NIGHT DEMON - Kassel



Konzert vom 17.09.2022
Bands: NIGHT DEMON, BARREL OF DIRT

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NIGHT DEMON
BARREL OF DIRT

Mit Bus und Bahn angereist, wird gleich der direkte Weg zur Bühne genommen. Zeitlich knapp dran, dauert es gar nicht lange bis es losgeht, nicht ohne vorher ein Getränk an der Theke zu bestellen. Erste bekannte Gesichter warten im Saal, die Spannung auf den Opening Act steigt... es handelt sich um die ehemaligen PANDEMIC unter neuem Namen.

BARREL OF DIRT
Buchstäblich in letzter Minute als Supportact eingestiegen, ehe der Nacht Dämon-Express in Kassel abfuhr, gehört BARREL OF DIRT (früher PANDEMIC) etwa gegen 20:15 Ortszeit in Kassel die Ehre, für den NWOTHM-Gigant aus Ventura zu eröffnen. Sänger Nils erklärt die Bandnamensänderung schnell vorweg, dass sie vom alten Bandnamen betreffs Pandemie undsoweiter die Schnauze voll hatten, sich neu umbenannten. Irgendwie passt der neue Bandschriftzug prima zur Musik.

Zwei in PANDEMIC-Zeiten sowie davor entstandenen Kracher „Global Collapse“ und „Parasites“ sorgen für gelungenen Einstieg. Dass Hard Rockfans ihre tägliche Dosis Rock n' Roll brauchen, zeigt der neue Song „Daily Dose Of Rock n' Roll“, wobei nicht nur Nils rau kehliger Gesang hervorsticht, alle Posen des mit Les Paul-Gitarre bestückten Bandleaders der auf der Bühne zur Rampensau mutiert, wirken einstudiert wie aus dem Lehrbuch. Schon das Bandlogo zeigt, wo die Reise hin geht. Heavy Metal-Anteile sind verschwunden, dafür bekommt Anhängerschaft von AC/DC, MOTÖRHEAD und WASP eine geballt dreckige Vollbedienung Oldschool Hardrock mit SouthernRock-Blueskante serviert.



Neben alten Bandstandards werden neue Songs vorgestellt, die sich als Bereicherung im Set erweisen. Dass Hard Rockfans ihre tägliche Dosis Rock n' Roll brauchen zeigt „Daily Dose Of Rock n' Roll“, „Drunken Lady“ weckt als neuer Song von Taktrhythmen und Bluesfaible dominiert Erinnerungen an die ausklingende Spät-70er-AC/DC-Ära mit dem legendären Sänger Bon Scott, Drummer Sven schlägt einen knallig wuchtigen Punch, der seine Vorderleute zu Leistungssteigerungen antreibt, während „Turn It Up“ von mächtig rauschend nachhallendem Düster Hard Rock-Flow á lá DANZIG umwabert ist. Mit Gesellschaftskritik sparen BARREL OF DIRT wie gewohnt nicht. Unverzichtbaren Standard im Live-Set bleibt der bereits zu PANDEMIC-Zeiten komponierte vielleicht schärfste Pfeil im Köcher, die Hymne „Blood Spanglet Banner“ da ist nicht nur textlich gesehen immer viel Feuer drin.

Eine zwischenzeitliche Soundpanne - Klaus' Verstärker gibt bei „Stand As One“ den Geist auf, wirft die Band nicht aus der Bahn, die Nils lautstark mit den Worten: „Wir haben ein Technisches Problem!“ kommentiert, der einen Witz bezogen auf die Unterhose als Buchse mit einbringt, um die lockere Stimmung im Saal aufrecht zu erhalten. Zusammen mit dem zweiten aus der Domstadt Fulda kommenden Gitarristen Oliver bildet Nils ein starkes Axemenduo, es ist ein seltener Anblick, wenn Links- und Rechtshänder-Gitarrist nebeinander stehend um die Wette riffen und solieren. Nachdem der kurzfristige 'Boxenstopp' an Klaus' Tieftöner behoben ist spielen BARREL OF DIRT ihr Programm vollständig weiter. Das Bandinsidern bekannte WASP Cover („Blind In Texas“) sowie der anschließend ohne langes Gerede räudig flott geschmetterte MOTÖRHEAD Gassenhauer „Iron Fist“ setzen dem etwa dreiviertelstündigen Gastspiel mit kurzfristiger Zeitverzögerung ein verdientes Ende. Nils ist begeistert und bedankt sich fröhlich gelaunt beim tapfer bis zum Schluß ausharrenden Publikum. Trotz Soundpanne war's ein cooler Gig, der die Qualitäten von BARREL OF DIRT zeigte und Spaß gemacht hat. - Toll!

In der Umbaupause:
Spätestens zum Headliner wird es jetzt ordentlich voll in der Location. Kleinere Gruppen von Rockern und Metallern die bei BARREL OF DIRT noch draußen Konversation hielten schreiten die Treppe herunter, um den Saal beträchtlich zu füllen. In der Umbaupause zieht es den Rezensent rechtzeitig zur Theke, statt einem sicherheitshalber zwei Getränke für die längere Zeit-Distanz besorgen, um den Flüssigkeitshaushalt bei dem zu erwartenden Energielevel ausreichend zu decken. Danach gilt es, einen für Bericht und Fotos geeigneten Platz mit günstiger Sicht auf die Bühne zu ergattern, Als sicherer Abstellort eignet sich eine Nische unweit der Treppe, wo 2 Flaschen Alkoholfreies geschützten Standort vor möglichem Umfallen bieten, somit wird auch dieses Problem auf praktische Weise gelöst.

NIGHT DEMON
Bevor das Ventura-Trio zur Messe bittet, läuft erst noch die stimmungsvolle 1981er Kultklassikerhymne „Night Of The Demon“ von der englischen NWOBHM-Kult Legende DEMON vom Band. Der NWOBHM-Klassiker passt treffsicher gewählt perfekt zum Abend und zeigt wie stark sie in der NWOBHM-verwurzelt sind.

Übung macht den Meister. Egal wo das fleißig tourende arschtight, präzise, jederzeit sicher zusammen harmonierende Trio hinkommt, - da bleibt kein Kopf ungeschüttelt, zahlreiche Fäuste und Hörnergabeln gehen in die Luft. NIGHT DEMON nehmen die gesamte Location gnadenlos auseinander! Sogar auf der Treppe wird heftig abgerockt. Hithymnen haben sie ohnehin genug. Auf lange Ansagen und überflüssige Soloparts wird verzichtet, - Ausnahme: Dirk und Diana Schneider bekommen sogar den von Jarvis als deren eigenen Songtribut vorgestellen Bandklassiker „Stranger in the Room“ gewidmet, dafür nimmt sich Jarvis ausnahmsweise Zeit, um einige Worte ans Publikum zu richten, ansonsten wird um den Spielfluss aufrecht zu erhalten, lediglich der Songtitel genannt – eine kurze Drehung mit dem Saiteninstrument auf der Bühne und ab geht’s in die Vollen! Nicht nur die schnellen alles wegfegenden Geschosse „Hallowed Ground“, „Screams in the Night“ oder „Curse Of The Damned“ zeigen wie straight dynamisch traumhaft sicher die drei auf der Bühne harmonieren. Jeder kennt seinen Part, die Wechsel von einer Bühnenseite zur anderen klappen prächtig bis auf einen Moment des Schreckens als Gitarrist Armand John Anthony für einen Moment ins Wanken kommt um zu stürzen, jedoch auf der linken Seite von aufmerksamen Fans gestützt wird, um danach so tough weiter zu spielen als wäre nichts gewesen!



In dieser Nacht regiert Hi Energy-Metal auf durchweg hohem Level vom Aller feinsten! Sänger/Bassist Jarvis Leatherby wirkt mit Schnauzbart erwachsener, was seiner Fitness keinen Abbruch tut. Der Bandmotor besticht mit klarem fordenden Gesang, fit wie eh und jeh bildet zusammen mit Armand John Anthony der seiner Axt serienweise kraftvoll killende Grooveriffs und explosive Leadsoli entlockt angetrieben von Drummer Dusty Squires kraftvoll seinen Vorderleuten Beine machenden Powerpunch! Da sitzt jeder Ton blind. Selbst der Griff in die Raritätenkiste zum auf der zehn Jahre zurückliegenden Night Demon-EP vertretenen Powergroover "Ancient Evil" erweist sich als goldrichtig; jeder Takt sitzt wie angegossen. Wuchtig tonnenschwere in Heavyness brennende Grooves verteilen die Hymnenbrecher "Heavy Metal Heat" und "The Howling Man",  auch beim Powerrockstampfer „Satan“ von restlos begeisterter Fankulisse abgefeiert, gibt es überhaupt kein Halten mehr im pausenlos mitgehenden sich die Shirts wässrig schwitzenden Fanvolk. Beim groovenden Melodic-Hard Rock-Sahnebonbon "Save Me Now" kommt soviel erdiges 80er SCORPIONS-Feeling zum Tragen, dass es pure Nostalgiewellen auslöst. Jarvis, Dusty und John bleiben echte Sympathieträger, die sich im Anschluß nach dem Gig Zeit für ihre Fans nehmen, stets für einen lockeren Plausch am Rande der Bühne zu haben sind. Ehrlicher, bodenständiger und besser als NIGHT DEMON geht nicht mehr. Dafür gibt es keine Steigerung. Die drei Energiebündel sind eine sichere Bank, auf die jeder zeit immer überall Verlass ist!

Neben bekannten Material wissen sich seltene 7“Inch-Singletracks („Vysteria“ oder das knackige im NIGHT DEMON Gewand offerierte THIN LIZZY COVER-“The Sun Goes Down“) zu behaupten, die sich nahtlos ins Gesamtbild fügend nicht weniger überschwänglich gefeiert den Mob zum Toben bringen. Wahnsinn – die NIGHT DEMON-Manie kennt keine Grenzen, sondern sprengt sie, wo es nur geht! Gitarrist Armand John Anthony lässt sich nicht nehmen, zwischendurch eine Runde mit seiner Flying V im Publikum zu drehen, das den Ausflug begeistert unterstützt. Das Schlußfinale wird vom stimmungsvollen „Flight Of the Manticore“-Intro eingeläutet, dem sich „The Chalice“ anschließt, wenn das Band-Maskottchen in Robe auf der Bühne umhergeistert, den Gralskelch mit dem Wein der Verführung innerhalb der Fanreihen herumgehen lässt. „Night Demon“ schließt sich als grandiose Band Hymne nahtlos an. Im Zugabeteil werden um den Triumph des Nachtdämons in Kassel perfekt zu machen, ein schmissige Rock n' Roll-Bisse verteilendes „BlackWidow“ und der zum gemeinsamen Mitsingen von der Band geforderte IRON MAIDEN-Klassiker „Wasted Years“ gebracht, um den Triumph endgültig zu komplettieren. Etwa gegen 23:30 ist das Konzert einschließlich des NIGHT DEMON typischen Abgangs - Drummer Dusty Squires gibt den Takt vor, Gitarrist Armand John Anthony springt auf der linken Bühnenseite breitbeinig in die Luft, Bassist Jarvis Leatherby auf der rechten Bühnenseite mit angezogenen Knien in die Höhe, um sicher auf den Brettern zu landen, beendet. Im Anschluß an diese wieder mal endgeile Live-Demonstration des sympathisch ehrlichen Ventura-Trios herrscht reger Betrieb am NIGHT DEMON-Merchandise-Stand einer sich kräftig mit Patches und Band-Merch eindeckenden Fanhorde.

Nach dem Gig kommt einem der abschließende Refrain vom DEMON-Klassiker „Night Of The Demon“ unmittelbar in den Sinn:
„Don't you know it's the night of the demon
When spirits run high
Don't you know it's the night of the demon
When spirits run high... „

Kein Wunder, das NIGHT DEMON Merchandise - Shirts, Tonträger und Patches nach dem Gig reissenden Absatz finden. Das Trio darf jederzeit gerne nach Kassel kommen. Welch wundervolle Nacht... mit dem Dämon... und folgender Setlist:
1 Hallowed Ground
2 Empires
3 Ancient
4 Satan
5 Heavy Metal Heat
6 The Howling Man
7 The Sun Goes Down (THIN LIZZY Cover)
8 Dawn Rider
9 Killer
10 Screams In The Night
11 Vysteria
12 Curse Of The Damned
13 Save Me Now
14 Flight Of The Manticore
15 The Chalice
16 Night Demon
Zugaben:
17 Black Widow
18 Wasted Years (IRON MAIDEN-Cover)

Nach dem Konzert ist vor dem Konzert...
Der Gig ist aus, wir gehen nach Haus... Trotz zwei exzellenter, phantastisch viel Rockvibe in der Goldgrube versprühender Bands? Mitnichten! Veranstalter Dirk legt bis zum Open End zeitweise selbst als DJ auf, bis er von einem anderen Teammitglied abgelöst wird. Alle restlich Verbliebenen werden durch Musik vom Band versorgt, um kräftig bei IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SAVATAGE, MANOWAR, ANGELWITCH, GRIM REAPER etc. weiter zu feiern, umso schöner wenn der Abend mit Bekannten Gesichtern, die man zu solch einer Gelegenheit selten trifft, entspannt locker ausklingt. Gegen 1:20 Uhr wird es Zeit für uns, den Heimweg in die kühle Nacht anzutreten. Zurück bleiben Erinnerungen an einen gehaltvollen Heavy Metalband mit grandiosem Live-Abriss in bewährter Location, - Goldgrube Kassel.