ECLIPSE & H.E.A.T - Frankfurt/M.

09 heat frankfurt 03Konzert vom 03.09.2023

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H.E.A.T
ECLIPSE

Man sagt ja Schweden verhielt sich in der Grungewelle analog zum bekannten gallischen Dorf beim Einmarsch der Römer. In der Tat hielten die Fans aus dem Land der Elche die Fahne des melodischen Hard Rock stets hoch, der im Norden eine große Tradition hat. Und da es gemeinsam noch schöner ist und entspannter zu reisen haben sich zwei der wichtigsten Protagonisten der jüngeren Geschichte zusammen getan, um dieses Genre zu zelebrieren. H.E.A.T gehören seit etwa 15 Jahren zu den heißesten Eisen im Feuer und auch ECLIPSE wurden in den letzten Jahren immer stärker. So begaben sich die beiden auf Double-Headliner-Tour, auf der FFM-ROCK im Frankfurter „Bett“ vor Ort war.

H.E.A.T
Richtig was los war in dem kleinen Venue am Rande der Stadt, so dass der Start sich um eine viertel Stunde verzögerte, weil noch nicht alle Besucher der ausverkaufen Veranstaltung drin waren. So kamen einige gerade so zum Beginn von H.E.A.T in die Halle, die mit der metallischsten Nummer des letzten Longplayers oder vielleicht ihrer ganzen Karriere einen fulminanten Einstand hatten. Wobei „Force Majeure“ nicht so prominent im Set war wie noch bei den Gigs im Frühjahr. Dafür orientierte man sich mehr an der Frühphase der Band, wenngleich der ESC-Hit „100 Miles“ fehlte. So erinnerte man sich wieder verstärkter an „Adress The Nation“, während das beste Album „Tearing Down The Walls“ nur einmal vertreten war, das etwas misslungene „Into The Great Unknown“ blieb komplett außen vor.

Doch erst einmal wurde Titel neueren Datums zum Besten gegeben, beim folgenden Groover machte sich Bassist Jimmy Jay auch klanglich mit dicken Tönen bemerkbar. Daneben war er an alle Ecken der Bühne zu finden, die in dem Raum hinein ragt. Immer mit breitem Stand, die Blicke der ersten Reihe suchend war er einer der wichtigsten Protagonisten auf den Brettern, dessen Stageacting mitriss. Aus dem fast kindlichen Charakter früherer Tage ist ein gestandener Rocker geworden.
Zum Leidwesen der Damenwelt war sein Rhythmuspartner Crash bei der Tournee nicht an Bord, und das auch noch weil er Vaterfreuden entgegen sieht. Der gute Morten machte seine Sache aber sehr gut und brachte die knalligen Breaks gewinnbringend an, welche die Stück so wunderbar vorantreiben. Für die kurze Einarbeitungszeit hatte er ein enorm präzises Timing. Zudem durfte er noch ein kurzes Solo darbieten, bei dem das Tempo anziehen durfte.

An den sechs Saiten legte Dave Dalone wie immer eine tolle Performance hin, tauschte ständig die Positionen mit dem Viersaiter. Doch auch sein Instrument selbst hing nie still an ihm herunter, ständig wirbelte er es hin und her, ging dabei teilweise mit der Dynamik der Riffs mit. Das volle Rampenlicht war ihm bei seinen Soli sicher, bei denen er sich vorne in der Mitte in alle Posen warf. Was nicht nur den Verfasser dieser Zeilen wundert, wie sein Hut die ganze Zeit auf seinem Kopf blieb, oder ist der mittlerweile angewachsen.
Das offen stehende Hemd legte das Brusthaar offen, auch optisch ging man herrlich in den Eighties auf. Dabei war er stets sicher an seinem Instrument, wenngleich unter dem immensen Enthusiasmus ein bisschen die Tightness litt. Galt auch für den Mann an den Tasten, der in Sachen Bühnenshow nicht hinten anstehen wollte und sich hinter seinen Yamaha-Synthesizern auf dem Alugestell wird gebärdete. Dabei ließ Jona Tee ein paar mehr erdige Orgeltöne als auf Konserve vom Stapel und legte bei den Solospots ebenso einen drauf.

Sah man den Jungs den Spaß richtig an, so spürte man beim Frontmann in jeder Faser. Schon mit dem ersten Schritt auf die Rampe war er voll präsent und vollkommen „on fire“. Seine Leidenschaft nahm gelegentlich gefährliche Züge an, wenn er da vorne auf den Boxen stand und auf Tuchfühlung mit der Anhängerschaft ging. Vom Absturz war er oft nur knapp entfernt, wobei ihn die ersten Reihen bestimmt aufgefangen hätten. Nicht nur diese hatte Kenny Leckremo im Griff, sondern direkt den ganzen Saal. So wie er da oben sprangen viele im Publikum auf und ab, und folgten gerne seinen Aufforderungen zum Singalong. Wobei die Zuschauer angesichts mehrerer Backingstimmen in der Band im lauten Sound fast etwas untergingen, was der Stimmung keinen Abbruch tat.

Fraglich warum der Sänger jedes Mal die Lederjacke trägt, er wäre auch ohne nach drei Songs völlig durchgeschwitzt. Wobei das klatschnasse Shirt seine Muskeln gut betonte, die kamen die Damen der Schöpfung doch noch auf ihre Kosten. Ob die Hosen nun so eng sein mussten lasse ich ebenso dahin gestellt, doch auch das gehört zum authentischen Outfit dazu. Neben seiner körperlichen Verausgabung über achtzig Minuten gab der Mann auch stimmlich alles, machte bei der Ballade an der Klampfe eine gute Figur. Klar überdrehte er einige Male, doch wer will ihn bremsen? Sicher nicht seine Fans, die den gesunden Querschnitt über die Karriere nach allen Regeln der Kunst abfeierten. In der Form hat es im Anschluss jede Band schwer.

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Setlist H.E.A.T:
Demon Eyes
Rock Your Body
Hollywood
Downtown
One By One
Keep On Dreaming
Come Clean
Breaking The Silence
Who Will Stop The Rain
Point Of No Return
Beg Beg Beg
-Drumsolo-
Back To The Rhythm
Living On The Run
Dangerous Ground

ECLIPSE
Ihre Landsleute machten sich das Leben selbst schwer, indem sie geschlagene 45 Minuten für den Umbau brauchten. Das durfte in der Zeit, in der die beiden Kapellen musikalisch zuhause sind lediglich Blackie Lawless. Immerhin ging der Showcase länger als dessen, und ging ähnlich der des Co-Headliners über die Linie. Dass das neue Material nicht ganz so vertraut ist, spürte man ein wenig obwohl das heutzutage kaum eine Rolle spielen dürfte bei den Verbreitungsmöglichkeiten. Etwas erwachsen klang das, und nicht nur wegen der Halbakustischen von Erik Mårtensson war da ein dezenter Rockabillyeinschlag in den beiden ersten Nummern. Oder täuschte das nur wegen der Frisur des Sängers, wobei zu bedenken ist, dass BRYAN ADAMS zuletzt ähnliche Wege ging.

Nach „The Hardest Part Is Losing You“ und „Got It!“ bot ihr Melodifestivalen-Beitrag „Runaways deutlich mehr Kernkompetenzen. Da waren die knalligen Breaks und raumgreifenden Melodien, mehrstimmig vorgetragen, welche Fans des Genres so sehr lieben. Der gute Erik hatte sein Spielgerät beiseitegelegt und hantierte stattdessen lieber mit dem Mikroständer, der er auch mal lässig über die Schulter baumeln ließ. Dabei konnte er das Erbe seiner nach ABBA wohl berühmtesten Landsleute nicht leugnen, die Bewegungen waren authentisch nachempfunden. Gut, für das Drehen bot die kleine Bühne keinen Platz, die war allen Musikern an dem Abend zu klein, und statt weiß war das Teil rot lackiert.

ECLIPSE hatten nicht den Energielevel, ließen es gediegener angehen, musizierten dafür versierter, nicht so überzogen. Allerdings benötigte es schon viele Aufforderungen des Sängers bis die Zuschauer ähnlich laute Reaktionen kundtaten. Bassist Victor Crusner hüpfte die ganze Zeit fröhlich umher, ohne den Biss der Vorband an den Tag zu legen und durfte bei „High Road“ erstmals die Leadvocals übernehmen. Stimmlich nicht so überzeugend wie Mårtensson, doch durchaus charmant, wobei der Frontmann vor allem in Balladen wie „Hurt“ zu Hochform auflief.
Für die meisten Schauwerte sorgte Drummer Philip Crusner, der die Sticks immer schön über sein beleuchtetes Kit fliegen ließ und dabei noch seine Matte schwenkte. In seinem Solo gab es noch klassische Unterstützung vom Band, einen Trick, den er sich bei den Großen abgeschaut hat. Allerdings konnte ich mich des Eindrucks erwehren, dass das ein oder andere eingespielt wurde. Etwa bei keltisch angehauchten Nummern wie „Masquerade“ oder dem schön weiten „Anthem“. Die kamen auf der Bühne auch erfrischend direkter rüber als in den geschliffenen Studioversionen.

Gitarrist Magnus Henriksson schob auf der rechten Seite eher die ruhige Kugel, solierte aber fein mit dezent bluesigen Anleihen, welche die erdigere Livevariante unterstrich. Scheint Mode zu sein, der Mann von heute trägt wieder Hut, mit seiner lässigen Attitüde glich er laut unserer Fotografin einer „Mischung aus Torsten Sträter und Kid Rock“. Um launige Ansagen war der Frontbarde auch nicht verlegen, wenn wir bei Vergleichen sind hatte er bei „Children Of The Night“ recht, das wie ein Hybrid aus ABBA und BLACK SABBATH klang. Nachdem der älteste Track „Battlegrounds“ akustisch aufgeboten wurde, gab der Vierer mit „Never Look Back“ und „Viva La Victoria“ am Ende noch einmal Gas, ohne die ganz große Begeisterung wie H.E.A.T zu evozieren.

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