WUCAN - Kassel
Konzert vom 21.02.2023
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WUCAN
CUPZILLA
Dienstags auf ein Konzert zu gehen, ist immer so eine Sache, weil am nächsten Morgen Arbeit ansteht, doch in diesem Fall zog es mich unweigerlich in die Goldgrube, endlich WUCAN live erleben, das war schon längst mal fällig!
CUPZILLA
eröffnen gegen 20:30 mit schleppendem Stonerrock den Dienstagabend in der Goldgrube für WUCAN. Dieser noch junge erst seit 2020 aktive Kassel-Vierer hat seine erste EP Anfang 2022 veröffentlicht und frisch vor Kurzem zwei Singletracks (My Sleep“ und „Faces“) nachgelegt allerdings noch kein Dutzend Live-Gigs gespielt, - umso höher zeigt sich der Qualitätsgehalt des talentierten Vierers aus der Landgraf-Karl-Stadt.
Treibender Punk gemischt mit zugehöriger Prise Rock n' Roll-Beats darf bei schnelleren Songs („Keep It Simple“), nicht fehlen, wenngleich das Fundament des Vierers im heavy walzenden Stoner Rock liegt. Die Kasseler Localmatadore sind eine bisher (noch) unbekannte Größe, obwohl sie ihren Fans im Publikum haben, was sich eventuell schon bald ändern sollte, wenn CUPZILLA wie ankündigt, noch mehr Livegigs geben wird. Frontsängerin Johanna besitzt eine optisch kaum zu übersehende Erscheinung mit ihrer kräftigen Statur und auffällig roten Haaren. Neben kraftvoller Stimmbandpower besitzt sie ein reichhaltiges mit deftiger Portion Humor gewürztes Spruchrepertoire, dessen Wirkung das Publikum anstachelt und dabei sympathisch ehrlichen Eindruck erweckt.
Einen Song (es könnte „Pipe Rider“ gewesen sein (ganz sicher bin ich mir nicht), kündigt sie beinahe schwerzeshalber als „Soft mit Wumms“ an, was zunächst für Erheiterung im Saal sorgt, doch konsequent wird zuerst der softe Teil gebracht, danach folgt der krachend schwere (Stoner)Wumms mit Schmackes im Flügel, wobei Gitarrist Tim verstärkt die Seiten glühen lässt. Nach einem kräftigen Schuß „Rollin“ bleibt es der Pink-Rosa Wasserpfeife („Pink Bazooka“) vorbehalten, sich allmählich auflösende Nebelschwaden zum Verdampfen zu bringen, um den Geist aufklarend zu reinigen.
Vorabwerbung mit lautem „WUUUCAAAN“ (!)-Rufen für das anschließend folgende Dresdner Quartet seitens der Band ist dagegen bei dem Bekanntheitsgrad wie ihn WUCAN längst inne haben so überflüssig, wie rosa Vanillepudding, Honigmelone, Gummibärchen und Maoam auf einem Brötchen belegt mit Aaaler Wurscht und Salatblättern. Aufwärmaktion hin, Aufwärmaktion her - CUPZILLA haben Eindruck hinterlassen. Da regt sich eine viel versprechende Stonerhoffnung im klassischen Sinne, deren Potential es künftig verfeinern und auszubauen heißt.
WUCAN
deren letztes erst letztes Jahr erschienenes Album 'Heretic Tongues' (das mir ein schreibender Zine Kollege wegschnappte *grrrr!*) einschlug wie eine Bombe, präsentiert sich Dresdener Heavy Flute Rock-Quartett auf die Minute topfit!
Leichte Hippie-Schlagseite mit Folkflair offenbart sich bei WUCAN durch den Krautrockfaktor dessen Blick in Richtung LUCIFER'S FRIEND, PAVLOV'S DOG oder KIN PING MEH deutet, doch es gibt wesentlich mehr bei den Dresdnern zu entdecken. WUCAN lassen sich trotz Flöte ganz und gar nicht wie des Öfteren oberflächlich von Leuten behauptet wird, die sich des gewaltigen Spektrums dieser phantastisch einzigartigen Band nicht einmal auch nur ansatzweise bewusst sind (!) auf JETHRO TULL reduzieren. Dafür ist der Wucan'sche Musik-Background viel zu breit gefächert. DEEP PURPLE; BLUE ÖYSTER CULT, KANSAS, FOCUS, COVEN, BLACK SABBATH, MERCYFUL FATE, NWOBHM-Einflüsse (frühe IRON MAIDEN, DIAMOND HEAD, TOKYO BLADE, ANGEL WITCH, TYGERS OF PAN TANG) etc., der 'goldenen' Endsiebziger bis früh-80er Phase 1979 – 1982 als die Bewegung ihren Boom erlebte, um die Metalszene zu revolutionieren, sind erkennbar. Ebenso schält sich häufig heftig aufblitzend unwiderstehlich Space rockiges HAWKWIND-Flair heraus , was an zahlreichen Space-Effektsequenzen in einigen Stücken liegt u. a. „Aging Ten Years in Two Seconds“). Darin lebt der Geist des vielseitigen 70er Experimential-Rocks auf!
Mit einem Intro geht es los, gefolgt vom wie so häufig kompromisslos mächtig anheizenden zackigen Opener „Kill The King“. Sängerin Francis Tobolksy präsentiert sich im ANGEL WITCH-Shirt mit schwarzer Spandex als Wirbelwind auf der Bühne. Die hübsche dunkelhaarige Lady mit unheimlich erotischer Ausstrahlung, gibt die optimale Entertainerin auf dem Bretterwald. Francis feuert ihr Publikum bei wechselnden Charakterzügen mit wechselhaftem Rollenspiel beständig an, mal verkörpert sie sinnliche Weiblichkeit, dann ist sie Leadsängerin, plötzlich mimt sie die herrische Furie auch wenn sie Instrumente dabei spielt oder frenetisch über die Bühne hüpfend ihr Publikum in Bewegung bringt - egal ob tänzerisch, wild mit den Armen gestikulierend, Konversation zum Publikum suchend oder selbst an der Gitarre, wo sich die zierliche auf der Bühne zum Stier werdende Sängerin zu Krachern wie dem vom Start weg mitreissenden Burner „Don't Break The Oath“ packende Duelle mit Gitarrist Tim George liefert!
Ihr Organ ist kraftvoll zugleich flexibel wie bei kaum einer anderen Frontfrau im Classic Psychedelic Hard n' Heavy Sektor. Franciscas Energie auf der Bühne ist Wahnsinn, sie gibt mächtig Gas, reißt das Publikum gewaltig mit, bleibt kaum einen Moment wirklich mal ruhig stehen, außer wenn sie sich auf die Flöte konzentriert sowie bei sanften Gitarrenakkorden. Zwischendurch klettert sie auch schon mal von der Bühne, gönnt sich ihre benötigte Auszeit, kniet sich seitlich auf die Treppe oder setzt sich einen Moment, wenn der Instrumentalpart wo sie nicht singt, hin, schont zwischen durch klugerweise ihr Kraftpotential, um nach kleiner Verschnaufpause gestärkt zurückzukommen und erneut einen Sturm auf der Bühne zu entfachen!
Bassist Alexander Karlisch, mit Hut auf dem Kopf in Sachen Outfit fast schon ein wenig an Singer-Songwriter-Poetenlegende Bob Dylan erinnernd und Drummer Philip Knöfel bilden eine durchweg geschlossen harmonisch agierende, punktgenau Takt konzentriert wie ein Schweizer Uhrwerk zu Werke gehende Rhythmussektion, die hervorragend zusammen mit Hauptgitarrist Tim George, der soliert, rifft, sämtliche Posen aus dem FF beherrschend mit seiner Sechssaitigen aus allen Rohren feuert, bestens aufeinander abgestimmt ist.
WUCAN freuen sich, dass die Goldgrube für einen Dienstag (!) besser besucht ist als erwartet (ca. 150 – 170 Leutchens haben den Weg nach Kassel gefunden!) was Francis mehr als einmal betont - WUCAN haben es allemal redlich verdient. Weitere Hymnenhighlights „Far and Beyond“, „Looking In The Past“, „Ebb and Flute“, „Don't Break The Oath“ und „Night To Fall“ lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass hier Deutschlands beste Retro Psychedelic Hard Rockband auf der Bühne steht, die es ohne Wenn und Aber mit sämtlichen internationalen Topacts im Genre aufnehmen kann, wobei es völlig latte ist ob sie nun JEX THOTH, JESS AND THE ANCIENT ONES oder BLOOD CEREMONY, heißen!
Auf den englischen folgt der Deutsche Songteil, wo Sängerin Francis von einem Konzert in Italien berichtet, wo nicht jeder die Inhalte dieser Songs verstand, was wie sie fairerweise einräumt verständlich ist, da deutsch nicht zu den meist gesprochenenen Weltsprachen gerechnet wird, in Kassel sollte es möglich sein. Gesellschaftskritisch ausgelegtes Songmaterial wie „Fette Deutsche“ oder „Zwischen Liebe und Zorn“ wird ebenso begeistert in Kassel aufgenommen wie das englisch gesungene. WUCAN sind nicht einfach nur klasse, sondern Weltklasse! Alle vier bilden eine kompakte jederzeit harmonische Einheit auf der Bühne, was auch zu den größten Stärken dieses phantastischen Dresdner Quartetts gehört, dessen von Anfang bis Ende fesselnde Vorstellung bleibenden Eindruck hinterlässt. Das WUCAN auf größere Bühnen gehören ist nicht nur allein Feststellung, sondern klarer Fakt. WUCAN zeigen sich spielfreudig sind vom Kasseler Publikum hin und weg somit kommt auch der lange Band-Klassiker 'Wandersmann' zum Zuge und garantiert Hochspannung pur! Am Ende huldigen WUCAN mit dem zeitlosen DIAMOND-HEAD-Klassiker „Am I Evil“ kräftig ihrer NWOBHM-Einflüsse, wobei gerade die Metallerfraktion unter den anwesenden Fans jetzt nocheinmal heftig aus sich heraus geht,da kreisen Köpfe, werden Mähnen geschüttelt, dass es kein Halten mehr gibt!
Etwa gegen 23:17 gehen die Lichter an, enttäuscht geht niemand heim. Am WUCAN-Merchstand bildet sich eine Schlange von Fans, die sich Tonträger kaufen und sich signieren lassen, ohne viel Zögern zieht es mich zur Merch-Ecke, CD und T-Shirt besorgen. Anschließend signiert das gut gelaunte Quartett meine frisch am WUCAN-Merchstand erworbene CD, welche in phantastischer Form die Qualitäten des beschlagenen Dresden-Vierers offenbart, der auch in Kassel ein tolles Konzert lieferte womit dieser außerhalb-der Reihe-Trip in Kassel höchst ergiebig war. Es bleibt noch ein wenig Zeit für gepflegten Dialog, ehe sich meine Wenigkeit auf die Socken begibt und nach Hause tingelt.
Danke für einen tollen Konzert-Dienstag in der Goldgrube Kassel, den ich nach einem recht schwierigen Arbeitstag dringend brauchte, der jeden Cent wert gewesen ist. Obrigada,WUCAN, Obrigada and... what should I say? He Can, She Can, We can, They Can, You Can? - WUCAN! Welch phantastisches Live-Erlebnis. Ein fröhliches Grinsen von meiner Warte geht an Markus Moshpit, Frank Niebergall, die gesamte Moshpit-Crew und last but not least, die freundliche Thekendame mit den schwarz gelockten Haaren, die mir hilfreich den Kuli zur Verfügung stellte, um einiges von diesem sahnigen Abend zum späteren besser im Gedächtnis bleiben, auf's Papier zu bringen. - Nice!
Hinterher kräftig geflasht wird es Zeit im Gefühl eines tollen Konzertabends in kampferprobter Location die Heimreise anzutreten, mich danach auf's Ohr zu legen, am nächsten Tag wartet wieder die Arbeit. Meine Knochen werden's mir danken...