SWALLOW THE SUN – Aschaffenburg
Konzert vom 15.04.23
Co-Headliner: DRACONIAN
Support: SHORES OF NULL
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SHORES OF NULL
Wenn man bedenkt, dass dieses Konzert bereits 2020 hätte stattfinden sollen und der Termin bis jetzt schon einige Male verschoben werden musste…
Ich für meinen Teil wäre damals vermutlich nicht mal am Start gewesen, umso mehr freute es mich, dass zum jetzigen Termin SHORES OF NULL mit an Bord waren, um ihr neues Album vorzustellen. Ärgerlich dagegen war das Fehlen von AVATARIUM, die erst im zweiten Tour Teil, den heutigen Co-Headliner DRACONIAN ablösen.
Kommen wir gleich zu SHORES OF NULL. Die fünf jungen Römer hatten mit “The Loss Of The Beauty” ein beachtliches, erst ein paar Tage altes, drittes Album am Start, was mit insgesamt fünf Stücken auch den Löwenanteil der Setlist ausmachte. Ihren Stil kann man als Blackened Gothic Doom Metal bezeichnen, der in Nuancen an AMORPHIS erinnerte. Der zweistimmige Gesang kam live im cleanen Bereich etwas schwachbrüstig rüber und war kräftig mit Hall aufgepeppt, aber das war zu verschmerzen und Jammern auf hohem Niveau. Die Italiener hatten das Glück zu Beginn schon vor reichlich Publikum spielen zu können, welches die Darbietung auch von Anfang an gebührend mit viel Applaus würdigte. Das lag sicherlich nicht nur am Geburtstagskind Raffaele Colace (git.), sondern am Gesamtpaket eines guten musikalischen Live-Auftritts, der von echt gutem Sound und hervorragenden Lichteffekten eingebettet wurde. Das alle Bands über die gleiche Backline und das gleiche Schlagzeug spielten, kam dem definitiv entgegen und sollte sich über den Abend hinweg für alle Beteiligten bezahlbar gemacht haben. Ich für meinen Teil fühlte mich von den Jungs über die 35-minütige Spielzeit sehr gut unterhalten und schloss mich dem verdient lautstarken Applaus ebenfalls an.
SHORES OF NULL Setlist:
Destination Woe
Nothing Left to Burn
Quiescent
The Last Flower
Black Drapes for Tomorrow
Darkness Won’t Take Me
My Darkest Years
Den Vorteil der erwähnten gemeinsamen Backline nutzten DRACONIAN und starteten nach exakt 13 Minuten Umbaupause ihr 75-minütiges Set. Für mich ein Blindflug durch eine 19-jährige Bandhistorie mit sieben Alben, denn ich kannte die Schweden, im Gegenteil zu sehr vielen anderen hier im Colos-Saal, überhaupt nicht. So kann ich auch nichts über den Vergleich zur ehemaligen Sängerin Heike Langhans sagen, die durch die Frontfrau der ersten fünf Alben, Lisa Johansson, erst kürzlich wieder abgelöst wurde. Aber diese Frau da oben am Mikro legte mit ihrem charismatischen Klargesang und einer für den Gothic/Dark Metal Bereich bärenstarken Stimme den Grundstein für ein fast perfektes Duett mit ihrem Gesangspartner, der mit tiefst gurgelnden Growls dagegen hielt. Da stachen Stücke wie „The Sethian” oder der episch, sphärische, teilweise mit Gänsehaut-Feeling gefühlsbetonte Mittelteil der Setlist, beginnend mit “Seasons Apart” bis hin zu “Elysian Night”, deutlich hervor. So etwas kann man schon mal als Werbeveranstaltung für den Bereich Gothic-Doom durchgehen lassen, an der sicherlich seinen Anteil der neue Gitarrist Niklas Nord (DEATHTRAP, Ex-GALLOW END) für sich verbuchen konnte. Die Setlist war im Gesamten auf das noch aktuelle Album „Under A Godless Veil“ (2020) und den Vorgänger „Sovran“ (2015) zugeschnitten. Der nahezu perfekte Sound und die absolut passende Ausleuchtung zu den jeweiligen Stücken taten ein Übriges, um diesen Auftritt auch für einen Nicht Fan positiv in Erinnerung zu behalten.
Setlist Draconian:
The Sacrificial Flame
Lustrous Heart
The Sethian
Sleepwalkers
Stellar Tombs
Seasons Apart
Sorrow of Sophia
Elysian Night
Dishearten
Pale Tortured Blue
Daylight Misery
Auch SWALLOW THE SUN präsentierten ihr noch aktuelles Album “Moonflowers” (2021), das schließlich der Grund für diese Tour war, mit vier Stücken. Die Könige des finnischen melodischen Melancholic Death/Doom Metals standen nach einem erneut kurzen Change Over 15 Minuten später auf der Bühne. Sie eröffneten ihr Set mit (elektrischem) Kerzenlicht auf den Amps Set und einer bärenstarken Performance von „Enemy“, einem der Highlights auf dem eben erwähnten Album. Meine Befürchtung, dass eben der Schwerpunkt auf diesem doch sehr emotionalen letzten Longplayer die Stimmung etwas trüben könnte, trat Gott sei Dank nicht ein. Ganz im Gegenteil, die Stücke fügten sich perfekt in die Setlist ein und bilden ein nahezu perfektes Gesamtpaket mit dem älteren, teils doch härter ausgelegten Stücken. Hier stachen im Hauptteil des Sets “Falling World” mit seinem melancholisch doomigen Schwermut und das perfekt durch den Lichtmann in Szene gesetzte “Firelights” definitiv hervor, die bei eben diesem glasklaren Sound auch richtig fett zur Geltung kamen. Die Kapuzenmänner, alle bis auf den Leadgitarristen und den Drummer hatten die Kapuzen ihrer hüftlangen schwarzen Hoodies über den Kopf gezogen, benötigten keine Showelemente. Ihre Performance und die ebenfalls recht spartanische Kommunikation mit dem Publikum reichte völlig aus. Alles andere wäre vermutlich auch nur störend gewesen. Das ebenfalls 75-minütige Set ließ keine Wünsche übrig und bestätigte dem Quintett zudem, dass es eine hervorragende Live-Band ist. Wie in den letzten Jahren schon Pflicht, bildete das Stelldichein mit zwei Oldschoool Nummern vom Debüt und der zweiten Veröffentlichung in der Zugabe ein perfektes Finale. Ganz ehrlich, auch wenn die Setlist klasse bestückt war, aber gerade von diesen alten und fetten Death/Doom Brettern hätte ich das eine oder andere gerne noch gehört.
Setlist SWALLOW THE SUN:
Enemy
10 Silver Bullets
Falling World
Keep Your Heart Safe From Me
Firelights
Woven Into Sorrow
Stone Wings
New Moon
This House Has No Home
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Descending Winters
Swallow (Horror, Part 1)
Rückblickend betrachtet war dies hier einer dieser geilen Konzertabende, wo du mit null Erwartung hin- und voll bedient, glückselig nach Hause gehst.
Mein Dank geht dafür an alle Bands!