TURMION KÄTILÖT – Frankfurt/M.
Konzert vom 01.03.23
Special Guest: BLOODRED HOURGLASS
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TURMION KÄTILÖT
BLOODRED HOURGLAS
Ganz ehrlich, ich habe es richtig genossen nach Jahren mal wieder im Das Bett im Frankfurter Stadtteil Gallus gewesen zu sein. Der kleine 500er Club, da wo man die Bands wirklich noch hautnah erleben kann, bietet dieses gewisse Flair einer Konzertstätte, welches man vor Dekaden fast noch in jeder kleineren Stadt genießen konnte. Der Grund heute war, ich muss es für mich schon so sagen, mal wieder die Vorband. In diesem Fall BLOODRED HOURGLASS aus Finnland, die mit ihren Landsleuten TURMION KÄTILÖT, was aus dem Finnischen übersetzt so viel heißt wie die Hebammen des Verderbens, unterwegs waren. Letztere hatte ich bis vor ein paar Tagen überhaupt nicht auf dem Schirm und so war ich doch sehr erstaunt, dass die Kombo bereits seit 2003 existiert, dem Vernehmen nach Disco-Metal spielt und zum Jahresende 2022 als Vorband auf der NIGHTWISH Tour agierte.
Die leichte Kost zuerst. BLOODRED HOURGLASS aus dem finnischen Mikkeli sah ich im April 2019 das erste Mal als Support von EVERGREY und wurde sofort ein Fan der Band. Ihr Mix aus melodischen Death Metal und Metalcore, gepaart mit diesen endgeilen Gitarrensoli und den dazu passenden Screams von Sänger Jaredi Koukonen waren gleich mein Ding. Genau das damals aktuelle Album “Godsend” und der noch aktuelle Longplayer “Your Highness” (2021), welcher Pandemie bedingt nicht richtig betourt werden konnte, bildeten bis auf den letzten Song des Sets („Where the Sinners Crawl“) und das erste Stück vom kommenden Album „In Lieu of Flowers“, die Grundlage des 45-minütigen Sets. Die doch sehr zahlreich, an den getragenen Shirts erkennbaren Fans (ich schätze 80-100 verfolgten den Set), dankten es dem Tour-5er (normalerweise agiert die Band als Sextett, der Keyboarder fehlte) indem sie vom ersten bis zum letzten gespielten Ton voll dabei waren und mächtig Alarm schlugen. Keine Ahnung, ob das heute verwandte externe kleine Mischpult bei jeder der bisher 14 von 15 Shows am Start war, aber der hierdurch produzierte Sound war einfach nur unterirdisch. Der Anfangs recht klar verständliche Gesang wurde ab dem vierten Song „Leaves“ mit Hall unterlegt und übersteuerte somit. Dies betraf hier leider auch das erste wirkliche markante Gitarrensolo. Klar geht definitiv anders - die kurzen, glasklaren Ansagen vom Frontmann mit seiner extrem tiefen Stimmlage zeigten das deutlich auf. Dies bekam auch der neue Song zu spüren. Zum Glück für alle hatte sich diese, ich nenne es mal Soundpanne, bis zum Publikumsliebling “The Unfinished Story” im Wesentlichen gebessert und das Stück wurde, nicht nur wegen seinem unwiderstehlichen Gitarrensolo, erwartungsgemäß zum Highlight der Show. Die beiden schnellsten Songs stellte man ans Set-Ende und begann das Einläuten zu “Veritas” mit einer Circle Pit Aufforderung, die von einigen Zuschauern auch kurz angenommen wurde. Lied- und Merchandise-technisch wurde man auf dieser Tour als Fan echt gut bedient (u. a. Tour-Shirt für 10 € bzw. als Goodie On Top bei einer Merch-Abnahme ab 10 €). Den Sound haken wir mal unter “Erfahrungswert als Support” ab, denn es ging an diesem Abend definitiv auch besser.
Setlist BLOODRED HOURGLASS:
Drag Me the Rain
Alysia
Waves of Black
Leaves
Tell Me About Yesterday Tomorrow
In Lieu of Flowers
The Unfinished Story
Nightmares Are Dreams Too
Veritas
Where the Sinners Crawl
Jetzt komme ich zu meinem ersten Aufeinandertreffen mit den Disco-Metallern TURMION KÄTILÖT. Auch wenn die Band bereits seit 20 Jahren existiert, aktuell ihr zehntes Studioalbum (“Omen X”) veröffentlichte und mit NIGHTWISH vor kurzem noch getourt hat, hier und heute kreuzten sich zum ersten (und vielleicht einzigen) Mal unsere Wege. Die sechs finnischen Chartstürmer sind nicht nur durch ihr Corpsepaint und ihre unterschiedlichen Verkleidungen sehr speziell, sondern definitiv auch musikalisch. Auf Grundlage von Disco-, Techno- und Industrial Beats wird alles gemixt, was nur irgendwie zu gehen scheint. Die Tour-Setlist bestand aus allen Veröffentlichungsepochen und wurde in seiner vollen Länge von den knapp 200 Anwesenden abgefeiert und betanzt. Da war es egal, ob der jeweilige Song von Techno Beats z. B. „Verta ja lihaa“ (2004), „U.S.C.H!“ (2008), „Grand Ball“ (2011) oder Industrial lastig „Pirun nyrkki“ (2006), „Vie se pois“ (2023) mit Hip Hop bzw. Rap-ähnlichem Sprechgesang oder Punk oder Polka Attitüden versehen war. Tanzbarer, pumpend, stampfender Groove stand nahezu bei jedem Stück im Vordergrund. Dementsprechend lag das Augenmerk des Mixes auch auf dem DJ, dem Schlagzeuger und dem Bassisten. Die beiden Hauptsänger wurden zudem gesangstechnisch vom Bassisten und dem Gitarristen bei den Chören unterstützt, was zusätzlich die gesangliche Bandbreite untermauerte. Auf der einen Seite interessant anzuschauen, wie das zusammen alles funktionierte - auf der anderen Seite grauselig für einen „Traditionsmetaller“ zu erleben, wie „sein“ Metal hier „zerpflückt und missbraucht“ wird. Auch scheinen die durchweg auf Finnisch gesungenen Texte, hören sich durch den bekanntlich extrem harten Dialekt bzw. die Aussprache genial zur Musik an (!), recht düster und teilweise derb zu sein, was an der Übersetzung des Liedtextes der Single „Teurastaja“ (2003), vorgelesen durch einen Gast aus der ersten Reihe, deutlich wurde. RAMMSTEIN lassen hier grüßen.
Und damit wären wir beim Sound, der hier gestochen scharf und ansprechend ausgesteuert, über das Hauptmischpult durch die Boxen wummerte. Das ganze Spektakel fand nach exakt 60 Minuten ein vorläufiges und nach drei Songs in der Zugabe sein tatsächliches Ende.
Setlist TURMION KÄTILÖT:
Sormenjälki
Pirun nyrkki
Verta ja lihaa
Totuus
Isä meidän
Vie se pois
U.S.C.H!
Teurastaja
Grand Ball
Dance Panique
Viha ja rakkaus
Gabriel
Kuolettavia vammoja
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Naitu
Käy tanssiin
Sikiö