ROCK HARD FESTIVAL - Amphitheater Gelsenkirchen
Festival vom 21.5. bis 23.5.2010
Homepage:
www.rockhard.de
Rock Hard- Festival, Gelsenkirchen- Amphitheater, vom 21. – 23.5. 2010 mit Accept, Sabaton, Kreator, Virgin Steele, Raven, Bloodbath, Sonata Arctica usw.
Das wunderschöne Rund des Amphitheaters lockt auch diesmal wieder mindestensetwa 7500 Heavy-Metal Fans an den Rhein-Herne-Kanal. Geboten wird ein Programm, das es wie jedes Jahr wieder mächtig in sich hat. Das Festival gilt eigentlich als das streßfreieste und familiärste, da es auf einem überschaubaren und wunderschön in die Natur eingefaßten Gelände liegt. Bei unserer Ankunft fällt sogleich das sich künstlerisch über die Landschaft hinweg hebende, beinahe dunkelbraunrote Brückengeländer ins Auge, dessen künstlerisch gestalteter Bogen genau zum schönen Landschaftspanorama des Rhein-Herne-Kanals paßt. Auf dem Parkplatz erkennen wir bereits den kultigen schwarzen Judas Priest-Bus mit Kreuz auf dem Dach, der immer wieder ein echter Hingucker ist, der im Vorbeigehen gleich mal den Blick auf sich zieht. Bei Superwetter reist unser kampferprobtes Vierer Trüppchen an. Der Himmel klart kurz vor Gelsenkirchen richtig auf, die Sonne scheint, genau wie letztes Jahr haben wir schon rein wettermäßig betrachtet, das gewünschte Top- Wochenende "im Pott" erwischt! Schnell mal zur Bändchenausgabe, danach den Zeltplatz gesucht, Bierchen oder Cola gezischt und Zelte aufgebaut. Jetzt kann der Urlaub beginnen...!
Freitag, 21.Mai:
Katatonia
Den Auftakt des Festivalfreitags bilden Katatonia am Nachmittag für uns. Die Schweden bieten eine interessante Mischung aus Death, Doom und epischem Prog Metal, die mich das ein oder andere Mal dabei ertappt, das ich zwar körperlich anwesend, geistig jedoch irgendwo anders (ver)weile. Immerhin verliert sich nicht komplett der Bezug zur Bühne. Die Band spricht ein ziemlich breit gefächertes Publikum zwischen Düsterheimer, klassischem Heavy-Metal/Power Metal über Thrash/Deathmetallunatic bis zum eher Alternative und Led Zeppelin orientierten Porcupine-Tree-Jünger an. Der Wechsel zwischen heftigen Death/Black Anteilen, Prog und Atmosphärischen Zwischenspielen funktioniert was die Schweden während der ihnen zur Verfügung stehenden Spieldauer von einer dreiviertel Stunde hinreichend beweisen. Katatonia reißen zwar Headbang technisch nicht jeden von den Sitzen, können jedoch mit einer überaus soliden Darstellung inklusive passablem Stageacting überzeugen, was ihnen der hungrig abtanzende Fanpulk im vorderen Bühnenbereich durch Applaus, rhythmische Bewegung und neugieriges Staunen bei den sphärischen Anteilen, (die zwischendurch immer wieder für etwas Erholung sorgen), dankt. Netter Auftakt, der Appetit auf’s Festival wächst...
Sabaton
Nach den teils etwas sperrigen Katatonia kommt die gegenwärtig beste Power Metal Band ins Gelsenkirchener Rund. Sabaton legen zu früher Abendzeit fulminant los. Die Schweden versprühen Rockerflair und Spielfreude, spielen ein bunt gemischtes Programm heroischer Power Metal Hymnen , begleitet vom Keyboard. Was bei anderen Bands oft geradezu kitschig, überflüssig oder gar fehl am Platze wirkt, gehört bei Sabaton zum Programm dazu, wie die Butter auf’s Brot! Ohne das Keyboard würde diversen Sabaton- Songs das gewisse Etwas fehlen. The Art of War, Primo Victoria, Ghost Division, 40:1, Cliffs of Gallipoli, Metal Machine und der heroische Ohrwurm The Price of a Mile sprechen eine deutliche Sprache. Das ohnehin gelungene Stageacting animiert bei den ersten Takten zum dauerhaften Headbangen, Fäusteballen und Pommesgabelrecken. Der Blick auf die Menschenmasse hinter uns zeigt: Sabaton haben einen guten Tag erwischt und machen alles richtig. Die Begeisterung der Schweden überträgt sich komplett auf’s frenetisch mitgehende Publikum. "Sa-ba-ton, Sa-ba-ton!" skandierende Fan Reihen stehen wie ein siebter Mann hinter der Band. Sänger Joakim Brodén verfügt über ein kräftiges, gnadenlos durch Mark und Bein gehendes Organ und ist ein sympathischer Fronter, der wie die gesamte Band auf der Bühne alles gibt und über das entsprechend nötige Charisma verfügt, die Massen zu bewegen. Am Ende hinterlassen die sahnigen Schweden ein restlos begeistertes teils ausgepowertes Fan Klientel. Im Anschluß gleich mal einen Becher flüssiger Gerstensaftkaltschale reingefahren, ehe eine gewisse Death Metal- Allstarband zum Tanz bittet...! Das Heavy Metal-Paradies liegt in Schweden.
Bloodbath
Servieren derbste Todesbleirohkost mit blutigen Ohren und machen keine Gefangenen. Statt Progressive-Düster Death gibt’s diesmal geradlinig mit Schmackes direkt in Freßbrett und Magengrube hauenden Oldschool-Death Metal der alle Türen sprengt! Michael Ackerfeld am Mikro growlt, das es eine Freude ist. Das gute Dutzend Granaten ihrer Alben Ressurection through Carnage, Nightmares made Flesh und The Fathomless Mastery ins Rund blasend fegt der Wasa-Fünfer wie ein Donnersturm über die Köpfe der Fans im pickepackevollen Amphitheater hinweg! Stoff des Kalibers Bathe in Blood, Mass Strangulation ist über jede Negativkritik erhaben. Ähnlich der Durchschllagskraft solcher Gastspiele in jüngster Vergangenheit siehe Forbidden, Exodus, Vader und Bolt Thrower, zerlegt die schwedische Oldstar-Deathmetalcombo erwartungsgemäß das Amphitheater nach allen Regeln der Kunst. Der Circle Pit tobt, ein Meer zahlreich fliegender Matten wirbelt im Abendwind. Die einzige Deutschland- Show der Schwedischen Death Metal Allstartruppe findet im Gelsenkirchener Amphitheater statt. Der Death Metal knallt, das Bier schmeckt auch und die Stimmung ist spätestens jetzt auf ihrem Höhepunkt! Nach dem Bloodbath-Gig sind sich viele Besucher einig, d i e "Band des Tages" gesehen zu haben. Auch wenn mir einige Leute kopfschüttelnd widersprechen, die heute allein n u r wegen Bloodbath das Amphitheater besuchten: Dieses Prädikat muss sich die schwedische Allstarbesetzung heute zumindest mit einer weiteren hochkarätigen Combo teilen, die ebenfalls aus dem Drei-Kronen-Land kommt: Sabaton! Soviel steht nach dem Bild, das sich am ersten Festival- Tag herauskristallisiert, zu Buche.
The Devil’s Blood
Spalten die Geister. Viele meinen, die Holländer seien kein würdiger Headliner des ersten Festivaltages. Andere schwören Mark und Bein auf The Devil’s Blood, kurz T. D. B.! Da mein Rückenwirbel üble Migräne bereitet, verlasse ich das Rund nach knapp etwas mehr als einer halben Stunde und begebe mich zwecks Ruhe auf den Campingplatz. Das war jedoch nicht der Band geschuldet, sondern einfach nur der Tatsache, das in dem Fall eine Pause dringend nötig war. Zwar fallen diverse Beschreibungen über den Stil von T. D. B. eher ins Reich der Märchen, Mythen und Fantasy, doch eines ist sicher: Sie haben ihren eigenen Stil, der klar in den guten alten 70ern liegt, und oft an den Hard Rock, sowie seinen diversen Vorgängern aus dieser Zeit erinnert, was zusammen ein bunt zusammengewürfeltes Gemisch diverser Einflüsse alten Krautrocks, experimenteller Siebziger Bands und Vertretern des klassischen Hardrocks ergibt. Sicherlich ließe sich trefflich über den Status der Holländer im diesjährigen RockHard-Billing streiten, wie es in diversen Metalforen der Fall gewesen ist, doch ein solcher Hintergrund hat nichts mit einem fairen Bewertungskriterium gemein. Etwas Live sehen, sich eine Meinung bilden und dann zu bewerten lautet die korrekte Formel! Immerhin bleibt ein Teil der Fans im Rund und lauscht erfreut dem beherzten Auftritt der Band aus dem Windmühlen Land, die es heute wirklich schwer beim Publikum hat, da viele noch während des Auftritts, bereits nach etwa zwanzig Minuten müde lächelnd abwandern und das Rund verlassen. Die eingeschworenen Die-Hard-Fans der okkulten Psychedelic-Rocker, deren experimentell ausgerichtete Musik oft an Vorreiter Kapellen a la The Sensational Alex Harvey-Band, Van Der Graaf Generator, Iron Butterfly, Aphrodite’s Child, Epitaph und ähnliches Krautrockzeugs der End60er bis 70er Jahre erinnert, scheint’s nicht zu stören, womit das Festival gemütlich ausklingt. Extrem Feier wütige gehen anschließend noch ins Disco-Zelt, um die Stripshow zu genießen und sich die Ohren mit schwermetallischen Sounds frei zu blasen, machen den Camping Platz unsicher, schießen sich komplett die Lichter aus oder gehen auf den über unserer Camping Area liegenden Hügel, um dort mal richtig die Sau raus zulassen, wenn allerdings im Rausche übermäßigen Alkoholkonsums und Lautstärke Pegels morgens um 4 Uhr arg ins extrem politische ausartende Parolen auf deren Inhalt an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden muss, von dort oben aus gerufen werden, frage ich mich echt allen ernstes, was solche Leute auf dem RockHard-Festival suchen. Auf "Knallbonbons" dieser Art kann die Metal Comunity wirklich gern verzichten!
Samstag, 22. Mai:
Orden Ogan
Rechtzeitig zum Auftakt der Sauerländer Melodic Power Metaller Orden Ogan angekommen, nehmen wir im wunderschönen Rund des Amphitheaters unsere Plätze ein. In brütender Mittagshitze steigt die Lust auf’s Festival. Das Amphitheater ist für diese frühe Spielzeit schon überraschend gut gefüllt, fleißig im Takt gesungen und mit gebangt wird zur Darbietung des Ordens natürlich auch. Gewohnt Instrumenten sicher präsentiert sich die Band als fein harmonierende Crew auf der Bühne, die sich ihre treue Anhängerschaft durch harte Arbeit schwer verdient hat. Song Auswahl und Performance des ambitionierten Power Metal Fünfers lassen auch heute wieder keinen Wunsch offen. Mit We are Pirates wird sehr zur Freude der treuen Anhängerschaft als Zugabe die mehr als nur einmal verstärkt an Running Wild erinnernde Piraten Hymne als Trumpf As aus dem Ärmel gezogen. Danach latschen wir in die Stadt. Zwecks Vitaminmangel hol‘ ich mir dann gleich mal zur Krönung des Tages einen Granini! Damit kann der lange Samstag auf dem Rock Hard- Festival gern kommen.
Solange Granini und Nutella am Start sind, gibt’s trotz sengender Hitze keinerlei Bedenken.
Artillery
Nach Evile und Bulldozer (Opfer müssen gebracht werden!), bläst die Artillery aus Dänemark zum Großangriff im Amphitheater! Wem Größen aus dem Land der Wikinger wie der unnachahmliche King Diamond, die Pretty Maids oder D.A.M. ein Begriff sind, der kommt auch an den kultigen Dänen Speedstern Artillery nicht vorbei! Was Sodom, Kreator und Destruction für die deutsche Metal Szene bedeuten, sind Artillery für Dänemark. Ohne die Vorarbeit von Artillery wären Illdisposed und Hatesphere, deren Namen vielen Metalheads über die Grenzen Dänemarks bekannt wurden, nie über den Underground Status hinaus gekommen. Dem vom Start weg hoch motiviert zur Sache gehenden Quintett gelingt es im Handumdrehen, das Rock Hard- Fan Klientel zu überzeugen. Eine dreiviertel Stunde rotziger old school Thrash mit reichlich Ecken und Kanten ist genau das richtige zur Auflockerung des langen Festivalsamstags, um den Stimmungspegel schon am Nachmittag auf Touren zu bringen. Melodisch, direkt, mit herrlich ruppig- dreckiger statt zu glatt gebügelter Schlagseite ballert der Dänen Fünfer Geschosse wie Into the Universe oder Terror Squad ins Volk, das sogar Härtner/innen denen die Band bislang unbekannt ist, gewaltig die Ohren wegfliegen!
Raven
Auf die Namensgeber des Rock Hard- Festivals deren gleichnamiger Titelsong Europas bestem Heavy Metal-Magazin erst seinen Namen gab, hat die Fangemeinde des echten, ausnahmslos unverfälschten Heavy Metals klassischen NWOBHM- Schnittmusters lange warten müssen. Nun ist es soweit: Raven, das oft kopierte, nie erreichte Trio, von dessen Inspiration die wichtigsten Szene Größen des Kohlenpotts beeinflußt sind, (Sodom, Kreator, Rage, Doro etc.) gibt sich auf dem Rock Hard- Festival in Gelsenkirchen die Ehre. Ohne Raven hätte es wohl die Entwicklung des europäischen Speed/Thrashmetals in seiner heutigen Form nicht gegeben. Schade, das den "Raben" nur fünfundvierzig Minuten Spielzeit gewidmet sind, die reihenweise nostalgische Erinnerungen wecken und viel zu schnell vorbeigehen. Auf das englische Trio ist wie immer Verlass! Raven brennen ein kleines Feuerwerk ab.Take Control, Break the Chain, All for One..., aaaaaaaaaarrrrrrrrgggggghhhhhhhhh!!! Spätestens jetzt ist’s auch um den Schreiber dieser Zeilen geschehen, die Sicherungen Springen munter raus! Zwar bestehen vor der Bühne noch zeitweise vereinzelt Lücken, doch Raven legen vor bekennender Fan Fraktion einen begeisterten Gig auf die Bretter, der schwer zu überzeugen weiß, und mich anschließend ordentlich ins Schwitzen bringt. Das Trio überzeugt durch eine Begeisterung, die sich weder an Verkaufszahlen, noch Ruhmes Lorbeeren, geschweige denn irgendwelchen Trendhudeleien orientiert. Das ist der klare, reine Spirit unverfälschter Lebensfreude, Heavy Metal aus dem Bauch, für Herz, Hirn und Seele, mit unverwüstlicher Überzeugung, dessen Essenz vielen heutigen Metalbands häufig fehlt oder im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Genau darum, geht es im Heavy Metal und nicht um Verkaufszahlen, Chart Plätze, Trends und ähnliches Geheuchel! Schnarchnasen, die anderes behaupten, tragen diesen Spirit nicht mal ansatzweise in sich! Wie haben Saxon es in ihrem unverwüstlichen Heavy Metal-Klassiker Denim & Leather doch gleich so passend beschrieben? - Set the Spirit Free! Das haben Raven heute getan.
Exhorder
Slaughter in the Vatican und The Law sind zwei Thrash Alben, deren Inhalt innerhalb der Metal Szene ein gewaltiges Beben auslöste. Grund dafür war in erster Linie die Tatsache, dass die Bay Area- Szene keine neuen Impulse mehr setzte, weil die bereits immer stärker aufkommende Death Metal Welle zu Beginn der 90er dem mittlerweile Arg auf der Stelle tretenden Thrash fast im Eilzugtempo überholt, schnell den Rang abgelaufen und weit hinter sich gelassen hatte. Der Siegeszug des Death Metals rauschte gnadenlos am Thrash vorbei. Um so besser für die größtenteils uninspiriert vor sich hin dümpelnde Thrash Szene, das es immerhin (wenn auch nur wenige) Bands gab, denen es gelang, in die Death-Metal Phalanx einzubrechen und neue Impulse in einer (zumindest für den Thrash) im wahrsten Sinne des Wortes tot gesagten Zeit zu setzen. Obige Scheiben bedeuteten für die mittlerweile recht marode Thrash Szene einen mächtigen Befreiungsschlag. Die dahinter steckende Band hieß Exhorder, ein Reunion- Gig auf den sich nicht wenige freuen, wie das Bild eines ordentlich gefüllten Amphitheaters kurz nach 18:00 Uhr zeigt. Ohne viel Federlesens gehen die Amis zu Werke. Brutaler Oldschool- Thrash mit Ansage dröhnt durch’s Rund. Schnell bildet sich ein kleiner Moshpit und los geht’s! Exhorder wirken als hätten sie trotz über einem Jahrzehnt Pause nie auch nur für einen Moment Klampfen und Drums aus der Hand gelegt. Chaotisch, immens hektisch und erwartungsgemäß brachial donnert der Fünfer massenhaft Riff Salven ins Thrash begierige Volk, das die Wände wackeln! Zahlreich erfreute Reaktionen seitens des Rock Hard Publikums vor der Bühne und auf den Plätzen sprechen klar f ü r Exhorder. Während des Gigs habe ich den Eindruck, das die Amis trotz starker Vorstellung, zeitweise ein wenig zu leise abgemischt sind. Wie auch immer, mit dieser vorzeigbaren Visitenkarte haben die Amis heute bewiesen, das künftig wohl wieder mit ihnen zu rechnen sein wird!
Accept
Kreator und Accept, hmmm... das hatten wir schon einmal, ach ja, auf dem Wacken 2005!Die Plazierung war damals genau umgekehrt, Accept spielten nach Kreator, konnten allerdings nicht mehr so gut abräumen, da die vor ihnen spielenden Altenessener reichlich ausgepowerte Fans hinterließen. Ein Fakt, der auch dem Rock Hard- Team nicht verborgen geblieben ist. Diesmal dürfen die Solinger Edelstahlschmiede direkt vor den Thrashern aus Altenessen auf die Bühne. Ein vom Rock Hard- Team gut durchdachter Schachzug. Spätestens jetzt zur Top- Abendzeit platzt das Amphitheater fast aus allen Nähten! Accept sind back on Stage und liefern sämtlichen lange im Vorfeld in diversen Magazinen und Szeneforen fleißig kursierenden Spekulationen zum Thema Sängerwechsel unbeirrbar trotzend einen Traumgig, für den es keine Beschreibung gibt. Der heimliche Headliner des Festivals dessen bin ich mir während und nach dem Gig mit vielen Metalheads einig, heißt ganz ohne Widerspruch eindeutig: Accept!!! Überall Menschen, die den Solingern zujubeln, feiern, tanzen, bangen, grölen oder den Gig mit staunender Mine genießen. Accept sind wieder da! Die Band rockt ausnahmslos, was das Zeug hält! Zahlreiche Fans, die die Band bereits im Vorfeld abschrieben, glaubten, die Band sei tot und damit Geschichte ohne dem neuen Mann hinterm Mikro eine Chance zu geben, haben sich getäuscht was ein recht klägliches Anti- Bild loyaler Bandtreue vermittelt. Tot gesagte leben in der Regel länger! Accept schreiben heute ein neues, immens wichtiges Kapitel ihrer Geschichte, spätestens nach dem Gig steht fest, das künftig wieder stärker denn je mit ihnen zu rechen sein wird! Eine Kostprobe für den Anfang zum Reinschnuppern für zahlreiche Fans, die den Track bereits oder noch nicht kennen, macht der neue Mid Tempo Stampfer vom bald kommenden Album "The Abyss", bei dem Mike Tornillo sich warm singt und das Gitarrenduo Hoffmann/Frank gleich eine brillante Kostprobe seines Könnens abgibt! Beide Gitarristen zeigen in eindrucksvoller Weise, dass sie neben Matthias Jabs von den Scorps, Uli Jon Roth und Michael Schenker zu den besten deutschen Gitarristen auf dem klassischen Heavy Metal- Sektor hierzulande gehören, die sich international egal, wo sie hinkommen, überall sehen lassen können! Sie beherrschen das gesamte Griffbrett blind, posen wie in besten Zeiten und versprühen eine Spielfreude, die sich binnen kurzer Zeit recht schnell auf’s völlig entgeistert mitgehende Publikum auswirkt. Mark Tornillo, lediglich Insidern als ehemaliger TT-Quick-Sänger bekannt, ist der Schlüssel zum Ganzen. Der Mann klingt fast wie Udo, stellt sich nicht übermäßig in den Vordergrund, konzentriert sich auf das was er am besten kann und gewinnt die Herzen der ihm zujubelnden Massen im Flug! Mit ihm hinterm Mikro gewinnen Accept live so ziemlich jede Schlacht. Anschließend folgt eine Hammer Setlist zahlreicher Klassiker, die allen die Sprache verschlägt. Accept bringen eine Atmosphäre ins Rund, wie keine Band vor ihnen. Das sich darbietende Bild wirkt fast so als hätte in Gelsenkirchen alles nur auf dieses glanzvolle Comeback der Solinger Edelstahlschmiede gewartet! Teutonic Terror vom kommenden neuen Studioalbum fügt sich nahtlos in die bärenstarke Vorstellung ein, deren Traum Setlist zahlreiche Sahnehäubchen aus über dreißig Jahren Bandgeschichte enthält. Spätestens beim wuchtigen Breaker gehen auch bei mir komplett alle Gäule durch und es gibt überhaupt kein Halten mehr im Amphitheater! Accept... ja, das r o c k t, aber wie...!!! Die Mannschaft um Wolf Hoffman und Hermann Frank hinterläßt einen Bombeneindruck, das Publikum im proppevollen Amphietheater ist völlig aus dem Häuschen! Metal Heart, London Leatherboys, Princess of the Dawn, Restless and Wild, Son of a Bitch, Loosers and Winners, Love Child, Up to the Limit, Fast as a Shark, zum Schluß noch die von allen geforderte Überhymmne schlechthin, - Balls to the Wall - mehr kann und darf man einfach nicht verlangen! Accept hinterlassen ein ausgelassen in Feierstimmung befindliches, völlig abdrehendes Publikum, das diesen herrlichen Traumgig ähnlich wie 2005 noch lange in Erinnerung behalten wird!
Kreator
Nun heißt es noch einmal Kräfte zu sammeln, ehe Europas Thrash Institution Nr. 1, wer anders als Kreator (?) die Bühne betritt. Accept rock(t)en, Kreator thrashen! Mille & Co. machen von Beginn an klar, das sie hier, im "Ruhrpott" ein Heimspiel haben! Die Altenessener haben heute einen ober amtlich fetten Top- Sound, - kraftvoll und jederzeit l a u t! Kreator Fronter Mille präsentiert sich in guter Laune. Seine trockene Ansage, "das Amphitheater mal ein bisschen auseinanderzunehmen", ist an diesem Samstagabend im Gelsenkirchener Rund Programm! Sägende Gitarren, Hochgeschwindigkeitsattacken, satte Mid Tempo Grooves, schnelle Bassläufe und das mörderische Organ von Mille, Kreator verlangen den Fans heute alles bis auf die letzten Reserven ab. Drummer Jürgen "Ventor" Reil leistet wieder mal unglaubliches hinter der "Batterie", feuert aus allen Rohren, wo es nur geht! Der Mann ist ein Kraftwerk an Fellen und Becken. So präzise und taktgenau wie ein gut geöltes Schweizer Uhrwerk bearbeitet kein anderer Drummer auf dem Thrashsektor sein Schlagzeug. Mit Endless Pain, Pleasure to Kill... hat man einige Überraschungen parat, die hintereinander gespielt ordentlich Druck erzeugen und den Moshpit zum Rasen bringen! Phobia groovt an diesem Abend noch fetter als sonst, Extreme Aggressions setzt wieder sämtliche Energien frei, Violent Revolution, Enemy of God und Hordes of Chaos knallen unerbittlich. Kreator gehen kompromißlos in die Vollen, der Thrashvierer bläst unerbittlich alles weg, was bis dato auf der Bühne stand. Die Band spielt befreit auf und läßt es sich nicht nehmen, das Publikum aufzufordern, Reaktion zu zeigen. Coma of Souls darf im Reigen der Klassiker auch nicht fehlen. Im großen Moshpit geht’s richtig hart zur Sache, die Crowd tobt, zahlreiche Matten rotieren und Kreator spielen völlig entfesselt auf! When the Sun burns red läutet das Finale ein. Dann ist es an der Zeit, standesgemäß die Flag of Hate zu schwingen und anschließend den gewohnten "Rausschmeißer" Tormentor nachzulegen, ehe entgültig die Lichter über‘m Rhein-Herne-Kanal angehen. Damit endet wieder ein toller Samstagabend im schönen Gelsenkirchener Amphitheater, mit einem souveränen Headliner, über den man keine weiteren Worte mehr verlieren braucht, bis auf eines das mir schon seit geraumer Zeit negativ auffällt: Die Ansage "Ich will eure Arme oben sehen, ihr Penner!" kann sich Mille schenken, so etwas hat gerade ein Musiker von seiner Klasse echt nicht nötig und hinterläßt bei aller Liebe und dargebotenen Qualität von Europas bester Thrash Band zumindest einen leicht säuerlichen Nachgeschmack. Musiker wollen als Menschen behandelt werden, absolut richtig und nachvollziehbar; - Fans auch, denn Musiker leben von ihren Fans! Dies gilt es dabei zu bedenken. Dennoch: In derart bombiger Verfassung wie an diesem Abend habe ich Kreator schon lange nicht mehr gesehen! Die Altenessener Thrasher sind neben Accept verdienter Tagessieger. Völlig ausgelaugt begibt sich meine Truppe auf den Campingplatz. Ich gehe noch ein wenig feiern im Metal Zelt und falle gegen vier Uhr müde in den Schlaf. Lange bleibt’s jedoch nicht dabei, da gerade mal vier Stunden später Zeit zum Aufstehen ist.
Sonntag, 23. Mai 2010
Sacred Steel
Habe die Nacht kaum geschlafen, hänge am Sonntagmorgen irgendwie immer noch schwer in den Seilen, da ertönt der ultimative Weckruf meines Trupps: "Hey Toschi, komm‘ in die Pötte, Sacred Steel sind in einer halben Stunde dran!" Ok, ok. Also schon früh in brütender Mittagshitze das Rund betreten, um den Gig der süddeutschen True-Metaller Sacred Steel nicht zu verpassen. Gewohnt kraftvoll geht die Band zu Werke und bietet mal wieder das volle Programm. Statt den Weg zur Bühne zu finden oder mich in knallender Hitze hinzusetzen, ziehe ich in den ersten Minuten klar den Bierstand vor, dessen Dach wohligen Schatten spendet. Diverse Hymnen u. a. (Hammer of Destruction, Carnage Victory) knallen trotz siedender Hitzegrade ungemein kraftvoll, bringen die Fans zum Schwitzen. Im Schatten steht das Schaffen von Sacred Steel hingegen nicht. Sänger Gerrit nimmt sich mitten im Song sogar Zeit für ein kleines Sonnenbad, setzt sich unten ins steinerne Rund, läßt sich die Sonne auf seine spiegelglatte Kopfoberfläche scheinen, genießt sein Sonnenbad einschließlich Sympathien der Fans. Das ist Metal! Wie könnte man einen Tag schöner beginnen als mit einer deftigen Portion satten Oldschool-True/Power Metals? Wer auf Agent Steel, Omen, Helstar oder Nasty Savage steht, bekommt heute die gnadenlose Vollbedienung! Sacred Steel überzeugen auf ganzer Linie, ein zufriedenes Publikum hinterlassend. Toller Auftakt!
Crashdiet
Entgegen mancher Unkenrufe nehme ich am frühen Nachmittag mit einer Portion Crashdiet Vorlieb. Zusammen mit unseren Thüringer Zeltnachbarn betreten wir pünktlich das Rund. Entgegen des vielen dämlichen Gemosers mancher selbst ernannter Szenepäpste im Vorfeld, steht mit Crashdiet eine Band auf der Bühne, die den Rotzigen Teil des Glamrocks präsentiert und live absolut Bühnen kompatibel ist. Das, was wir da zu hören bekommen, gefällt uns auf Anhieb. Zwar kenne ich bislang keinen einzigen Song der Band, doch dieser Zustand soll sich nach diesem beherzten Auftritt der Sleazer gewaltig ändern! Crashdiet sind für mich d i e Überraschung des Festivals und ich bin froh, meinem Herzen gefolgt zu sein, das mir sagte: Geh‘ da hin!!! Die Einschätzung im Festival- Heft von wegen Mötley Crüe ist allerdings so fehl am Platze, wie der Eisbär in der Wüste. Crashdiet haben einen starken W.A.S.P.- Touch in ihrem Sound, gehen herrlich rotzig und dreckig zur Sache, selbst der Gesang ist meilenweit von Mötley Crüe entfernt. Titel wie "Rebel" oder "In the Raw" zeigen deutlich, w o die Wurzeln der Band liegen. Sänger Simon fällt mit seiner Punk Frisur schon rein optisch aus dem Rahmen; und genau das ist es, was den Metal ausmacht und ihm gegenwärtig nur allzu häufig fehlt: Schrille Typen, egal ob Männchen oder Weibchen, die etwas mitzuteilen haben und es richtig schön mit Karacho rüber bringen! Crashdiet-Fronter Simon bringt es erstklassig rüber, erinnert vielfach unweigerlich an WASP-Frontsau Blacky als auch nur im entferntesten an irgendeinen von Mötley Crüe, obwohl die Band als Referenz vorweisen kann, dass Mötley Crüe Gitarrist Mick Mars persönlich beim zweiten Studioalbum mit geholfen hat. Zwar ist der Platz vor der Bühne zur frühen Nachmittagszeit noch nicht so brechend voll, doch Crashdiet rocken direkt und kompromißlos, überzeugen mit herrlich fettem Rotzrock/Kickass-Faktor, knackigen Gitarren, knalligem Drumming und einer Optik, die bei den Jungs wie angegossen zur Musik passt; ein interessanter Farbtupfer des Festivals, den ich mir live gern immer wieder gebe! Crashdiet gehören zum besten, was der Sleaze-Rock derzeit zu bieten hat. Der Auftritt beim RockHard-Festival war voll berechtigt. Hoffentlich sieht man die bald wieder...
Orphaned Land
Ein exotisches Highlight ganz besonderer Art sind Orphaned Land aus Israel. Das sich die Band schon seit geraumer Zeit ihren festen Fankreis in Europa erspielt hat, wird an den Reaktionen des Rock Hard Publikums sehr deutlich. Aus meiner Sicht völlig zu recht! Orphaned Land betreten in weißen Roben die Bühne und bringen mit ihrer unbeschreiblich ausgefallenen Mischung klassischen Heavy Metals, Düster Metals, Progressive, Doom und einer Grund ehrlichen, sympathischen, jederzeit überzeugenden Ausstrahlung das Fanklientel zum Tanzen mit klatschen und vereinzelt sogar auch zum Headbangen. Ihre Botschaft kommt an. Das Völkerverständigung und Heavy Metal richtig gut funktionieren, zeigen Orphaned Land in gekonnter Weise. Mit den stark in die Songs eingebundenen moslemisch-orientalischen Einflüssen weckt der Fünfer die Neugier des ausgelassen tobenden und herum hüpfenden Fanblocks und bekommt aufgrund gekonnter Bühnenperformance verdientermaßen erfreute Resonanz vom Rock Hard- Publikum. Je länger Orphaned Land auf der Bühne sind, desto mehr spielen sie sich in die Herzen der Fans. Eine Band besonderer Art, wie man sie nur recht selten auf einem Festival zu sehen bekommt, um so mehr habe ich diesen Auftritt genossen.
Virgin Steele
Virgin Steele Auftritte sind eine Seltenheit in Europa. Wie lange hat man darauf warten müssen, endlich die US-Epic-Metal Legende Virgin Steele einmal live zu sehen? Wir schreiben den 23.Mai 2010. Virgin Steele auf dem Rock Hard- Festival im Amphitheater Gelsenkirchen. Der Rhein-Herne-Kanal bebt! Die Zeit ist gekommen, eine dreiviertelstunde klassischen US-Heavy Metal in Reinkultur zu erleben. Zeit, mit den Iron Eagles eine Live Party zu feiern! Crowdsurfen, Headbangen, Tanzen, Grölen, Luftgitarre spielen - gemeinsam mit den Iron Eagles wird während des Auftritts das komplette Programm gebracht! Virgin Steele gehören zu den fünf besten ihres Bereichs des klassischen US-Metals, das zeigt das US-Quartett heute mit Krachern Marke Noble Savage, Sinfony of Steel usw. . Crowdsurfer fliegen, Langhaarmähnen Wirbeln, Fans bangen, singen, feiern, tanzen und grölen. Zahlreiche Fäuste werden geballt und ehrfürchtig in die Luft gereckt! David de Fais und seine Crew genießen ihren Auftritt, bringen die Meute vor der Bühne zum toben und geben restlos alles. Leider geht der tolle Gig fast schon wieder viel zu schnell vorbei, - eine Stunde Virgin Steele hätt’s auch getan! Ich habe während des gesamten Zeit fast Freudentränen in den Augen... und wie sagte die schöne Metallerin mit Saxon-Kutte neben mir, deren Name mir leider abhanden kam... "Das wir das noch erleben dürfen!" Korrekt. Treffender kann man’s nicht beschreiben! Endlich einmal Virgin Steele, an der richtigen Stelle vor der Bühne, inmitten einer saucool rockenden Fangemeinde! Ein von Herzen kommendes D a n k e plus Hörnergabelgruß an die Iron Eagles für alle schönen Momente, die wir gemeinsam in der Menge geteilt haben! Nachdem Virgin Steele die Bühne verlassen haben, findet noch ein längeres Gespräch zwischen Matthias, (der ebenso begeistert vom Auftritt ist wie ich) und mir statt, ehe auch wir uns wieder trennen und zu unseren Gruppen zurückkehren.
Sonata Arctica
Können das Stimmungslevel nach der beliebten US-Prog/Power/Thrash Legende Nevermore nur bedingt aufrecht (er)halten. Dafür sind Warrel Dane und Co. derzeit mindestens eine Nummer zu hoch für die Finnen. Komischer weise bildet sich auch bei Sonata Arctica zunächst ein kleiner Moshpit. Verkehrte Welt. So richtig überzeugen können die Finnen heute allerdings nicht. Mit "Call for the Moon" und Don’t say a Word gibt’s zwischendurch zwar einige gute Sonata-Songs, die Song Auswahl weckt auch keine Begeisterungsstürme. Das Stageacting der Band fällt keineswegs so erfrischend spritzig wie gewohnt aus. Die Finnen bringen heute ein sehr durchwachsenes Programm mit diversen Höhen und Tiefen, spielen einfach ihren Stiefel runter und das war’s. Gewohnt sicher an den Instrumenten gibt’s in punkto handwerklicher Qualität der Musiker nichts zu bemäkeln. Irgendwie fehlt heute sprichwörtlich der letzte Kick bei den Finnen. Sonata Arctica können weitaus mehr. Nein, das war’s einfach nicht. Wenn ich soeben an das RockHard-Festival 2005 zurück denke als Sonata Arctica nach Ensiferum spielten, dem tollen Gig ihrer Landsleute sogar noch einen drauf setzend, bleibt ein ganz anderes Bild von den finnischen Powerproggies in Erinnerung. Wie auch immer, wirklich schlecht waren die Suomi-Mannen nun auch nicht und ich bin mir sicher, das Sonata Arctica nächstes Mal wieder eine dicke Schippe mehr draufpacken. Schade, dieses Jahr auf dem RockHard-Festival lediglich reiner Durchschnitt. Sonata können’s besser. Nach dem Sonata Arctica die Bühne verlassen haben, folgt eine längere Umbaupause als in den letzten Jahren. Kein Wunder, - ein komplettes Orchester auf der Bühne positionieren, ist kein Pappenstil. Mit der wie immer sehr beliebten Karaoke Jam und als Neuerung Mambo Kurt, der zahlreiche Metal Klassiker auf seiner Heimorgel verwursten darf, auftreten zu lassen, ist die lange Pause mehr als ausreichend überbrückt. Die Spannung auf den Headliner steigt.
RAGE & Lingua Mortis Orchester
Bilden den krönenden Abschluß eines gewohnt hoch interessanten Festivals. Allein der Anblick des Orchesters mit seinen Geigen, Cellos, Hörnern, Kontrabaß im Hintergrund vor dem Auftritt ist etwas ganz besonderes, das man so nicht oft erlebt. Rage spielen fast das gesamte Lingua Mortis Album am Stück. Gitarrist Victor Smolsky gehört zu den besten in Europa, was der Saitenkünstler auch diesmal in virtuoser Manier unter Beweis stellt. Der Mann beherrscht die sechs Saitige nahezu traumhaft perfekt in allen Variationen im Schlaf! Den Besuchern im Amphitheater wird ein atemberaubender Brückenschlag zwischen Heavy Metal und Klassik geboten, wie ihn nur echte Vollprofis vom Fach zu arrangieren in der Lage sind. Das der Rage- Auftritt beim Rock Hard- Festival zustande kam, ist einzig der Initiative von Rage- Gitarrist Victor Smolsky zu verdanken, dessen beherztes Engagement dieses Erlebnis ganz besonderer Art ermöglichte, wodurch zahlreiche Heavy Metal Fans an diesem Abend in den Genuß eines Leckerbissens wie man es nur selten geboten bekommt. Das Herner Trio bietet eine professionell- mitreißende, stellenweise extrem dramatische Show, die das gesamte Besucherpublikum des Rock Hard Festivals im großen Rund des wunderschönen Amphitheaters gnadenlos in ihren Bann zieht, wie der Beifall im fast schon überfüllten Amphitheater ausnahmslos bestätigt! Bei Rage ist die Stimmung des Rock Hard- Festivals auf dem Höhepunkt! Der feine Orchestersound gepaart mit vorsichtig eingesetzten E- Gitarren plus mystischer Atmosphäre im Kontrast zu den bestialisch krachenden Gitarren Attacken und der Wucht des Schlagzeugs sorgt bei Songs des Kalibers "From The Cradle To The Grave" zeitweise für wahre Gänsehaut. Manchmal läßt es sich nicht vermeiden, das die Instrumente des Orchesters ein wenig untergehen, was allerdings nur selten vorkommt. Klasse, das sich alle drei Musiker häufig bewußt an den Bühnenrand begeben, um dem Orchester mehr Raum für dessen Entfaltung zu verleihen, wodurch alle Instrumente möglichst gleichberechtigt zur Geltung kommen, was einen wunderschönen Hörgenuss garantiert, wodurch sich das Volumen des feinen Orchester Sounds nach allen Seiten in Richtung des schönen Amphitheaters verteilt. Die Tatsache, das man vor einem schwarzen Nachthimmel spielt, fügt dem Auftritt neben dem hervorragenden Klangerlebnis noch eine ungemein majestätische Note hinzu. Ohne Banner im Hintergrund liegt der Blick auf Kanal, Fluß und dahinter liegender Landschaft wunderschön frei. Stilvoller kann der Abschluß eines Festivals nicht sein! Rage und das Lingua Mortis Ochester sind absolut hörens- und sehenswert! Gut wird auch das den erst kürzlich verstorbenen Heavy Metal Legenden Peter Steele und Ronnie James Dio gewidmete Lied "Suite Lingua Mortis" vom Publikum angenommen Das Amphitheater hat sich einmal mehr als Festival Location erlesenster Klasse bewährt.Als Zugabe kommt das beste Stück das die Herner jemals produzierten, zu Ehren: Higher than the Sky ist eine Heavy Metal- Hymne par Excellence, jener Alltime Smasher, den das Trio bei allem Respekt vor dessen musikalischer Klasse, wohl niemals wieder toppen kann! Bei der Rage- Superhymne wackelt das Rund entsprechend gehörig, fast ein jeder Fan singt den Chrous mit. Ein phantastisches Bild, das wahre Gänsehaut auslöst, ehe Rage unter lang anhaltend verdienten Beifallsstürmen und Zugabe Rufen einen meisterlichen Auftritt gemeinsam mit dem nicht minder hervorragenden Lingua Mortis Orchcester beenden. Super! Der krönende Abschluß des Rock Hard- Festivals und in aller Form würdige Headliner des Sonntags! Besser als Rage dürfte es wohl kaum einer Band gelingen, Klassik und Heavy Metal miteinander zu verbinden. Ok, die Scorpions, Metallica, Kiss und so einige andere sind entsprechend noch zu erwähnen. Sie alle zogen dann später nach. Fakt bleibt: Die ersten, die mutig das Experiment gewagt haben und verdienten Erfolg damit hatten, waren RAGE, daran gibt es nichts zu rütteln. Unglaublich, was das Herner Trio auch heute wieder geleistet hat!Als besonderes Extra für alle, die sich an den Rage Auftritt beim RockHard-Festival 2010 gern zurückerinnern oder um besseren Eindruck vom Auftritt der Band zu erhalten, folgt zum Abschluß dieses Berichts für alle Rage-Fans noch einmal die aufgeführte Setlist:
Intro
IntroTurn The Page
From The Cradle To The Grave
French Bourreé
Suite Lingua Mortis
Lingua Mortis Medley
Bourreé
Empty Hollow
Alive But Dead
Higher Than The Sky
Nachwort:
Leider fanden sich oben auf dem Hügel hinter dem Zaun auch einige seltsame Leute ein, die meinen politisch extrem gefärbte Parolen herab grölen zu müssen, was bei aller Liebe zum Festival einen traurigen Nachgeschmack hinterläßt. Bedanken will ich mich im Namen meiner gesamten Truppe, sprich Thomas, Chrissy und Thomas und mir bei unseren sehr entgegenkommenden Thüringer Zeltnachbarn sowie den einige Zeit nach uns angekommenen Uwe und Jens: Mit euch rocken und feiern wir auch nächstes Mal gern wieder die Party des Jahres! Henry, den wir auf der Brücke treffen, der uns bestens gelaunt durch die Stadt führt, mag keinen Granini, erzählt uns fröhlich die Geschichte einer 8Kilo-Katze, die immer wieder auftaucht und verschwindet, wenn ihr danach ist. Heute leidet sie manchmal unter Gewichtsproblemen, laut dem Erzähler wiegt die geheimnisvolle Katze mittlerweile nur noch 6 Kg. Geistergeschichten im Pott? Aber ja, nächstes Jahr mehr davon! Märchenstunde auf dem Rock Hard- Festival? Klar, da gäbe es so einiges zu erzählen. Nächstes Mal setz‘ ich mich in die Mitte des Kreises und erzähle Geschichten. Yeah! Das wird lustig und spannend. Metaldisco, und Chill out, sowie Karaoke-Jam sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Die Location in Form des Amphitheaters einschließlich des wunderschönen, die Anlage komplett umgebenden Landschaftspanoramas, war wie immer ein Lichtblick. Ein dickes Lob an die Veranstalter für die Toilettenhäuschen, dieses Jahr hatten die Veranstalter auch eine sehr gute Neuerung parat: Das Desinfektionsmittel im praktischen Schaumspender. Klasse, weil äußerst unproblematisch, nicht so schmierig und aufdringlich die Nase wegätzend wie das Flüssigzeug im Spender und obendrein auch noch sehr hygienisch. Diese Lösung sollte auf jeden Fall für’s nächste Festival anno 2011 beibehalten werden. Die Händlermeile mit vielen interessanten Ständen, die teilweise sogar der Metalbörse selbst noch den Rang abliefen, bot ebenfalls für jeden etwas und dazu eine wirklich umfangreiche Artikelauswahl.Ebenfalls positiv die Metalbörse mit Erstattung des Einkaufspreises, wenn auch etwasweniger umfangreich wie gewohnt und der aus meiner Sicht unverzichtbare American Diners-Stand, dessen XXL Chickenburger, Hamburger, Cheeseburger´etc., wohltuend mundeten und den benötigten Nahrungsmittelbedarf locker abdeckten. Ein Gruß nocheinmal an das freundliche Personal und den oberhammermäßig coolen Chef, der auch zu dieser frühen Stunde immer noch einen lockeren Spruch auf Lager hat. Deshalb gilt auch nächstes Jahr: Kaffee und Burger-Zeit im Zustand Festival bedingter Verstrahlung ab
5:30 Uhr! Was sich bei manchem in purem Besoffen sein äußert, ist bei mir häufig zu großer Übermüdung geschuldet. Ein großes Danke wie immer ans ausrichtende Rock Hard- Team für dieses einmal im Jahr stattfindende, wirklich geniale Festival, das mir seit dem ersten Besuch ganz besonders ans Herz gewachsen ist, sowie das eingesetzte Security- Personal, für einen gelungenen Event, der zumindest dieses Jahr auch einige Schattenseiten hatte. Das neuerdings so gut wie kaum benutzte Campingstühle in größerer Anzahl im Müll entsorgt werden, statt sie wieder mit auf den Heimweg zu nehmen, ist ebenfalls ein Rätsel. Dennoch bin auch ich nächstes Jahr bei meinem Lieblingsfestival wieder am Start, wenn es heißt: DER POTT ROCKT!!! Das Highlight waren für mich eindeutig Accept, Kreator, Virgin Steele, Sabaton und Rage mit Lingua Mortis Orchester, gefolgt von Raven und Bloodbath. Gute Auftritte legten Crashdiet (die Überraschung des Festivals!) Exhorder, Sacred Steel, Artillery und Orden Ogan hin. Für den exotischen Touch sorgten Katatonia und Orphaned Land. Eine aus musikalischer Sicht recht herbe Enttäuschung auf dem RockHard-Festival gab’s auch...überraschend loosten diesmal Sonata Arctica! Die Finnen sind weit hinter den Erwartungen zurück geblieben. Die Band kann sonst wesentlich mehr.
The Devil’s Blood waren soweit okay, sprich durchaus akzeptabel, konnten aber dem ihnen angehefteten Headliner-Status zumindest live kaum auch nur annähernd gerecht werden.
Für nächstes Jahr würde ich mir wünschen, die True/Power Metaller Wizard, ersatzweise deren Genrekollegen Metalforce (ex. Majesty), Alestorm, Tyr, Swashbuckle, Candlemass oder seltene NWOBHM-Bands wie Samson, Diamond Head, Tank etc., und als Headliner meine Lieblingsband Motörhead einmal sogar im Gelsenkirchener Amphitheater sehen. Inwieweit sich das alles realisieren läßt steht in den Sternen. Fakt ist, es wird sicher wieder ein hoch interessantes Billing, also harren wir der Dinge und lassen uns mal überraschen, was im kommenden Jahr zu Pfingsten im Gelsenkirchener Amphitheater aufgefahren wird! Hoffentlich ein ähnlich gutes, abwechslungsreiches und interessantes Metal Billing, wovon auszugehen ist, schließlich hat das Rock Hard- Team schon immer Geschmack bewiesen!