THE QUIREBOYS - Frankfurt/M.
Konzert vom 27.02.2023
Support: TWISTER, LORD BISHOP ROCKS
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THE QUIREBOYS
TWISTER
LORD BISHOP ROCKS
Was lange währt wird endlich live. So könnte man die drei Coronabedingten Verschiebungen der englischen Pub Rocker beschreiben. Wie es Gitarrist Paul Guerin trefflich ausdrückte, es war ein langer Albtraum, der nun zu Ende war, als die Band wieder Bühnen abseits der Insel betrat. In der Zeit gab es auch kein Lebenszeichen aus dem Studio, während die QUIREBOYS im Jahrzehnt davor sehr fleißig waren. Einzig durch den Ausstieg von Sänger Spike machte die Formation von ich reden. Alleine schon zu sehen, wie sich Guy Griffin am Mikro aus der Affäre zieht war die Reise nach Frankfurt wert, wo es wieder in Das Bett ging. Neben ihren Landsleuten TWISTER waren noch LORD BISHOP ROCKS aus New York dabei.
LORD BISHOP ROCKS
Aufgrund der niedrigen Außentemperaturen war drinnen die Betriebstemperatur noch nicht erreicht, viele standen noch in der Jacke da, ohnehin standen die Reihen relativ licht. Frontmann Lord Bishop erleuchtete die Szenerie sicherlich, sein Erscheinungsbild war außergewöhnlich. Der Zwei-Meter-Schlacks mit rotem Turban, rotem Hut und rotem Bart sah aus wie ein Voodoo-Priester, was er nach eigenen Angaben denn auch ist. Musikalisch steht er in der Tradition von JIMI HENDRIX oder LIVING COLOUR, natürlich at er den Groove, einen sexy Groove, ein Image mit dem er gerne kokettiert.
Jener Groove geht ein wenig unter wenn beide Gitarren losrocken, was nicht das letzte Mal an dem Abend ein Problem darstellen sollte, der direkte Clubsound nützte eher den Schlagwerkern etwas. Da hatte der gute Lord Bishop mit Duda The Bricklayer einen ganz besonderen dabei, der nebenbei den Groove rettete, wenn die sechs Saiten außer Kontrolle gerieten.
Lässig und dennoch mit voller Wucht strich er die Becken oder ballerte auf der Snare. Dabei hüpfte der Lockenkopf streckenweise hinter der Schießbude, dass ihm mehrfach die Sonnenbrille on der Nase flog. Solche einen Blickfang musste man natürlich ganz in der Mitte vorne postieren, was nicht nur den engen Platzverhältnissen geschuldet war.
Stilecht rührten die Fuzz-Riffs durch die Orange-Verstärker, tief war man in den späten Sechzigern und Siebzigern verwurzelt. Tiefe brachte Jaco Now herein, wenn er von seinem Zehnsaiter den oberen Hals bediente und die schweren Saiten drückte. Dabei waren er und der Lord ein wenig zu sehr mit ihrem Spiel beschäftigt, so dass trotz rauer Rockpower bei Songs wie „Freedom“ oder „Monster“ wenig Bewegung auf der Bühne war, was sich leider auf das Publikum übertrug. Erst die akustischen Töne sollten mehr Breite in die Farben bringen.
Dazu gesellte sich zu „Moonlight Serenade“ ein zweiter Klampfer auf die Bühne, denn der Sänger als Cousin siebten Grades von Carlos Santana vorstellte. Das Schwelgen sorgte für Kontraste und bei der nächsten Nummer für Begeisterung, als man den Hendrix-Klassiker „Little Wing“ anstimmte. Hier hatte der Bassist mit einem gefühlvollen Solo seinen großen Auftritt. Einer weiteren Legende wurde dann mit „Nutbush City Limits“ gehuldigt, dass dann wider in einer überdrehten Rockversion runter gezockt wurde. Da kam dann gleich Stimmung in die Bude, LORD BISHOP ROCKS wollten unbedingt den Geist des Montags vertreiben, die Temperatur stieg jedenfalls.
TWISTER
Schon zu Beginn wurde deutlich, dass sich das Energielevel auf der Bühne heben würde, Frontmann Stevie Stoker entpuppte sich als echter Unruheherd, der nie still stand. Das stellte einen beim Fotografieren vor arge Probleme, weil sich alles bei ihm bewegte und er sich überall hin, wo auf den Brettern Platz war. Dabei verteilte er oft die Verantwortung an den sechs Saiten auf seinen neuen Nebenmann, der etwas braver wirkte, und optisch wenig vom Punk-Habitus des Fronters hatte.
Die Gitarre baumelte hinter ihm, während er seine eine Hand am Mikro hatte, die andere zum in den Arm klatschen, mit dem er immer versuchte die Zuschauer zu animieren. Zurück hinterm Ständer clickte er das Mikro wieder dort ein, wobei das Teil bis Tourende ausgeleiert sein dürfte, und haute ebenfalls kraftvoll in die Saiten. Doch auch in der Position reckte er immer wieder den Kopf nach vorne und feuerte die Leute an, versuchte den Draht nie zu verlieren.
Vom Engagement konnte man ihnen nichts vorwerfen, auch der Bassist, der ebenso neu in der Band ist aber nicht auf der Homepage zu finden, schlurfte breitbeinig über die linke Flanke und warf sich in einige Posen. Rechts sorgte der andere Neuzugang für feine Soli, er war eher auf die sauberen Töne bedacht, was ein wenig einen Kontrast bildete. Einzig Jack Corbett ist vom Line-Up des Debüts „Cursed & Corrected“ noch übrig, dessen Drumming eher der derberen Seite von TWISTER folgte.
In der Unentschlossenheit lag auch das Problem ihres Material, welches sich nicht so recht zwischen catchy Melodien und rauer Kante entscheiden kann und am Ende beides nicht richtig liefert. Ein paar Ansätze beinhalteten „Secrets“, „Call To Arms“, Favourite Underdog“ oder „64 White Lies“ sicherlich, aber wirklich zünden konnten die Melodien von Stoker nicht. Auf der anderen Seite gab man sich doch nicht so roh und wild, wie der Sänger gerne rüberkommen würde. Die vierzig Minuten machten sicherlich Spaß, luden zum Kopfnicken und allmählichen Aufwärmen ein, teilweise rockte es ordentlich, aber überzeugen konnten die Briten nicht.
THE QUIREBOYS
Auch diese Umbaupause gestaltete sich recht kurz so dass die Herren um viertel nach Neun auf der Bühne standen. Ungewohnt war es schon Griffin den Weg zum Mikroständer in der Mitte machen zu sehen, ein Platz, der stets auf den ausgemachten Frontmann, der bürgerlich Jonathan Gray heißt zugeschnitten schien. Optisch wie seine Bandkollegen in lässigen dandyhaften Schick gekleidet erinnerte er in seiner weiten Schiebermütze und Bart an den frühen Bruce Springsteen. Wobei er die Kopfbedeckung von Ryan Roxie geklaut haben dürfte, als der im Studio ein Solo zur neuen Platte beisteuerte.
Klar kamen von ihm keine Posen wie von Spike, auf die Zuschauer konnte er ebenfalls nicht so eingehen, weil er auf sein Spiel bedacht war. Da lag seine Konzentration drauf, nicht wie bei dem Support, wobei diese Marotte, die Gitarre lediglich spazieren tragen nun eher an Springsteen erinnerte. Selbstverständlich kam er auch nicht an das kratzige Organ seines Vorgängers heran, aber wie bei NAZARETH nach Dan McCafferty konnte auch der gute Guy ein ordentlich raues Timbre aufbieten. Es funktionierte tatsächlich, jedoch auch weil die bis auf die Position eingespielte Kapelle so gut zusammen arbeitete.
Mit Guerin harmoniert er seit Jahren perfekt, die beiden lassen ihren Äxten nur so rauchen und spielen sie die Bälle perfekt zu, welche von kantigen Riffs zu angehangenen Licks gekickt werden. Egal ob fast countrymäßige Lässigkeit oder herrlicher Partyattitüde, die beiden fanden immer den passenden Ton. Angetrieben wurden sie von den Mailing-Brüdern, welche ein knochentrockenes und dennoch druckvolles Rhythmusfundament darunter errichten. Nick war wie immer die Coolness in Person, egal ob breitbeinig stehend oder dezent tänzelnd drückte er stoisch die dicken Saiten. Sein Zwilling Pip groovte zudem fein mit dem links im Penholder-Griff gehaltenen Stick, war nie zu aufdringlich, sondern versuchte die Stimmung des Songs zu intensivieren.
Etwas unter ging leider Keyboarder Pete Weir, dessen Tastentöne nur zum Vorschein kamen, wenn sich die restlichen Musker zurück nahmen. Ein paar Orgelflächen verfehlten so ihre Wirkung den Stücken noch mehr Tiefe zu verleihen. Die Tanzsohlen im Publikum hätten zudem noch mehr gequalmt, wenn das Geklimper des Honky Tonk noch präsenter gewesen wäre. Jedoch geriet das Klanggewand zu kernig und auf die beiden Sechssaiter gemünzt. Für so einen kleinen Club sicher gut geeignet, hätte die Abmischung dennoch etwas differenzierter ausfallen können. Immerhin ist das Songmaterial nicht durchgehend so deftig. Das geerdete Element kam klangtechnisch etwas zu kurz, bei den legeren Posen war es viel eher wieder zu finden.
Vom Programm her beschritt der Fünfer ebenfalls neue Wege, auch wenn die Tour unter dem Jubiläum von „A Bit Of What You Fancy“ steht, so war das Debüt so wenig im Set vertreten wie bei keinem Konzert zuvor, welches der Rezensent gesehen hat. Dafür war „Homewreckers & Heartbreakers“, die Scheibe welche ihre produktivste Phase einläutete ähnlich oft vertreten. Bis auf „Beautiful Curse“ werden alle angespielt und von „This Is Rock´n´Roll“ gibt es mal mehr als den Titeltrack.
Die Band tut mit nur noch einem Gründungsmitglied gut daran die Sachen vermehrt aufzubieten, die in fast genau der Besetzung entstanden. Zwar waren viele Zuschauer eher wegen der alten Kamellen hier, weswegen die Stimmung manches Mal nicht so top war, aber die Performance entschädigte. Bei Headliner standen die Reihen nun auch dichter und näher an der Bühne, der gute Guy vermochte sie dort aber nicht ganz so abzuholen wie sein Vorgänger. Mit den Partysongs am Ende waren dann endlich wieder alle glücklich.
Setlist THE QUIREBOYS:
I Love This Dirty Town
Misled
Gracie B.
Turn Away
Roses & Rings
Louder
Mona Lisa Smiled
Original Black Eyes Son
Hello
Long Time Comin´
Stubborn Kinda Heart
Lie To Me
This Is Rock´n´Roll
7 O´clock
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I Don´t Love You Anymore
Sex Party