W.A.S.P. - Mannheim

05 wasp mannheim 04Konzert vom 02.05.2023

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W.A.S.P.

Warum die Tour im letzten Jahr noch einmal verschoben wurde, erschloss sich den Fans nie, aber nach vielen Ankündigungen wurde das vierzigste Jubiläum doch noch nachgeholt, wenn auch zwei Jahre später. Möglicherweise lief der Vorverkauf nicht so wie vorgestellt, dafür war nun das Mannheimer Capitol ausverkauft. Eine OldSchool-Show war versprochen, aber Hand auf´s Herz, ist das nicht jedes W.A.S.P.-Konzert. Egal, die Leute freuten sich drauf und kaum einen störte es, dass die Vorband irgendwie abhandengekommen schien. Ob nun mal wieder von der Tour gekickt oder mittendrin aufgelöst, wurde noch nicht abschließend geklärt.

So ging es zwar nicht um 20 Uhr los, aber die Legende aus LA stand wohl früher auf der Bühne als gedacht, und war dementsprechend früher fertig, was angesichts der gewohnt kurzen Spielzeit richtig früh war, unter der Woche kein Problem. Das Bühnenbild erinnerte an einen Zirkus, in dem wähnte sich ja die Band auf einem Album. Überall hingen bunte Plakate, auf denen Songtitel standen, neben bunten Bildchen und den obligatorischen Totenschädeln, welche die komplette Bühne zierten. Einige der Plakate entpuppten sich bei Showbeginn als Leinwände, über die manch kultiges Achtziger-Video flimmerte.

In der Mitte stand ein Riser mit dem riesigen Mikroständer, hinter dem sich Blackie Lawless nach einem kurzen Gruß in die Menge verschanzte. Dass er kamerascheu ist, dürfte bekannt sein, so drehte er sich auch oft herum, wenn er nicht zu singen hatte und spielte mit dem Rücken zum Publikum. Dem war diese eher egal, denn von Beginn an ging es voll mit, schon die erste Nummer des eröffnenden Medleys wurde abgefeiert. Matten und Fäuste waren in der Luft, der Refrain wurde aus hunderten Kehlen mitskandiert. Sicher hätte man alle Lieder auch komplett durchzocken können, aber wenigstens bekam der Verfasser dieser Zeilen mal das Titelstück von oben erwähntem Longplayer zu hören.

Bei den Teilen des Medleys hatte Schlagwerker Aquiles Priester noch wenig zu tun, musste nur den simplen Takt nach vorne treiben. Doch schon im ersten vollständigen Song waren seine Fills gefragt, die Strophe bestritt er da gewohntermaßen alleine. Auch im weiteren Verlauf konnte er sich immer wieder auszeichnen, stand seinen starken Vorgängern in Nichts nach. Wie er sein Kit bearbeitete hatte schon Klasse, seine Power war spürbar, wenn die Sticks so darüber rollten. Am aufregendsten sicherlich, wenn er unten auf den Toms nach rechts ausbrach, um dann den Weg oben über die Becken zurück zu machen.

Ebenso Gas gab Leadgitarrist Doug Blair, der bei den langgezogenen Tönen in seinen Soli eine außergewöhnliche Spieltechnik unter Beweis stellte. Ebenso schob er immer wieder seine flinken Finger dazwischen, wenn der Song danach verlangte. Sein Posing passte sich da an, keine Gitarrenhaltung schien ihm zu extrem, das Ding wurde abwechselnd geschultert. Ihm schien es wichtig jeden Zuschauer zu erreichen, weswegen er nicht nur mit den Reihen auf beiden Seiten der Bühne Kontakt hielt, sondern auch mit den Fans auf der Empore. Da flog so manches Giveaway nach oben, was bei einigen Damen für Entzückung sorgte, die dann aber auf vollen Körpereinsatz verzichteten.

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So sehr mir der von Blair gefiel, ein wenig hätte er seinen Körper verhüllen können. Mit sechzig hat man schon ein paar Wohlstandspolster, die man nicht unbedingt zur Schau stellen sollte, auch wenn die Show schweißtreibend war. Der gute Blackie hat ja auch schon länger mit Alterserscheinungen zu kämpfen, die auch mit viel Kajal nicht mehr zu retuschieren sind. So gebärdete er sich lieber wie ein Wilder auf seinem Mirkoständer als die direkte Nähe zu suchen.
Tat er dass, ließ er sich mit weit ausgebreiteten Armen feiern. Dabei referierte er über die Frühphase, welche den Grundstock für seine Karriere legte.. Dabei wissen wir alle, dass er schon nach „The Crimson Idol das The a W.A.S.P. zu den Akten legen wollte, aber dann doch weiter durch die Lande zog. Am Programm hat sich seitdem wenig geändert, doch bei dem Klassikerreigen geht immer noch einiges.

Aus jener Zeit ist Mike Duda immer noch am Start, der sich am besten gehalten hat und ständig die Bühne abschritt, in Sachen Agilität fast an Blair heran reichte. Im Sound war er zudem sehr prominent vertreten, das wummerte die ganze Zeit, drückte aber auch ordentlich aus den Boxen. Bei Lawless und seinen Mitstreitern steht ja immer der Vorwurf des Playback im Raum, den gerade dieses Klangbild und das nicht immer tighte, dafür energetische Spiel entkräftete. Auf der anderen Seite verschwand der ein oder andere Musiker auffallend oft hinter dem Vorhang am Bühnenrand, vieles hörte sich jedoch sehr lebendig an.

Die Hälfte des Sets bestand natürlich aus Titeln des legendären Debüts, bei dem man sich den Luxus leisten konnte, einige Klassiker wegzulassen. Von der Spielzeit her dürfte jedoch die Metaloper „The Crimson Idol“ am meisten beansprucht haben, die in der Mitte ein wenig das Tempo heraus nahm und für epische Gänsehautmomente sorgte. Spätestens als die Kettensäge ertönte ging es wieder in die Vollen und das Capitol komplett steil. Für meinen Geschmack hätte es von „The Headless Children“ mehr sein können als das THE WHO-Cover, stellt es in meinen Augen immer noch ihr Meisterwerk dar.

Den Anhängern war dies indes egal, denn sie waren wie der Mastermind erkannte einzig wegen den ersten fünf Scheiben nach Mannheim gepilgert, da war es fast egal, was daraus dargeboten wurde. Stimmlich übertönten sie fast die Band, deswegen wurden die Amps wohl bis zum Anschlag aufgerissen. Nützte sogar bis zur Zugabe etwas, doch als nach reichlich Videos über die PMRC ihr Beitrag zu deren „Filthy 15“ von der Rampe geballert wurde, schrie jeder den ach so obszönen Refrain mit. Videomaterial von Dee Snider beim Prozess in Jeansweste unterstütze der herrlich rebellische Charakter. Der Rest war einfach Party, bei der Heavy Metal und dessen beste Zeit gefeiert wurden.

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Setlist W.A.S.P.:
On Your Knees/The Flame/The Torture Never Stops/Inside The Electric Circus
L.O.V.E. Machine
Wild Child
The Idol
The Great Misconceptions Of Me
Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)
Blind In Texas
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Animal (Fuck Like A Beast)
The Real Me
I Wanna Be Somebody

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