SARI SCHORR - Freudenburg

sarischorr tourplakatKonzert vom 14.10.2022

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SARI SCHORR

Die Dame konnte die Pandemie wenigstens sinnvoll nutzen, indem sie in verschiedene karitative Projekte involviert war. Nun aber war es an der Zeit, auf die Bühne zurück zu kehren, wo SARI SCHORR einfach zu Hause ist. Den Kontakt mit ihren Fans hielt sie zwar durchweg im Netz, doch von Angesicht zu Angesicht ist es doch etwas anderes. Ein neues Album ist gerade in der Mache, da kommt eine Tournee zum Sammeln von Eindrücken gerade recht. Bei ihrer ersten Gastspielreise durch Deutschland machte sie im Ducsaal Station und kommt seitdem gerne dorthin. So war es für den Rezensenten auch dieses Mal eine Ehre dabei zu sein.

Allerdings hielt sich der Zuspruch leider in Grenzen, wie bei fast allen Konzerten, die nicht schon seit zwei Jahren vor sich hingeschoben werden. Als Kenner der Location fehlten mir einige bekannte Gesichter im Publikum, aber beim obligatorischen Dinner vor dem Konzert lernt man immer interessante neue kennen. Die konnten sich gleich ein Bild von Sari´s Qualitäten machen, selbst wenn es die Sängerin zu Beginn ruhig angehen ließ. Ob der eröffnende Titel aus dem aktuellen Arbeitsmaterial die Richtung vorgibt lässt sich noch nicht feststellen, die soulige Note stand ihr jedenfalls sehr gut.

Wobei Wandlungsfähigkeit eine der Grundtugenden des Wirkens von Schorr ist. Alleine die Präsenz, mit der sie verschiedene Emotionen auslebte war beeindruckend. Still stehen tat der Wirbelwind nie, nur die Art und Intensität der Performance variierte. Manches Mal stand sie verträumt auf der Bühne, schloß die Augen und fühlte jeden Ton. Dann wiederum ging sie fordernd nach vorne taxierte die Zuschauer und gestikulierte wild. Das Laszive beherrschte sie ebenso, wand ihren Körper, übte sich im Hüftschwung und hielt das Mikrofon sehr lässig.
Für Fotografen konnte ihre Energie schon zum Hindernis werden. Besonders waren ebenso ihre Ansagen, die sehr warmherzig, teils witzig und voller Altersweisheiten waren. Da schien eine Ehrlichkeit durch, die bei den Zuschauern ankam, die nachfühlen konnten, was die Gute mit ihren Kompositionen ausdrücken wollte. Einmal stieg sie von der Bühne herab, um ganz nah beim Publikum zu sein, welches sich ob der Überschaubarkeit zumindest von der Nähe zurück hielt.

Ihre Stärken liegen natürlich im Gesangsbeitrag, der erneut mitreißen konnte. Wer mich kennt weiß, dass ich normal nicht so auf die Vokalisten fixiert bin, insofern ist es noch höher zu bewerten, wenn mit jemand mit bloßer Stimme eine Erpelpelle zaubert. Was für ein Gefühl, doch auch was für eine Kraft. Wenn es denn rockiger wurde schrie sie den altehrwürdigen Saal in Grund und Boden, begleitet von den großen Gesten. Dabei wurde die Melodie nie aus den Augen verloren, stets sauber intoniert, mit hoher Wandlungsfähigkeit. Neben schön rauchiger Stimme und feinem Croonen hauchte sie bisweilen fast ihre Töne.

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Da stand ihre Backingband kaum nach, die stets den richtigen Background gaben. Hier wurde ohne viel Schnörkel gespielt, Roy Martin sorgte im linken Eck für die klaren Grooves, setzt die Ausbrüche genau da, wo sie nötig waren. Großartig wie er in der abschließenden Zugabe, die nicht mal auf der Liste stand stoisch den ein und selben Takt hielt. Das gab den Mitstreitern viel Raum für ihre Improvisationen und die ohnehin angefunkte Interpretation des Klassikers. Sein Rhythmuspartner gab sich ebenso staubtrocken, immer mit sanftem Lächeln auf der Bühne drückte er punktgenau die dicken Saiten seines Fender-Spielgerätes.

Im „Sub Pop“-Shirt unter dem Jackett und mit Schiebermütze gab er sich ähnlich stilsicher wie seine Kollegen, lässiger Chic war Trumpf auf der Bühne. Nur die Frontfrau setzte als Femme Fatale auch in schwarz optische Farbtupfer. Ebenso deutlich wahrzunehmen war die unbändige Spielfreude, mit der sie ihre Jungs ansteckte, hier hatte jeder Freude an seinem Beitrag. Ash Wilson suchte immer wieder die Tasten von Adrian Gautrey auf, um sich mit dem lange gelockten Organisten zu duellieren.
Das waren die Momente, in denen der Gitarrist sich so richtig ausleben konnte. Verwunderlich wie es seiner Bandleaderin gelingt ihn im Zaum zu halten, wer sein letztes Livesoloalbum gehört hat, weiß wie gerne der Mann den Hendrix raushängen lässt. Hier musste er wesentlich songdienlicher agieren, durfte dafür auch mal fein rocken. Mit Schorr verbindet ihn ohnehin ein sehr vertrauensvolles Verhältnis, gerade in den sanften Momenten kommen sich die beiden musikalisch näher, während Ash in sein Spiel versunken das Haupt senkte.

Nach der Kostprobe vom kommenden Album stand vor allem das Zweitwerk „Never Say Never“ im Vordergrund, doch auch vom Erstling wurde reichlich vorgetragen. Bei den Coverversionen griff man teilweise auf Titel zurück, welche auf den Studioalben aufgenommen wurden, die sich Sari und ihre Jungs schon angeeignet haben, speziell die BAD COMPANY-Ballade. Einige Standards gab es in ungewöhnlichen Versionen, wo die Formation den eigenen Stempel aufdrücken konnte.
Da kam auch die ungeheure Spielfreude zum Vorschein, jedem auf der Bühne war anzusehen wie viel Spaß es machte, wieder da oben stehen zu können. Die Jungs stachelten sich gegenseitig an und SARI SCHORR spendete ihnen Applaus, um noch mehr heraus zu holen. Selbiges versuchte sie auch mit dem Publikum, welches sich zwar lautstark bemerkbar machte, aber erst gegen Ende richtig aus sich heraus ging und sich die Extrarunde verdiente.

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Setlist SARI SCHORR:
Where Have You Been
Demolition Man
Back To LA
Ain´t Got No Money
Aunt Hazel
The New Revolution
Beautiful
Turn The Radio On
Freedom
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Damn The Reason
Thank You
Maybe I´m Fooling
Ready For Love
Ordinary Life
King Of Rock´n´Roll
Where Did You Sleep Last Night/Black Betty
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Valentina
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I Just Wanna Make Love To You