gesangsbeitrag wenig darunter, sein Organ röhrte kraftvoll, sobald es der Mann am Mischpult im Griff hatte, ein bisschen weniger Punk wäre aber angebracht gewesen.

Ob es jetzt daran lag, dass die Zuschauer wenig damit anfangen konnten, ist schwer zu sagen. An den Songs, vornehmlich vom aktuellen Dreher „Splid“ mit Sicherheit nicht, denn gerade das leicht alternative „Bruane Brenn“ machte Laune und riss einige mit. Dem Großteil des als konservativ bekannten Publikums entlockte die Darbietung teils hämische Kommentare, wenigstens Missfallensbekundungen blieben aus. Schon in der Vergangenheit hatten es Anheizer für JUDAS PRIEST schwer, was IN FLAMES oder PANTERA nicht daran hinderten ganz groß zu werden. Auf jeden Fall eine Band, die man im Auge behalten sollte, weil so eine archaische Energie innehatten.

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Schon die Umbaupause war für die Fans ereignisreich, als sich das Bühnenbild immer mehr hinter den Vorhängen heraus schälte. Wegen der geringen Breite der Bühne passte nur eines der Silos an den Rand, die beiden kleinen Rampen hatte man dafür stehen. Zwischen den und der Backline war der Blick hinter die Kulissen mit Stoffbahnen verhängt. Alles erinnerte an eine Industrielandschaft, wie sie im Moloch Birmingham zu der Zeit, als die Band ihre ersten Gehversuche machte, überall zu finden war. Passend dazu hatten die Bühnenarbeiter der „Metal Works“-Tour schwarze Arbeitsoveralls an.

Vier von ihnen führten dann Rob Halford auf die Bühne und die Show konnte beginnen. Wobei sie schon zuvor begann, denn der als Intro fungierende BLACK SABBATH-Kultsong „War Pigs“ wurde bereist mitgesungen. Dabei schien das Publikum nicht viel aufgeweckter als zwei Wochen zuvor, einige hatten sich als Steher geoutet und Sprechchöre versandeten recht schnell. Doch kaum war das Licht für die Hohepriester gelöscht, ging der Geräuschpegel in der Meute steil nach oben. „Battle Cry“ kam als zweites Intro und folgerichtig knallten anschließend die Riff des „Painkiller“-Rausschmeißers durch den Raum.

Plötzlich stand der Sound, gab den Gitarren den richtigen Ton, der einfach wieder alles zerschnitt, was sich ihm in den Weg stellte. JUDAS PRIEST sind einfach die definitiven Riffmeister, Faulkner und Sneap bei der Arbeit zuzusehen war genial wie ehrfurchterbietend. Wie die Finger über das Griffbrett wandern und die wuchtigen Akkorde setzen ließ einen immer wieder staunen vor allem wenn man hörte, was einem da um die Ohren blies. Im Prinzip können sie alles spielen, es würde abgefeiert werden, schön zu sehen, dass sie auch einen Beitrag des letzten starken Albums „Firepower“ im Gepäck hatten, mit dem es direkt weiterging.

Ansagen gab es wenige, aber später natürlich das gute alte „O Yeah“-Spielchen, bei dem die Stimmbänder im Auditorium nicht das einzige mal strapaziert wurden. Nur vor dem dritten Song wandte sich Rob Halford an die Anhängerschaft und fragte, ob sie bereit sei. Jederzeit, Rob, jederzeit! Wer als dritten Song das unfassbare Groove-Monster, immerhin 1982 ein Hit in den Staaten bringen kann, der hat alles richtig gemacht und einiges in Petto. Damit war die Messen endgültig gelesen und die Leute fraßen dem Frontmann aus der Hand. Die Fäuste flogen die Menschen hüpften vor der Bühne, die Stimmung näherte sich dem Siedepunkt.

Das Spiel beim Refrain sollte sich an dem Abend noch öfter wiederholen, als der Sänger still blieb und einfach das Mikrofon ausstreckte. Das reichte, damit tausende Kehlen seinen Part nur zu gerne übernahmen und die vereinende Kraft des Metal spürbar wurde. Halford selbst sieht mittlerweile eher wie der Weihnachtsmann aus mit seinem weißen langen Bart, auch wenn die Roben schwarz waren. Von den Tattoos ist nur noch der Blitz geblieben, nachdem die Sonnbrille abgenommen wurde waren die Augen kleiner als die von Klaus Meine.

Doch was ein Metalgott ist, will jeden Abend im Rampenlicht stehen und stört sich an so etwas nicht. Seine Erscheinung hatte was väterlicheres als in den letzten Jahren, die Posen nicht mehr so erhaben, auch weil seine Bewegungsapparat dem Alter Tribut zollen musste. Da musste er ein paar Mal pumpen und öfter zur Auffrischung hinter die Bühne verschwinden, doch wenn er zu seinen gefürchteten Screams ansetze, rollte sich die Erpelpelle hoch. Klar wurde mit Halleffekten etwas Dampf in die Kessel gebracht, die Melodien gingen ihm leichter von der Hand als zwei Wochen zuvor.

Wenn er die Meute dirigierte, war klar, wer hier der Herr im Haus war. Die verzieh ihrem Oberpriester selbstredend den ein oder anderen textlichen Hänger, trotz Teleprompter bei den selten gespielten Titeln verwechselte er schon mal die Zeilen. Nein, so eine Institution musste nur die Arme ausbreiten und die Hand zu Hörnern formen und schon feierte ihn das Volk ab. Neben seiner Präsenz fiel der Spaß auf, den er in den Backen hat. Mit den Fotografen trieb er am Anfang seine Scherze lotste sie von einer Bühnenseite zur anderen und hielt auch mal die Hand vor das Objektiv. Metalfans waren schon immer große Kinder, jede die aus Metall gemacht sind sowieso.

Ob auch er aus Metall gegossen ist, wissen wir nicht, aber stahlhart ist Richie Faulkner auf alle Fälle. Neun Monate nach einer mehr als zehnstündigen Notoperation am Herzen war er schon wieder der Aktivposten auf der Bühne. Jene Narbe versuchte er gar nicht zu verdecken, als er permanent am vorderen Rand der Bühne auftauchte und mit Gesten viel mit den Fans kommunizierte. Inzwischen rennt er nicht mehr so aufgezogen herum, sondern füllte die Rolle mit Erhabenheit aus. Da durften natürlich die mächtigen Posen nicht fehlen, wenn die Flying V hochgerissen und präsentiert wurde.

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Andy Sneap nimmt ja mehr K.K. Downings Rolle ein, obwohl Faulkner einst für ihn in die Band gekommen war. Allerdings erinnerte der Produzent mit dem meist seitwärts geneigten Kopf an den 2011 ausgestiegenen Urgitarristen. Meist stand er breitbeinig da, während der gute Richie sein Instrument gerne eng an sich zog. Beide harmonierten perfekt zusammen, die Gitarrensalven trafen alle ins Ziel und solistisch wechselte man sich gekonnt ab. Meist übernahmen einer der beiden die ganzen Parts, Höhepunkte waren jedoch die Momente, wen sie sich die Bälle zuspielten und das Spotlight zwischen den beiden hin und her pendelte.

Grandios als sie sich vorne in der Mitte trafen, um die zweistimmigen gleisenden Leads beim Intro des Überepos von „Sad Wings Of Destiny“ so unglaublich auf den Punkt zu zelebrieren, um dann in dieses Monsterriff überzugehen. Nach dem wunderbaren Siebziger-Psych-Solo war die Spannung greifbar, mit jedem Akkord intensivierte sich die Atmosphäre, bis Rob Halford zum stimmlichen Höhenflug ansetze.
Die Nummer wurde in zwei weitere Lieder zum epischen Mittelteil der Show eingerahmt, welche in Luxemburg außen vor blieben, bei den Skandinavien-Dates gab es noch zwei mehr. Doch die beiden Titel waren die essenzielleren, schön endlich wieder etwas von „Ram It Down“ zu hören und ein vierter Auszug des 1990-Überalbums war ebenso willkommen. Gerade bei den Stücken kamen die Einspielungen auf der großen Leinwand am passendsten rüber.

Rückgrat der Formation war wie eh und je Ian Hill, diese Maschine, die unentwegt rechts hinten seinen Bass im stoischen Takt schwang und alles nach vorne pumpte. In der Rolle fühlt er sich wohl, wobei er am Ende der Show am direkten Kontakt mit den Anhängern auch seine Freude hatte. Die Spielfreude war allen anzusehen, Scott Travis wirkte noch gelöster hinter seinem Kit als vor zwei Wochen.
Lässig saß er da und haute doch so brutal auf sein Kit, ebenso wie ihm die DoubleBass so einfach aus dem Fußgelenk drückt, damit gelang es ihm auch die Ton und Dosierung zu variieren. Da er den letzten Song des regulären Sets mit seinem legendären wie fulminanten Solo einläutete, kam ihm auch die Rolle zu, den Track anzusagen. Oder besser zu fragen, welchen Song die Meute hören wollte, die Antwort war ähnlich eindeutig wie bei „Freebird“.

Die Köpfe wirbelten zu den ultraschnellen Läufen durch die Luft, dazwischen ein Meer von Fäusten und Hörnern. Nun war man am Höhepunkt angekommen, wobei mitsingen sich da schon schwieriger gestaltete. Dafür umso einfacher bei der ersten Zugabe, als nicht zum einzigen Mal sogar die Leadmelodien der Äxte vom Publikum übernommen wurden. Fehlen durfte dann natürlich nicht die Fahrt mit der Harley auf die Bühne, wobei die heutzutage nur noch zu Motorengeheul aus der Konserve reingerollt wird.

Bei seinen wenigen Ansprachen im ansatzlos durchgeprügelten Set versprach der gute Rob eine Überraschung. Ich rechnete ja wieder mit dem fragwürdigen aufblasbaren Stier – nach zwei Wochen rätseln wir noch immer - doch der blieb im Stall. Als man bei den Worten „Meister aller Metalriffs“ noch an eine gewöhnliche Vorstellung der Bandmitglieder dachte, kündigte der Frontmann Glenn Tipton an, der sich für die letzten zwei Songs auf die Bühne gesellte. Waren die Singalongs schon lauter als die Band, hallten immer wieder „Priest, Priest“-Rufe durch die Halle, so standen nun alle 4.800 Anwesende wie eine Wand und skandierten unentwegt „Glenn, Glenn“.

Erwachsene mit Tränen der Rührung in den Augen, der Hauptsongwriter war wieder mit uns. Mittlerweile schränkt ihn seine Parkinson-Erkrankung schon arg ein, der Griff zu den Saiten fiel erst schwer, doch dann ertönte das Leadintro des größten Hits und wieder sangen alle mit. So schwer es ihm fällt, so gezeichnet Glenn ist, er lässt sich nicht unterkriegen und fährt stolz die Tour mit. Mit der Unterstützung wurden die abschließenden „British Steel“-Evergreens nach mehr als eineinhalb Stunden zur ganz großen Party. Wednesday Night In Frankfurt, Germany And The Priest Is Back“!

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Setlist JUDAS PRIEST:
One Shot At Glory
Lightning Strikes
You´ve Got Another Thing Coming
Freewheel Burning
Turbo Lover
Hell Patrol
The Sentinal
Touch Of Evil
Victim Of Changes
Blood Red Skies
The Green Manalishi
Diamonds And Rust
Painkiller
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Electric Eye
Hell Bent For Leather
Breaking The Law
Living After Midnight

 

Weitere Bilder von der Show gibt es >hier<