10. FULL METAL OSTHESSEN
Festival vom 03. - 05.23
Bands: CONTRADICTION, EMERALD, WALLOP, SUNLESS SKY, HELL PATRÖL, DISTANT PAST, GENERATION STEEL, REFORE, DARK ZODIAK, FREAKINGS, HELLFORCE
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FULL METAL OSTHESSEN
Am vergangenen Wochenende gab es wieder gewaltig Rotalarm im beschaulich idyllischen Niederaulaer Vorort Niederjossa gelegen in Osthessen, genauer im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Nach zwei Jahren Pandemiepause hieß es endlich wieder zurück an bekannte Wirkungsstätte, - das F.M.O. ruft! Direkt nach der Arbeit rein ins Taxi, nichts wie hin, ist bereits in und um die bewährte Location, DGH Niederjosa eine Menge los. Bekannte Gesichter kommen mir sogleich entgegen, doch bevor Gespräche geführt werden, zieht es mich eiligst sofort direkt zur Bühne, doch zuvor begrüßen mich viele Bekannte Gesichter. Die zur Eröffnung auspielende Power Metal-Combo FIRST DAMAGE habe ich diesmal knapp verpasst. Es ist schön wieder dort aufzuschlagen. 10 Jahre FULL METAL OSTHESSEN - Festivaljubiläum sind Anlass genug, es gebührend zu feiern. Das Wochenende vom 2-Tages-Event inklusive Sonntags-Gottesdienst hält es einige Überraschungen parat, auf die es im weiteren Verlauf noch einzugehen gilt.
Festival-Freitag, 3.3.2023
HELLFORCE
legen mit ihrem nordisch angereicherten Death/Black Metal eine schwere druckvoll durch's Ambiete dröhnende Soundwand und schaffen es gleich mal richtig Stimmung ins Volk zu bringen. Eröffnen dürften HELLFORCE wie ich mir denke mit 'White Rabbit' (bestätigt sich auch später laut Setlist) den Song habe ich leider verpasst, spätestens beim zweiten Song „Venoumus Fairytales“ bin ich vor der Bühne um in den intensiv mitreissenden Genuss einer gut dosierten Death-Black Metal Mischung samt nordisch unterkühltem Flair zu kommen. Die auf black metallischer Wurzel basierende von sphärenlastigem Doom-Death- nehmende Walze „Memories Of Times To Come“ erzeugt bedrohlich wabernde Grund-Atmosphäre, selbiges gilt für„As Stormy Clouds Embraced the Dark We Walked the Path of Endless Life“ ehe in „Demonic Incandescence“ ein ganz alter zu den ersten schon zu frühesten Demozeiten entstandenen HELLFORCE Songs der die CELTIC FROST-Roots der Band zum Tragen bringt, lärmte, gehörendes Death/Black-Schwerkaliber folgt. Live kommt dieser eine ganze Ecke schneller wie aus einem Guss rausgefeuert. Drummer Jannik spielt enorm punktgenau, mit kräftig Schmackes im Flügel, die Gitarren von Christian, Florian und Jan kommen druckvoll aus den Verstärkern. HELLFORCE liefern einen amtlichen Set, spielen ihre Stärken voll aus und lassen auch in Niederjossa nichts anbrennen.
Als nächstes kündigt Florian den Lemmy zu Ehren gewidmeten MOTÖRHEAD-Referenzsong „Rock Out“ an. Hierfür spendieren HELLFORCE der Fanschaar eine Flasche Jack Daniels, in Metallerkreisen liebevoll 'Jacky' genannt, (der sich meine Wenigkeit bewusstermaßen enthält). Die Pulle soll wie Florian speziell betont, „spätestens wenn der Song zu Ende gespielt wurde, vollständig leer getrunken wieder auf der Bühne stehen!“ Feierfreudiges Fanvolk lässt sich das nicht zweimal sagen! Die Pulle ist schneller geleert als gedacht, sie wird direkt nach dem Song zur nächsten Ansage zurück auf die Bühne gereicht. Florian hält die bis auf den letzten Tropfen leere Jack Daniels-Flasche breit grinsend zwecks Bestätigung hoch, wobei er anerkennend nickt. Yes! - Metaller sind nicht umsonst ein trinkfestes Völkchen! Obwohl Florian den Hauptteil der Ansagen übernimmt ist auch Frontmann Jan über die Publikumsresonanz nach „Into Death Realms“ nicht wenig erstaunt: „Ihr macht das schon ganz gut...“ und kündigt beim Hören von Zugaberufen an, dass es noch einen letzten Song als Zugabe geben wird, ehe HELLFORCE die Bühne verlassen. Dem von bleierner Schwere mit zeitweise epischem Touch erfüllten Thrash-Death-Schredderhobel „Ave Dominus Nox“ bleibt es schließlich vor behalten, eine starke 45-Minuten Vorstellung der Kasseler in Niederjossa zu beenden. Was für ein bärenstarker Auftakt!
REFORE
stehen für die zur Zeit wieder stark in Tschechien aktive Thrashbewegung. Was die junge Tschechengarde hier auffährt ist ein mörderischer Speed-Thrashl-Assault, wobei sich die Resonanzen bei dem für die meisten recht unbekannten Tschechenvierer zunächst noch in Grenzen hält, doch mit jedem Song taut das Publikum weiter auf.
Fronter Franta sieht MEGADETH-Gitarrist/Sänger-Bandleader Dave Mustaine mit seiner Rotbraunen Langhaarmähne nicht nur optisch unglaublich stark ähnlich, er könnte fast dessen 30jahre Jüngeres Double sein, wofür Haltung, Serien von Killerriffs und Leadsoli im Sekundentakt die er aus seiner schwarzen Flying V heraus holt, sprechen. Auf geballtem Energielevel von DUST BOLT, SPACE CHASER und EVIL INVADERS agierend serviert das Quartett einen geradlinig granatenharten von mächtiger Dynamik angetrieben direkt in den Hintern tretenden Oldschool Speed-Thrashcocktail nach klassischem 80er-Vorbild irgendwo im satten US-Thrash-Schnittmengenfeld von EXODUS, MEGADETH, SLAYER und ganz frühen METALLICA zu seeligen 'Kill em`All'/'Ride The Lightning'-Tagen. Zwei Bandmitglieder tragen T-Shirts von den im Anschluß auf die Bretter kommenden Thrashern FREAKINGS, der zweite Gitarrist Matey ein altes METALLICA-Master of Puppets-Shirt, womit sich die musikalische Vorliebe offenbart. Wie zur Bestätigung obiger Einflüsse, verabschieden sich die Tschechen mit einem heftig wie hätte es anders sein können hyperschnell weggezockten „Creeping Death“ das der starken METALLICA-Frühphase einwandfrei Tribut zollt, das Publikum am Ende außer Rand und Band geraten lässt! Dieser Auftritt der jungen Tschechenvierers REFORE zeigte, dass auf dem Livesektor viel möglich ist, wenn die Band künftig auch weiter konsequent an sich arbeitet. REFORE waren ein Gewinn für's Festival, - die Jungs könnten auf dem Livesektor Furore machen! Das zeigt sich auch am vermehrten Shirt und Tonträger-Verkauf nach dem Gig. Toll!
FREAKINGS
hauen danach ein Oldschool-Thrashbrett raus, das alles niedermäht, was nicht rechtzeitig auf die Bäume kommt. Wahnsinn, wie sicher, straigt in allen Belangen mörderisch tight das Schweizer-Trio auf der Bühne agiert. Rotzig rohe Brachial- Stakkato-Riffkaskaden, einschließlich pfundschwerer Midtempo-Brücken bringen den Saal zum Kochen! Binnen kaum zehn Minuten ist es rappelvoll im Saal. Gitarre und Bass bilden eine undurchdringbares Bollwerk, dazu ein wuchtiges Schlagzeug. Halsbrecherische Rhythmus-Temopowechsel geben pausenlos Dauerfeuer! Die Straumann Brüder Toby (Bass) und Simon (Drums) legen ein dickes Grundgerüst. Frontmann Jonathan Brutschin röhrt aggressiv was seine Stimmbänder hergeben.
Die Masse bewegt sich tanzt, headbangt, dabei bilden sich immer mal Moshpits in denen es mächtig rund geht! FREAKINGS zeigen sich extrem spielfreudig, von ihrer besten Seite, liefern von Anfang bis Ende ein kompromisslos aggressiv bis unter's Dach straighten Abriss der alles wegbläßt, es wirkt als wäre das Rad der Zeit zwischen SODOM-'Agent Orange', EXODUS „Bonded By Blood“ und KREATOR Klassikern 'Extreme Aggression' stehen geblieben. Dazu kommt noch ein heftiger Schuss VENDETTA – der mit unbarmherzig brutaler Direktheit mitten auf die Rübe haut. Getreu dem Song „Thrash will never Die!“ lässt das Schweizer Triple nicht den geringsten Zweifel daran, permanent kreist der Hobel! Rotierende Pits, fliegende Mähnen, reichlich Bewegung im pausenlos mitgehenden Publikum, konzentrierte Gesichter und vor Schweiß triefend müffelnde Shirts, dazu noch amtlich schreddernder Gitarre und eine Batterie mit pfundschwer durch schlagend nachhallender Wirkung, Ruhepausen? Fehlanzeige. - So geht Oldschool-Thrash!
DARK ZODIAC
Wer eine Frontfrau wie Simone Schwarz in Reihen hat, kann eigentlich nur gewinnen, deren lange Schwarzhaarmähne wirkt beeindruckend, die tiefen Growls der sympathhischen jederzeit ihr Publikum antreibenden Frontfrau ziehen sich bis zum letzten Ton in die Länge, das kriegen in der Form nur ganz wenige in der Death Metal-Königsklasse operierende Shouter hin. Respekt! Simone ist aber nicht nur Frontgrowlerin, sie hat in toller Optik (Ketten & Leder) viel Spaß mit dem Publikum springt auch mal von der Bühne, bangt und growlt inmitten ausgelassen feiernder Fans, die einen Kreis um sie bilden. Auch Geburtstagskind Markus wird bedacht, der seinen Ehrentag krankheits bedingt nicht feiern konnte, dieses Vergnügen darf der Festivalmitveranstalter per Einladung von Simone auf dem Bretterwald nachholen und die Fans werden aufgefordert, an passender Stelle 'Markus' vor dem Wort 'destroyed' rufen!
Dem kommt die Fanschaar im DGH ausgelassen feiernd entgegen. Markus lässt das Haupt kreisen, macht Bewegungen mit der Faust – DARK ZODIAK spielen die Begleitmusik dazu. - Feine Sache! Die Message, das „Humor“ auch oder gerade in schlechten Zeiten hilft, kommt ebenfalls im Volk an.
Was zunächst routiniert wirkt, wird je länger das Gastspiel dauert, chaotischer und chaotischer, mit gewaltig viel Spaß in den Backen. Thrash/Death mit Humor? Den schenken DARK ZODIAK aus. Das Gitarristenduo Charly Gak/Benny Poek kennt hat seine Bühnenposen aus dem FF, da stehen Routiniers mit Liveerfahrung auf der Bühne. Bassistin Steffi Bergmann und Drummer Dieter Schwarz komplettieren das Team. Zwischendurch verschenkt Simone Leuchtstäbchen in unterschiedicher Farbe von Grün, rot, gelb, lila, bis blau und rosa sind alle Farben dabei; zwei ins Publikum gereichte Luftballons die überall im Ambiente ihre Runde drehend von zahlreichen Händen angestupst werden, sorgen für weiteren Stimmungsschub.
Spätestens kurz vor dem letzten Song der Band eigenen Signaturbandhymne „Dark Zodiak with K“ hält Frontfrau das Schild mit einem 'K' wie Kääy! Sie hält das Schild für alle sichtbar demonstrativ in die Höhe und sagt: Eigentlich würden wir unseren Bandnamen nach hierzulande üblicher Weise mit 'C' schreiben, was wir zutiefst ablehnen. Wir heißen DARK ZODIAK und schreiben uns am Ende mit einem gottverdammten 'K'. Wobei sie letzteres langgezogen lauts betont. Von euch will ich dass ihr bei dem Songstelle wo das K einsetzt, so laut ihr könnt, Käyyy ruft!“ Für diese Ansage bekommt Simone kräftigen Applaus, während erneut auf der rechten Seite ein kleiner Circle Pit rotiert, dem sich das verfassende Individuum anschließt und feststellt: Macht mehr Spaß als ein Moshpit und weckt Stimmung!
CONTRADICTION
Zum Abschluß des Thrash-Freitags gibt’s erneut ein sattes Oldschool-Brett das sich gewaschen hat. CONTRADICTION gebührt die Ehre zum Headlinerslot um 23:45 Uhr auf die Bühne kommend, 75 Minuten grob den Thrashknüppel kreisen zu lassen. Angeführt von Bandleader Oliver Kämper geht’s beim Nordrhein-Westfalenvierer zum F.M.O.-Freitagsabschluß intensiv thrashlastig zur Sache, wofür Abrissbirnen der Sorte „The Origin Of Violence“ ausreichend sorgen. Da bilden sich auch Pits und es geht mächtig rund!
Die Chance CONTRADICTION während eines Headlinergigs nocheinmal mitzuerleben, bevor die Band sich am Jahresende auflöst, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Das ist schon ein geballtes Thrashpfund, was die Truppe in Niederjossa auf die Waage legt. Zwischendrin wird’s Zeit, das Stimmungslevel aufzulockern. Das tun die Thrasher mit dem gelöst relaxte Stimmung entfachenden durch spezifische recht nah am Original ausgerichteten Schlagzeugtaktbeat und Flötenklängen vom Band begleiteten 1976er Fetenpophit „In Zaire“ von JOHNNY WAKELIN, umrahmt von schweren Breitbandriffs im Thrash-Gewand. Gesanglich halten sich CONTRADICTION in Sachen Rhythmus vorbildlich am Original. Ein Gefühl, wie mit einer Fahrt in der Wuppertaler Schwebebahn. Das Publikum ist in passender Stimmung, den Alltime-Partyevergreen kräftig abzufeiern, jetzt heißt es Headbangen, Tanzen, mit-dem-Finger-Schnippen, in die Hände klatschen... Jaaa, das Ding macht jedenfalls mächtig Laune. Ein fleißig mitsingend, tanzend, swingend, groovendes Publikum hat reichlich Spaß daran, ehe die grobe Kelle das Heft erneut wieder in die Hand nimmt und kompromisslos geradlinig die Thrashsäge kreist.
Am Ende steht auch für den Wuppertaler Thrashfünfer CONTRADICTION ein guter Abschluß-HeadlinerGig zu Buche der keinen Thrashfan kalt ließ. - Die Originalität des Lärms hat auch in Niederjossa erfolgreich Einzug gehalten... eine Lektion der Lautstärke, die nicht ungehört verhallte. - Thrash, or be thrashed!
Festival-Samstag, 4. 3.2023
MP 3 und AMPYRED mussten zeitlich schon recht früh am Nachmittag auf die Bühne, so war es diesmal nicht möglich zeitig anzureisen (kein Urlaub). Erstere wecken Erinnerungen an den Auftritt im Januar 2012 das bluesig Rock n' Rollige MARC PIRAS TRIO versetzte mich vor zehn Jahren 2012 in ausgelassene Stimmung. Diesmal entgehen sie mir bedauerlicherweise, trotzdem fein, dass den Helden, die auf dem 1. F.M.O.-Festival am 28. Januar 2012 als es noch zu den kleinen 1-Tages-Festivals gehörte, zusammen mit KING LEORIC als Headliner, SEVENTH AVENUE, DRAGONSFIRE, MERCURY FALLING und TASTE OF DOOM amtlich rockten. Innerhalb dieser zehn Jahre hat sich viel verändert, aus dem kleinen 1-Tages-Festival wurde ein mithilfe zahlreicher Hände Top organisiertes 2-Tages-Festival inklusive Feuerwerk am Samstag und abschließenden Sonntagsgottesdienst bei gemeinsamen Frühstück und nach Möglichkeit, wenn es machbar ist der Teilnahme einer bekannten Musikergröße, wobei weniger die Musik sondern vielmehr gegenseitiger Gesprächsaustauch im Vordergrund steht. Von CHARGER bekomme ich nur noch knapp die letzten 30 Sekunden mit, weshalb an dieser Stelle keine Beurteilung erfolgt. Ausgehend vom kräftigen Beifall, war's ein gelungenes Gastspiel im DGH.
HELL PATRÖL
legen gleich mal richtig los wie die Feuerwehr. Kein Wunder, wenn als nächstes 45 Minuten Speed Metal in purer Form anstehen. Das rotzräudig weggeröhrte Elixier des Universitätsstadt-Vierers weckt mehr als einmal Erinnerungen an EXCITER, JUDAS PRIEST und SAVAGE GRACE. Vereinzelt macht sich NWOBHM-Faible á la BLITZKRIEG bemerkbar. Sänger/Bassist Dominik Sticher ist ein Wirbelwind auf der Bühne mit ungeschönt ehrlichen Ansagen und herber Raukantigkeit, die ein echter Speed Metalshouter haben muss, wenn er dieses Feeling auch live on Stage transportieren will, was ihm dank lockerer ans Publikum gerichteter Ansagen bei quirligem Stageacting mit seinen zwei Gitarristen Nico Stein/Christian Schwarzer in der Tat erstklassig gelingt. Beide Gitarristen bilden zusammen mit ihrem singenden Bassisten eine gewaltig auftrumpfende Triple Axe Attack. Hier wird vor allem die fulminant Schädelspaltende Powerdynamik des traditionellen 80er Speedmetals lebendig. Alle Instrumente sind druckvoll abgemischt, dass es nur so knallt! Schlagzeuger Florian Bodenheim sorgt für mächtig Schwung hinter der Schießbude, um seine Vorderleute beständig zu Höchstleistungen anzutreiben.
Dass die immerhin seit zehn Jahren also 2013 aktiven Heidelberger zunächst nur ein vollständiges Studioalbum draußen haben, verwundert schon. Dies hier geht vor allem an die Labels: Hört auf, kommerziellen Bullshit zu hofieren, und gebt diesem talentierten Speedkommando endlich einen Vertrag! Speed Metalfans, denen der HELLPATRÖL Erstling „Leather and Crome“ unbekannt ist, sollten das Ding einem unbedingt einem dringenden Test unterziehen, es dürfte sich lohnen. Das zahlreiche Publikum lässt sich von der dauerhaft im Äther liegenden heftig wilden Speedmania des fulminant Breitseiten aus allen Rohren feuernden Heidelberger-Vierers auf Anhieb vom ersten bis letzten Takt mitreissen. Reihenweise in die Luft gereckte Fäuste begleitet von kraftvollen „Hey, Hey, Hey“-Anfeuerungsrufen, Zahlreiche Langhaarmatten fliegen, rotieren, wirbeln, kreisen. Flirrende Leadsoli, rassieremesserscharfe Riffs, treibende Bassläufe, wuchtige Schlagzeugarbeit sowie Dominiks rauhkehliger Gesang, - das Heavy Metalfanvolk bekommt von den Baden-Württembergern bei der wilden Livesession in aller Form amtlich die Rübe freigeblasen! Was für ein Bild im Dorfgemeinschaftshaus Niederjossa. Ein wahrer Triumphzug für HELL PATRÖL! Viele in die Luft gereckte Fäuste, Hörnergabeln und ein völlig auf Speed Metal durchdrehendes Publikum sagen alles wie der Titel vom Demo des Heidelberger Quartetts: – Front Row Speedbanging Madness! Exzessiver Speed Metal Wahnsinn live on Stage!
Der letzte Song vor dem offiziellen Ausklang „Blitzkrieg Mania“ ist Programm. HELL PATRÖL werden von einem restlos begeisterten Publikum abgefeiert gar nicht von der Bühne entlassen, das am liebsten noch mehr und länger feiern würde. Dominik kündigt die Zugabe an: „Speed Demon's Rise“ entfacht abermals ein Höllenfeuerwerk rasanter Muszierkunst. Das hat gefetzt! Im Gedächtnis bleibt ein erinnerungs würdiger Auftritt, der Einflüsse wie EXCITER, JUDAS PRIEST und SAVAGE GRACE vereint und so manchen NWOBHM-Farbtupfer integriert, den Beweis lieferte, das rauer Speed Metal mit scharfer Kante als wichtiges weil unverzichtbares Bindeglied zwischen traditionellem Heavy Metal und Oldschool-Thrash in der Metalszene dank Bands wie HELL PATRÖL weiterhin seinen verdientermaßen sicheren Platz hat. So wie der klassische Biertrinkerspruch sagt: Zwischen Leber und Milz passt immer noch ein Pils? Stimmt!
HELL PATRÖL haben mit ihrem heftig rasanten Speed Metal-Schredder-Express – einen Hammerauftritt vor unerwartet zahlreicher Publikumsresonanz hingelegt, mächtig eingeheizt dass die Gitarren glühten und ein echtes Highlight auf dem FULL METAL OSTHESSEN 2023 gesetzt. Alle nach folgenden Bands werden es verdammt schwer haben, an dieses Level heranzukommen. In der Umbaupause herrscht Hochbetrieb am Getränkeausschank. HELL PETRÖL haben heftig Durst geweckt. - Was für ein irrwitziges Speedinferno!
GENERATION STEEL
wollen keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, geschweige denn brechen. Im Rahmen ihrer 'The Eagle Will Rise Tour' legen die Mittelhessen Zwischenstation ein auf dem FULL METAL OSTHESSEN. In der Besetzung Michael Kaspar Bass, (Ex-SQUEALER), Jack The Riffer, Rhythmusgitarre (ex BLIND MIRROR/ Ex-BULLETTRAIN), Pascal Lorenz, Leadgitarre, früher bei den Doom Deather OSCURA , Rio Ulrich, Gesang und Sven Maier Schlagzeug, dessen Name Fans von Kasseler Hard Rock/Metalbands PANDEMIC (heute BARREL OF DIRT und WAGNIS ein sicherer Begriff sein dürfte, zusammen nichts anderes als traditionellen Heavy Metal alter Schule mit Bezug auf klassische Vorbilder Marke ACCEPT, SAXON, JUDAS PRIEST & Co. für die Kutte tragende Oldschoolfraktion und haben mächtig Spaß dabei.
Welche Auswirkungen der heftige Speed-Abriss zuvor hatte, macht sich besonders am deutlich gesungenen Publikumsdurchschnitt bemerkbar, wo sich größere Lücken im DGH auftun. Obwohl alle fünf Musiker Spaß an ihren Instrumenten haben und motiviert auf der Bühne agieren, zeigt sich bei den ersten drei Songs angefangen mit dem Opener „The Eagle Will Rise“ noch nicht die gewünschte Wirkung, was überraschend kommt, zumal ein sehr eingespieltes Team das über genug Erfahrung in anderen Bands verfügt zu Werke geht, dauert es etwas knapp bis zur Hälfte, ehe dann auch die erhoffte Publikumsreaktion eintritt. Nicht zu unterschätzen dürfte hierbei auch der gewichtige Faktor sein, das GENERATION STEEL keine kurzen drei bis vier Minuten Stücke servieren, sondern sich vieles etwa zwischen fünf bis sieben Minuten Spielzeit sich einpendelt, demzufolge sind 45 Minuten mit gerade mal knapp über einem halben Dutzend Songs nahezu komplett ausgefüllt.
Ab „Heaven's Calling“ steigert sich schrittweise der Stimmungsfaktor, die auf dem F.M.O. anwesende Metallerschaft geht zunehmend aus sich heraus. Frontmann Rio Ullrich , der schon aufgrund seiner lockeren Bühnenperformance reichlich Stimmung am Gig aufkommen lässt, verbreitet gute Laune, beherrscht die gesamte Palette raumgreifenden Bühnenposings intensiv, egal ob stehend, knieend, gebückt oder sitzend, feuert das Publikum an, - jetzt kommt erforderliche Bewegung rein, so muss es sein!
Spätestens zu „Invoke The Machine“ gehen wie gewünscht Fäuste nach oben, vereinzelt kreisen Köpfe oder fliegen Langhaarmatten. In die Hände Klatschen und Mitsingspielchen bringen das Publikum zusätzlich in Wallung. Damit ist das Eis dann auch gebrochen. Die Bandhymne mit aussagekräftiger Ansage „Wir sind die... „Generation Steel“ dürfen alle mitsingen, das hebt die Stimmung kurz vor Schluß, hier gehen jetzt endlich wieder vermehrt Fäuste hoch. Mit „Soulmates“ gelingt es den vorgelegten Standard bis zum Schluß zu halten und den Gig über's Ziel zu retten. An sich nicht schlecht, nur das Publikum ist später als erwartet aufgewacht.
WALLOP
Wo zuvor noch Lücken klafften, sind sie spätestens nach der Umbaupause bei WALLOP gefüllt, deren 1988 erschienenes Debüt 'Metallic Alps' - eine Hammerscheibe zu den Teutonenstahl-Underground-Genreperlen aus den Spät80ern gehört. Seit nunmehr drei Jahren bei Pure Steel Records unter Vertrag zeigt das Quartett aus Offenbach gelegen im Bundesland Hessen danach wie ein amtliches Oldschool Brett live on Stage performt wird. Jetzt wurde es endlich mal Zeit für mich, dieses schon seit geraumer Zeit zu den Redaktionsfaves unseres Zines gehörende Oldschool-Kommando direkt aus erster Reihe zu erleben. WALLOP stehen, wie deren sympathischer Frontmann Mike Wega bestens gelaut bekannt gibt in Orgininalbesetzung auf der Bühne! Stefan Fleischer (Bass), Stefan Arnold (Schlagzeug), Andreas Lorz (Gitarre) und Mike Wega (Gesang). Inspiririert vom gleichnamigen RAVEN-Songklassiker „Crash, Bang, Wallop“, gründeten sich WALLOP. Die lange Zeit aufgelöste seit 2018 wieder im Original-Bandline Up formierte, mit ihrem 2020 unter dem Titel 'Alps On Fire' neu aufgelegten durch vier zusätzliche Tracks ergänzten Debüt kehrte seitdem triumphal auf diverse Livebühnen zurück, was auch bei unserer Redaktion von FFM-ROCK gewaltig Eindruck hinterließ, steht für geradlinigen Oldschool-Metal in Reinstahlkultur, der zeitgemäße Pseudo Trends beharrlich ignorierend verabscheut, wie der Teufel das Weihwasser. - Gut so!
ACCEPT, RUNNING WILD, JUDAS PRIEST, GRAVE DIGGER und RAVEN gehören zu den Haupteinflüssen die bei WALLOP von meiner Seite heraushörbar sind. Jetzt gibt es auch für ein gewisses Redaktier kein Halten mehr. Was raus muss, muss raus – eine gewaltige Ladung Power mit amtlich Druck auf der Wumme und einem Sänger, der in puncto Optik mit Lederweste, Patches und Kopftuch, im Piratenoutfit wie eine kleinere Ausgabe zwischen Rock n' Rolf/Mark Tornillo wirkt.
Öfters schwingt Shouter Mike Wega, der zeitweise schon mal den alten Zeiten am Mikroständer platzierten Morgenstern über seinen Kopf haltend, kreisen lässt. Das alle gängigen klassischen Bühnenposen beinhaltende Bühnenstageacting des bulligen kleinen Frontmannes mit der kratzigen Reibeisenröhre ist großartig. WALLOP fahren eine bunte Mischung aus der Vergangenheit wie „69“, "Metallic Alps" oder „Lack of Power“ der älteste seit den 80ern im Set befindliche Song - und Gegenwart. Sogar aktuelles Material von der durch vier neue Songs aufgestockte Wiederveröffentlichung ("Wall of Sound" - der Inhalt wird seinem Titel gerecht), findet seinen Weg in den Live-Set, wobei es letztendlich völlig Shitegal ist, was auch immer kommt. - Diese 45 Minuten gehören den treu eingeschworenen Oldschool-Fans! Gitarrist Andreas Lorz schüttelt Druckwellen satt ins Gehör dröhender Gitarrenriffvibes aus dem Ärmel, Bassist Stefan Fleischer sowie dem immerhin über zwei Dekaden (1996 - 2018) bei GRAVE DIGGER klöppelnden Schlagzeuger Stefan Arnold der mit wuchtig mit kraftvoller Kelle ins Mett haut, bilden eine bärenstark eingespielte viel Druck erzeugende Rhythmussektion. Zeitweise kommen die Musiker an den Bühnenrand, um ihren Fans Kostproben ihres Könnens zu geben. Ich bin heilfroh, dass WALLOP sich wieder zusammen gerauft haben, um einen neuen Anlauf in alt bewährter Besetzung zu wagen, womit eine weitere den klassischen Teutonenstahlsektor mehr denn je stärkende Combo für ein furioses Festivalhighlight sorgt. Oldschooliger als WALLOP geht’s im DGH Niederjossa eigentlich schon nicht mehr, was könnte da wohl besser passen als die im RAVEN-Cover geborene Bandhymne zum offiziellen Ausklang? Der auf das legendäre NWOBHM-Trio RAVEN gemünzte zur Bandgründung führende Speedbanger „Crash, Bang, Wallop“ beendet eine furiose Livesession. Das hungrige Metalfanvolk in Niederjossa hat noch nicht genug und bekommt als Extrabons „One Track Mind“ um die Ohren gehauen, anschließend ist endgültig Schicht im Schacht.
Nach dem Gig ist noch ein Bandfoto von der Bühne mit den Fans fällig. Ich bekomme anschließend heftig schwitzend, völlig ausgepowert mit den Kräften am Ende sogar einen Drumstick von Stefan Arnold höchstselbst in die Hand gereicht und bin danach ersteinmal vollkommen baff! Wie herrlich true ist das denn bitte?!? WALLOP haben ein Hammermässiges Liveinferno abgerissen, an dem sich alle nachfolgenden Bands die Zähne ausbeissen werden und ihren Ruf als beeindruckender Live-Act eindrucksvoll bestätigt. - Crash, Bang, - WALLOP!
WALLOP waren bis dahin aus meiner Sicht das Highlight auf dem bisherigen FMO-Samstag. Die Teutonenstahl-Brigade hinterließ reichlich Eindruck, was der beim Auftritt prächtig mit Leuten gefüllte Saal deutlicher unterstreicht. Diese wirklich sahnige Lektion in Sachen Oldschool Heavy Metal zu übertreffen dürfte für die restlich verbleibenden drei Bands auch zu bester Nachtzeit kaum zu meistern sein! Daran wird erkennbar welch gebündeltes Maß Top-Qualität die Südhessen ablieferten. Bis in sämtliche Poren Oldschool. HEAVY METAL vom echtem Schrot und Korn!
Am Rande erwähnt:
Aus der Rubrik Stuß entnommen: Mir will tatsächlich jemand die Schweizer DISTANT PAST als Belgier-Combo verkaufen (!) hahaha, unglaublich was für Gerüchte umgehen. Dies entlockt nur ein müdes Kopfschütteln. Etwa fünf Minuten Feuerwerk sorgen passend zum 10jährigen Jubiläum für kurzes Farben und Donnerhall-Spektakel am Himmel über dem Außengelände. Auch Gäste aus Belgien, Frankreich, der Schweiz und meinem Heimatland Tschechien, waren zu Gast, was diesem schöne Festival eine besondere Note mitgibt. Gepflegte WC's finden sich nicht auf jedem Festival, so allerdings beim FMO, wo der so wichtige Hygienefaktor keineswegs unberücksichtigt bleibt, im Gegenteil: Seifenspender und Handabputztücher lagen bereit. Alle WC's wurden vorbildlich sauber gehalten. An beiden Festival-Tagen - finden sich erfreulicherweise ca. 250 zahlende Besucher ein.
DISTANT PAST
beeindrucken mit ihrem druckvoll melodischen stark MAIDEN/PRIEST-lastigen von progressiver Science Fiction Thematik durchfluteten Classic Heavy Metal-Mischung. Vor der Bühne ist noch ordentlich Platz obwohl der Saal ansprechend mit Leuten gefüllt ist, doch die Zurückhaltung legt sich im Laufe der Spielzeit, das Publikum kommt wie die Band allmählich in Fahrt. Frontmann Jvo Julmy zeigt, das man nicht körperlich groß sein muss, um stimmliche Power umrahmt vom klassischen Gestenfundus zu entfalten.
Der sympathische kleine Fronter blüht auf der Bühne regelrecht auf, wird zur Persönlichkeit, der den Fans etwas mitzuteilen hat, darüber hinaus verfügt DISTANT PAST-Shouter Jvo noch über ein ungemein kraftvoll-ausdrucksstarkes Organ. Die Saitencrew ist gut eingespielt, bringt das Material gut rüber. Die bunt gemischte Sontauswahl von immerhin vier Studioalben spricht bei den Schweizer Traditions-Metallern ebenso für sich. Am Ende will das Publikum Zugabe und bekommt sie mit „No Way Out“. Statt der oft bei vielen sich exakt an bestehender Zeitvorgaben haltender Heavy Metalfestivals bekommen DISTANT PAST vom F.M.O.-Veranstalterteam Erlaubnis ein weiteres Stück zu bringen, worüber sich die von ihren Fans kräftig lautstark unterstützte Schweizer Classic Metalband gleichermaßen freut. Starker Auftritt von DISTANT PAST!
SUNLESS SKY
Bei den Progressive Power Thrashern SUNLESS SKY haben sich die Reihen ziemlich gelichtet. Am Auftritt liegt es nicht, sondern daran, dass die Mischung aus Power Metal, Thrash und Progressive Anteil nicht unbedingt eines jeden Sache ist, d. h. schon ein spezielleres Fanklientel anspricht, obwohl die Darbietung echtes Topliga-Format auf dem Sektor darstellt. Dazu gehören auch die Solierkünste von Ed Miller. Der kennt das Griffbrett seiner Axt in und auswendig, soliert was die Sechssaitige hergibt, brilliert bei dieser Sondervorstellung der Extraklasse, begleitet von Schlagzeuger Coltin Rady, der zeitweise bei den seit 2015 aufgelösten Heavy Thrashern ATOMIC GRAVE die Stöcke schwang und Stimmwunder Juan Ricardo, dessen Tätigkeit Progmaniacs von Kapellen wie RITUAL und WRETCH bekannt sein dürfende Vielseitigkeitssänger bedient hier nebenbei den Bass. Der seinen Gitarristen am Bass begleitende Ausnahmesänger tritt diesmal verstärker in den Hintergrund, überlässt dem seine Axt nach allen Regeln der Kunst bearbeitenden Saitenvirtuosus Ed Miller das Feld. Juan Ricardo bei der Arbeit zu erleben hat immer etwas durchweg spezielles für sich, er ist und bleibt eine durch und durch sympathisch ehrliche Persönlichkeit und Profimusiker auf dessen Können überall Verlass ist, der mit Vorliebe, wenn sich Gelegenheit bietet, Deutsche Bühnen betritt.
Derart schwerblütig Düstermelancholische Gedankenbilder im Kopf hervorrufende Raumklanghorizonte die in Sphärenabgründe menschlicher Existenz tauchende Proghämmer vom Kaliber „Black Symphony“, „Air Raid“, „Subzero“ oder „Death Machine“ umgeben sind nichts für Frohnaturen und Partymetaller. Bei SUNLESS SKY teilt jedes Riff und jedes bis zum Anschlag durch gezogene Leadgitarrensolo saftig weh tuende Kinnhaken aus, dazu kommt ein wuchtig die Intensität des schwerblütigen Songmaterials verstärkender Schlagzeugpunch, während solch abstrakte Musik mit verschachtelten Breaks, Stil-, Rhythmus und Tempowechseln der Progressive-Fangemeinde Literweise Öl über den Rücken laufen lässt. Das auf solche langatmig ausufernden Prog-Orgien schwörende Faklientel zelebriert die Live-Session zusammen mit der Band hingebungsvoll. Auch SUNLESS SKY haben ihre Fans überzeugt.
EMERALD
Mit halbstündiger Verspätung gehen EMERALD an den Start and now, it's time for the Show! Nicht zu verwechseln übrigens mit den gleichnamigen Holländern sowie dem weiteren halben Dutzend gleichnamiger Combos haben mittlerweile beeindruckenden Status als excellente Studioband, den sie live on Stage genauso bestätigen wollen.
Bereits in den ersten Minuten zum Intro dem der kraftvolle Hymnenbreaker „Only The Reaper Wins“ folgt, legt die Schweizer Formation eine massive Wall of Sound, wobei nicht nur die stark aufspielende Gitarrenfraktion gemeint ist, auch das Keyboard fügt sich hervorragend ins Gesamtbild. Keyboard-Metal-Nörgler sollten sich dieses Sechstett zur Prüfung ihrer These live mal antun, und möglicherweise im Zuge der Darbietung des Schweizer Band Line Ups fest zu stellen, dass sie ihren Standpunkt ausnahmsweise überdenken sollten? Bei den Schweizer EMERALD gehört das für ihre Songs unentbehrliche Tasteninstrument zum Gesamtbild und was... da spielt, ist fein. Er liefert sich öfter mit Gitarrist Headbanging Duelle. Was der Rotschopf da an der Leadklampfe an flirrenden, wirbelnden, kreisenden und krachenden Soli rausfeuert hat schlicht und ergreifend Topliga-Weltklasseformat! Da sitzen sämtliche Posen auch die Riffs am richtigen Fleck. Mit Begeisterung weckender Wahnsinsgitarrenarbeit auf Weltklasseniveau inklusive lehrbuchreifem Posing brilliert der seit 2013 bei EMERALD musizierende Leadgitarrist Julien Menth. Was dieser begnadete Flitzefinger in Niederjossa auf der Bühne abfeuert ist vom Allerfeinsten, daran können sich selbst gestandene Profimusiker unter den Topligabands auf dem klassischen Hard Rock/Heavy Metalsektor bei Bedarf gern mal etwas abschauen. Dessen ruhiger Gegenpart Michael Vaucher wirkt als perfekte Ergänzung für den quirligen Rotschopf, dessen energiegeladenes Stageacting unwiderstehlich am Stück mitreißt.
Bassistin Vania Truttmann arbeitet konzentriert am Tieftöner und wird vom kraftvollen Drumming des ehemals bei der Kollegschaft von DISTANT PAST aktiven Schlagzeugers Al Spicher nach Kräften unterstützt. Keyboarder Thomas Vaucher ist die zuverlässige Konstante überhaupt, war und ist an allen erschienenen EMERALD-Alben beteiligt. Der filigrane Klanggzauberer sorgt am Keyboard für herrlich intensive zugleich recht mannschaftsdienliche Sphärensilhouetten und ergänzt sich mit dem quirligen Leadgitarrist Julien Menth hervorragend. Beide liefern sich während sie spielen öfter packende Headbanging- Duelle. Sagenhaft! Und was wäre eine solche Traumformation auf dem Melodic Metalsektor ohne charismatischen Sänger? Den haben sie seit 2016 mit Mace Michell, den manche vielleicht noch von EDDIE'S BEAST und SILENCE LOST kennen dürften.
Noch während der Set läuft, bekommt ein Fotos machender Kollege (an dieser Stelle ein dicker Gruß für Andreas!) sein Geburtstagsständchen von der Band. Den Musikern ist ihre Konzentration anzusehen. EMERALD holen Kraftreserven aus sich und ihrem sämtliche Restenergie mobilisierenden Auditorium heraus, geben wirklich alles!Melodic-Metal-Perlen wie die Vertonung des walisischen Gedichtes „Cad Goddeu“ (die Schlacht der Bäume – ein walisisches Gedicht, dessen Inhalt aus dem 14. Jahrhundert überliefert aus dem Buch des legendären keltischen Zauber-Barden Taliesin stammt) , „Revenge“, „Greed“, „Hard To Be True“, sowie der in jeder Hinsicht unüberhörbar nach Freiheit schreiende Bringer „One Moment of Freedom“, der Mittelalterlich angehauchte Power-Hymnenohrwurm „Harleking“ oder die abgedrehte „Freakshow“ garantieren 100 % Gänsehautflair. Wahrlich fett!
Zwischendurch während ´“No Easy Way Out“ von ROBERT TEPPER zum Film Rocky IV angespielt wird und wobei nostalgisches 80er-Feeling im Publikum aufkommen lässt, muss ich kurz mal raus an die Frische Luft, rechtzeitig mein Taxi bestellen. Da mein Smartphone nicht mehr genug Saft drauf hat, eile ich im flotten Jogging zur Theke und frage einen Helfer vom Getränkeausschank der freundlicher weise das Taxi für mich ruft – das ist echter Fanservice von Fans für Fans! Besten Dank dafür. Nach kurzer Unterbrechung kann ich wieder zurück und habe die Möglichkeit, da es nicht vor 2:00 Uhr fährt, Möglichkeit (ziehen wir mal knapp fünf Minuten ab), den Rest vom Gig komplett mitnehmen, was mich sehr freut!
Auch der zentnerfette zwischen Midtempo und galoppierenden Riffkaskaden rausgebretterte von epischem Zuckerguss aufgelockerte Rocker "Horns Up" sorgt für gewaltig Stimmung im Ambiente. Headbangen, Mitsingen und Faustrecken sind bei dem Sahnebonbon Pflicht. Zum Schluß darf DISTANT PAST-Frontmanner Ivo, dessen Gesang die ersten fünf EMERALD-Alben prägte, zur Hymne „Tears Of A Warrior“ zusammen mit ehemaliger Bandkollegschaft auf die Bühne. Der kleine Mann setzt seine kraftvollen Röhre samt einprägsamer Mimik wie Gestik ein, sorgt im Duett mit dem hauptamtlichen Sänger Mace Mitchell für den packenden Abgang einer von Anfang bis Ende rundweg berauschenden Live-Bühnensession, die eine bestens harmonisch aufeinander eingespielte Band zeigte, wo jeder seinen Part kannte. Zum IRON MAIDEN-Klassiker „Wasted Years“ steht das Ambiente ähnlich wie beim Nachtdämon, wenn dieses Stück aus den Boxen röhrt, völlig Kopf bis der letzte Takt verklingt, womit es endgültig 'Finito' = Ende im Gelände heißt.
EMERALD haben in jeder Form ihren Headliner-Status bestätigt und mich selbst mit einer derart umwerfenden Liveshow ungemein überrascht. So extrem stark hätte ich die Band nicht erwartet, es hat mich regelrecht geflasht! Die Schweizer waren verdient würdiger Headliner eines phantastischen Metalevents und haben dem 10jährigen Festivaljubiläum zur Krönung das Sahnehäubchen aufgesetzt. Ein wahrlich hervorragender Abschluß des klassischen F.M.O.-Samtags, - der alle bisherigen 9 FMO-Ausgaben qualitativ sogar übertraf!
Schlußwort:
Auch das 10. FULL METAL OSTHESSEN hat den sozio-kulturellen Apekt einschließlich Wert von Heavy Metal Musik für die Gesellschaft dick unterstrichen. Christliche Rock/Metalfans und Hard Rock/Metalfanklientel das nicht christlich sein muss, kamen in den Genuss eines phantastischen Festivals. Die Essens und Getränkepreise waren human, Hervorragend organisiert mit superfreundlichem Thekenpersonal das mir u. a. half mein Taxi zu bekommen, Licht & Soundanlage waren Top, wodurch alle Bands gleiche Bedingungen hatten und ein begeistert den Heavy Metal feierndes Fanvolk. Zahlreich Freunde und Gleichgesinnte, darunter auch Gesichter, die man längere Zeit nicht mehr sah, sowie neu geschlossene Bekanntschaften werteten das F. M.O.- zusätzlich auf, selbiges gilt für das ungeheure Leistungslevel aller an beiden Festivaltagen aufgetretenen Bands, die gar keinen Ausfall zuließen, sondern lediglich ein ums andere Mal geschmackliche Differenzen unter den Besuchern auslösten (nicht jeder Stil ist dazu bestimmt, einem zu liegen) und gehaltvoll ergiebige Gesprächs-Konversation in angenehm entspannten Atmosphärenrahmen. Exzellenter hätte dieses Wochenende kaum sein können, - Over the Top!
Mit der Bandauswahl hatte das FULL METAL OSTHESSEN-Team ein goldenes Händchen. Es war kein wirklicher Ausfall dabei, obwohl durchaus Qualitäts-Unterschiede bestanden, die bei soviel Konstanz lediglich wenn überhaupt am Rande berühren. Alle Bands gaben ihr Bestes und ließen dieses 10-Jahres-Jubiläum zu einem Riesenerfolg werden. Als ultimative Highlights kristallisierten sich in einem insgesamt stark besetzten Feld für den F.M.O-Thrash-Freitag HELLFORCE, FREAKINGS und DARK ZODIAC und für den traditionell-klassischen F. M. O.-Metal-Samstag HELL PATRÖL, WALLOP und EMERALD mit überragender jeden Minute lohnenswerten Headliner-Show heraus. Das wie jedes Jahr fleißige Festival-Team präsentierte dem Anlass Rechnung tragend ein bunt gemischtes lukrativ angesetztes Festivalbilling mit viel Schweizer Bandbeteiligung und einigen unerwarteten Überraschungen.
Am Sonntags-Rockgottesdienst in Niederjossa mit Colin Hendra von der englischen Ambient Folk Hard Rockband WYTCH HAZEL nehme ich aus besonderem Grund nicht mehr teil, u. a. weil ein Bericht ansteht, der geschrieben werden sollte, solange er noch frisch im Gedächtnis ist; fünf Tage sind in dem Fall vier zuviel. Die Festival-Nachlese muss in den Rechner und auf Papier! Vielleicht nimmt auch meine Wenigkeit mal an einem Gottesdienst in Niederjossa teil, wenn für das komplette Wochenende Urlaub und somit Buchung einer Unterkunft möglich ist. Unabhängig dessen, - es war ein cremiges Festival-Wochenende und das gesamte fleißig arbeitende und kräftig mitfeiernde F.M.O.-Team um Markus Bohn und Andreas Pfeiffer, dem Personal und Service am Einlass, der Bonkasse, Eingangstheke, am Getränkeausschank (danke auch an die freundliche Thekendame für die netten Worte und einen Extraschuß Milch in den Kaffee (!) hat auch zwei Jahre nach der Corona-Pandemie gezeigt, was möglich ist, wie solch ein für bunt gemischtes Heavy Metal-Spektrum für Besucherschichten unterschiedlichster Coloer aufgestelltes Heavy Metalfestival zu organisieren ist, warum ich wahnsinnig gerne dieses schon seit dem 1. Mal auf Anhieb ins Herz geschlossene Festival besuche. Niederjossa hat den Spirit des Heavy Metals ins Volk gebracht, es hat im orts ansässigen DGH tierisch in alle 4 Himmelsrichtungen nachhallend hart, energiegeladen heavy und intensiv schwer g e r o c k t!
Bei diesem bestens organisierten Jubiläum hat wirklich alles gepasst. Ein kräftiges DANKE, - auf ein neues wenn das F.M.O. 2024 in die nächste Runde geht, sagt dem gesamten F.M.O.-Team ein restlos begeisterter Redakteur in Niederjossa für dieses jederzeit lohnenswerte 2-Tages-Festival-Wochenende vom Allerfeinsten.
Bericht und Fotos: Michael Toscher