SARI SCHORR - Wiltingen
Konzert vom 16.03.2023
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SARI SCHORR
Zwar ist das neue Album vom Frühjahr in den Herbst verschoben worden, doch die wieder gewonnenen Möglichkeiten wieder live zu spielen werden von der New Yorkerin weiterhin ausgiebig genutzt. Wobei die Verschiebung sicher keine schlechte Idee ist, wenn man mit ROBIN TROWER zusammen arbeiten kann, nutzt man die Chance, um das Ergebnis zu verbessern. Ein paar Mal hat der Rezensent die Bluesröhre schon live im altehrwürdigen Ducsaal in Freudenburg sehen können, auf der aktuellen Tour trat sie nur unweit entfernt im Bürgerhaus von Wiltingen auf.
Das wollte erst einmal gefunden werden, ebenso der Parkplatz dahinter, wirklich groß ist es auch nicht und stellte sich als typischer Zweckbau dar, wie sie in allen kleinen Gemeinden aus dem Boden sprießen. Schade dass es den Veranstaltern nicht gelungen ist, an dem Donnerstagabend mehr Leute zu ziehen, wenn ein interessanter internationaler Act den Weg in den Hochwald schafft. Den Charme des nahe gelegenen Cultclubs erreicht das Gemäuer auch nicht, trotz viel Holz in der Konstruktion wirkte der Raum ein wenig kalt. Über den Sound konnte man das selbe sagen, der verlor sich ein wenig im Raum.
So war das Publikum noch etwas reserviert, als die gute Sari sich den Weg durch das Publikum auf die Bühne bahnen musste. Dabei holte sie zu Beginn bekanntes Material heraus, und setzte nicht wie zuletzt auf neue Kompositionen. An ihrer Performance lag es sicher nicht, dass der Funke erst nicht so recht überspringen wollte. Die Band war spielfreudig, die Chanteuse hüpfte vergnügt herum, und auch ihr langjähriger Sidekick Ash Wilson war viel in Bewegung.
Spielerisch war das eine Klasse für sich, wobei hier ein teilweise neues Line-Up am Start war. Fast folgerichtig hat man die Rhythmusfraktion der WILSON BROTHERS übernommen, also der Band um den Gitarristen mit seinem Bruder Phil am Schlagzeug und Roger Innis am Bass. Gerade Letzterer ist eine Größe im Business und hat schon mit Künstlern wie CHAKA KHAN, SNOWY WHITE oder der CLIMAX BLUES BAND gearbeitet.
Somit brauchte das Gefüge keine Zeit, um sich einzugrooven, denn die drei Herren haben gemeinsam schon oft auf der Bühne gestanden. Das hörte man ihrem ungeheuer dichten Sound auch an, wobei sie ein wenig trockener im Rhythmusbereich agieren als ihre Vorgänger, was mit den ohnehin etwas distanzierten Bedingungen nicht optimal harmonierte. Doch der Druck dahinter war kraftvoll, Innis hatte einen sehr wuchtigen sechssaitigen Bass am Start und drückte diesen im Hintergrund stoisch und punktgenau, beobachtete das Publikum und gab gerne ein Lächeln viel breiter zurück.
Neben ihm hatte Ashs Bruder Phil einen sehr coolen Swing und fegte gekonnt über sein niedriges Kit, wo man ihn gut beobachten konnte. Es war einfach die Lässigkeit, mit der die Musiker agierten, die beeindruckte, wie einfach ihnen alles von der Hand ging und dennoch so präzise gezockt wurde. Da reihte sich auch Adrian Gautrey ein, der immer wieder seine Lockenpracht hin und her schwenkte, während er beseelt die Tasten bearbeitete. Meist ließ er die Orgel dabei röhren, bei ruhigen Stücken konnte er auch am Piano glänzen.
Ash Wilson nahm wie immer neben seiner Frontfrau die Führungsrolle auf der Bühne ein. Zu seinen Riffs sprang er herum, während er die Soli mit dem ganzen Körper mitfühlte und sich hin und her wand. Vom Ton eher rau und rockig bringt er genug Gefühl mit herein und bewies bei dem einen oder anderen Solo sogar ein feines Melodiegespür. Er genoss es sichtlich, wie bei seinem Vortrag die Augen der Zuschauer seinen Finger folgten.
So konnte man mit der Zeit die Anwesenden auf Betriebstemperatur bringen, um sich bis zur Pause auch lautere Reaktionen abzuholen. Was vor allem der Verdienst von SARI SCHORR war, die einfach versteht die Menschen abzuholen. Man spürte förmlich wie sie alles meinte, was sie sang, dazu zeigte sie bei den langen und erklärenden Ansagen sehr viel Empathie und ließ ihre Fans an den Emotionen teilhaben.
Ich muss nun keinem erzählen, dass es im Blues genau darum geht, und die Dame versteht es sich auszudrücken. So sehr ich die Powerballadenversion ihres Debüthits, der im zweiten Teil kam der reduzierten Bühnenversion vorziehe, aber was sie draus machte war atemberaubend. Sie schrie, flehte, säuselte, man folgte ihr auf der Suche nach Gründen für eine Liebe. Mit jeder Faser ging sie in dem Song auf, besser und authentischer kann man den Blues nicht zelebrieren. Als ob sie diese Dinge bei jedem Ton noch einmal durchleben würde, was die Zuschauer zutiefst berührte.
Zuvor und danach durfte ihre Backingband bei zwei Fremdkompositionen groß auftrumpfen. Der etwas angefunkte Groove des Willie Dixon-Evergreens bot einen gesunden Nährboden für ausufernde Soli sowohl auf den sechs dünnen Saiten als auch der Orgel. Beide Protagonisten gingen voll darin auf und wurden zurecht abgefeiert. Beim Traditional bot die Formation ihre komplette Dynamik auf, fing sehr ruhig an, um dann schwer schleppend zu intonieren. In der Mitte steigerte man sich rockig und zum Ausstieg nochmal psychedelisch, dabei alles im Fluss.
Neben solchen Klassikern präsentierte man einen guten Querschnitt aus den beiden Scheiben, wobei die rockigen Tunes des Zweitlings das reguläre Set beschlossen und die aufgekommene Begeisterung weiter steigerten. Von den Liedern des kommenden Albums wurde die soulige Ballade schon im Herbst im Ducsaal vorgestellt, im Anschluss ging es mit dem zweiten neuen Stück tief in die Sümpfe.
Bei den Zugaben wurde dann außerplanmäßig das von Platte bekannte BAD COMPANY-Cover gefordert. Ganz ehrlich Leute, ich war es diesmal nicht, aber der Dame konnte Sari die Bitte nicht abschlagen, der ich mich zumindest doch sehr anschloss. Nach einem weiteren Song mischte sich die liebenswürdige und offene Sängerin noch gerne unter die Fans.
Setlist SARI SCHORR:
Freedom
Demolition Man
Ain´t Got No Money
Where Have You Been My Friend
Coal River
Back To LA
Ordinary Life
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Oklahoma
I Just Want To Make Love To You
Damn That Reason
Black Betty
King Of Rock´n´Roll
Valentina
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Ready For Love
Beautiful