JAG PANZER - Aschaffenburg

08 jagpanzer aschaffenburg 03Konzert vom 01.08.2023

Support: ELVENPATH

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JAG PANZER
ELVENPATH

In den Achtzigern gab es eine ganze Reihe sehr fähiger US-Metalbands, die allesamt hinter den Fronten von Hair Metal und Thrash untergingen. Heute eher Liebhabern noch ein Begriff, haben sie dafür ein treues und hingebungsvolles Publikum. Die Truppe um Mark Briody und Harry Conklin ist so ein Fall, die mit ihrem ersten Album „Ample Destruction“ wie eine Bombe in die Szene platzte, aber lange nicht nachlegen konnte. Trotz der On-Off-Mentalität der letzten fünfzehn Jahre gelten JAG PANZER weiter als Kult, und wenn sie schon mal zwecks Festivals in Europa sind schauen sie gerne in den Clubs vorbei. Mit dem neuen „The Hallowed“ im Gepäck machten sie auch Station im Aschaffenburger Colos-Saal, wo die Truppe von ELVENPATH supportet wurden.

ELVENPATH
Bislang waren mir die Frankfurter nicht bewusst ein Begriff, die als lokale Vorband ran durften, was auch daran gelegen haben könnte, dass es zu viele ähnliche Bandnamen gibt. Aufgrund dessen hatte ich sie eher in der Feen – und Sagenwelt des Power Metal verortet, was nicht ganz passte. Zum Hauptact des Abends da passten sie, denn der schneidende Gitarrensound war genau der Stoff aus dem Headbangerträume sind. Rau, kantig, sehr traditionsbehaftet mir ordentlich Druck dahinter schoben die sechs Saiten bereist den an JUDAS PRIEST gemahnten Opener „Battlefield Of Heaven“ an.

Und so wie er auf ihren Seiten Gas gab, so gab der Fünfer auch auf den Brettern so ziemlich alles. Allen voran Gründungsmitglied und Gitarrist Till Oberboßel, der auf der linken Flanke wie abgerissen umher sprang. Das Energiebündel war permanent unterwegs und renkte sich schier das Genick aus und übernahm auch einen Teil der Ansagen. So wechselte er oft die Seiten mit seinem langjährigen Weggefährten Christian Flindt am Langholz, der seine blonde Mähne ähnlich viel schüttelte.
Am zweiten Sechssaiter gab Christina Schleicher ein klein wenig konzentrierteres Bild, was auch daran lag, dass nach ein paar Monaten an Bord noch nicht alles so sicher saß wie bei den alten Hasen. Mit ihrem Background, der auch in Blues, Jazz und Prog reicht lieferte sie bei den Soli interessante Nuancen, wobei diese ständig zwischen ihr und dem guten Till wechselten. Sogar an einige Doppelleads wagten sich das Axtgespann, die unter Anbetracht der kurzen Zeit erstaunlich gut saßen.

Dragutin Kremenovic bewiese gute Frontmann-Qualitäten und war um große Gesten nicht verlegen, gerne ballte er die Faust an seinen kräftigen Armen. Power hatte der Mann auch in der Stimme, die zwischen klassischen Metalshouts und ein paar Höhenausflügen immer gut saß. So suchte er viel die Nähe zum Publikum, schüttelte viele Hände und nahm den Zuspruch wohlwollend entgegen. Bis auf den Einstiegstrack und „Metal Strikes At Midnight“ bestand das Programm aus Nummern des neuen Werkes „Faith Through Fire“.
Das Titelstück oder „The Smoke That Thunders“ gingen geradlinig nach vorne, während „The Famine Years“ ein paar progressive Nuancen offenbarte. Was die enorme Power, die von Erhan Eric Söney an den Kesseln vorangetrieben wurde, kein bisschen minderte. Das war einfach authentisches Metalfeeling mit ordentlicher spielerischer Klasse. Doch es war vor allem das Engagement in den vierzig Minuten, das ihnen den Applaus bescherte, die Spielfreude musste einfach überspringen.

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JAG PANZER
Stand die Vorband leider die ganze Zeit etwas im Dunkel, so offenbarte der Colos-Saal, dass er doch einiges an Licht zu bieten hatte. Zu Beginn schien es ein starkes violettes Licht zu geben, doch später stellte sich heraus, dass der Haarschopf des Tyrant tatsächlich nach einem Tönungsunfall die Farbe hatte, was der Meister mit Humor nahm. Dafür zeigte er sich stimmlich trotz leicht angeschlagener Verfassung in herausragender Form. Seine Stimmfärbung suchte wie immer seinesgleichen und die Power hat in all den Jahren wenig gelitten.
Dazu entpuppte sich der Mann als guter Entertainer mit Hang zur Theatralik. Ein paar Mal schnürte er sich das Mikrokabel um den Hals, deutete seine Strangulierung an und beim großen Hit von sowohl „Chain Of Command“ als auch „The Fourth Judgement“ kam er mit Sturmhaube auf die Bühne. Jede gesungene Zeile wurde mit der entsprechenden großen Geste versehen, welche die Stimmung untermalten. Und einmal nutzte er eine der Redaktion Bekannte Frau in den vorderen Reihen, um so etwas wie ein Ritual zu exerzieren.

Insgesamt kam die Formation auf der Bühne aber etwas weniger energisch rüber als der Supportact, was wohl auch am Alter gelegen haben dürfte, und dass man sich aufgrund der Spielzeit Körner sparen musste. Speziell Mark Briody wirkte nicht ganz auf dem Damm, aber Promofotos zeigten ihn schon deutlich schlanker als früher, hoffentlich ist da nichts im Argen. Den Großteil des Gitarrenshowdowns überließ er seinem neuen Kollegen Ken Rondate, der wie schon auf Platte eine sehr gute Figur machte.
Bei den Leads stets an vorderster Front ließ er die Finger wild über sein Griffbrett sausen, nahm aber auch öfter das Tempo raus. Flink arbeite er auch bei anbringen des Tremolo-Hakens, was bei einem Songbeginn fast beiläufig geschah. Die hohe Haltung seines SG-Modells erinnerte eher an Progger wie Steve Howe, denn die klassische Metalaxt, aber sein Spiel war auch passend filigran. Dabei schielte er stets auf sein Instrument, was trotz der Nähe etwas Publikumskontakt kostete, an seinen Poserqualitäten muss der Sechssaiter noch arbeiten.

Auch wenn Briody sich nicht so in Szene setzte und verhalten wirkte, so machte es ihm doch viel Spaß nahe bei den Zuschauern zu sein, die aufpassen mussten nicht an sein Arbeitsgerät zu bangen. Selbiges galt für Aric Avida, der wie seit ein paar Jahren John Tetley auf der Bühne an den vier Saiten vertritt. An der Rampe den Bass gerne in Richtung der Zuschauer gerichtet, stolzierte er die ganze Zeit auf der Bühne herum und machte den weiterhin schneidenden Metalsound noch dicker. Sein Rhythmuspartner dahinter zeigte in mittlerweile Rübezahl-Optik eine Klasse, die ich bei ihm so nie auf dem Schirm hatte. Wenn er überhaupt mal den Takt länger hielt, dann brach er sehr geschickt aus. Ansonsten bearbeitete er sein Kit unentwegt, seine Sticks verdienten Kilometergeld, wobei er die wuchtigen Arrangements toll akzentuierte.

Die beiden Gitarristen stimmten auch gut in die Chöre ein, wobei einige Male vor lauter Energie die Einsätze nicht ganz passten. Den weit größeren Chor stellte aber das Publikum, die vieles mitskandierten und bei einigen Refrains die Band übertönten. Besonders beim Titeltrack des lange verschollenen 87er Longplayers, als Harry „Tyrant“ Conklin auf den Boxen stehend den Mikroständer über dessen Köpfe hielt und alles aus voller Kehle mitsang. Ja, so geht Enthusiasmus unter Metalfans, das ist die pure Identifikation mit dieser Musik. Schon bei den ersten Tönen des Openers des aktuellen Werkes wurde die Köpfe geschüttelt, und Matten wenn noch vorhanden. Die Fäuste waren oft in der Luft, die Reihen standen dichter als man es beim Einlass vermuten konnte, welche die Musiker beherzt anfeuerten.

Von jenem Album gab es den Großteil des Materials, was generell in Ordnung ist angesichts dessen Stärken. Weit ausholen tun die Fünf da stilistisch nicht, weswegen es später etwas gleichförmig wirkte. Hier hätte man ein oder zwei Tracks weg lassen können zugunsten des sagenumwobenen Debüts, von dem es lediglich drei Kostproben gab. Meckern konnte man über die Setlist dennoch nicht, in den neunzig Minuten waren alle Hits der Power Metal-Hochphase am Start, auch die letzten Alben blieben nicht komplett außen vor. Zwar gab es nach der Vollbedienung keine Zugabe, was verschmerzbar war, die Legende hatte alles gegeben, die vielen Kutten im Publikum hielten die Fahne des Heavy Metal hoch, danach wurde noch jeder Autogramm – und Fotowunsch gerne erfüllt.

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Setlist JAG PANZER:
Bound As One
Prey
Far Beyond All Fears
The Mission
Shadow Thief
Symphony Of Terror
Chain Of Command
Dark Descent
Generally Hostile
Stronger Than You Know
Take To The Sky
Licensed To Kill
Edge Of A Knife
Born Of The Flame
Tyranny
Onward We Toil
Black
Iron Eagle


Fotos von Melisa Hart