STEVE HACKETT - Frankfurt/M.

05 stevehackett frankfurt 05Konzert vom 04.05.2023

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STEVE HACKETT

Mit dem Verwalten des Erbes von GENESIS kam für den früheren Gitarristen der Erfolg zurück, zumal sich seine ehemaligen Kollegen auf das Altenteil zurückziehen. Daneben weiß STEVE HACKETT aber mit starken Soloalben zu überzeugen, auf denen er auch auf neuen weltmusikalischen Pfaden wandelt. Seine Vielfalt ist wirklich verblüffend, aber auf jene Legende, die ihn berühmt machte, kommt er ebenso gerne zurück. Dabei stellt er seine Tourneen immer unter ein anders Thema, dieses Mal war das fünfzigste Jubiläum von „Foxtrot“ an der Reihe. Seine gestiegene Relevanz zeigt sich an der Location, die Alte Oper ist eine Top-Adresse, vor fünfzehn Jahren tingelte er noch durch die kleinen Clubs.

Wobei der Verfasser dieser Zeilen fast an der falschen Spielstätte gelandet wäre. Die Jahrhunderthalle erschien mir als geeignet, war zuletzt sehr oft dort, an dieses altehrwürdige Gemäuer hatte ich nicht mehr gedacht. Nur einmal war ich dort bei der Steptanzcompany „Tap Dogs“ Ergibt natürlich Sinn, wenn man den Hang von Hackett zur Klassik kennt Der Grandezza seiner Komposition absolut würdig, mit reichlich Luxus, hat nur noch gefehlt, dass einer der vielen Stewards dort den Knopf im Aufzug zum fünften Stock drückt. Dera Rahmen sicher ungewöhnlich für etwas, dass sich Rock schimpft, aber bei der Detailfülle sollte dieses Ambiente den perfekte Kulisse bieten.

Dabei war das Setting eher unspektakulär, viele Instrumente, aber bis auf die Lightshow keine Showelemente. Es waren auch nur die Musiker auf der Bühne, die wirklich gebraucht wurden. Der Saitenhexer gab den Frontmann in der Mitte, auch wenn er lediglich Backing Vocals beisteuerte. Doch natürlich war sein Spiel das, was die Leute sehen wollten, da benötigte es sonst keine Schauwerte.
Sein Ton ist nach wie vor einzigartig, weich im Abgang, aber im Anschlag mit diesem Volumen und immer dem leicht an Klassik geschulten ansatzweise symphonischen Klang Fast magisch glitten seine Hände über Hals und Griffbrett und entlockten den edlen Modellen ebensolche Sounds. Hochdynamisch zwischen feinen Tupfern und den aufbrausenden Tönen, speziell in der ersten Zugabe, welche den wohl besten Instrumentalpart der Rockgeschichte beinhaltet.

Dabei stand er nur selten so direkt im Vordergrund, meist war es das Zusammenspiel mit seinen nicht minder virtuosen Mitstreitern, allen voran Roger King an den Keyboards. Was da für Harmonien in die Höhe bis zu den oberen Rängen halten, war wunderschön, wie oft Mellotronklänge unter die Leads und Soli gelegt wurden, um sie regelrecht schweben zu lassen. Gerade am Schluss des ersten Akts war das eine traumhafte Symbiose, noch verstärkt dadurch wie die Lichtkegel die Musiker malerisch umspielten. Jene –Ur-Synthesizernoten prägten auch den letzten Track des Abends, das Ende geriet rein instrumental, wie weite Strecken des Abends.

King hatte aber noch viel mehr zu bieten, die schwere Orgel beim einzigen Track des aktuellen Albums „Surrender To Silence“, das Miteinander verschiedener Keyboardflächen, mystische Schwaden und selbstredend das Piano zum Auftakt der umjubelten ersten Zusage. Jenen sogar für GENESIS-Verhältnisse Übersong kann man nicht besser darbieten als an jenem Abend. Nicht nur King und der Meister waren absolut perfekt aufeinander eingespielt, auch Jonas Reingold konnte immer ein paar feine Leadbässe einstreuen und im ersten Showcase mit einem Solo glänzen, in welches er wohlbekannte Riffs einpflegte.

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Mit Rob Townsend kamen noch mehr Klangfarben rein, neben diversen Blasinstrumenten füllte er die Synthesizerwucht zusätzlich. Dazu beteiligten sich bei den mehrstimmigen Gesängen, die eine wunderbare Wärme verströmten. Es waren nicht nur die Dinge, die gespielt wurden, am beeindruckendsten war vielmehr wie tight die Band agierte, das saß wirklich jeder Ton, dazu wunderbar getimt, mit Hingabe und tiefem Gefühl gesetzt. Das war Musik in Vollendung bei einem Sound, der keine Fehler verzieh, weil er so klar und transparent ausfiel. Da kam der Zuschauer nicht mehr aus dem Staunen raus, außer zwischen den Liedern herrschte gespannte Stille.

Mit Craig Blundell hatte man zudem noch einen Schlagzeuger da hinten sitzen, der auf dem Level agieren kann. Interessanterweise verfügte er über einen sehr direkten Ton, der eher wie ein traditionelles Rockschlagzeug anmutete. Was aber im Zusammenspiel dem Material eine unglaubliche Lebendigkeit verlieh. Der Mann hat so einen schönen Swing, selbst die komplexesten Breaks der „Foxtrot“-Tunes wirkten so locker bei ihm. Wie später beim Solo die Sticks über die Toms und Becken tänzelten war noch unfassbarer, auch hier passte jede Dosierung perfekt in den Run der Sticks.

Da hatte es Nad Sylvan schwer sich durchzusetzen, zumal der Sänger, der keinen Frontmann darstellte, oft lange von der Bühne verschwunden war. Seine hohe Stimme bringt die Peter Gabriel –Stücke gut rüber, ab und an überzog er aber bei der Kopfstimme Dennoch vermochte er gerade die Lieder von „Foxtrot“, welche nach der Pause kamen mit der notwendigen Erhabenheit zu intonieren. Erhaben war auch sein Auftritt, fast wie ein Geist schritt er bedächtig über die Bühne, dass er kaum auffiel. Man musste schon zweimal hinschauen, wo er war, ab und an tauchte er auf dem Riser zwischen Drums und Tastenburg auf und ließ von da oben die Vocals noch getragener wirken.

Klar warteten die meisten auf das Opus Magnum, jene 23-minütigen Longtrack, der das vielleicht beste Prog-Album beschließt. Zuvor glänzte der gute Steve beim Akustikintro, das er mit klassischen Tönen einleitete, ein Feld, das er ebenso zu bestellen wusste. Da brandete dann Jubel auf und nach diesem famosen Ritt durch die komplette Emotionspalette stand die ganze Oper. Selbst nach fünfzig Jahren absolut unantastbar, eine Epos für die Ewigkeit. Obwohl alles vorhersehbar war lag eine Spannung in der Luft, man entdeckt auch nach zig Durchläufen noch neue Aspekte.

Als Selbstverständlichkeit nahm der bescheiden auftretende Künstler den Applaus nicht, oft bedankte er sich höflich, flocht dabei dein ein oder anderen Brocken deutsch ein. Er selbst hatte wie seine Nebenleute sehr viel Spaß am Vortrag, immer ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Im abschließenden Medley, das in der Mellotron-Orgie endete durfte sich jeder in die Spielfreude hinein steigern. Wieder tanzte das Licht durch den Saal, die surreale Klasse ließ dieses wunderbare Ambiente abheben, bevor nach zweieinviertel Stunden jeder landete und mit der Gewissheit nach Hause ging, etwas ganz Großen beigewohnt zu haben.

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Setlist STEVE HACKETT:
Ace Of Wands
The Devil´s Cathedral
Spectral Mornings
Everyday
A Tower Struck Down /-Basssolo-
Camino Royale
Shadow Of The Hierophant
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Watcher Of The Skies
Timetable
Get ´Em Out By Friday
Can – Utility And The Coastliners
Horizons
Supper´s Ready
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Firth Of Fifth
 -Drumsolo- /Los Endos/Slogans/Los Endos

 

Weitere Bilder von der Show gibt es >hier<

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