HEADBANGERS OPEN AIR 2022

08 HOA 2022 neu

Festival vom 28.7. - 30.07.2022
Bands: BLAZE BAYLEY, ULI JON ROTH, LOUDNESS, PENTAGRAM, HEATHEN, PRAYING MANTIS etc.

Homepage:
HEADBANGERS OPEN AIR

Es war mal wieder Zeit, drei Tage so richtig nach allen Regeln der Kunst abfeiern, dass 'der Garten brennt' . Brande-Hörnerkirchen ist immer eine Reise wert, wenngleich es schwierig zu erreichen ist, wenn man auf Züge und Taxen angewiesen ist.

Vom Spirit des tollen IRON MAIDEN-Konzerts in Frankfurt beseelt, und noch davon geschafft, entfällt die Warm-Up-Show für uns. Auf dem Headbangers-Open-Air bietet sich wie so oft ein vielseitiges Line-Up im Garten, von dem es wieder sehens-, hörens- erlebenswertes, sowie auch einige Kuriositäten zu berichten gibt.

Donnerstag, 28.7.2022
Schwelende Feuer, Gottesanbeterinnen und Heiden

In bewährter Unterkunft einquartiert, lockt bereits der Donnerstag nach Brande-Hörnerkirchen. WALLOP werden leider knapp verpasst. Für nächstes Jahr steht ein weiterer WALLOP-Auftrittstermin fest, auf den sich der vom Headbangers-WE extrem geflashte Rezensent freut. Bekannte Gesichter treffend, werden erstmal Getränke besorgt und angeregte Gespräche geführt, während sich der Blick gen Bühne richtet. Das Kanada Epic-/Doomquartett SMOULDER um Sarah und Shon Vincent markiert den Festival-Auftakt, näheres dazu von Kollegin Melissa:

SMOULDER


Als wir in Brande-Hörnerkirchen am Festivalgelände eintreffen, stehen SMOULDER bereits auf der Bühne und zelebrieren epischen Heavy Metal an der Grenze zum Doom. Sängerin Sarah Vincent ist gut bei Stimme und legt beschwörende Tanzeinlagen ein. Mit ihrem schwarzem Kleid mit umgedrehtem Kreuz erinnert sie heute an Jinx Dawson. Die Gitarristen Shon Vincent und Colin Wolf und Bassist Adam Black präsentieren sich spielfreudig an ihren Instrumenten.Vom Debüt werden das hymnische „Illian Of Garathorm“, das doomige „The Sword Woman“ und das flottere „ Voyage Of The Sunchaser“ gespielt. Von der Ep kommt „Warrior Witch Of Hell“ zum Zug. Sarah kündigt ein neues Album an, von dem zwei Stücke vorgestellt werden. Ein guter und kurzweiliger Auftritt, die dreiviertel Stunde vergeht wie im Flug.
(MH)

JESTERS TEARS
„Wir sind JESTERS TEARS aus München“ verkündet Ex-AVALON-Sänger Dimitrios Tsiktês in selbstbewusstem Tonfall dem anwesenden Metalfanvolk per Mikro. JESTERS TEARS fühlen sich in der Sparte SymphonicProgressive Power Metal wohl, wenngleich der Tastenmann erkrankt ist funktioniert es auch ohne Keyboard, was auch der Bühnenerfahrung geschuldet ist, über die eine Band wie JESTERS TEARS zweifellos feststellbar verfügt. Irgendwie kommen JESTERS TEARS ohne Keyboard effektiver als mit dem Tasteninstrument rüber, dessen Ausfall ist bei diesem Festival nicht maßgeblich,während es sich bei Indoor-Auftritten umso stärker bemerkbar machen würde. Narrentränen rollen bei JESTERS TEARS kaum, obwohl die Münchener von den ihnen entgegen schlagenden Reaktionen überwältigt sind, was bei Sänger Dimitrios lobend Erwähnung findet.

Zwischen beiden veroeffentlichten auf das 1996 vorangestellte Demo folgenden Alben der Progressive Metaller liegen neunzehn Jahre , wobei berechtigtermaßen die Frage im Raum lag, ob das Material Ansprüchen des Headbangers-Publikum gerecht wird? „Storm“, “, „Different World“ oder „Scream Into Darkness“ erweisen sich als kraftvolle von technisch versierten Rhythmus-Tempowechseln geprägte Smasher. Was noch innerhalb der frühen ersten Abendminuten bedächtig startet, wird für die Münchener zu einer fesselnden Show vor einem die sich kontinuierlich bis zum Ende steigernde Band mit jedem Song mehr akzeptierenden Publikum.



JESTERS TEARS überzeugen auf dem Headbangers, behalten sowohl alte Fans und gewinnen neue hinzu. Dafür, dass kaum jemand die Band wirklich auf der Rechnung hatte, liefern JESTERS TEARS mehr als nur passabel ab, was an die ihnen entgegen schlagenden Reaktionen erkennbar ist und verlassen die Bretter mit verdientem Applaus vom beeindruckten Headbangers Publikum. Für den frühen Abend nicht schlecht, obgleich die heißen Festival-Acts erst noch kommen.

Ein gutes Festival lebt eben auch von Abwechslung. JESTERS TEARS waren mit ohne-Keyboard verzapften Progressive Metal eine Bereicherung für den Festival-Donnerstag auf dem Headbangers Open Air, doch viel mehr freue ich mich auf... alte nicht zum ersten Mal im Garten aufschlagenden NWOBHM-Heroen...
(MT)

PRAYING MANTIS
gehören ebenfalls zu den wichtigsten Pionieren der NWOBHM. Nach ihrem HEADBANGERS-Auftritt, dem wie bereits in den Jahren zuvor u. a. beim Headbangers Open Air 2013, dem KIT 2016, zuletzt auf dem KIT-RISING 2021 einüberragendes Gastspiel in Würzburg folgte, zeigen PRAYING MANTIS in aller Form, wie faszinierend klassischer Hard Rock/Heavy Metal mit gesundem Schuss AOR klingt und die 'Gottesanbeterin' immer noch gewaltig viel Hunger hat! Rhythmus und Beat fließen nahtlos ineinander übergehend vereinigen sich mit phantastischer Melodieführung auf harmonischer Ebene bei unglaublich dicht gestaffelter Atmosphäre. 'Zeitlos' trifft es in Bezug auf diese unverwüstliche NWOBHM-Legende wohl am besten. Neben Knallern wie „Panic In The Streets“, „Highway“ oder „Cry For The Nation“ fasziniert auch die immer überall wahnsinnig Emotionen freisetzende Powerballade „Dream On“. Das die Troy-Brüder es drauf haben, zeigt sich an der intensiven Atmosphäre des Classic-Rockers „Time Slipping Away“.



Sänger John Cuijpers, der im Regelfall bühnennahe Fankonversation inklusive Mitsingspielchen pflegt, hält die Ansagen heute kürzer. 75-Minuten PRAYING MANTIS – sind ein gewichtiges Wort! Die Band nutzt ihr fast wie im Flug vergehendes Zeitfenster konsequent. Zusammen mit den Troy-Brüdern Chris (Gitarre) und Tino (Bass) ihrem großartigen Sänger John Cuijpers, dessen lockige Wallemähne markant hervorsticht, dem zweiten Gitarrist Andy Burgess und ihrem Schlagzeuger Hans In T'Zant präsentiert sich eine bestens gelaunte und eingespielte Truppe gestandener Veteranen, die ihr Metier aus dem FF kennt. Auf besonderenWunsch von Jürgen Hegewald wird „Johnny Cool“ von der allerersten 7'-Single aus dem Jahr 1979 gespielt. Gesungen wird das Stück von Tino Troy. Bei der fleißig mitgesungenen Band-Überhymne „Children of the Earth“erhält Sänger John Cuijpers kraftvolle Gesangsunterstützung der im Rausch der Gefühle schwelgenden Fans, womit das offizielle Ende einer traumhaften Vorstellung markiert wird, aber ohne Zugabe verlassen die sympathischen Engländer selbstverständlich nicht das Plaeteau. „Captured City“ sorgt für den vom restlos begeisterten Publikum gefeierten Schlussakkord. - Einfach nur traumhaft!

PRAYING MANTIS haben auf ganzer Linie abgeräumt, das Publikum heftig in Bewegung gebracht, ein berauschendes, die Zeit vergessen lassendes Gastspiel auf ganzer Linie gegeben und zählen auch zu den Gewinnern des HEADBANGERS OPEN AIR 2022 Sympathisch-ehrlicher und besser geht's nicht, - obgleich der Restaband im Zeichen zweier Folgeacts mit starker Frequentierung steht. Auf hochwerticen Classic- Melodic NWOBHM-Hardrock folgt das Inferno:
(MT)

HEATHEN
Auf das Gastspiel dieser legendären BAY AREA-Thrashinstitution haben nach demstarken HELSTAR-Abriss zahlreiche HEADBANGERS-Gäste fieberhaft gewartet. Der Platz ist extrem mit Leuten gefüllt. HEATHEN haben nicht nur einen gewaltigen Status hierzulande, die Band genießt ebenso außerhalb vom Thrash-Sektor einen ausgezeichneten Ruf, was nicht zuletzt dem Gitarrenduo Lee Altus/Kragen Lum zu verdanken ist. Ersterer fehlt aufgrund von Anreiseschwierigkeiten.Im Gegensatz zu EXODUS gehen HEATHEN verschachtelter zu Werke, zeitweise machen sich technische US-Power- und Speedeinflüsse bemerkbar, was sich ebenso im stellenweise Kopflastigen von aussdrucksstarker Gestik begleiteten Gesangsstil von Frontmann David R. White reflektiert, der neben der Begeisterung für die Fanmasse gesangstechnisch ungemein flexibel rüber kommt.



Mir fällt auf, irgend etwas ist nicht wie sonst bei HEATHEN. In der Tat: Lee Altus fehlt aufgrund gleicher Umstände auf Tour, die seine Mitwirkung bei EXODUS verhinderten. INVICTA-Gitarrist Kyle Edissi ersetzt die Koriphäe und macht seinen Job ausgezeichnet, bildet an Seite von Kragen Lum ein imposantes Axemendoppel; eineso derart punktgenau agierende Rhythmusabteilung der Prägung Jason Mirza (Bass)/Jim De Maria(Drums) gibt es im Thrashsektor ebenfalls nicht allzu oft. Der geballten Wucht des gesamten technisch finessenreichen Materials ihres versierten Power/Speed/Thrash schadet dies nicht im Geringsten. Die Bay Area-Metalmaschine läuft bestens geölt auf Hochtouren! Bei wuchtigen in aller Regel problemlos die fünf Minutengrenze überschreitenden Schwerkalibern vom Typ „Goblin's Blade“ (ein Top-Thrashhammer des 1987er 'Breaking The Silence'-Debüts), „Prisoners Of Fate“, „Heathen Song“ oder dem grandios alles zerstörenden „Hypnotized“, bildet sich der zu erwartende Mosh-PIT - da brennt ausnahmslos der Garten, die Fanresonanz auf dem proppevollen Platz bei HEATHEN ist ähnlich wie beim Rock Hard Festival 2022 das in punkto Gesamtresonanz gegenüber dem 'Garten' den Kürzeren zieht!), - gewaltig, nur diesmal noch besser!



Mit „Dying Season“ bleibt auch das hervorragende 2010er-Comeback „The Evolution Of Chaos“ nicht unberücksichtigt. Als Zugabe wird noch der Nackenwirbelzersetzer „Death By Hanging“ ins Publikum gefeuert. So wird über effektive Spielzeitdistanz von 80 Minuten ein Technisches Power/Speed/ Thrashbrett aus dem Lehrbuch gespielt. Wenn es für einige Fans hinterher vielleichtetwas zu bemängeln gibt, ist es der Fakt, das ganz wenig vom 1991er 'Victims Of Decepition'-Genre-Meilenstein gebracht wurde. Dafür lag der Fokus zu sehr auf dem aktuellen 2020er 'Empire Of The Blind'-Album, ansonsten gilt: HEATHEN haben ihren Ruf als grandioser Bay Area-Liveact eindrucksvoll bestätigt, treten verdient als Sieger des ersten Festivaltages von der Bühne ab. - Hammergeile Vorstellung. So stramm, präzise und stahlhart wie Bay Area Thrash nur sein kann!
(MT)

VENOM INC.
Auch bei dem anfangs als VENOM-Cover verschrieenen Trio VENOM INC. füllt sich der Platz erstaunlich gut. Ein Pit und euphorische Reaktionen gehören bei den Krawallbrüdern ebenfalls dazu. Tony „Demolition Man“ Dolan der u. a. auch bei M:PIRE OF EVIL und ATOMKRAFT aktiv brüllt seine Wut aus heißerer Kehle heraus und spielt darüber hinaus einen druckvollen Bass. Ex-VENOM-Gitarrist Mantas (der zusammen mit Tony Dolan bei M:PIRE OF EVIL musiziert), lässt seine Axt mörderisch heavy röhrend kreisen, für ihn muss es Genugtuung sein, heute ruppiger zu klingen als bei der ehemaligen Hauptcombo, die einen Teil des Bandnamens ziert. Drummer Jeramie Kling ebenfalls bei über einem halben Dutzend anderer Bands aktiv, schlägt eine kraftvolle Kelle hinter der Schießbude.



Von reinem VENOM-Cover kann bei dem englischen Krawalltrio längst nicht mehrdie Rede sein, dafür schrammeln sich die drei durch einen Set, der weitaus mehr alsnur VENOM reflektierend, über die Rotzigkeit von VENOM hinausgehend sich mitdem Räudigkeitsfaktor von MOTÖRHEAD und SODOM verbindet - erstere werden in Sachen Rotzigkeit überboten, die goldene VENOM-Ära aus den 80ern istvorbei. Irgendwo in dieser Schnittmenge pendelnd, finden sich VENOM INC. gegenwärtig wieder. Ein größeres Fanklientel auf dem zu später Stunde gut gefüllten Platz feiert dieses kampferprobte, pausenlos Vollgas gebende Insel-Krawalltrio einschließlich Pit heftig ab. Im Bühnengraben der Metal-Presse bleibt es währenddessen überraschend leer.
(MT)

Die besten Gigs am Donnerstag lieferten PRAYING MANTIS und HEATHEN.

Freitag, 29.07.2022
Gefrustete Grausame Herrscher wüten in knalliger Hitze und eine Folter mit Eiserner Flamme wird vom gewaltigen MAIDEN-Nostalgiesturm weggefegt!

Bedingt durch den Ausfall des Shuttle-Busses, der mit einer Band im Stau steht, und in anschließender Zeit nicht mehr erreichbar ist, erfolgt die Ankunft wesentlich später als erwartet. Taxen aus näherer Umgegend sind schwierig erreichbar, stehen nicht zur Verfügung oder verlangen horrende Fahrpreise, wofür Begriffe wie Abzocke und Wucher vollauf berechtigt sind, überteuerte Preise - die in keiner Relation zum Leistungsverhältnis stehen. Daraufhin beschließen wir, den Weg von Dauenhof zu Fuß zum Festivalgelände zu gehen, wobei die Hitze nicht unbedingt förderlich ist. Wir nehmen einen Teil der schönen Landschaft im Schleswig Hollsteiner Norden mit.

DREAD SOVEREIGN
Gerade am Konzertgelände angekommen, zieht es mich sofort zur Bühne. Ersteinmal in den Fotograben, anschließend wieder direkt vor die Bühne. DREAD SOVEREIGNbestehen aus PRIMORDIAL-Bandboss Alan Nemtheanga, Gitarrist Bones und Drummer Con Ri. Sie kommen ca. fünf Minuten, nachdem ich mich in Stellung begab, auf die Bühne, um bei sengender Hitze brutal tonnenschwer black metallisch angehauchten Doom mit hingebungsvoller Leidenschaft zu zelebrieren. Alan ist tierisch angepisst, was auch mit am Wetter liegen mag, das mir genausowenig schmeckt (wiederliche Affenbullenhitze schlaucht extrem, zehn Grad weniger wäre mir lieber ...)

Dass eine solche Band später auf der Bühne stehen müsste, sollte nicht nur eingeschworener Doomjüngerschaft klar sein. Trotz dessen legt das Trio einen heftig straighten Job auf die Bühne, in dessen Rahmen Sänger/Bassist Alan Averill mit ausdrucksstarken Posen gefühlte über 20x im Laufe des Gigs „Fuck!“ brüllt. Fokussiert auf den aktuellen Doomhammer 'Alchemical Warfare' röhren die Botschaften des Irland-Trios dreckig, rau und schwer doomig aus den Verstärkern, Auch die Kampfansage, sich wenig bei derartiger Hitze zu bewegen im BATHORY-Coversong „You Don't Move Me“ stößt keineswegs auf Taube Ohren bei den Fans. Nur vorne unter'm Dach, wo Schatten fällt da bewegen sich Arme und Hände nach oben, während auch die ein oder andere Matte fliegt, ansonsten bleibt es ruhig. Die Durchschlagskraft der tonnenschwer bedrohlich wummernden Riffs bleibt dadurch unbeeinflusst. Das am Nachmittag zunächst noch nicht so zahlreiche, dafürumso treuere DREAD SOVEREIGN-Fanklientel feiert die Band ab, alle anderen schauen zunächst nur mal erstaunt in der Gegend herum. DREAD SOVEREIGN machen in erster Linie Musik für echte Metalfans, darunter größtenteils kein Fanklientel, welches das 'Headbangers' wie es echte Undergroundmetallerschaft liebevoll nennt, nur als Warm Up-Durchreise für das Festival mit dem großen 'W' im Kreis Steinburg nutzt. Nein. Echtes Doomfanklientel feiert die Band unabhängighochgradig pervers drückender Hitzegrade ab, statt sich an die Getränkebar oder auf das Areal gechillt relaxter Zeltplatzaktivität, den Camper zu verdrücken. Gitarrist Bones post wie ein Topstar, bearbeitet seine Klampfe sicher, wirft sich in derbste Extremstellungen, die seine schlanke Gestalt hergeben, soliert dabei wie einKönig, zelebriert im Duo mit Alan Averill gepflegt einstudiertes Zeitlupenposing, während Schlagzeuer Con Ri wuchtig sein Schlagzeug verdrischt.

Ungeachtet eklig drückender Hitze ziehen DREAD SOVEREIGN ihren Set konsequent bis zum Ende durch, bekommen verdienten Applaus von den treuesten der Treuen und geben Signal, dass Donner, Dunkle Wolken, Wind und Regen ihren Kampf gegen die Sonne und ihre gleißende Strahlungswirkung noch nicht verloren haben!
(MT)

MARTYR
Erwarten tue ich nach dem viel zu früh angesetzten Gig des irischen Doom-Trios DEAD SOVEREIGN überhaupt nichts. Der Name MARTYR ist mir keineswegs unbekannt, obwohl es ihn mindestens das gefühlte Dutzend Mal für Metalcombos unterschiedlichster Stilrichtungen gibt. Diese im klassischen Heavy Metalsektor beheimateten MARTYR gehören zu den alten holländischen 80er-Heavy Metal-formationen mit gesunder Mischung aus Heavy Metal und Power-Speed. Insidern dürfte vor allem das Zweitwerk 'Darkness at Time's Edge' bekannt sein. Viele scheinen diese Formation gar nicht zu kennen, doch ist das nicht weiter schlimm. Die Truppe verschafft sich mit ihrem druckvoll aus dem Ärmel geschüttelten Riff-Feuerwerk binnen weniger Minuten mehr Aufmerksamkeit, die im Laufe ihres Gigs vor einer kleinen, im weiteren Verlauf stetig vergrößernden Fanschar gewaltig zunimmt. Das fulminant ins Eingemachte gehende Auftakt-Doppel „Raise Your Horns“/„Demon Hammer“ zeigt wo es lang geht, die gesamte Band harmoniert als geschlossen auftretende Einheit.

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Optischer Blickfang ist der seit 2006 wieder aktiv in der Band mitwirkende Ex-MINDSCAPE-Frontmann Robert van Haren, er Gestikuliert und dirigiert das Publikum wie ein Entertainer, springt auf den Platz mitten in die einen Kreis bildenden Fans, outet sich als echte Rampensau von Format, Showeinlagen gehören bei MARTYR ins Repertoire. Sämtliche Posen des reichlich Kunstgriffe der Mimik und Gestik anwendenden Shouters, der die Fans mit wilder Gestik sowie irrwitziger Gestik anstachelt, wirken einstudiert, sitzen aus dem FF. Band-Urgestein Rick Bouwman bildet zusammen mit Geoffrey Maas ein konzentriert heavy aufspielendes Gitarrenduo, dass im weiteren Verlauf sämtliche Scheu ablegt. Gerade Rick Bouwman als Bandältester kommt schrittweise besser in Fahrt, stellt sich gern mal auf die links und rechts am Bühnenrand platzierten Podeste, um finessenreiche Leadsoli aus der Axt zu kitzeln. Kompaktgroover wie „Snow and Fire“ oder „Afterlife“ stehen dem furiosen Auftakt in nichts nach. Bassist Vinnie Wassink und Schlagezuger Rick Valcon legen ein stabil, sicher, präzise nachhallendes Fundament.

Trotz begrenzter Spieldauer von 50 Min. wirkt der Gig länger als er tatsächlich ist, was nicht zuletzt an der wie ein explodierender Sprengsatz wirkenden Spielfreude des Holländerfünfers liegt, der weitere Granaten „La Diabla“ „Speed Of Samurai“ und „Afterlive“ folgen lässt, ehe die Stahlkirche („Church Of Steel“) dem Heavy Metal Tribut zollt und ein Outro für unerwartet ruhigen Abgang sorgt. Was für ein steiler Gig. Wem's zu laut war, der ist zu alt für solche Musik. - Raise Your Horns!
(MT)

Nach dem atemberaubenden Feuerwerk wandern zahlreich Tonträger und Shirts am MARTYR-Bandmerchstand was vollauf verdient ist, - über den Verkaufstresen.

IRONFLAME
geben eine Lehrstunde in Sachen traditioneller US-Heavy/Powermetal. Das Gitarrenduo Quinn Lukas/Jesse Scott feuert Breitseite um Breitseite aus allen Rohren ab, herrliche Twinsoli-Duelle inbegriffen. IRONFLAME geben eine wahre Lektion in Sachen traditioneller US-Powermetal. Das Feuer des wahren Heavy Metals in Reinstahlkultur brennt bei Nummern wie „Bringer Of Fire“, „Marching On“ oder „Eternal Night“ lichterloh! Trotz vier Studioalben von guter Qualität versprüht die Band auf der Livebühne noch wesentlich mehr Dynamik. IRONFLAME spielen sich vom Start weg in einen gewaltigen Rausch und reißen das Publikum dank der Powerdynamik ihrer beiden Saitenhexer Quinn Lukas ( ICARUS WITCH-Gitarrist) und Jesse Scott (Ex-DEFY THE TIDE-Gitarrist) vom Hocker, die ihre Griffbretter pausenlos röhren, quietschen, kreischen und in diverser Körperhaltung wie halsbrecherisch sie auch sein mag, kreisend ein wahres Inferno auf dem Bretterplateau veranstalten und mit Bassist James Babcock (amtlich bei DOFKA beschäftigt) um die Wette posen.

Noah Skiba heißt der Mann am Schlagzeug, dessen kraftvoller Schwung seine Vorderleute zur Höchstleistung antreibt, während Sänger Andrew D' Cagna - dessen Name auch in Black, Doom und Folk-Kreisen bekannt ist sämtliche Registerseines stimmlichen Könnens zieht, um das Publikum durch markige Ansagen und eine hervorragende Gesangsperformance restlos zu überzeugen. An dieser alle bisherigen Bands überragenden Traditionsmetal Demonstration gibt es überhaupt nichts zu rütteln. Über dem Platz liegt knisterne Stimmung. IRON FLAME haben mächtig abgeräumt, ein gewaltiges Schwermetall-Feuer im Garten entfacht.

IRONFLAME gehören dank dieses Total-Abrisses zu den klaren Gewinnern auf dem HOA 2022, damit ist das Publikum bestens aufgewärmt vor dem Headlinergig!
(MT)

ABSOLVA
bilden quasi den „Warm Up“-Auftakt für das nach 40 Minuten im Anschluss folgende Headliner-Gastspiel von BLAZE BAYLEY. Die BLAZE BAYLEY-Band ohne Blaze donnert einen druckvoll fetten Aufwärmset aus den Marshall-Verstärkern über die Bretter. Soviel uriger Früh-MAIDEN-Spirit, ohne driekt vom Original zu covern, dass es Freude macht, dieser knalligen Darbietung beizuwohnen. Unterschätzt wird häufig, das ABSOLVA auch schon sechs (!) Studioalben veröffentlicht haben. Bei knallharten Krachern der Sorte „Fire In The Sky“, „Burn Inside“, „Addiction“ und „Never a Good Day To Die“ stehen im Prinzip 4/5 BLAZE BAYLEY (Band) ohne ihren Namensgeber auf der Bühne. Bei ABSOLVA sitzen sämtliche Riffsund jeder Schlagzeugtakt, auch der Appleton'sche Gesang verleiht den Stücken eine interessante Eigenstilnote.



Das unbändig fette Gitarrenfeuer der Appleton Brüder Chris und Luke, ergänzt von der massiv zu Werke gehenden Rhythmusgruppe in Person von Schlagzeuger Martin McNee und Bassist Karl Schramm, reisst unwiderstehlich mit. Fetter Gitarren und Schlagzeug nie klingen... definitiv! Die Bühne ist so extrem in Licht getaucht, weshalb es die Deckenspots hinsichtlich einer etwaigen 'Lichtschau' überflüssig macht. In der kompakten sämtliche Poser auf Anhieb mit Faustschlägen aus den Sitzen hauenden 40 Minuten Performance steckt soviel Power drin, dass es unwiderstehlich Lust auf mehr weckt, dafür geht dieses kurze Zwischenvorspiel wie im Flug vorbei. Nach dieser gelungenen BLAZE Vor-SESSION die sich als gelungenes „Warm Up“ outete, steigt die Spannung auf den unangefochtenen Headbangers Open Air- Headliner sowie das am 23.8.22 nach Kassel kommende
Tour-Doppel noch mehr!

BLAZE BAYLEY
Haben ABSOLVA bereits kräftig Eindruck geschunden, wird es zu bester Dämmerungszeit gegen 21:45 Uhr brechend voll auf dem Platz. Nach recht kurzem Päuschen steht BLAZE BAYLEY selbst mit seiner gesamten Band auf den Brettern. Das letzte Gastspiel vom vorüber gehend mal bei IRON MAIDEN eingestiegenen Frontmanns BLAZE BAYLEY im Gedächtnis, wissen viele Besucher genau, was sie erwartet, darunter auch zerrissene Gestalten, die während des ganzen Tages noch nicht auf dem Platz waren, dafür diese Show komplett genießend mitfeiern wollen, dass kein Auge mehr trocken bleibt. Wer starke Eigenkompositionen und über ein halbes Dutzend großformatiger IRON MAIDEN-Hymnen auf dem Konto hat, kann eigentlich nur gewinnen und so ist es auch!

Das von Blaze Bayley versprochene 'Best Of' seiner unter eigenem Namen veröffentlichten Tonträger einschließlich während seiner IRON MAIDEN-Phase entstandenen Klassiker beinhaltet einige echte von BLAZE BAYLEY lange nicht mehr aus dem Koffer gezogene Raritäten. Gelungenermaßen von „Lord Of The Flies“ eröffnet folgt mit dem Zehnminuten-Monolith „The Sign Of The Cross“ die erste Nummer bei der Maestro und sein Auditorium kräftig ihre Stimmbänder testen. „Judgement Of Heaven“ schließt sich an, danach ist Zeit für den Titeltrack vom aktuellen Studiorelease „War Withhin Me“ ehe „Pull Yourself Up“ gebracht wird. Zwischendurch erzählt Blaze Geschichten betreffs einiger (nicht aller) Kompositionen. „Virus“ wird korrupten Politikern gewidmet. Was passt im Direktanschluss besser, als die Forderung nach 'Freedom', der Ruf nach Freiheit? „The Clansman“ löst pure weit über das Gelände hinaus hallende Begeisterung und Gänsehaut aus. Die Fans zeigen sich enorm textgewandt, kennen das Stück in und auswendig, singen wie der sechste Mann auf dem Platz unüberhörbar aus vollmundiger Kehle mit, was deutlich symbolisiert, das Blaze nicht nur ehemals Ersatzsänger beim britschen Heavy Metal-Flaggschiff IRON MAIDEN im Zeitraum von 1994 – 1999, vielmehr an einigen großen oft unterschätzten Klassikern mitbeteiligt war. „Man on The Edge“ und „Futureal“ dürfen im IRON MAIDEN-Klassikerset genauso wenig fehlen, ehe BLAZE eine Geschichte zum Falklandkrieg in den ARGENTINIEN mit ENGLAND verwickelt war, um dies aus Blaze' frühen Tagen stammende Perle „Como Estais Amigos“ zu servieren. Was für ein gewaltiges Fest! 90 Minuten purer Traditions-Metal echter echter Reinstahl-Kultur mit weit in den Äther hallendem Klassiker-Status vom Allerfeinsten. So zeigte sich der Hecht im Karpfenteich. BLAZE BAYLEY heißt der mit großem Abstand unangefochtene Festivalsieger auf dem Headbangers Open Air 2022!

BLAZE bedankt sich am Ende noch feierlich bei all seinen Fans, die es ihm ermöglichen auf der Bühne zu stehen und beendet den Zugabeteil schließlich mit dem MAIDEN-Hit „Futureal“. Die große dicht an dicht nebeinander stehende Menschenmenge auf dem Platz ist glücklich und die Headbangers-Welt ist für den Clansman in Ordnung. Danach gibt Blaze Bayley fleißig Autogramme am Merchstand, nimmt sich Zeit fürseine Fans. Er gehört mit Fug und Recht zu den gefragtesten Pesönlichkeiten auf dem H.O.A.-Gelände. Als Mensch, Persönlichkeit und Musiker gleichermaßen ein echter Gewinn - hinterlässt er bleibenden Eindruck in Brande-Hörnerkirchen.
(MT)

GLACIER
haben den Vorteil erst nach BLAZE auf die Bühne zu müssen, wodurch ihnen Zeitdruck erspart bleibt. Entsprechend unbeschwert bringen die Kanadier 60 Minuten das volle Programm. GLACIER liefern ähnlich wie beim KIT eine atemberaubend grandiose Performance auf dem Headbangers und beenden den Abend mit einer Topvorstellung, nach der alle mehr als zufrieden sind. Alles weitere hierzu von Melissa:

Nach dem großartigem Auftritt von Blaze Bayley ist es Zeit für US-Power Metal aus Portland/ Oregon. Da mir der Comeback Gig auf dem KIT 2017 (damals noch als Devil In Disguise) sehr gut gefallen hat, stelle ich mich rechtzeitig in die vorderen Reihen. Da GLACIER 2020 ein gutklassiges Comback-Album herausgebracht haben, können sie für die Setliste aus dem Vollen schöpfen. Sänger Mike Podrybau ist bestens bei Stimme und führt als Frontmann souverän durch den Gig. Die Seitenfraktion agiert sehr spielfreudig und wechselt öfters die Positionen. Neue Stücke wie „Eldest and Truest“und „Live For The Whip“ wechseln sich mit Klassikern wie „Ready For Battle“ und „When Heaven‘s at Hand“ ab. Mit dem aus vielen Kehlen mitgesungem „Vendetta“ wird der HOA -Freitag mehr als würdevoll abgeschlossen. Starker Auftritt!
(MH)

Samstag 30.07.2022
Titanen für einen Moment, frühere Engelshexen auf geheimnisvollem Pfad und ein Japanischer Elitetrupp vor dem fünfeckigen Stern
Um weniger Bands zu verpassen, nehmen wir diesmal direkt von Barmstedt ein Taxi zum Festivalgelände und sparen uns den Umweg über Dauenhof. Der Taxifahrer hat ein RAINBOW-Live-Video von 'Stargazer' laufen, dass exakt nach 8:27 Minuten endet, womit wir gut eingestimmt am Festivalgelände ankommen. Cooler Einstieg, damit kann's losgehen, lassen wir uns überraschen was der abschließende Headbangers Festival-Samstag bringt... Zunächst einmal die Nachricht, dass der TYTAN-Gig komplett ausfällt, weil die Band noch im Stau steht. Näheres dazu gibt Veranstalter Thomas Tegelhütter bekannt.

TYGERS OF PAN TANG
sind ähnlich wie PRAYING MANTIS eine jederzeit sichere Bank, wenn es um zeitlosen Oldschool NWOBHM-Sound geht. Dessen Geist tragen die TYGERS OF PAN TANG hochmotiviert in unnachahmlicher Manier ins auf Anhieb richtig steil gehende Publikum, Sänger Jacopo Meille ist immer eine Augenweide, er hat es drauf, ein Publikum vom Start weg in Bewegung zu versetzen. Dieser in stilvoller Weste auftretende charismatische Frontmann gehört zu dem besten im Schwerpunktfach NWOBHM. Das beweist er mit der kraftvollen ausdrucksstarker Rock n' Roll-Röhre einmal mehr auf dem Headbangers-Gelände.

Bei Hymnen vom Kaliber „Keeping Me Alive“ und „Only The Brave“ und einem flotten „Gangland“ und dem neuen auf 2022er Single-Hit der gleichnamigen „A New Heartbeat“-EP gibt's kein Halten mehr. „Hey Hey Hey“-Anfeuerungsrufe verbunden mit Aufforderungen zum Mitklatschen müssen sein. Riffmaster Rob Weir schüttelt ein Killer-Riff nach dem anderen aus dem Ärmel. Zusammen mit seinem Konterpart an der zweiten Axt dem Italiener Francesco Marras bildet das schlagkräftige Duo eine mächtige Wall of Sound, angetrieben von der druckvoll aufspielenden Rhythmussektion Huw Holding/Craig Ellis an Bass und Schlagzeug. Spätestens wenn die „Susie Smiled“ lächelt der NWOBHM-Puristen-Fanblock zu dem auch die neben mir bangende Spandexhosenfraktion (YEAH!) gehört, um die Wette und der Kuchen ist gegessen. Zugabe-Rufe des von den TYGERS völlig hingerissenen Publikums schallen über den Platz. Jacopo stellt die Frage, wer im Publikum das 'Hellbound'-Album besitzt, dem entsprechend löst auch dieser weitere Klassiker euphorischen Jubel innerhalb der Nieten, Kutte, Holzfällerhemd, Leder und Spandex tragenden TYGERS OF PAN TANG-Anhängerschaft aus. Endgeil, was diese zu den aktivsten und wichtigsten Konstanten im NWOBHM-Feld gehörende Szene-Institution zu leisten im Stande ist, wobei die Mischung aus alt und jung stimmt. Die Fanmasse auf dem Platz tobt, ehe ein saustarker Gig sein Ende findet und ein durstiges Publikum in den Nachmittag entlässt. Wer TYGERS Of PAN TANG schon oft live gesehen hat, weiß: Das war einer ihrer stärksten Gigs überhaupt, den die Tygers je spielten- der keine Fragen offen ließ. - Hammer!
(MT)

Nach dem Gig ist erstmal eine Blaupause zum Essen und Trinken fällig. Die gönnen wir uns bei JAMES RIVERA'S METAL ASYLUM, womit uns der größte Teil einer Show die mit Songauswahl von Bands in denen der Namensgeber aktiv ist und war entgeht. Nachdem das Rivera-Sammelsurium vorüber ist, geht’s weiter mitSABBATH JUDAS SABBATH James Rivera zeigt bei seinem Coverbandprojekt SABBATH JUDAS SABBATH im wahresten Sinne des Wortes Zähne – Vampirzähne. Um den Birminghamer Metal Legenden BLACK SABBATH/JUDAS PRIEST gerecht zu werden, müsste Rivera das Stimmvolumen eines Ozzy Osbourne, Rob Halford und Ronnie James Dio haben. Bühnenerfahrung und Können wovon er genug hat, sprechen deutlich für Mr. Rivera. Songsauswahltechnisch ist's ok, gar nicht mal so schlecht, mit „Nightcrawler“, „Neon Nights“ oder „Children Of The Sea“ gibt’s eine Ladung bekanntes Klassikerfutter. Trotz recht ordentlicher Publikumsfrequentierung fällt der Meinungspegel über diese Coversession geteilt aus. Wirklich neu geschweige anders ist nix daran außer James Rivera's Vampirgewand einschließlich -Zähnen.
(MT)

KEV RIDDLES BAPHOMET
Nachdem mich die von James Rivera angeführte Coverband nicht besonders interessierte, zieht es mich bei KEV RIDDLES BAPHOMET wieder vor die Bühne. Kevin Riddles war von 1978-1981 Bassist bei der NWOBHM-Institution ANGEL WITCH, ehe er die melodischeren TYTAN mit aus der Taufe hob.Ins Boot geholt hat er Sänger Tony Coldham (The Deep, seit 2017 bei Tytan), sowieGitarrist Chris Borsberry und Schlagzeuger Garry Bowler (Ex-Mournblade).Gespielt werden hauptsächlich Songs vom ersten ANGEL WITCH Album wie „White Witch“, „Sweet Danger“ und „Sorceress“. Aber auch unbekanntere Perlen wie „Evil Games“ und „Loser“ kommen zum Zuge.

Tony Coldham singt mit Leidenschaft und bringt die Songs gut rüber, sodass zumindest an diesem Samstag kaum einer K.H. vermisst. Im Laufe des Gigs steigert sich die Stimmung im Publikum, jedoch wären noch mehr Leute vor der Bühne schöner gewesen. Mit dem düsterem „Angel Of Death“ und der aus vielen Kehlen mitgesungen Hymne „Angel Witch“ geht es dem Stimmugshöhepunkt entgegen.

Thomas Tegelhütter kommt auf die Bühne und kündigt einen TYTAN Song als Zugabe an und dass TYTAN, die ihren Auftritt leider wegen eines Staus verpasst haben, im nächsten Jahr spielen werden. Daraufhin wird Keyboarder Andy Tompson auf die Bühne geholt und sie spielen die umjubelte TYTAN-Überhymne „Blind Man and Fools“. Souveräne Vorstellung, die Lust auf mehr macht!
(MH)

ULI JON ROTH
interpretiert seine 70er-SCORPIONS-Klassiker auf unnachahmliche Weise. Der in Schiffskapitänsmontur gekleidete Saiten-Magier an der Sky-Guitar präsentiert sich im schwarzen Samtmantel in hervorragender Verfassung,er serviert ein vielseitiges Programm, dass den gesamten Platz ins Toben bringt. Sein gesamtes Team harmonieren, geprägt durch den Erfahrungsschatz vieler Livegigs auf der Welt, als geschlossene Einheit. Es ist ein Genuss, Uli zuzusehen sich fesseln zu lassen und begeistert abzurocken. Alle sind gespannt auf die binnen der nächsten ca. 80 Minuten folgenden Songauswahl, magisch knisternde Spannung liegt in der Luft. Nicht ohne Grund ist ULI JON ROTH unangefochtenes Vorbild für zahlreiche Generationen klassischer Hard Rock/Heavy Metalgitarristen weltweit, darunter Top-Saitenhexer YNGWIE MALMSTEEN, der völlig zu recht auf ihn schwört. Von Anfang bis Ende liefert Uli einen Klassiker-Reigen aus 'In Trance', 'Virgin Killer' und 'Taken By Force'-Zeiten. Die Ansagen sind klar und präzise, unnötige Ausdehnung wird vermieden. Der gut gewählte Leadschleifenrocker „All Night Long“ sorgt für gelungenen Einstieg. Angefeuert von lautstarker „Uli, Uli, Uli!“ Rufkulisse, weitet sich die anfangs relaxte Stimmung zur Stadion-Atmosphäre aus. ULI's Band bestehend aus Niklas Turman (vocals, Gitarre), DavidKlosinski – Gitarre Nico Deppisch – Bass, Corvin Bahn – Keyboards und Michael Ehré – Drums harmoniert als perfekt aufeinander eingespieltes Team auf der Bühne. Jeder Anwesende ist Teil einer Gigantischen Bühnenshow, in deren Verlauf diverse Rockfan-Generationen unterschiedlichster Alterssemester aufeinandertreffen und gemeinsam vereint zeitlose Momentaufnahmen überdimensionärer Musikkultur auf höchstem nicht mehr übertreffbarem Niveau miterleben dürfen.

„The Sails of Charon“, „In Trance“ wo alle andächtig mitsingen oder ins Träumen verfallen, bis die harten Gitarrenriffs ihn aus dem in sich gekehrten Zustand heraus reißen, lösen Begeisterungsstürme aus. Ebenso heftig werden auch „Pictured Life“ und „Fly To The Rainbow“ abgefeiert, denn eine solche Legende wie ULI JON ROTH & seine gesamte aus gestandenen Profis bestehende CREW fesselt ganze Fan-Generationen, kleine Kinder auf den Köpfen ihrer Väter sind genauso hin und weg wie Erwachsene mit Tränen in den Augen. Über dem Platz liegt ein ungefähresFlair, welches den Spirit der kultigen SCORPIONS-Ära zur goldenen Tokyo-Tapes-Ära für gefühlte 80 Minuten vollständig aufleben, mancherlei Nostalgieträne verdrücken lässt. So geheimnisvoll wie der Sternenhimmel über dem Headbangers-Gelände wirken melancholisch ruhigere sanfte Passagen, ehe der Härtefaktor zunimmt. Generationen jubeln ihm zu und eines ist gewiss: Nicht allein Härte, auchGefühle sind bei lauter Stromgitarrenmucke wertvolles Lebenselixier.

Wenn am Ende mit dem insgeheim erhofften zum Schluss tatsächlich als Zugabe kommenden BOB DYLAN-Jahrhundertrocksong-Evergreen „Watchtower“ so meisterhaft mit unverkennbarem Wiederrkennungswert zelebriert wird, springen bei vielen, auch ebenso dem tanzenden, inbrünstig mitsingenden und headbangenden Verfasser dieser H.O.A.-Nachlese alle Sicherungen im Dreieck raus! Welch eine Offenbarung. Mein Stimmungslevel ist bereits vor den beiden Schlussacts auf aller höchstem Zenit angelangt. Zeitlose Musik für Geist, Herz und Seele auf nicht mehr zu übertreffendem Level. Nostalgiefeeling pur. Geht's noch Besser? Mitnichten!ULI JON ROTH ist nicht nur Gitarrenvirtuose, sondern Sympathieträger auf der Bühne. Ein Meister seines Fachs, der viel kann, sich trotzdem bescheiden gibt. Fazit: Wo immer ULI JON ROTH und Band hinkommen, der Spirit einer zeitlosen Legende setzt das leuchtende Glanzlicht am dunklen Himmelsfirmament eines unvergesslichen Konzerterlebnisses. - Fly To The Rainbow and Burn The Sky...
(MT)

LOUDNESS
Nach dem furiosen Headgangers Gig von 2018 lassen sie es erneut heftig krachen. Den tollen Gig von damals noch gut in Erinnerung sind LOUDNESS für mich erneut Pflichtprogamm. Cool und Treffsicher zockt das Japaner-Quartett seinen Stiefel runter. Fast genauso stark wie vor fünf Jahren auf dem Headbangers Open Air als die Nippon-Legende mit einer Mischung ihrer Alben 'The Law of Devil's Land' & 'Disillusion' sowie Songs ihres akutell damals neu erscheinenden 'Rise to Glory' eine Wundertüte auspackten, die den gesamten Platz Kopf stehen ließ! Auf dieser extrem heftigen Rock n' Roll-Crazy Night brachten die Nippon-Krieger durch geradezu unwiederstehliche Dynamik den gesamten Platz zum Toben! In vordersten Reihen zeigt der Fanblock eine deutlich erkennbare JAPAN-Flagge. Durch fleißiges Touren wird man mit der Zeit souverän, das macht sich bei den Herren Yamashita (Bass), Hiinara (Gesang) und diesmal Takasaki (Gitarre) und Nishida (Drums) deutlich bemerkbar.



So gut der Gig ist, ein Vergleich zum extralangen Gastspiel 2018 schließt sich komplett aus. Schade, dass von den beidenkultigen früh80er-Glanztaten 'Birthday Eve' und 'Devil Soldier' überhaupt nichts gebracht wird, womit der gute Gig einen kleinen Wermutstropfen enthält. Mit abermals packender diesmal jedoch stark verkürzter Performance gelingt es den starken Eindruck vom Headbangers 2018 als sie Überraschungsgast waren und erfolgreich das Gelände in Begeisterung zu bestätigen. Brennend vor Energie legt der Japan -Vierer zum wiederholten Male ein knackfettes Brett aus über einem Dutzend druckvoller Festivalsmasher hin, davon haben sie ohnehin genug in petto. Das Klassikertriple „In The Mirror“ „S.D.I.“ und der ultimative Partyfetzer „(Crazy Nights) „All Night Long“ beenden eine insgesamt gute Show. Soviel Feuer wie das Nippon-Quartett in die Nacht bringt, müssen andere Bands erst einmal versprühen!
(MT)

PENTAGRAM
lassen sich zunächst etwas Zeit, bevor sie auf die Bühne kommen, was den Spannungsfaktor erhöht. Nebelmaschine, Rotlicht und ein düsteres Hintergrund-Intro schaffen beklemmendes Atmosphärenlevel, drei PENTAGRAM-Musiker lassen sich auf der Bühne blicken, Sänger Bobby Liebling wartet noch einen Moment, bevor auch er die Bühne betritt. Waren die Meinungen wegen des PENTAGRAM-Auftritts schon im Vorfeld geteilt, macht sich dies auf dem zu nächtlicher Stunde ordentlich nicht überragend gefüllten Platz bemerkbar. Ein ganzes Bandklassiker-Repertoire fahrend, zieht der US-Doom-Vierer die Show konzentriert durch. Vor allem der Schlussteil mit den fetzigeren druckvoll und geradlinig herausgefeuerten Doomrockern „Dying World“, „Devil's Playground“; „Relentless“, „Last Days Hero“, „Queen“ und „20 Buck Spin“ macht gewaltig Dampf, wodurch der Samstag einen versöhnlichen Abschluss bekommt.

PENTAGRAM haben einen starken Gig hingelegt, der den Headbangers-Samstag amtlich ausklingen lässt. Über gewisse Dinge im Vorfeld betreffs Sänger Bobby Liebling lässt sich streiten, musikalisch gesehen sind und bleiben PENTAGRAM einmal mehr eine die Bühne zuverlässig heavy Doomig rockende Konstante.

Noch einiges zur Festival-Organisation geschweige zum Ablauf selbst: Etwas Kritik ist diesmal bei allem durch vielfachen Bandausfall entstandene Schwierigkeiten einschließlich immensem Stressfaktor bedauerlicherweise unvermeidbar: Warum steht die Telefonnummer von einem Taxi drin, das schon seitdrei Jahren nicht mehr fährt? Eine Aktualisierung dieser Fehlinformation auf der Homepage wäre hier längst mal angebracht. Thema Transportmöglichkeiten: Der Shuttle-Bus-Service war ein Reinfall. Wenn die Kapazität für die Besucher nicht ausreicht, sollte man es vorher ankündigen. Wir mussten am Freitag zwei Stunden in Dauenhof warten und sind dann zum Festivalgelände gelaufen, wodurch wir einige Aufttritte verpasst haben. Auch hinterlassen Taxi Anbieter wie das City Taxi aus Elmshorn mit Wucherpreisen bitteren Beigeschmack. Ein großes Lob geht an das Festivaltaxi, das uns zu später als geplanter Zeit am Samstag zurück zur Unterkunft nach Barmstedt (8 km entfernt) brachte und vernünftige Preise nimmt.

Unsere Highlights auf dem Headbangers 2022 hießen:
PRAYING MANTIS (!) HEATHEN, TYGERS OF PAN TANG, IRONFLAME, ABSOLVA/BLAZE, GLACIER und LOUDNESS. Gute Gigs lieferten KEV RIDDLES BAPHOMET, DREAD SOVEREIGN und ungeachtet aller Kontroversen um Bobby Liebling - auch PENTAGRAM.

Schlusswort:
Trotz aller zu bewältigenden Schwierigkeiten und Widrigkeiten im Vorfeld bedingt durch diverse Bandabsagen und Line Up-Änderungen, mit denen das Veranstalter-Team bereits
zu kämpfen 'hat der Garten wieder mächtig gebrannt'!

Zum Schluss gilt es an dieser Stelle den tapfer auch dieses Festival durchziehenden Veranstaltern Thomas Tegelhütter und Jürgen Hegewald und ihrer verbliebenen Headbangers-Crew für ein musikalisch erneut wieder saustarkes Festival zu danken. Schade, dass TYTAN staubedingt ausfielen, doch gegen höhere Gewalt ist kein Festival gefreit, selbst das 'HOA' nicht. Dennoch war das Headbangers wieder ein Erlebnis besonderer Art, es ist immer eine Reise in tiefste Provinz nach Brande-Hörnerkirchen wert. Auf ein neues im nächsten Jahr 2023, wenn die beste Gartenparty der Welt steigt, 'der Garten brennt', dann hoffentlich auch wieder mit vollständigem TYTAN-Set!
(MT)

Diesen Bericht mit dazugehörigen Fotos vom Headbangers Open Air 2022 verfassten
Michael Toscher (MT) und Melissa Hart (MH).