ROSS THE BOSS - Kassel

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Konzert vom 04.05.2023

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ROSS THE BOSS
SANHEDRIN
SAVAGE EXISTENCE

Zug fällt pünktlichem Erscheinen am Bahnhof zum Trotz aus, Shit happens, denken wir uns, gehen durch die unwillkommene Wartepause für das tonnenschwere Stahlross auf Rädern zwischendurch eine Runde in Kassel essen, weil der Hunger unbarmherzig drückt, kräftig den Magen zu stärken. Die Costa Rica Groove Metaller SAVAGE EXISTENCE haben wir dadurch bedauerlicherweise verpasst, schaffen wir es rechtzeitig zur zweiten Band in die Location. Wie schon vor wenigen Tagen ist das New Yorker Trio SANHEDRIN in der Mitte dreier Bands platziert. Ein freundlicher Kumpel mit Bierhülse in der Hand grinst breit und raunt mir ins Ohr: „Jetzt aber runter, du magst SANHEDRIN – Toschi, - nichts wie rein!“ Unten an der Kasse sitzt Frank und fragt mich: „Wo bleibst Du denn..? SANHEDRIN sind gerade dran, um mir danach Entwarnung zu geben. „Ok, hast nur einen Song verpasst.“ Das entlockt mir ein Lächeln, damit ist der Gig für mich gerettet. Beim zweiten (gerade läuft der Titeltrack „Light's On“ flankiert von stimmungsvollen Ahahaha, Ohohoh, Uhuhuhu-Singalongs), herrscht regelrecht spürbar knisternde Stimmung im Saal. Vergleichsweise zum VISIGOTH-Konzertabend wo die Epic-Doomer FER DE LANCE am 26.4.2023 erst vor neun Tagen als zweite Vorband auftraten, hat das New Yorker Powertrio seine Setlist für diesen Gig beinahe vollständig umgestellt.

SANHEDRIN
machen sofort auf Anhieb Laune. Das New Yorker-Trio ist bestens aufeinander eingespielt, da sitzen sämtliche Posen, auch die Harmonie ist stimmig. Frontfrau Erica Stoltz posiert in für sie typischer Mimik mal traurig, mal fröhlich, mal bissig ernst oder nachdenklich bearbeitet ihren Bass konzentriert, ihre kraftvoll raue von immser Theatralik geprägt erdige Rockröhre fesselt. Drummer Nathan Honor sorgt taktgenau für wuchtigen Punch, Gitarrist Jermey Sosville rifft und soliert wieder mal erstklassig und nahezu für zwei Griffbrettschwinger. Diesmal wird inklusive „Correction“ und „Scithian Woman“ (beide Tracks waren schon beim Livegig in der Goldgrube mit VISIGOTH und FER DE LANCE in der Setlist vertreten), das komplette aktuell frisch seit März 2023 erhältliche vor Hithymnen überquellende dritte Studioalbum 'Lights On' durchgespielt.



Alle Songs folgen in authentischer Reihenfolge nacheinander wie auf dem Album, angefangen vom Hymnenkracher „Correction“ über den zackigen Midtempogrower „Lost At Sea“, ein garstig-melancholisch gezocktes „Change Takes Forever“ sowie den gemächlich balladesk beginnend sich zur gewaltigen Rauschrockorgie verwandelnden Grooverocker „Code Blue“ endend mit dem düster beginnenden sich zum beschwingt flott ins Eingemachte gehenden tiefschwarz melancholisch ausklingenden Powergroover entwickelnden Statement „Death Is a Door“, um sie den Fans näher vorzustellen.

Wahrhaftig ein sehr wagemutiges Experiment, dass erstaunlich gut in der Goldgrube funktioniert, worüber nicht nur die im Saal anwesende Abteilung Thrash Metal ins Staunen gerät. SANHEDRIN schaffen es den Großteil des angereisten Publikums durch ihre druckvoll-energiegeladene Performance zu überzeugen, was mit Jubel und Beifall quittiert wird. 'Lights On' hat, wie dieser feine Clubgig bewies, ungeachtet beider qualitativ hochwertigen Vorgängeralben 'A Funeral For The World' und 'The Poisoner' keinen Deut weniger sicher seinen festen Platz innerhalb der treuen Fangemeinde des bei jedem Liveauftritt on Stage hart und kompromisslos ehrlich arbeitenden New Yorker Powertrios hat. - Test hervorragend bestanden!

ROSS THE BOSS
ist und bleibt der qualitativ beste - MANOWAR-Gitarrist (viele Truemetalfans sehen in ihm den einzig wahren MANOWAR-Gitarristen), obwohl er seit 34 Jahren nicht mehr Gitarrist bei MANOWAR ist. Die eingeschworene Metallerschaft darunter zahlreich erschienene Kuttenträgerschaft sieht es natürlich ebenso in diesem Licht. Was wären die ersten Sechs in der Zeit 1982 – 1986 entstandenen Alben der Kings of Metal ohne seine Mitwirkung? Die Ross 'The Boss' Friedman begleitende Band gehört ebenfalls dazu. Deren Bassist scheint mir nicht unbekannt, den hast du schon öfter irgendwo mal gesehen... denkt sich das verfassende Individuum vorliegenden Textes. Nach kurzem Gedankenrückblick macht es click, dann fällt der Groschen: Bei dem Typen am Langholz handelt es sich nicht um den bei zahlreichen Bands gegenwärtig wie in der Vergangenheit aktiven Bassisten Mike Le Pond (u. a. DEATH DEALER, HEATHEN'S RAGE, DISTANT THUNDER, EX SEVEN WITCHES, EX-HELSTAR) sondern GAMMA RAY-Basser Dirk Schlächter... - weiste Bescheid. Hinterm Schlagzeug hat Steve Bolognese (THEM/Ex-WITHERFALL) Platz genommen, der zusammen mit Ross the Boss Friedman auch zum DEATH DEALER-Band Line Up gehört.

Nicht nur bei seinen Ex-Komparsen gilt das Motto Jetzt wird’s amtlich laut..!  Welcher klassische Heavy Metalfan, der seine MANOWAR-Alben liebt kann bei solch einer Setlist im Rahmen der Kings of Metal 35th Anniversary-Tour allen ernstes wiederstehen? Keiner! Das macht die gesamte Stimmung im Saal sofort deutlich. Der aktuelle METAL CHURCH-Sänger Marc Lopes brüllt, singt, schreit was die intakten Stimmbänder hergeben, verfügt über das kraftvolle Organ, schwere MANOWAR-Hämmer inbrünstig aus voller Kehle rauszupowern. Steve Bolognese legt vom zeitweise in Joey De Maio-Manier posenden Bassist Dirk Schlächter tatkräftig unterstützt das robuste straight alles wegdrückende Fundament. 

Über die späteren zwischen 2010 bis 2014 erschienenen MANOWAR-Alben mag die Metalszene zu Recht geteilter Meinung sein; betreffs deren Live-Qualitäten soviel zeigten die Gigs der abgelaufenen quer durch die Metallische Landschaft auch durchs Teutonenstahlland ziehenden "Crushing The Enemies Of Metal Anniversary"-Tour gibt es nichts zu bemängeln. Ok, über den fürchterlich Pseudo-Poserlastigen Plastikpop-Singlerohrkreppierer Laut und Hart, Stark und Schnell der als Kapitalverbrechen am Metal durchgeht (und das von den einstigen 'Kings of Metal...' äh ja... decken wir an dieser Stelle mal das Mäntelchen des Schweigens. Ausnahmesänger Eric Adams wird mit seinem wie häufig kopierten komplett unerreichten Stimmvolumen stets der unumstrittene MANOWAR-Vocalist bleiben, unterstützt von seinen drei Komparsen Joey De Maio (Bass), Michel Angelo Batio der seine Sechssaitige ebenfalls bei der seit 1984 bestehenden US-Hard Rockcombo HOLLAND schwingt, und unter anderem Ex-HIRAX/Ex-RUTHLESS-Drummer Dave Chredrick unterstützt. Soviel dazu, aber jetzt genug davon, schließlich geht es hier um ROSS THE BOSS und nicht dessen ehemalige Combo.

Der Weißkopf-Seeadler auf dem Tourplakat, den es auch als Shirt am ROSS THE BOSS-Merchstand zu kaufen gibt, das Nationaltier der Vereinigten Staaten von America signalisiert Kraft und Ausdrucksstärke signalgebend für einen fetten Gig. Schon bei den ersten Songperlen dieser sahnigen auf dreizehn Stück gestreckten Setlist der goldenen MANOWAR-Ära herrscht mächtig Stimmung im ganzen Saal! "Blood Of The Kings", „The Oath“, „Thor (The Powerhead)“, „Sign Of The Hammer“, „Dark Avenger“, der von Motorradfahrern und Metallern gleichermaßen geliebte Speedfeger „Wheels Of Fire“, ein krachendes „Kings Of Metal“ der MANOWAR-Party-Song (!) dem in „Denied By The Cross“ ein schweres (nicht zu MANOWAR-Zeiten entstandenes Stück Eisen) aus der ROSS THE BOSS-Schmiede folgt, das von einem Teil der Fans zur Blaupause zwecks Kräftesparens genutzt wird, ehe der schnelle Brecher „Blackwind, Fire & Steel“ erneut den Spirit der glorreichen MANOWAR-Früh-Ära im Geiste zurückruft, selbstverständlich gehört die jeden Echtmetaller amtlich bei der Ehre packende Epic-Ballade „Heart Of Steel“ ebenso dazu, damit „Battle Hymn“ für alle Metalkrieger Pfundschwer in den Äther geschmettert wird... wen es da nicht packt, der ist im falschen Konzert und erst recht kein MANOWAR-Fan der sechs ersten Alben. Heroische Ohohoho-Singalongs dürfen auch nicht fehlen. Geht's noch truer? Njente. Mancher mag heftig Stöhnen, das sind gar nicht die Original-MANOWAR – natürlich sind sie es nicht (!), doch wen stört's (?) wenn die Stimmung so grandios majestätisch ist wie in Kassel, weil das Publikum gnadenlos headbangt frenetisch Faustreckt, Hörnergabel zeigend jede Textzeile optisch wie im Gedanken mitsingt. Da geht’s innerhalb der Masse robust heftig zur Sache, in der Meute geht's heftig ab, Langhaarmähnen sind am Fliegen, Fäuste gehen im Dauertakt hoch, Hörnergabeln werden demonstrativ gezeigt, das Publikum tobt!  So ausgelassen werden die frühen Bandhymnen von Ross' früheren Brötchengeber abgefeiert. Als nach dem Zugabetriple im erweiterten Part „Kill With Power“, „Fighting The World“, „Hail and Kill“ endgültig Schluß ist, geht niemand enttäuscht heim. - Exakt der Gig, den man von ROSS THE BOSS mit dieser Setlist erwarten durfte! 

Am Rande notiert...
Nach dem Gig unterhalten wir uns noch ein wenig mit Erica Stoltz, Drummer Nathan Honor schreitet in bester Laune auf unser Grüppchen zu, stößt per Glas mit unseren Bier, Cola und Limoflasche an, bei mir isses eine Orangenlimo aber das macht nichts, Bier oder Limo – egal. - Vitaminschub ist wichtig (!) Und je mehr ich dieses grundehrlich bodenständige Trio musikalisch live und ebenso per Tonträger konsumiere, desto mehr mag ich es. Der lockere Plausch tut allen gut, anschließend begeben wir uns nachdem ich noch ein kurzes Gespräch mit einem impulsiv auf mich einredenden ROSS THE BOSS führe, der neben erfreulichen Dingen auch einige kritische Anmerkungen betreffs unschöner Dinge der Kings Of Metal-Vergangenheit durchsickern lässt, auf den Heimweg. Dieser Gig hat gezeigt, der wahre MANOWAR-Spirit lebt selbst außerhalb vom Original weiter...die Fans in der Goldgrube genossen jeden noch so kleinsten Ton. Sackenass geschwitzte T-Shirts und großartiges Resonanzlevel in der mächtig brodelnden Hütte sprechen für sich. - So geht kultiger Früh80er-MANOWAR-Spirit!

Lob und Dank muss Markus Moshpit & der fleißigen Moshpit-Crew gezollt werden, die uns Metalfans einen zahlreich nostalgische Erinnerungen weckenden Liveabriss in bewährter Location ermöglichte; zwei Bringerbands im Wohnzimmer. - ROSS THE BOSS brachten mit ihrem straight bis unter die Decke gespielten Clubgig die Bude mächtig zum Wackeln!

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