CARNIVORE A.D. - Kassel
Konzert vom 23.06.2023
Support: PIT VIPER, MORTAL TERROR
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CARNIVORE A.D.
MORTAL TERROR
PIT VIPER
Nach dem großen Gewittersturm bei dem Hagelkörner in Tennisballgröße auf Kassel herabfielen (der Taxifahrer zeigte mir Bilder davon) und Kassel bis zum Nachmittag zeitweise unter Wasser stand, fuhr tatsächlich eine Regionalbahn dorthin, womit es möglich war, zeitig am Ort des Geschehens zu erscheinen. Glücklicherweise blieb die Goldgrube von der schlimmen Überschwemmung zumindest weitgehend bis auf ein wenig Wasser auf der Tanzfläche dass sich problemlos beseitigen ließ, verschont, womit dem Konzert nichts mehr im Wege steht. Pünktlich um 19:30 öffnet sich die Eingangstür.
„Wer spielt in Kassel?“ „Gar nie wohr!“ „Ach neee, was du nicht sagst“. „Doch is wahr!“ CARNIVORE (A.D.) in Kassel! Das zieht ein bunt gemischtes Publikum unter schiedlichster Coleur in die Landgraf Karl Stadt und soviel wird gleich beim ersten Blick auf das zahlreich vor dem Eingang stehende Fanklientel deutlich, es wird voll in der Goldgrube! Soviel deutet sich bereits innerhalb weniger Minuten bei der Vielzahl von Leutchens an. Zwei Anheizergruppen PIT VIPER und Kassels Thrashkonstante MORTAL TERROR als special Guest der Show in Kassel stehen bereit ihre Aufgabe zu erfüllen, dem kunterbunt gemischten von Schwarz bis diversen Farben und facettenreichen Frisuren ist heute alles vertreten - kräftig was auf die Ohren zu geben! Den Anfang etwa gegen 20:00 Uhr Ortszeit machen...
PIT VIPER
Eigenen 80er Vorlieben aus den Bereichen Hardcore, Crossover, Punk und Metal folgend, knallen PIT VIPER dem anwesenden Publikum gleich von Beginn an krachende Breitseiten fetter Bassläufe, knochenhart weggeschredderter Riffs, aberwitziger Leadsoli, ballernder Drums sowie dazu gehörig brutal kehligen Hardcore/Thrash-Shouts um die Ohren. Inhaltlich verarbeiten die Göttinger PIT VIPER deren Vocalist Christoph Goebel als Sänger/Gitarrist bei CELEBRATE HATE für Thrash Maniacs kein Unbekannter sein dürfte, schaurigen Horrorfilm-stoff (A Nightmare On Elm Street, Event Horizon usw.) sowie tatsächlich reale Begebenheiten wie den schaurigen Fall vom Hannoveraner Serienkiller Fritz Haarmann („The Werewolf Of Hanover“). Das knallt exzessiv in möderischer Lautstärke.
Kurz vor Schluß fordern die Fans verdientermaßen Zugabe. Einer geht noch... Christian Goebel kündigt das Cover einer Essener Band an... da macht es gedanklich sofort klick: - KREATOR! Die unverhohlene Gesellschaftskritik „People Of The Lie“ thrasht in völlig verquerter, dem Stil aus Hardcore, Crossover, Thrash und Metal angepasst sowohl um einiges schneller als auch schrammeliger wie im original weggezockten Version die Rübe frei! PIT VIPER werden mit kräftigem Applaus verabschiedet. - Gelungener Abgang einer guten Vorband!
MORTAL TERROR
Die große Anzahl der in MORTAL TERROR-Shirts gekleideten Fans zeigt ganz deutlich: Die nächsten 60 Minuten gehören Kassels gestandener Thrash-Institution, deren Programm die beiden besten zumal aktuellsten Bandalben 'Creating Destruction' und 'Bite Of The Underdog' eindrucksvoll reflektiert. Mit diesen beiden Alben gelang der hart arbeitenden Band ein gewaltiger Sprung vom Mittelmaß in die Liga der qualitativ guten Thrashacts von denen MORTAL TERROR mittlerweile nicht wenige hinter gelassen haben. Startend mit dem bärenstarken Eingangstriple „Hounds of The Night/“Bite Of The Underdog“/“Violent Years“ geben MORTAL TERROR von Anfang bis Ende mächtig VollGas! Das Underdogs gewaltig zubeißen können zeigen MORTAL TERROR nicht nur bei den Tracks vom gleichnamig aktuellen 2020er Album, auch zu allen fünf weiteren Songs „Speed Demon“ wirbeln viele Langhaarmähnen, in der heftig faustreckend headbangenden Menge tobt gnadenlos der Bär! Die Bandhymne mit Zusatz („to the End)“ darf natürlich nicht fehlen.
MORTAL TERROR werden je länger sie aktiv sind, mit jedem Liveauftritt besser! Gitarrist Dirk Wieland rifft und soliert was die Flying V hergibt, dessen zusätzlich den Hauptgesang unterstützende Vocals den Liveautritten prächtig bekommen. Shouter Patrick hat sich seit dem Rock Down The Lockdown-Festival II prächtig in der Band eingelebt agiert selbstbewusster, bangt mit den Fans um die Wette und lässt sich von seiner druckvoll agierenden Gitarrenfraktion Dirk Wieland/Matthias van Geldern und Gerret Rox Geilich mitreissen, für kraftvolle Schlagzeugarbeit sorgt Jürgen Grauer. Sänger Jann ('Praktikant') Hoffmann, den Kasseler Szenegängerschaft der harten Gangart auch von den Death Metallern VILE kennen dürften, feuert öfter die Fans zum Faustrecken und 'Hey, Hey, Hey' Rufen an.
Elektrolyte dürfen zwischendurch während der Ansagen keineswegs fehlen: - will heißen: Wasser mit Zitronen! Setzt bei drückend warmen Temparaturen mächtig Energieschub frei, um das einstündige Thrashinferno mit Kraft durchzustehen.
Das rotzräudig weggebretterte EXCITER-Cover "Violence & Force" hält ausnahmslos, was es verspricht. „Too Old To Die Young“wo die treue MORTAL TERROR-Fangemeinde nocheinmal kollektiv am Stück ausrastet, setzt den Abschluß unter einen sahnigen Abriss, der zeigte, wie stark MORTAL TERROR mittlerweile geworden sind. Aktuell gehören die Kasseler Thrashfanatics zu den besten Schreddercombos aus der zweiten Reihe, die selbst früher ungleich stärkere Bands längst überholt haben.
Der Auftritt in Kassel hat es klar gezeigt und wer sich selbst mal ein Bild davon machen will, sollte einen der nächsten MORTAL TERROR-Liveauftritte besuchen!
Nach der nassgeschwitzte Shirts in Serie garantierenden Session hallen laute „Mortal Terror, Mortal Terror“-Sprechchöre durch das Ambiente. Das Kasseler Thrash-Urgestein hat alles gegeben und sein maximalstes Ergebnis rausgeholt, einen besseren Anheizer hätten CARNIVORE A.D. nicht bekommen können!
CARNIVORE A. D.
CARNIVORE waren bei ihren wenigen Liveautritten sowie mit ihren Studioalben Carnivore (1985) und Retaliation (1987) heftig unterwegs, dies betraf auch deren zugehörige Bühnen-Show vor Publikum. Beide Alben vom Original waren und sind inhaltlich äußerst provokativ manche Themen sogar extrem Grenzwertig. Eine Protestcombo dieser Schiene deren Texte u. a. Religion, Rassismus obskure Sexpraktiken und Kriege in zynischer Form anprangern lockt ein ensprechend schräges Fanklientel in die Bude. CARNIVORE A. D. verwalten das Erbe der Vorgänger nicht wegen der krassen Bühnenshow, bleiben jedoch spielerisch dem gleichen Punk/Speed/Thrash Metal/Crossover-Stil treu.
Seit 2017 treten CARNIVORE A.D unter dem abgeänderten Namen auf. Ex SHEER TERROR-Frontmann/Bassist Baron Misuraca (heute bei DARKSIDE NYC), CRUMBSUCKERs Gitarrist Chuck Lenihan und Joe Cangliosi bilden ein Veteranenteam der New York Hardcore-Szene. Joe Cangliosi Ex-MASSACRE/ WHIPLASH der von 1994 – 1996 kurzweilig Drummer bei der Thrashinstitution KREATOR gewesen ist, bearbeitet seinen Becken- und Fellewald taktsicher. Baron „Thorn“ Musuraca kommt stimmlich an das melancholische Stimmmuster des großen Idols heran, dessen Gesicht ihm ebenfalls ähnlich sieht. In Sachen Statur hingegen gibt es eine größere Differenz; der optisch mit extrem Schwarzer Langhaarmähne bis über den Hintern und mittlerweile muskulösen Bodybuilder-Oberarmen ausgestattete Frontmann verfügt nicht über das Gardemaß von 2,03 m Größe eines Peter Steele (R.I.P!), beherrscht jedoch die dazugehörend heroische Gestik. Vielmehr wirkt der CARNIVORE A.D.-Sänger im Groben wie eine kleinere Glen Danzig-Ausgabe mit Haaren bis zum Hintern. Gitarrist Marc Piovanetti und Schlagzeuger Louie Beateux greifen dem Trio als verbliebene Original CARNIVORE-Bandmitglieder hilfreich unter die Arme.
CARNIVORE AD ziehen als Headlining-Act ein bunt gemischtes Publikum aus diversen Bereichen schräger Musik: Hardcore, Punk, Metal, Crossover, Dark-Wave und Gothic ins Ambiente, darunter spätestens bei CARNIVORE auch eine Handvoll zwielichtiger Leutchens, die man sonst überhaupt nicht sehen will, doch die verhalten sich bei der überwiegenden Masse sonst eher nicht ihrer politischen Ansicht entsprechender Fans ziemlich ruhig. Das Nachkürzel 'A. D.' im Bandnamen CARNIVORE bedeutet Anno Domini, lateinisch: im Jahre des Herrn. Der Gedenktribut-Set zu Ehren von Peter Steele (R.I.P.) den 2010 verstorbenen TYPE O' NEGATIVE/CARNIVORE-Frontmann sorgt für volles Haus in der Goldgrube. Mit über 200 Leuten ist die Kapazität der Kleinlocation komplett ausgefüllt, im dichten Gedränge gibt es kaum noch Platz geschweige denn Durchkommen. Die Leute stehen selbst auf den Treppenstufen für CARNIVORE A.D. eng aneinandergereiht Spallier, die Luft ist stickig.
Räudig oldschool im Crossover-Punk-Thrash-Format rumpeln Bass und Gitarre zusammen mit dem scheppernden Schlagzeug im simplen Drei-Akkorde Takt fußend auf bedrohlichem Unterton der unter erweitertem Bandnamen aktiven Legende. In der Goldgrube gibt es kaum noch Platz. Alles steht auf engem Raum nebeneinander. Ganz heftig tobt der Fanpulk inklusive wildem Headbanging bei provokant bis zum obersten Anschlag gestrickten Crossover/Thrash CARNIVORE-Mitbringseln der Schiene „Angry Neutortic Catholics“, „Carnivore“, „Predator“, „Jesus Hitler“ „Race War“ oder „World War III & IV“ werden von zahlreich in der zum späteren Abend proppevollen Goldgrube ausklinkenden Fankulisse mächtig abgefeiert.
Eine Frau im hübschen Schwarz-Gothicoutfit flippt völlig aus, gillert in geradezu penetrant auf den Zeiger gehender Hochtonlage wie ein Bandgroupie, springt im Dauertakt hoch, dass sie von hinter ihr stehenden Leuten genervte Blicke erntet – man kann's mit soviel Backstreetboysgetue inklusive Gejohle übertreiben. Bei erwachsenen Personen auf einem CARNIVORE A.D.-Konzert ist es fehl am Platz. Nichtsdestotrotz geht bei CARNIVORE A.D. In der brechend vollen Hütte durch die Bank mächtig die Post ab. Am Ende nach dem etwa 60 Minütigen Gastspiel des Headliners leert sich die Location schneller als erwartet, während eine spätere als Warm Up für's Party San gedachte After Show Party mit DJ D EVIL und Gewinnen (T-Shirts, Patches, Tonträger, Schlüsselanhänger usw.) lockt, im Gegenzug dafür müsste die Teilnehmerschaft bis 1:00 Uhr anwesend bleiben, was für am nächsten Tag arbeitendes Volk nicht machbar ist, weshalb sich das verfassende Individuum dieser Zeilen nach Mitternacht gegen 00:30 Uhr auf direkten Weg nach Hause begibt.
Mit dieser Setlist schlugen CARNIVORE A. D. in der Goldgrube Kassel auf:
1. Carnivore
2. Angry Neurotic Catholics
3 Predator
Gitarrensolo
4 Inner Conflict
5 Zero Tolerance
6. Jesus Hitler
7. God Is Dead
8. Male Supremacy (THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE-Cover)
9. Race War
10. Sex & Violence
11. World Wars III & IV
Gar nie wohr...? Ähem... Ja, doch!