EXHORDER - Kassel
Konzert vom 04.07.2023
Support: HARLOTT, RED STONE CHAPEL
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EXHORDER
HARLOTT
RED STONE CHAPEL
Präsentiert von 98 RECORDS ließ es ein interessantes 3er Package mächtig in der Goldgrube Kassel krachen. Pünktlich angekommen, werden draußen vor der Location zunächst noch einige Bekannte begrüßt und entspannte Dialogarithmetik gehalten, ehe die Pforten gegen 19:30 bzw. kurz danach öffnen und sich alle auf Stoner-, Heavy bzw. Thrash Metal schwörenden Fans dann umgehend zur Kasse begeben.
RED STONE CHAPEL
Zu bester Abendzeit gegen 20:00 Uhr ehe der Konzertabend mit noch ein wenig Verspätung beginnt, haben etwa 50 Leutchens den Weg in die Goldgrube gefunden um zu schauen, was da vor sich geht. Entsprechend schwer gestaltet sich die Aufgabe für die in Kassel keineswegs unbekannten (bereits im damaligen heute bedauerlicherweise nicht mehr existenten K 19 dort bei der MESMERIZED-CD-Release Party 2016 aufgetretenen Stoner-Metaller RED STONE CHAPEL gleich zum Autakt mit massiv groovendem Stoner-Metal in der Goldgrube zu bewegen.
Dem entsprechend fliegen die beiden ersten Songs ohne viel Wirkung durch den Raum. Der Name dieser mir noch vom Auftritt im K19 bekannten Stoner-Metal band ist bezeichnend. Anfangs liest der Sänger die Texte noch ab, kommt allerdings zunehmend besser ohne Draufschauen klar, womit der Gig sich zu einer interessanten Angelegenheit entwickelt. Nachdem die ersten zwei Songs noch etwas verhalten wirken als müsse man sich erst an die Location gewöhnen, kommt der zuvor noch etwas hüftsteife Stoner-Zug ab Track drei, „Stoned Around my neck“ schrittweise besser ins Rollen, während „Regicide“ von den Worten „Heavy Fuckin' Metal“ begleitet, abrupt das Tempo anziehend in eine extrem schnelle heftig an der Temposchraube drehende Speed/Thrashorgie übergeht. Ungewöhnlich für eine Stonerband, mit erfolgreichem Überraschungseffekt die Leute sind wachgeworden vereinzelte Mähnen am Wirbeln. „Paperking knallt heavy mit schwer vorwärts getriebenen Doomriffs, zum „Squid Limbo“ wird in grooviger Taktsequenz getanzt, ehe der Härtefaktor in traditionelle Stonergefilde wechselt. „Thieves in the Attic“ und „Genius Junction“ beenden knapp 40 Minuten mehr als passablen Stoner Metal.
HARLOTT
erhöhen den Zuschauerschnitt danach um einiges beim australischen Thrashvierer sind mittlerweile geschätzt 70 Anwesende im Saal und sind im Gegensatz dazu noch eine ganz andere Liga. Nach zwei EP's und bereits vier Studioalben im Zeitrahmen von 2011 bis 2020 sind HARLOTT hierzulande trotz alledem noch weitgehend unbekannt. Um ca. 60 Minuten vor EXHORDER mächtig anzuheizen bedarf es schon einer Combo, die ihr Thrash-Handwerk versteht. Das tun HARLOTT aus Melbourne allemal, deren Mischung aus early METALLICA, FORBIDDEN, HEATHEN, EXODUS und SLAYER bei Thrashgeschossen vom Kaliber „Bring On The War“ das anwesende Publikum fett mitreissend zum Headbangen bringt. HARLOTT blaßen zur Australischen Thrash-Attake! Die top aufeinander eingespielte Gitarrensektion Leigh Bartley/Andrew Hudson präsentiert sich hervorragend.
Frontmann/Gitarrist Andrew Hudson ist der treibende Motor bei HARLOTT, dessen Mimik Bände spricht. Drummer Glen Trayhern drischt kraftvoll auf Becken und Felle, dessen Gegenpart am Bass Tom Richards bangt neben dem Einsingen von Backing Vocals mit Sänger/Gitarrist Andrew Hudson um die Wette. Wie sehr den Australiern der Auftritt in Kassel gelingt, zeigt sich an den Ansagen wie auch der Dynamik mit der sie ihr Publikum in der Goldgrube gewinnen.
So zügig es begann, endet es nach ca. 50 Minuten wieder. Eine Setlist benötigen HARLOTT scheinbar wohl auch nicht, solange man sein eigenes Material kennt.
Kurz vor Ende der Stippvisite in Kassel kündigt Gitarrist/Frontmann den letzte Song „Means To The End“ mit den Worten an: „This is dedicated for the Mosh!“ Dieser Aufforderung kommt ein halbes Dutzend moshpitsüchtiger Metalheads binnen Sekunden, ohne Aufforderung nach, schnell bildet sich der entsprechend zugehörige Pit. Kräftiges Tanzen, körperliche Aktivität und im kleinen Kreis Rotieren um die Säule ist bei dem Stück Pflicht, hier geht kräftig die Luci ab!
Nach dem Gig ist so einiges los am HARLOTT-Merchstand. Die Band hat durch ihren konzentrierten Auftritt in der Goldgrube ein paar neue Fans hinzugewonnen...
EXHORDER
Um diesem coolen DreierPackage noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, kommen EXHORDER zum Schluß, womit sich die Publikumsanzahl auf geschätzt 90 steigert. Angeführt vom einzigen heute noch verbliebenen Bandurmitglied, dem schon seit Bandgründung 1985 in Reihen von EXHORDER stehenden Sänger Kyle Thomas, der seit 2020 auch die Gitarre bedient, sich in der Vergangenheit u. a. als Eric Wagner (R.I.P!) Ersatz in Reihen der Doomlunatics TROUBLE bewährte.Der bärtige Front-Hüne präsentiert sich mit seiner Abrisscrew aus Lousiana (nahe New Orleans , der „Heimatwiege des Jazz“) in gut ausbalanciert lockerer Verfassung.
Alle Ansagen stimmen, ebenso die mörderisch fette Livedarstellung, Gitarren kommen angetrieben vom wuchtige Schlagzeugbeat mörderisch druckvoll. Die seit 2017 aktive Rhythmussektion kann es spieltechnisch mit ihren Vorgängern aufnehmen. Jason Viebrooks bedient sicher den Bass. In Sasha Horn (u. a.) Ex-FORBIDDEN/Ex-NOVEMBER'S DOOM/Ex-HEATHEN-Schlagzeuger steht dem optisch mehr durch sein füllige Lockenmähne statt exzessiver Bühnenaktivität auffälligen Bassisten eine wahre 'Maschine' in Sachen Powerdrumming zur Seite. So heftig intensiv wie dieses Energiebündel schlagen allein Thrash-Drummer die Kelle, deren unbändige Wucht seine Vorderleute zu Höchstleistungen treibt, was heute bei EXHORDER in Kassel der Fall ist. Einfach klasse! Ausnahmslos heftig arschtretend feuert der Kerl pausenlos aus allen Rohren, was die Vorderleute dazu treibt, bis auf den letzten Gitarrenakkod wirklich alles zu geben, (als Hauptgitarrist fungiert der seit 2022 bei EXHORDER Liveauftritten aktive Waldemar Sorychta!) ergänzt sich prima mit Kyle Thomas, der neben dem Gesang die zweite Gitarre übernommen hat. Beide Gitarren rumpeln mit tonnenschwerer Urgewalt durch's Ambiente wie eine alles zerschreddernde Stahlwalze.
EXHORDER bilden zusammen mit PANTERA und MACHINE HEAD eine 90er Thrash-Achse, an der es kein Vorbei gibt. Letztere beiden mögen bekannter sein, doch wäre es nicht verwunderlich, wenn sie von ersteren beeinflusst wurden, der so typische Oldschool-Thrash kombiniert mit schweren Midtempo-Grooves beider Kapellen reflektiert sich teilweise auch ein ganzes Stück bei EXHORDER, (selbiges gilt für den im Stilraster von PANTERA/MACHINE HEAD liegenden Gesang), wenngleich diese stärker im Oldschool-Thrashsektor verwurzelt sind, was ihre beiden Früh-Kultreleases 'Slaughter in The Vatican'/'The Law' belegen. Das EXHORDER in der Tat die auf dem Groove-Thrash-Sektor nach ihnen erfolgreicheren PANTERA beeinflusst haben, ist vermehrt heraushörbar. Zunächst kommen drei Thrasher erwähnter zwei Kultscheiben, „Incontinence“ und „Slaughter in The Vatican“ gefolgt von „Death in Vain“, danach stehen zwei spezielle Stücke auf dem Plan. Als nächstes kommt der viel arbeitenden Menschen gewidmete Antiarbeitssong, der signalisiert - diese Zeit ist nicht fürs Arbeiten gedacht, sondern als Blaupause freien Handelns - der Moment gehört euch, - den Fans! Kyle Thomas betont zu „My Time“ extra im Besonderen, das der Song (zu finden auf dem dritten 2019 veröffentlichten EXHORDER-Longplayer 'Mourn The Southern Skies') von einem seiner Lieblingsautoren beeinflusst wurde: - Edgar Alan Poe! Sinngemäß geht das vom Fundus des Horror-Fantasyschriftstellers beeinflusste Stück - eine gnadenlos brutal alles wegschrotende Thrashabrissbirne brutal ins Eingemachte. Als weitere Besonderheit folgt 'Grip' als Tribut an der Groove-Thrash-Combo um Ex-SLAYER-Schlagzeugerlegende Dave Lombardo angedachte 'Grip', in deren Reihen auch EXHORDER-Bassist Jason Viebrooks von 1994 – 1997 am Bass aktiv war.
Kyle Thomas, dessen aggressives Organ von garstiger Wut erfüllt, röhrt, und seine Mannschaft sind in bester Verfassung, machen keine Gefangenen. Spätestens bei der zweiten Hälfte zum 1990 veröffentlichten 'Slaughter in the Vatican'-Kultrelease haben EXHORDER zu mächtig zündenden Thrashgranaten vom Kaliber „Legions Of Death“, „Homicide“, „Anal Lust“, „Exhorder“ und „Desecrator“ das gesamte Ambiente auf ihrer Seite und hinterher einen erfolgreichen Gig mehr im Tourtagebuch stehen. Das 90er-Groove Thrash längst nicht vergessen aktuell angesagter denn je ist, zeigt die derzeit extrem erfolgreiche PANTERA-Tour. Große Resonanz am EXHORDER-Merchstand wo die Fans nach dem Gig Schlange stehen, gibt das Bild passend wieder, wo sich die Fans mit Tonträgern, Patches und Shirts eindecken; so mancher füllt sogar eine schon lange Zeit bestehende Bestandslücke in seiner Sammlung. Ein Danke geht von meiner Warte wieder an Dirk & Diana und ihr fleißiges 98 RECORDS-Team für die Orga dieses prächtigen Events in kleiner Location, der eine coole Stonervorband, eine saustarke Thrashcombo aus Down Under und einen überhaupt keinen Zweifel an seinem Status aufkommen lassenden Headliner-Act zeigte.
Fazit: Gelungener Abend in der Goldgrube. Drei sehenswerte Bands in der Goldgrube vor kleiner Publikumszahl, die es umso mehr genoss!