OVERKILL - Saarbrücken
Konzert vom 23.04.2023
Support: EXHORDER, HEATHEN, KEOPS
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OVERKILL
EXHORDER
HEATHEN
KEOPS
Die Thrasher waren auch schon länger zur Inaktivität verdammt, dabei sind sie vor allem für die Bühne geschaffen. Nach der Zwangspause gingen sie aber zuerst an ein neues Studiowerk, das brandneu unter dem Titel „Scorched“ veröffentlicht wurde. Damit geht es direkt rüber nach Europa als ginge es darum die verloren Zeit nachzuholen. Für die Fans haben sie dann auch ein feines Paket geschnürt, neben den New Yorkern stehen mit EXHORDER und HEATHEN zwei weitere altbekannte, in ihrer Karriere sicher unterbewertete Landsleute auf dem Speiseplan. Eröffnet wird das Package, welches FFM-ROCK in der Saarbrücker Garage besuchte von der kroatischen Nachwuchshoffnung KEOPS.
KEOPS
Die mussten dann vor noch relativ lichten Reihen am frühen Sonntagabend auf die Bretter, ließen es aber kaum an Engagement vermissen. Von Beginn an war Sänger Zvonimir Spacapan viel unterwegs und versuchte immer wieder die Leute anzufeuern, während sich die nur halb geöffnete Halle langsam füllte. Er dürfte sicher als der melodischste Sänger des Abends durchgehen, wobei er eine gute Figur abgab.
Stilistisch sind die Jungs aus Rijeka nicht gänzlich im Thrash zu verorten, der Gitarrensound ist eher im klassischen Metal zu verorten, zudem rockt und groovt es auch mal gerne in den schon kernigen Riffs. Das gab ihnen eine größere Bandbreite, welche sie aber in einen klar definierten Stil umsetzten. Streckenweise erinnerte das an spätere MEGADETH, weswegen das Cover von „Symphony Of Destruction“ nicht überraschte.
Dessen Grundthema setzen die beiden Axtmänner deutlich schärfer und weniger alternativ um als im Original und ernten damit selbstverständlich die lautesten Reaktionen. Von den beiden verdiente sich Branimir Habek die meisten Punkte für sein Stageacting, wenn er breitbeinig da stand und seine Locken schüttelte. Im Set befanden sich nur Songs vom letztjährigen „Road to Perdition“-Album wie der Titeltrack, „Unconscious Mind“ oder das abschließende hymnische „Rise Again“, bei dessen Refrain Spacapan von seinen Mitstreitern unterstützt wurde. Songs aus dem Frühwerk in ihrer Heimatsprache gab es leider keine, wäre interessant gewesen.
HEATHEN
Für mich und nicht wenige andere der eigentliche Co-Headliner des Abends standen den Mannen aus der Bay Area auch nur vierzig Minuten Spielzeit zu, bei der teilweise Länge ihrer Songs etwas wenig. Daraus machten sie das Beste, allen voran Darren White am Mikro, der als Gute-Laune-Bärchen des Thrash lediglich von Phil Rind übertroffen wird. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen, immer ganz vorne an der Rampe den Kontakt zum Publikum suchend ist das einzige überdauernde Mitglied nach wie vor das Aushängeschild. Dazu der technisch sicher versierteste Shouter des Abends, der die teils schwierigen Klippen mühelos meisterte.
Seine Mitstreiter standen ihm oft mit Gangshouts zur Seite, die schön auf den Punkt gerotzt wurden. Beim Material vom neuen Album „Empire Of The Blind“ gab es auch ausgefeiltere Chorpassagen zu bestaunen, bei dem die Jungs ebenfalls eine gute Figur abgaben. Vom Programm her befand sich fast jedes Album gleichberechtigt im Set, wobei ich vom Erstling lieber noch anderes Eigenmaterial anstatt des THE SWEET-Covers gehört hätte.
Das Geheimnis der Formation liegt einfach in der unaufhaltsam nach vorne thrashenden Dynamik, die vom mit unbändiger Energie auf das Kit eindreschenden Ryan Idris angetrieben wurde. Immer wieder wechselte dieser von simplen schnellen Beats zu rasenden Ausbrüchen und bot mit der dazu fliegenden Mähne auch was für das Auge. Da blieb selbst die Saitenfraktion blas, die bis auf Kragen Lum kaum in Bewegung war.
Lediglich als White ankündigte, dass Bassist Jason Mirza an dem Tag Geburtstag feierte und das Publikum ihm ein Ständchen brachte taute der Mann auf und wagte sich in die Mitte zuvor fiel er eher mit Kommunikation mit seinen Kollegen auf, die sich auf der Bühne witzige Dinge zu erzählen hatten. Jedenfalls waren sie bester Laune, kein Wunder Saarbrücken bereitete ihnen einen warmen Empfang und im Gegensatz zum letzten Gastspiel stand diesmal auch der Sound.
So konnten sich die herrlich abgedrehten Riffs voll entfalten und die Köpfe des Publikums so richtig in Rotation bringen. Deren Komplexität war es wohl geschuldet, dass sich die Gitarristen mehr auf ihr Spiel konzentrierten. Aber wenn man die so vehement und präzise rausballert, braucht es auch keine Extraaufforderung, damit die Anhängerschaft steil geht. Im Soloberich glänzte man ebenso und brachte sogar die Twin Leads in den Thrash ein, die ebenso perfekt saßen.
Setlist HEATHEN:
The Blight
Opiate For The Masses
Dying Season
Goblin´s Blade
Sun In My Hand
Set Me Free
Hypnotized
EXHORDER
Da hatte es das New Orleans-Geschwader schwer noch einen drauf zu setzen, zumal ihre Riffs teilweise noch verdrehter daher kommen. Zu sehen wie die Finger über die Griffbretter von Kyle Thomas und Waldemar Sorychta flogen war schlicht atemberaubend. Dazu hatte man ausgiebig Gelegenheiten, denn die instrumentalen Parts fielen doch ausufernd aus. Zwar bretterten die Saitentöne bei starkem Sound durch die Gehörgänge, gönnten sich aber immer wieder kleine Schlenker.
Mit dem Liveersatz setzte man auch auf einen erfahrenen Mann, der sich das mühelos drauf schaffen kann. In letzter Zeit wird oft aus logistischen Gründen auf europäisches Personal zurückgegriffen, mit dem auch als Produzent bekannten Shredder hat man einen prominenten Gast an Land gezogen. Leider war der aufgrund eines Beinbruchs gehandicapt und hatte eine Gehschiene am Fuß. Für einbeiniges Posen auf dem Frontmonitor reichte es noch, ansonsten kam keine Bewegung von ihm, meist saß er auf einem drehbaren Barhocker, auf dem er beim Spielen Pirouetten drehte.
Mit Kyle Thomas verstand er sich bestens, beide agierten auf sehr hohem Niveau. Da auch Bassist Jason VieBrooks mehrheitlich auf sein Spielkonzentriert war oblag die Bühnenarbeit ganz dem Frontmann. Der füllte die Rolle mit viel Spaß und Spielfreude aus, warf sich mit seiner Dean Flying V ständig in Posen und schnitt etliche Grimassen. Dazu plauderte er zwischen den Songs gerne aus dem Nähkästchen. Hinter ihm bot Drummer Sasha Hohn eine ebensolche Leistung, da waren noch mehr Breaks drin als zuvor bei HEATHEN, die Sticks rollten das Schlagzeug auf und ab.
Sehr zur Freude der Altfans hatten EXHORDER vor allem Stücke ihres legendären Debüts „Slaughter In The Vatican“ im Gepäck, vom Titelsong über die Bandhymne bis hin zu „Legions Of Death“. Von den beiden übrigen Scheiben gab es jeweils nur eine Kostprobe, wobei mir der alles zermalmende Groove von „Mourn The Southern Skies“ immer noch gut abgeht, wie „My Time“ bewies.
Da Sorychta mal bei GRIP INC. Spielte fand es Thomas fair, mit „Ostracized“ ein Lied von ihnen ins Mikro zu bellen, was jetzt bei den Altfans weniger gut ankam. Doch angesichts der versierten Vorstellung gab es eigentlich nichts zu meckern, auch wenn HEATHEN ein wenig mehr Zuspruch erhielten. Wie gut die Band agierte konnte man bei eine kurzen Jazz-Jam erkennen, bei der sich alle gekonnt zurück nehmen konnten.
OVERKILL
Nun musste eine Menge Material weg geräumt werden, vor alle das kleine Drumset vor dem Riser. Bobby Elsworth ließ von Beginn an keinen Zweifel daran, wer die Chefs im Ring waren und überzeugten von Beginn an mit mehr Bewegungsdrang und auch Ausstrahlung. Klar ist die Legende mit seinen 63 eine Institution der Szene, der eine Menge zu nehmen weiß und auch gerne seinen Humor ausspielt. Seine Haltung ist ohnehin patentiert, den Mikroständer lässig von hinten über den auf dem Monitor geparkten Bein liegen haben während er seine Vocals heraus haute.
Verschleißerscheinungen machen aber vor den größten Helden nicht Halt, oft sah man „Blitz“ in den Soloparts neben der Backline stehen und ordentlich Pumpen, sein typisches Kreischen geht schon mächtig auf die Lunge. Warum da plötzlich nicht mehr Hauptsingschreiber D.D. Verni am Bass steht, ist bisher nicht bekannt, ob er verhindert ist oder auch mit Alterserscheinungen zu kämpfen hat. Ersatz ist auf der Tour ein alter Bekannter, mit dem langjährigen KREATOR-Mitglied Christian „Speesy“ Giessler zockt erneut ein Deutscher auf der Tournee mit.
Mit den eröffnenden Titelsong des taufrischen Langeisens das Set zu eröffnen war sicher nicht die schlechteste Idee, viel Tempo und eine ganze Menge Gangshouts, wobei Derek Trailer sein Mikro wie einst Lemmy ganz hoch hing. In der Mitte kam auch die schwerfällige Mosh-Passage, welche ein wenig den Geist von den Neunziger-Platten atmet.
So war es nicht verwunderlich, dass OVERKILL, die sich ja wieder mehr zu der Phase orientieren auch einige Titel aus der Zeit einstreuten, unter anderem gleich zwei von „Horrorscope“. Dafür blieben leider Klassiker auf der Strecke, von „Taking Over“ gab es bloß „Powersurge“. Achtzigerfetischisten mussten sich mit Material aus den ersten Scheiben für Nuclear Blast zufrieden geben.
Doch egal was aufgeboten wurde, die Meute feierte es ab, Wünsche wurden zwar immer wieder skandiert, aber der gute Bobby meinte ganz lässig, dass er sich daran nicht mehr erinnern können. Neben ihm war es vor allem Rhythmusgitarrist Trailer, der die Meter auf der Bühne abspulte, gerne eröffnete er seinen Ein-Mann-Circle-Pit. Sein Partner Dave Linsk schleppte ein paar schwere Modelle auf die Bühne und feuerte tolle Soli aus der Hüfte. Jason Bittner rührte die Kessel seiner größeren Figuration, wobei er kaum zu sehen war hinter dem Aufbau.
Unten wurden ebenso die ersten Kreiseleröffnet, die Garage gab jetzt richtig Gas, die Matten flogen umher. Eine schöne Mischung aus Groove und Rasanz bestimmte die Szenerie, selbst aktuelle Titel wurden mitgesungen. Wobei war es oft schwer da richtig einzusteigen, wie leider in der Garage üblich wurde der Sound matschig, wenn man ihn für den Headliner noch weiter aufdreht. Das störte die das Gefolge weniger, da ohnehin der Knüppel regierte. Trotz erkennbarer Mühen gab sich „Blitz“ keine Blöße und war stimmlich auf der Höhe, nur auf den Sprung ins Publikum am Ende verzichtete er diesmal.
Setlist OVERKILL:
Scorched
Bring Me The Night
Electric Rattlesnake
Hello From The Gutter
Powersurge
Wicked Place
Coma
Horroscope
Long Time Dying
The Surgeon
Mean Green Killing Machine
Ironbound
Elimination
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Overkil
Rotten To The Core
Fuck You
Weitere Bilder von der Show gibt es >hier<