IRON MAIDEN - Dortmund
Konzertbericht vom 25.07.2023
Support: THE RAVEN AGE
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IRON MAIDEN
Um rechtzeitig in der Westfalenhalle einzutreffen, verzichten wir aus organisatorisch zeitlichen Gründen auf den Support-Act, weshalb sich eine Nachlese darüber von selbst erübrigt, zumal Metalcore ganz und gar überhaupt nicht unser Ding ist. Dem Rechnung tragend kommen wir also gleich zur Sache. Ein IRON MAIDEN-Konzert ist immer etwas Besonderes. Für 2023 hatten sich Steve Harris & Co. überlegt 'Somewhere in Time'-Klassiker in den Live-Set einzubinden, dazu kommt ein größerer Anteil 'Senjutsu'-Material in Kombination zu gängigen Klassikerstandards. Würde dieser bunt gemischte (Song)-Cocktail funktionieren? Lassen wir uns überraschen...
Etwa einhundert m vor der Halle und weiter davor aus direkter Blickfeldsicht der kontrollierenden Security-Kräfte verkaufen Schwarzhändler Shirts zu Billigpreisen in minderwertiger Qualität vor der Halle. Zwar mas das Motiv auf den ersten Blick vielleicht gut aussehen, doch sei im Zweifel geraten, T-Shirts auch wenn es tiefen Griff in den Geldbeutel erfordert, lieber am offiziellen Bandmerch-Stand zu kaufen, statt sich unlegitimierte Billigware vom Schwarzhändler zu holen, die nicht allzu lange hält, deren Druck spätestens nach fünf Mal Waschen verblasst.
Nach dem UFO-Evergreen „Doktor, Doktor“ vom Band als Eröffnungskick geht es Punkt 21:00 Uhr mit „Caught Somewhere In Time“ zum Auftakt mächtig in die Vollen. - Licht & Sound sind Top! IRON MAIDEN-T-Shirt Preise (45 Euro für ein Shirt!) liegen erwartungsgemäß extrem hoch, - soviel sollten Fans mittlerweile wenn sie ein offizielles Shirt von der aktuell anlaufenden 'The Future Past'-Tour kaufen, durchaus registriert haben und sich nicht erst hinterher über diesen Punkt beschweren. Wer's kennt weiß Bescheid, wer nicht ist somit im Bilde. Die Getränkepreise (4,50 für den 0,5 l Becher) sind günstiger als auf der 'Legacy of the Beast '-Tour 2022. Kaltgetränke am Stand geholt und ab, - rein in die Halle!
Diverse anspruchsvoll hochwertige jeden Song passend umrahmende Bühnendekos unterschiedlichster Gestaltung runden ein kollossales Livebühnenspektakel ab, wobei es neben powerdynamisch über weite Strecken sogar intensiv episch wird; allein dadurch bekommt der Liveautritt gerade erst recht noch das ganz besondere Etwas. „Stranger in the Strange Land“ bringt das Ambiente zum Kochen, „The Writing On The Wall“ zaubert mit seinem urig-folkigen Hintergrund tonnenweise stimmungsvolles Flair in die Halle. Die folgenden zwei Senjutsu-Hymnenklopfer „Days Of Future Past“ mit catchy Ohrwurmrefrains sowie das zunächst etwas behäbigere sich im weiteren Verlauf steigernde „The Time Machine“ passen mit dystopischer Atmosphäre sehr gut ins Gesamtbild. IRON MAIDEN geben eine Weltklassevorstellung in der Westfalen-Halle, die einer solch unverzichtbaren Legende absolut würdig ist! Herrlich, wie charismatisch (Sir) ein stimmlich in Topform befindlicher Bruce Dickinson singt! Steve Harris brilliert mit unwiderstehlichen Bassläufen am Tieftöner einschließlich zugehöriger Posen dabei seinen Viersaiten-Bass nach allen Seiten drehend wie ein Gewehr im geistigen Sinne Salven ins Publikum feuernd (wie es MOTÖRHEAD-Lemmy früher tat), zusammen mit Drummer Nicko McBrain dessen taktgenau satter Punch präzise wie ein Schweizer Uhrwerk hämmert, den Rhythmus vorgibt. Auch die Sechssaiter-Fraktion bestehend aus Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers präsentiert sich als hervorragend aufeinander abgestimmt; konzentriert zu Werke gehend wird ein phantastisches Leadsolo und krachendes Riff nach dem nächsten zelebriert. Top-Niveau vom aller Feinsten, was die Maidens bieten. Motivation, Spaß und Freude am Tun, das ist allen sechs Musikern jederzeit anzumerken, ein wenig Posen gehört einschließlich ständigem Seitenwechseln dazu. Eindringliche Ansagen von Sir Bruce sitzen wortgemäß, wie dessen vorzüglicher Gesang. - Stark!
Die Stimmung in der gesamten Halle - Innenbereich wie auf den (Sitzplatz)Rängen ist super, - sie könnte kaum besser sein. Zwei aufgestellte Wellenbrecher trennen den ganz vorderen Bereich vom Mittleren und Hinteren sicherheitshalber ab. Bühnenleinwände auf der linken und rechten Seite sind für die im hinteren Bereich stehende Fans hilfreich, das gesamte Geschehen auf der Bühne mitzuverfolgen.„The Prisoner“ wird an dieser Stelle „Halloweed Be Thy Name“ vorgezogen, was sich als gelungener Schachzug erweist. Jeder Ton sowie noch so kleinste Silbe ist zum Genießen, schon das Sprechintro weckt Bock auf mehr: „We want information, information, information. Who are you? The new number two. Who is number one? You are number six. I am not a number, I am a free man! Wuhaaahaaahaaahaaah!“ Danach gibt der kraftvolle Schlagzeugpunch von Nicko McBrain Signal für die nächste Abfahrt, gefolgt von der Gitarre, damit bricht das Gitarreninferno über die Köpfe der Fans herein, die den schon zu lange nicht mehr im Set aufgetauchten Klassiker verdient abfeiern. Was habe ich gerade diesen zu meinen Alltime-Faves zählenden Klassiker bei IRON MAIDEN-Konzerten so schmerzhaft vermisst. - Klassikertausch gelungen!
Der gesamte Liveset wirkt einschließlich zugehöriger Ansagen wie aus einem Guss. Bruce Dickinsons emotional geführter Apell zu 'Death Of The Celts' bezieht sich nicht allein auf den historischen betreffs der Kelten bezogenen Hintergrund, sondern spannt den Bogen auch über spätere Vergangenheit bis in die Moderne will heißen gegenwärtig bestehend politische Situation des Russland-Ukraine-Konflikts.Soviel intensiv Gänsehaut verursachend mystischer Bombast entfaltet raumgreifend magische Wirkung, spätestens wenn Bruce Dickinson's Organ einsetzt, geht’s tief unter die Haut. Da knistert schon bei ersten Akustiktakten die Luft. Mitsingspielchen und La Ola-Wellen bringen das Publikum mächtig in Wallung. Ein bestens gelaunter Bruce Dickinson heizt das Publikum an und genießt den Rausch der jubelnden Menge. „Can I Play With Madness“ rockt direkt mit reichlich Energie „Heaven Can Wait“ ebenfalls - Gitarren haben deutlich die Oberhand über den Bombast, der danach vermehrtes Terrain gewinnt.
Auf das nächste Stück - ein Sahnehäubchen im Set - haben etliche Fans gewartet, es oft herbeigesehnt, endlich bekommt es seine Liveaufführung. Zum historischen Monumental-Opus „Alexander The Great“ sieht man gedanklich vor geistigem Auge aufmarschierende Legionen vorrücken, um das Imperium zu sichern. Großes XXXL-Breitbandkino basierend auf historischem Hintergrund. 'Fear Of The Dark' mit gedehnter Akkustikgitarre während Bruce Dickinson wie ein Gespenst in Robe gekleidet über die Bühne schleicht, wird wie so oft heftig von der Fanmasse abgefeiert, ehe „Iron Maiden“ speedlastiger Frische aus der Früh-80er-Ära geschuldet ist. Nach dem spannend galoppierend in schottisch-irische Ummantelung gehülltem Heroic-Hammer „Hell on Earth“ folgt ein alle Epik kompromisslos wegfegendes „The Trooper“ ehe „Wasted Years“ das Ambiente zum Durchdrehen bringt, um die zahlreiche Fangemeinde in die Nacht zu entlassen. Nach dem Set wirft Schlagzeuger Nicko McBrain mehr als ein halbes Dutzend Drumsticks in die johlende flugs ihre neuen Besitzer findende Menge, dann ist Schluß.
Als die Lichter angehen, der Monty Python-Klassiker „Always Look On The Bright Side Of Life“ die Sinne betüttelt, sieht ein restlos geflashtes FFM-ROCK Redaktier vom gewaltigen Eindruck dieser an Klasse nicht mehr zu überbietenden Vorstellung berauscht den bunten Spektralbilderhimmel voller Sterne gedanklich im Kopf revue passieren lassend, - und welche Band kann IRON MAIDEN ernsthaft das Wasser reichen (?) während Bühnemaskottchen Eddie sich bissig herausfordernden Blickes auf diverser Ebene mit unverhohlener Smile-like-a-Killer-Mimik einen grinst...
Abgesehen von den diesmal fehlenden Standards „The Number Of The Beast“, „Run To The Hills“ und „Aces High“ war es ein toller Auftritt, aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Rückblickend auf eine grandiose Vorstellung der englischen Heavy Metal-Legende sei gesagt: So fit, jederzeit sicher an ihren Instrumenten wie die gestandenen Veteranen Harris/Dickinson/Murray/Smith/Gers/McBrain müssen andere Bands ersteinmal sein und Bruce Dickinson's Gesang unübertroffen. Die Vergangenheit in die Gegenwart zu transportieren und für die Zukunft lebendig machen, das haben IRON MAIDEN in futuristisch-real beeindruckender Weise geschafft.
Hinterher meinen gar einige dummdreiste Lästerer herumzumaulen, während sich der Großteil aller Fans im Prinzip darüber einig ist. IRON MAIDEN? Exzellent! Als Grund für die Herummäkelei stellte sich folgender Kritikpunkt heraus: IRON MAIDEN hätten zu wenig Songs gespielt. Selten so gelacht, Hahaha! Um einmal für Klarstellung zu sorgen: Natürlich und ebenso nachvollziehbar. Erstens, handelte es sich um kein 'Wünsch Dir was'-Konzert. Wer so denkt, war komplett im falschen Film oder nicht auf dem Konzert, deshalb: Bullshitbingo (!), zweitens: bei dieser Tour lag der Fokus auf 'Somewhere In Time', - wie das farbenprächtige Tourplakat nur allzu deutlich signalisierte, - genau so empfanden die begeisterten Fans während eines unvergesslich zwischen historisch und futuristisch liegenden IRON MAIDEN-Konzertabends. Iron Maiden's gonna get you, no matter, how far. - UP, THE IRON'S! War das fein! Die 'The Future Past'-Tour zeigte, dass bei den Königen der Materie wie schon in der Vergangenheit auch in der Gegenwart und Zukunft stets mit Überraschungen zu rechnen ist, weil sich weder alles gleicht, noch ständig wiederholt, sondern massenhaft Kapazität für künstlerischen Freiraum vorhanden ist, den sich IRON MAIDEN mit enormer Fülle an älterem und jüngeren Klassikermaterial nehmend, alle Optionen für künftige Liveaktivitäten offen halten.
Dass mehrere Fans aus der Halle flogen, verwundert schon. Die Gründe hierfür gilt es zu passender Zeit in Erfahrung zu bringen. Waren einige zu aggressiv oder evtl. die Security überempfindlich? Die Antwort darauf kennt allein das Internet...
Fazit: IRON MAIDEN sind und bleiben die Besten! 1975 hat als Gründungsjahr der englischen Heavy Metal-Institutio festen Platz in den Annalen der Geschichte, wenngleich Steve Harris als einziges Bandmitglied aus der Ursprungsformation übrig ist. Auf's 2025 folgende 50. Bandjubiläum darf man sehr gespannt sein.
Mit dieser Setlist eroberten IRON MAIDEN die Dortmunder Westfalen-Halle 1:
1. Somewhere In Time
2. Stranger in a Strange Land
3. The Writing On The Wall
4. Days Of Future Past
5. The Time Machine
6. The Prisoner
7. The Death Of The Celts
8. Can I Play With Madness
9. Heaven Can Wait
10. Alexander The Great
11. Fear Of The Dark
12. Iron Maiden
13. Hell On Earth
14. The Trooper
15. Wasted Years
UP, The IRON's! - UP, The IRON'S, - UP, The IRON'S, - UP, The IRON'S!
Geschrieben von: Michael Toscher
Fotos: Melissa Hart