SAXON - Mannheim

03 saxon mannheim 01Konzert vom 09.03.2023

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Für die ausgemachte Liveband waren die letzten Jahre eine Tortur, doch auch im Studio fehlte die Motivation weil man neues Material nicht auf die Straße bringen konnte. So lange mussten die Anhänger nie auf eine neue Scheibe warten, als Trostpflaster fungierte das Coverwerk „Inspirations“, welches dieser Tage eine Fortsetzung fand. Dabei haben SAXON längst genug eigene Klassiker und eine treue Fanbase, welche auch das Capitol in Mannheim ausverkaufte. Bei der Vorband ließ man sich gleichfalls nicht lumpen und verpflichtete mit RAGE eine der dienstältesten deutschen Metalacts.

RAGE
Jene waren in der Vergangenheit noch fleißiger als die Sachsen und stoßen albentechnisch mittlerweile in Regionen vor, die nur sehr wenige Künstler erreichen. Neue Dimensionen will die frische Besetzung auch erobern, die Axtfraktion könnte durchaus als der Nachwuchs von Peavy durchgehen. Mit dem Elan kamen die beiden Sechssaiter auch auf die Bretter, allen voran Jean Bormann schüttelte ausgiebig seine Mähne und riss die Bratpfanne immer wieder hoch.
Sein gegenüber auf der rechten Bühnenseite ließ es etwas ruhiger angehen und konzentrierte sich mehr auf seine flinken Soli, war dabei aber nie um Posen verlegen. Ab und an kamen die beiden auch zueinander oder wechselten die Flanken. Spielerisch harmonierten die beiden auch sehr gut, immerhin ist es die erste Zwei-Gitarren-Besetzung seit Ende der Neunziger Die Urgesteine gingen durch mehrere Karrierephasen, die derzeitige ist eine der härteren.

Der Frontmann hingegen war nicht mit dem Bewegungsdrang gesegnet, aber der agilste war er noch nie. Sein Augenmerk liegt auf dem Viersaiter und dem Leadgesang, wobei ihm die beiden Jungspunde bei den Refrains zur Seite sprangen. Mit seinen Ansagen versuchte er die Leute weiter zu animieren, die erst Mitte des dreiviertelstündigen Sets so richtig aufwachten. Dann nahm er sichtlich angetan den Jubel und die Anfeuerungen entgegen, um welche die Truppe hart kämpfen musste. Nach all den Jahren sollte der Sänger ein wenig kommunikativer sein, ließ an dem Abend eher Plattitüden los und fand nie ganz den Draht zum Publikum. Sein Bartwuchs nähert sich indes Chris Kael von 5FDP an.

Beeinträchtigt wurde die Darbietung auch vom schlechten Sound, bei dem die Gitarren auch in doppelter Ausführung nur schwer zu vernehmen waren. Das Schlagzeug war viel zu dominant, auch weil es weit vorne auf der Bühne stand, wo das Publikum den Sound direkt abbekam. Für die Verhältnisse hatte Vassilios "Lucky" Maniatopoulos ein eher kleines Kit auf der Bühne, wenn man bedenkt, was einst Mike Terrana aufgefahren hatte. Stilistisch ist der TRI STATE CORNER-Frontmann auch kein klassischer Metaldrummer, konnte aber interessante Akzente setzen. Das ging aber alles zu Lasten der Melodien, welche sich nicht entfalten konnten.

Dabei hatten RAGE zuletzt auf Platte eine gute Figur gemacht, nur schade dass das starke „Wings Of Rage“ nicht zum Zug kam. Dafür gab es mit „Virginity“ und dem Titelsong zwei Auszüge vom letzten Longplayer „Ressurection Day“. In der kurzen Zeit ist es gar nicht möglich einen repräsentativen Querschnitt zu bringen, zumal die Hits wie „Black In Mind“ oder „End Of All Days“ nicht fehlen dürfen.
Zur Freude der anwesenden Fans wurde auch das ganz frühe „Don´t Fear The Winter“ ausgepackt, was dann richtig Stimmung in die Bude brachte. Am Ende hatte man das Capitol auf seine Seite gezogen, die Singalongs waren vorher schon ansprechend, bei „Higher Than The Sky“ ging noch mehr. Mit der couragierten Darbietung qualifiziert sich das Line-Up für mehr, wenn die Umstände passen.

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Die waren beim Headliner gottlob besser, wenngleich das Klangbild auch nicht immer sauber ausfiel. Doch die Probleme der arg begrenzten Platzverhältnisse, auch durch die Sidedrops hatten die Briten nicht. Natürlich hatten sie schon dickere Produktionen aufgefahren, vier Marshall-Verstärker auf beiden Seiten des Drumrisers stehen normalerweise aufeinander. Doch wer die Herren kennt, weiß dass es trotzdem laut war. Das Podest unter Nigel Glockler war so hoch, dass ihn die vorderen Reihen kaum sehen konnten, lediglich wenn seine Sticks auf die Becken einschlugen. Dafür war er akustisch bestens zu vernehmen, nach all den Jahren sorgt er immer noch für das kräftige Fundament aus dem Rückraum.

Los ging es mit dem Titeltrack des neuen Albums, was denn sonst, wenn die Tour unter dem Motto „Seize The Day“ stand. Auch wenn die Nummer den lateinischen Titel trägt, mit ihren Titelsongs haben es SAXON seit jeher. Doch damit noch lange nicht genug von der letztjährigen Veröffentlichung, ganze sechs Stücke gab es davon zu hören, eher ungewöhnlich für eine Band mit so vielen Klassikern, von denen vor allem aus der mittleren Phase einige im Köcher blieben. Aber man muss Musikern auch zugestehen nicht immer nur die immergleichen alten Songs zu spielen, zumal ja „Carpe Diem“ sehr stark ausfiel. Von der „Holy Trinity“ gab es dann fair verteilt von jedem Langeisen drei Nummern.

Einer davon gleich an zweiter Position, was schon früh alles im Auditorium regelte, die Fans standen wie eine Wand hinter der Truppe. Immer wieder wurde der Bandnamen skandiert, die wogenden Rhythmen der rockigen Stücke mit „Hey, Hey“ gefeiert und laut mitgesungen, dass der gute Biff dem Publikum oft das Mikrofon überließ. Klar waren sie nie eine Band, die große Hits hatte, aber sie wurden über die Jahre hinweg zur Institution im Heavy Metal, die eine besondere Einheit zu der Anhängerschaft pflegt.
Keine Ahnung wieso, aber im Verlauf des Gigs flogen ständig Kutten auf die Bühne, mit welcher der Fünfer eine Art Modeschau veranstaltete. Da wurden die Jacken herum gereicht und ein paar Songs lang getragen. Spaßeshalber testete der Frontmann ob ihres Geruchs die Authentizität aus vielen Schlachten, ohne hin schienen beide Seiten viel Spaß an der Aktion zu haben. Normale Jacken kamen ihm nicht unter, die besten Stücke wurden dann noch auf dem Rahmen des Drumkits ausgestellt, wobei sich auch ein BH dazwischen verirrte.

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Für solche Scherze waren die Herren schon immer zu haben, es belegt einfach wie viel Fun sie bei ihren Auftritten haben, was sich auch in der Spielfreude manifestierte. Allen voran natürlich Bassist Nibbs Carter, der unentwegt vor sich hin bangte und die komplette Bühne beackerte. Biff gab die graue Eminenz, der immer noch vom vielen Zuspruch gerührt ist und die Menge nach Belieben zu diktieren weiß.
Die beiden Sechssaiter konzentrierten sich mehr auf ihr messerscharfes Spiel, ließen Riffs und Tremolohaken fliegen, zogen die Töne der Soli schön lange, bevor es flinke Abfahrten gab. Ob nun die rockigere Attitüde des letzten Studiodrehers Einfluss auf die Bühne hatte, lässt sich schwer mutmaßen, aber mir schien als zockten Doug Scarrat und Paul Quinn wieder mit mehr Swing und weniger Geshredder.
Die ruhigen Momente ließen Raum für ein paar bluesige Töne, dafür wurden die langen Soli etwas zurück gefahren und streckenweise auch das lange Skandieren der Refrains. So war nach eindreiviertel Stunden auch Schicht, was aber immer noch amtlich ist. Passend dazu kam am nächsten Tag die traurige Nachricht, dass sich Quinn aus dem Tourleben verabschieden möchte, aber weiter Teil der Band bleibt. Nur konsequent ob seines Alters, will er doch immer alles geben und den Adler nicht flügellahm herum flattern sehen.

Womöglich wird er nun bei den kommenden Dates noch mehr abgefeiert werden, bevor er in seine wohlverdiente Rente geht. Wenn das überhaupt möglich ist angesichts des Alarms, den Mannheim veranstaltete. Gerade gegen Ende als die Asse aus dem Ärmel gezogen wurden rastete die Meute komplett aus, dem Sänger war das nicht genug weswegen er sie mit erhabenen Gesten anstachelte. Ein neues Lied schaffte es sogar in die Zugaben, während am Abend zuvor auch die Nummern gespielt wurden, die zur Publikumswahl standen auf dem Programm standen. Fast schien es als wolle man nochmal das Tempo vor dem Endspurt heraus nehmen, um das Capitol nicht überkochen zu lassen. Immer noch eine der besten Livebands des Planeten!

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Setlist SAXON:
Carpe Diem
Motorcycle Man
Age Of Steam
Power And The Glory
Dambusters
Dallas 1 PM
Heavy Metal Thunder
Metalhead
Sacrifice
Living On The Limit
Crusader
Black Is The Night
Strong Arm Of The Law
Solid Ball Of Rock
And The Bands Played On
Wheels Of Steel
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The Pilgrimage
747 (Strangers In The Night)
Denim & Leather
Princess Of The Night

 

Weitere Fotos von der Show gibt es >hier<

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