ROCKNACHT 2010 Künzell-Dirlos, Alte Piesel
Konzert vom 08.01.10
Bands: Squealer, Mercury Falling, Alice Day, The Hailstones
Homepages:
www.squealer.de
www.mercuryfalling.de
www.thehailstones.de
Trotz des vorhergesagten Schneechaos machte ich mich auf den Weg in die Alte Piesel in der Nähe von Fulda. Der Grund ist schnell erklärt: 2 Bands, die mich brennend interessierten. Zum einen die Veranstalter der Rocknacht 2010 – Mercury Falling und zum Zweiten Squealer, die ich mit ihrem neuen Sänger noch nicht gesehen hatte. Bevor die beiden Bands aber an den Start gingen, bekamen zwei lokale Gruppen die Möglichkeit, ihre musikalischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Den Anfang machten THE HAILSTONES. Eine 5-köpfige Schülerband, die allenfalls die 18-Jahre-Grenze ankratzte und sich mit Thrash à la Metallica oder Slayer auseinandersetzt. Wenn ich den am Mikro sehr schüchternen Sänger richtig verstanden habe, gab es heute auch eigenes Songmaterial für die doch recht junge Fangemeinde der Band, die aber tatsächlich am Start war. Auch wenn das Stageacting recht statisch wirkte, bis überhaupt nicht vorhanden war, so muss man gerade dem Leadgitarristen Matthias Zimny bescheinigen, dass er doch schon recht gut sein Instrument beherrscht. Hier und da ein Blick ins Volk und nicht nur krampfhaft auf das Musikinstrument gerichtet, sollte für die nächsten Shows aber schon eingeübt werden. Das gilt auch für Sänger Robin Hofmann, der schon über eine recht ordentliche Stimme verfügt, dessen Manko aber seine angesprochene Schüchternheit ist, die seine Ansagen doch recht kindlich wirken lassen. So genug kritisiert, sonst wirkt dieses Review noch schlecht und das waren die Burschen wirklich nicht. Die 30 Minuten Playtime haben sie für sich ausnutzen können und auch mich mit Kurzweile versorgt.
Für eine gewisse Hin- und Hergerissenheit sorgte bei mir die Nachfolgekombo ALICE DAY. Mit einem progressiven Instrumental das Set zu starten sorgt schon für eine gewisse Selbstsicherheit. Das Quartett, ebenfalls aus der Region Fulda, agierte in den folgenden 25 Minuten, die sie nur spielten, musikalisch recht breit gefächert. Von Progmetal, über Alternativ Rock bis hin zu Punkeinflüssen beherbergen die teils sehr gut arrangierten Songs einige Musiksparten. Beim vierten Track gab es zudem eine Scream-Einlage vom Basser. Optisch passt der Sänger überhaupt nicht zu der Truppe und stimmlich liegen seine Stärken auch mehr im Alternativ-Bereich, was eben das gespaltene Empfinden bei mir hervorrief. Vielleicht lag es in der Kombination auch daran, dass der Mischer an diesem Abend etwas an den Ohren gehabt haben muss. Unterm Strich eine Band, die sich Mühe gab, aber nicht wirklich ins Billing passte.
Weiter ging es fanfreundlich durch eine weitere kurze Umbaupause mit dem Veranstalter der Rocknacht 2010 – MERCURY FALLING. Das Quintett, ebenfalls in der Region Fulda beheimatet, eröffnete seinen 50-minütigen Set mit zwei brandneuen Songs, wobei sich der Opener “Into The Void” als ein Prog-Power-Brett erster Kajüte gestaltete und „Stranger In Us All” an das melodiösere Material vom noch aktuellen Album „Human Nature“ erinnerte. Interessant war es anzuschauen, wie sich die Truppe neben der bereits konstant guten Spieltechnik auch optisch weiterentwickelt hat. So avancierte z. B. Frontmann Michael Pabst mittlerweile eben zu einem solchen. Er schaffte es sogar, die doch recht steifen 100 Leutchen spätestens zu dem Midtempo Smasher “Sacred Love” vor die Bühne zu ziehen und somit den so genannten “Fuldaer Halbkreis “ (so nennt man dort den freien Platz vor der Bühne) zu sprengen. Die Nummer wird auch diesmal wieder so was von geil performed, dass man automatisch ne Gänsehaut bekommen musste. Ein weiterer Song, der hier Erwähnung finden muss, ist ebenfalls eine neue Nummer namens “Revolution”. Stark an Symphony X erinnernd öffnet sich dieses melodische Prog Metal Stück. Erstmals richtig aufgefallen und das, obwohl ich die Band bereits zweimal gesehen hatte, ist mir heute das alte Material vom 2003er Debüt „Pantarhei“, das mit zwei Songs zu Ehren kam und im Fall von „Pandoras Box“ an eine schnellere Version von Skid Row’s „18 & Alive“ erinnerte. Die Band sollte eigentlich kein Geheimtipp mehr sein und wird von mir wärmstens empfohlen. Anschauen/hören lohnt sich hier definitiv!
Um 23.45 Uhr sollte dann mein 2. musikalisches Aufeinandertreffen mit den nordhessischen Thrashern SQUEALER nach dem AFM-Festival 2006 stattfinden. Der 5er, der in der Vergangenheit arg gebeutelt im Bereich des Postens am Mikrofon immer wieder aufstand, lieferte heute mit der neuen Frontröhre Norbert Vornam eine echt gute Show ab. Mit professionellem Auftreten, gepaart mit einer satten Prise Entertainment und vor allem einer breit gefächerten Metal-Stimme punktete der seit 2008 auf dieser Position agierende Frontmann bei mir besonders. Ebenfalls für mich eine Überraschung war die Neubesetzung des Schlagzeugers. Der „neue Paradiesvogel“ hört auf den Namen Eike Thomas und zieht nicht nur durch sein Äußeres (True Metal trifft Gangster Rap), sondern auch seine Performance an seinem Arbeitsplatz viele Blicke auf sich. Schade, dass die gut 1-stündige Show jetzt nur noch von gut 50 Nasen wahrgenommen wurde, denn viele Angsthasen hatten sich ob dem draußen herrschenden Dauerschneefalls bereits auf den Heimweg gemacht. Songtechnisch lag der Schwerpunkt der Setlist auf dem aktuellen Album “The Circle Shuts”, das mir bis dato völlig unbekannt war. Zu eben diesem Titeltrack gab es einen für mich ergreifenden Nachruf auf die leider verstorbenen Sänger Andreas “Henner” Allendörfer, den ich noch persönlich kennen und schätzen gelernt habe und Gus Chambers aus der Squealer A.D. Phase (R.I.P Jungs). Besonders hervorgehoben wurde durch Herrn Vornam nach dem Song dann aber auch, dass Gitarrist Michael Schiels Frau gerade dabei ist, Mutter zu werden und dass man sich schon auf das “gemeinsame” Kind freuen würde, was für den ein oder anderen Lacher im Rund sorgte. Mit „Dying Forbidden“ vom 95er Release „Wrong Time, Wrong Place” knallte es auf der Bühne wieder in “Gedenken an Henner, woran er sich leider nicht hielt”. Erstaunlich gut aufeinander eingespielt präsentierte sich an diesem Abend die Band, und der “Neue” am Mikro schaffte es, die Songs seiner Vorgänger auch noch gut rüberzubringen, obwohl diese teils andere stimmliche Schwerpunkte hatten.
So ging für mich ein entspannter Metal-Abend zu Ende, der Interessierten warm ans Herz gelegt werden kann, denn wo gibt es heute noch in einer schönen Lokalität mit entspannter Atmosphäre für 8 € an der Abendkasse vier Bands zu sehen, die, wenn man möchte, auch noch zum „Anfassen“ sind.
Setlists:
Mercury Falling:
Intro
Into The Void
Stranger In Us All
Of Poets And Madmen
Welcome Home
Sacred Love
Revolution
New Gods
Undertow
Queen Of Pain
Pandoras Box
Squealer:
God-Like
Left Bleeding (By Love)
New Saviour
The Sources Of Ignition
The Circle Shuts
Thrasher
Dying Forbidden!
Kamikaze Nation
Under The Cross
Grey
Nowhere To Hide
I Came For You
Mask Of The Betrayer
Facing The Death
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Painful Lust
Liar