VISIGOTH - Kassel

04 Visigoth Flyer

Konzert vom 26.04.2023
Support: SANHEDRIN, FER DE LANCE

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VISIGOTH
SANHEDRIN
FER DE LANCE

Pünktlich wie die Maurer mit der Bahn zum Konzert gekommen, um 20:00 Uhr öffnet die Tür, anschließend gleich rein in den Saal, schnell nen alkoholfreies an der Theke besorgt und vor der Bühne Aufstellung bezogen, ergibt sich passende Gelegenheit, den bedauerlicher weise Zugausfall bedingt entfallenen KIT-Auftritt von FER DE LANCE exakt um 20:20 Uhr beginnend, amtlich nachzuholen.

FER DE LANCE
aus Illinois, Chicago gehören mit zum Besten, was die Epic Metal Underground in den letzten fünf Jahren hervorgebracht hat. Vielen ist die Epic Doom-Kapelle um Sänger/Gitarrist MP Papai und Mandy MARTILLO (MIDNIGHT DICE/Ex-SATAN'S HALLOW) bisher unbekannt, weswegen das zunehmend neugieriger werdende Publikum trotz des fleißig mitgehendem Fanblocks in vorderen Reihen zunächst recht überschaubar bleibt. Das mystische dem sagenumwobenen Volk der Hyperboreaner bezogene von schleppenden Doomriffs gezeichnete Titelopus „The Hyperborean“ löst massiv Emotionen im ordentlich gefüllten Ambiente aus.

Beim abschließenden Cover des zeitlosen SAVATAGE-Klassikers „Hall Of The Mountain King“ übertönen die Gitarren den leider nicht immer dagegen ankommenden zeitweise heftig untergehenden Gesang viel zu deutlich, was ein wenig schade ist. Dieser Makel wird im weiteren Verlauf durch die kraftvoll mitsingenden Fans ausgleichend kompensiert und die Band verlässt nach mehr als respektablem Gig unter kräftigem Applaus die Bühne. FER DE LANCE haben prägenden Eindruck hinterlassen und für's erste schon mal kräftig vorgelegt.

Danach steigt die Spannung auf die nach folgende Band, es handelt sich um das Heavy Metaltrio SANHEDRIN. Die wollte ich mir schon immer mal live geben, bisher hat es nie gepasst, an diesem Abend ist es dann auch endlich soweit.

SANHEDRIN
FER DE LANCE waren zweifelsfrei gut, das Trio SANHEDRIN liefert einen noch besseren Auftritt, womit sich die Anzahl der im Saal anwesenden Metallerschaft erhöht, bevor das Brooklin-Trio die Bühne betritt, stark zugenommen. „Riding On The Dawn“ sorgt für krachenden Einstieg einer etwa 45 Minütigen NWOTHM-Session, die das Publikum binnen Minuten packt und gar nicht mehr loslässt!

Sängerin/Bassistin Erica Stoltz, Gitarrist Jermey Sosville und Schlagzeuger Nathan Honor präsentieren sich in Kassel als eingespieltes Trio das auch Festival kampferprobt ist. Da dem Rensent ständig andere Begebenheiten einen Strich durch die Rechnung machten, freut sich dieser umso mehr auf das Trio. SANHEDRIN traten schon als Supportact von STALLION in der Goldgrube auf. Gitarrist Jeremy Sosville spielt ein heftig steiles Brett, legt neben satten Riffs cooles Stageacting an den Tag, der Kerl rifft und soliert was die Axt hergibt, und obendrein präzise für zwei. Wenn Erika sich mit ihrem Bass auf das Schlagzeug von Honor zubewegt, während auf gegenüberliegender Seite Jeremy Sosville die Axt bearbeitet, bilden alle zusammen das kompakte den SANHEDRIN-Sound präsentierende Dreieck.

Den Hauptanteil der acht Songs die sich in fünfundvierzig Minuten Gesamtspielzeit reipacken lassen, füllt Material vom SANHEDRIN-Debüt 'A Funeral For The World' denen etwa die Hälfte der Spielzeit gehört. Neben dem fulminanten Opener „Riding On The Dawn“ kommen das balledesk beginnende Erica's kraftvolles Organ zunächst sanft, danach kehliger zur Geltung bringende „Demoness“, ehe die Ketten der Weltreligionen abgestreift werden. Raumgreifend mystische Stimmung im Saal verbreitet die Atheismusbekundung „No Religion“ auch der kraftvolle Riffs verteilende Grooveslasher „Die Trying“ kommt zum Zuge. Der andere Teil im gemischten Set besteht aus Songmaterial der Nachfolgealben 'The Poisoner'/'Lights On', wobei „The Getaway“, der von kraftvollen Backgroundvocals umgarnte Epik-Riffbrecher „Correction“, ebenso die flotte Powerspeed n' Roll-Nummer „Scythian Woman“ den blutrünstigen Mythos Skythischer Frauen gedanklich erneut aufleben lässt, sowie der mit mächtig Drive und zähfließender Lava-Riffakrobatik um sich werfende zwischendurch das tempo drosselnde Rausschmeißer „In From The Outside“ keinen Deut schlechter abschneiden als die raueren Kracher vom Debüt.

SANHEDRIN weckten das Publikum in der Goldgrube auf, nachdem der Gig beendet ist, bleibt ein erfreut und erstaunt dreinblickendes Publikum zurück. Für das keine zwei Wochen darauf erfolgende Gastspiel mit ROSS THE BOSS haben sich SANHEDRIN damit bestens empfohlen. Dieses sympathisch ehrliche Trio hat sich nach drei starken Alben einen Ruf als guter Live-Act erspielt und wer nocheinmal oder zum ersten Mal Zeuge davon werden will, sollte am 4.5.2023 in der Goldgrube aufschlagen, wenn Ex-MANOWAR-Gitarrist ROSS THE BOSS (der einzig wahre) seine Vorstellung in Kassels kultigster Livekonzertlocation gibt.

Nach zwei so starken Vorbands muss der Headliner sich im Regelfall anstrengen, doch wenn dieser von besonderem Kaliber ist, fällt das Unterfangen nicht schwer.

VISIGOTH
Nach dem vollständigen Totalabriss vor komplett ausverkauften Haus vor etwa vier Jahren 2019 kehren VISIGOTH an gleiche Wirkungsstätte (Goldgrube) zurück und wie im Großen vor fünf Tagen auf dem KEEP IT TRUE so im Kleinen in der Goldgrube Kassel räumen VISIGOTH komplett auf ganzer Linie ab. So schön es auf dem KEEP IT TRUE war, ist der Auftritt in kleiner Location eine ganz andere Liga. Spannung und Vorfreude verbinden sich zu einem pulsierenden Knistern. Die Stimmung ist nahezu elektrisch aufgeladen ein Hauch von Magie liegt in der Luft...

Noch bevor die Band auf der Bühne steht, füllt sich das Ambiente fast komplett. Vom Start bis zum Schluß frisst das Publikum einem hervorragend aufgelegten Salt Lake City-Fünfer aus der Hand. VISIGOTH nehmen die Goldgrube wie die auf ihrem Höhepunkt in Scharen gegen die gewaltigen Mauern anrennenden das Römische Imperium zum Einsturz bringenden Germanenvölker der Westgoten im Sturm! Hymnenohrwürmer haben VISIGOTH sowieso mehr als genug, sie werden fleißig am Stück mitgesungen. Die unverzichtbare zum Kampf rufende Auftaktfanfare „Steel and Silver“ markiert den Anfang. VISIGOTH spielen gegenüber dem KIT eine an mehreren Positionen umgestellte Setlist. „Blood Sacrifice“, der speedige Rock n' Roller „Salt Lake City“, „Creature Of Desire“ und mit „Abyss Walker“ wird ein neuer Song vom aktuellen Studioalbum vorgestellt, der sich vor kräftig mitgehender Fankulisse hervorragend ins Gesamtbild einfügt.

Sänger Jake Rogers steigt mit seiner Crew bestens gelaunt und ebenso bei Stimme auf die Bühne, der Vollbärtige VISIGOTH-Frontmann ist ein waschechter Metal Maniac wie er im Buche steht, der sein Metier bestens kennt und auf der Bühne ein wahres Energiebündel. Sämtliche Mimiken und Gestiken sowie zum Set gehörende Ansagen einschließlich effektiver Mitsingspielchen gelingen auf ganzer Line. Die Gitarrenfraktion post um die Wette und wechselt zusammen mit Frontmann Jake häufig die Position.



Derart Fannah wie der charismatische sich nach allen Seiten zu den Fans drehende VISIGOTH-Frontmann mit dem Publikum umzugehen versteht, gerät dieser Auftritt zum erfolgreichen Triumphzug für die Westgoten. Das Axeman-Duo Jamison Palmer/Leland Campana feuert wie ein Schlachtschiff aus allen Rohren, was die Äxte hergeben, bei hals brecherischen Leadsoli mit fulminanter Tempovariation der ständig die Seiten wechselnden Musiker Powerheadbanging inklusive, dass die Mähne nur so wirbelt brennt die Stimmung in der Goldgrube lichterloh, die Fans ticken komplett aus, geben wie das Musikerquintett oft Vollgas und singen jeden temporeduzierten Epik- Part auswendig mit. Bassist Matt Brotherton und Schlagzeuger Mikey T. der auch für die US-Speed/Thrasher KILLBOT hinterm Schlagzeug eine wuchtige Kelle schwingt, legen das dichte zugleich druckvolle kein Blatt mehr durchlassende Rhythmus-Fundament. Jake nimmt sich bei soviel Hochstimmung den Moment, dichtet zwischenzeitlich im Hymnensmasher „Iron Brotherhood“ den Refrain „Brothers of Metal“ zu 'Sisters of Metal'. Richtig so! Gleichberechtigung für die genauso wild ausklinkend wie die Kerle ihre Haare wirbeln lassenden Frauen. - Phantastisch!

Abermals bleibt „Hammerforged“ im Koffer, weil es gegen „Iron Brotherhood“ in der Gunst des Publikums den Kürzeren zieht. Wichtiger ist, dass der wie so häufig auch in der Goldgrube gewaltig einschlagende von den Fans aus voller Kehle Note für Note inbrünstig mitgesungene Epic-Hammer „Traitors Gate“ gebracht wird, da gibt’s überhaupt kein Halten im Fanpulk mehr! Auch das von der 2019 veröffentlichten 'Bells of Awakening'-2-Track-EP stammende Power-Speedgeschoss "Abysswalker" fügt sich druckvoll ins Gesamtbild ein. „Blood Sacrifice“, „Outlive them All“, der sieben Minuten Langriemen „Mammoth Rider“ (mit dem fettem BLACK SABBATH-Gedenkpart im Brückenteil!) und ein für den glänzenden Abschluß sorgendes „The Revenant King“ machen den Gesamtsieg der Westgoten in Kassel komplett. Am liebsten würden mit klatschnassen Shirts vor der Bühne stehenden Fans noch mehr von VISIGOTH hören. Zugaberufe werden laut, doch irgendwann ist einmal Schluß. VISIGOTH haben Status mit erinnerungswürdigem Totalabriss vor fast ausverkauftem Haus (nur 3 Tickets blieben übrig!) in der Goldgrube Kassel eindrucksvoll bestätigt!

Schlußwort:
Am VISIGOTH-Merchstand wandern fleißig Shirts und Patches über den Verkaufstresen. Nach dem Gig nimmt sich ein fast restlos ausgepowerter Jake Rogers noch Zeit für Fotos mit begeisterten zusammen mit dem VISIGOTH-Frontmann posierenden Fans darunter ein bis auf Holzfällerhemd und Kutte restlos durchgeschwitzter Rezensent. - Hut ab, Daumen hoch für Jake Rogers: Sympathisch-ehrlicher, jedenfalls fanfreundlicher geht’s nicht mehr!

Das trifft auch für die anderen Bands zu, FER DE LANCE führen kurz vor  Antritt der Heimreise noch ein lockeres Gespräch mit dem begeisterten Verfasser, dessen erworbenes 'The Hyperborean'-Tonträger-Exemplar alle Bandmitglieder unterschreiben während Jeremy Sosville vor dem Eingang intensiv Gespräche mit den Fans führt und bei Bedarf Autogramme gibt. An dieser Stelle sagt ein vom tollen Livekonzert restlos geflashter Rezensent ein kräftiges D a n k e an Dirk & Diana Schneider sowie das ausrichtende 98RECORDS TEAM für dieses tolle Triplepackage in bewährter Livelocation. - Das Wohnzimmer wurde amtlich zerlegt!

Bericht: Michael Toscher, Fotos Melissa Hart und Michael Toscher

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