HEADBANGERS OPEN AIR 2023



Festival vom 27. - 29.07.2023
Bands: VICIOUS RUMORS, SACRED REICH, RIOT V, JAG PANZER, TYTAN, LADY BEAST, WHEEL etc.

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HEADBANGERS OPEN AIR

H.O.A.-Donnerstag, 27.07.2023

SAVAGED
Gegen 19:00 Uhr kommen wir am Festivalgelände an und bekommen noch die letzten drei Stücke der spanischen Heavy/Speed Metaller SAVAGED zu Ohren. Das Quartett aus Barcelona, das 2021 eine EP namens 'Knights Of Metal' herausgebracht hat, überzeugt durch gutes Stageacting und eine dynamische Mischung aus Heavy- und Speedmetal. Sie ernten zurecht einigen Applaus von der Menge von der vor der Bühne versammelten Meute. Ein vielversprechender Newcomer, den es im Auge zu behalten gilt. 
(MH)

nach dem Vorprogramm, dass mit der Katalanischen Combo SAVAGED hervorragend ausklang, was kräftiger Applaus und ein am Ende mächtig aufdrehendes “Running For Your Love (Tonite) belegen, steht der Headbangers-Donnerstag klarerweise im Zeichen der Thrash-Fans. Dreimal hinter einander gibt’s voll auf die Mütze Schredder-Metal, den Auftakt hierzu machen:

TRAITOR



durch zahlreiche Auftritte hat sich der Balinger-Thrashvierer TRAITOR bereits einen sicheren Namen gemacht.  Auch wenn der SODOM-Anteil bei den Balingern immer noch markant heraussticht, liefern sie eine knallige Session, die keinen TRAITOR und Thrashfan wirklich enttäuscht. Dafür sorgen Schädelspalter wie "Thrash Command" und "Knee Deep In The Dead" für mächtig Furore auf dem Platz. Ein Blitzkrieg Bop-Cover von den RAMONES in Thrash n' Roll-Geschwindigkeit inklusive singendem Drummer Andreas Mozer lässt den starken Gig der Balinger mit nocheinmal heftig steil abgehendem Pit, auf dem Headbangers ausklingen. Tolles Ding!

HOLY MOSES



kamen als Ersatz für die kanadische Melodicmetalmaschine STRIKER. Sabina und ihre Jungs freuen sich tierisch wieder beim Headbangers dabei zu sein, sie dankt Tomas Tegelhütter und seinem bewährten Team während des Gigs dafür, dass er das Headbangers schon so lange erfolgreich am Laufen hält. Die HOLY MOSES-Frontfrau präsentiert sich in bester Laune. Ok, das WHAM-Intro törnt zunächst ein wenig ab, danach machen HOLY MOSES ernst.

Thrashgranaten vom Kaliber “Finished With The Dogs”oder ziehen den größten Publikumsanteil des Tages. Mit “Too Drunk, To Fuck” verabschieden sich HOLY MOSES von ihren Fans und lassen den Set, ein halbes Dutzend Frauen zur Verstärkung auf die Bretter kommen lassend, um den Thrashabriss würdevoll ausklingen zu lassen. SACRED REICH werden sich anstrengen müssen, um dagegen zu bestehen.

SACRED REICH
Setzen den zentnerfetten Schlußpunkt in der Nacht des ersten Festivaltages allem voran ein gut aufgelegter ziemlich gesprächiger Phil Rindt, der mit umgeschnalltem Bass lockere und kritische Ansagen macht. Zum Auftakt gibt’s in gewohnter Weise den Albumtitelkracher „The American Way“, der das Gerechtigkeitsprinzip der Vereinigten Staaten gewaltig in Frage stellt, “Manifest” legt druckvoll nach. “One Nation” handelt vom alten Traum trotz vieler Bevölkerungsschichten wie in ziemlich weit zurück liegender Vergangenheit als es die Urbevölkerung von Amerika, die Indianer noch gab, eine Nation zu sein, statt sich gegenseitig zu bekriegen!



Phil Rindt ist ein uriger Kauz auf der Bühne. Der sympathisch ehrliche SACRED REICH-Frontmann gehört zu jenen, die etwas zu sagen haben und nimmt dabei gewohntermaßen gesellschaftskritisch und massive Kritik an Politik übend, kein Blatt vor den Mund. Verbrechen an der Gesellschaft (Crimes against Humanity) werden in gewohnter Weise humorvoll sarkastisch und mit ernstem Unterton kommentiert von Phil Rindt kritisiert.



Gitarrist Wiley Arnett kommt kommt zunehmend besser in Fahrt, der Axeman bildet zusammen mit dem 26jährigen, nicht mal halb so jungen zweiten Gitarristen Joey Radziwill eine druckvolle Gitarreneinheit, wobei Wiley gern ausufernd solierend gern mal zum Bühnenrand kommt, je länger die Livesession dauert. Das Publikum feiert die Band trotz starker HOLY MOSES-Vorstellung zu Recht ab, Schade, dass die Gitarristen selten nebeinander zusammen posen, dies mal nur so am Rande. „Who's To Blame“ wie so häufig ein Hymnenhighlight, kommt knack fett in zügigem Tempo rüber, halbballadesk epische Melancholie und mächtig auf’s Gaspedal tretende Geschwindigkeitattacken halten sich gekonnt im Wechsel die Waage. Ebenso gekonnt lässt “Ignorance” alte Zeiten aufleben, “Salvation” und “Love Hate” fügen sich effektiv in den Set ein. Im granatenstarken Schlußdrittel werden im Anschluß nach „Killing Machine“ noch die beiden Raketen „Death Squad“ und „Surf Nicaragua“ gezündet, womit SACRED REICH ihre mächtige Bühnenpräsenz einmal mehr gekonntermaßen unter Beweis stellten.
MT

H.O.A.-Freitag, 28.07.2023
Biestige Frauen, Rebellion alter Power Metal-Helden und Bastardsöhne

VULTURE
lassen es heftig mit ungehobeltem Speed/Thrash ausnahmslos krachen. Die Nordrhein Westfälischen Speed/Thrashmaniacs feuern ein keine Gefangenen machendes Brett ins Publikum. Da gehen neben jüngeren auch ältere im Original early Venom-Black Metal-Shirt und verwaschenen MANOWAR-Backpatch auf der Kutte gekleidete Oldschooler von dieser Dampfhammerperformance bei den Hörnern gepackt und regelrecht von den Beinen gerissen, steil!

Killer wie “Clashing Iron”, “Gorgon”, “Vendetta”, “Electric Ecstasy”, “Malician Souls” oder Star Crossed City” lassen kein Auge trocken. Was kann die Stimmung am Schluß besser zum Höhepunkt steigern als der EXODUS-Thrash-Nackenbrecher “A lesson in Violence?” Die Lektion in Sachen Lärm haben VULTURE dem H.O.A. in aller Heftigkeit erteilt und werden verdient kräftig abgefeiert. - Thrash, Kill, Burn!

LADY BEAST
Eigentlich dürfte es nach diesem Abriss ruhiger werden, umso mehr erstaunt die arschtight klassischen Heavy, Power und Speedmetal vereinende Performance der US-Combo LADY BEAST, die in Sängerin Deborah Levine eine Entertainerin hat, die sich nicht nur wie eine Furie auf der Bühne gebärdet, sondern das Publikum vom Start weg dauerhaft mit aberwitzigen Posen einschließlich zugehöriger Mimik und Gestik pushend mitreisst. Bassistin Amy Bianco bangt mit ihrer walligen Lockenmähne zusammen mit Sängerin Deborah Levine um die Wette, - was für eine geballte Ladung fett zelebrierter Lady Power! Für den ersten Liveautritt nach - wenn mich nicht alles täuscht - gefühlt knapp anderthalb Dekaden ist dieser Hammer-Liveauftritt mehr als beachtlich!  Auch die Herren im Team lassen ihre Äxte röhren und kreischen, was ihre Saiten hergeben, während Schlagzeuger Adam Ramage auf Becken und Felle haut, dass es nur so scheppert! Die aus Pittsburg (Pennsylvania) kommenden seit 2009 bestehenden vier Studioalben aufweisenden Amis wirken estens aufeinander eingespielt und versetzen den Platz in einen wahren Headbanger(s) Rausch! Was auch immer gespielt wird, setzt bis zum Ende gewaltig Adrenalinschübe im begeistert mitgehenden und zeitweise mächtig staunenden Publikum frei! Das ist Heavy/Power Metal mit Attitüde, direkt von der Basis, der gewaltig Zug nach vorne besitzt. - Geil! 

Nach diesem strammen Gig bestürmen die Headbangers-Fans den MerchStand, wo dichtes Gedränge herrscht. Der Merchstand vermeldet: Alle auf LP undCD gepressten Tonträger sind ausverkauft. Einseitig bedruckte T-Shirts und Patches sind noch vorhanden. Da heißt es sich schnell einen Patch für die Kutte sichern. Gesagt getan, ehe mich der Durst anschließend wieder direkt an die Theke zieht.

KATE’S ACID
geben ihrerseits eine Demonstration waschechtem Speedmetals alter Schule. Bei KATE’S ACID steht die Undergroundfraktion unter den Metalfans Spallier, um der Band sicheres Geleit gebend, einen weiteren starken Gig zu veredeln. ACID gehören zu den diensältesten belgischen Heavy Metalbands, wurden 1980 gegründet. Waren sie schon auf dem Keep It True eine extrem starke Live-Bühnenmacht, bestätigt sich dieser Fakt auf dem Headbangers erneut. Kate's Kommunikation mit den Fans einschließlich sympathisch ehrlicher Ansagen ist erste Sahne. Die Gitarrenfraktion Reus/Stieglitz brilliert mit quirligem Stageacting. Eine von Angang bis Ende begeistert mitgehend Köpfe schüttelnd und Faust reckende Fankulisse spricht Bände!



Zu “Acid”, “Maniac”, “Big Ben”, der Midtempohymne “Hell On Wheels”, auch das DIO-Cover “Stand Up and Shout” überzeugt auf ganzer Linie, zum abschließenden Rausschmeißer “Max Overload” gehen ebenfalls zahlreich Fäuste in die Luft, ecstatisches Headbangen inklusive. Bandleaderin Kate hat als charismatische Frontsängerin viel Spaß mit ihrer Truppe, der sich unmittelbar direkt auf die Fans überträgt, die gerne mal ganze Strophen mitsingen. Zugaberufe und ein begeistert zu allen Songs mitgehendes Publikum sind verdienter Lohn für eine abermals gekonnte Darbietung. - Hammergeil! 
(MT)
So reflektierte Melissa den Gig:
Nun hat eie Stunde geschlagen für belgischen Speed Metal. 1980 gegründet waren ACID aus Westflandern eine der ersten Metalbands mit Sängerin am Microphon. Da Kate aus der 2019 reformierten Band gedrängt wurde, tritt sie zusammen mit verjüngter Mannschaft unter dem Banner KATE'S ACID auf. Es fällt auf, dass sich auf der linken Seite vor der Bühne diesmal besonders viele Frauen versammelt haben, daruntre auch Deborah Levine von der zuvor aufgetretenen Band LADY BEAST. Die Bandhymne "Acid" und "Maniac" setzen den Startschuss, auch "Not time" und "Bottoms Up" erweisen sich als Stimmungsgranaten. Die Saitenhexer Gilles Reus und Andreas Stieglitz überzeugen durch Spielfreude, während Meisterin Kate bei bester Stimme ist und das Publikum souverän dirigiert. "Black Car" und "Max Overload" schließen einen bockstarken Gig ab, bei dem die Zeit wie im Flug vergeht.
(MH)

VICIOUS RUMORS
Erneutes Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel bei VICIOUS RUMORS, auf der Bühne der US-Power Metal Institution steht der krankheitsbedingt auf dem Headbangers fehlende Ronnie Munroe hinterm Mikro. Geplant sind eine Kombination der beiden frühen Alben ‘Soldiers of The Night’(1985) und dem ultimativen VICIOUS RUMORS-Klassiker ‘Digital Dictator’ (1988). Andere Bands würden wegen der vertrackten Situation eines (krankheitsbedingt) verzichtend fehlenden Sängers wohl den Gig komplett canceln, - VICIOUS RUMORS nicht!



Dem ehemaligen und erneuten Sänger Brian Allen bleiben lediglich  1 knapper Tag Vorbereitungszeit sich das Songmaterial draufzuschaffen, der sich zwecks gesanglicher Verstärkung zusammen mit VICIOUS RUMORS-Bandkopf Gitarrist Geoff Thorpe und Schlagzeuger Larry Howe den Gesang teilt und dabei starken Eindruck hinterlässt! Nach der Hauptvorstellung, die mit “The Crest”, “Six Stepsisters”, “Soldiers of the Night” oder “Minute To Kill” zahlreiche Highlights offenbart, schließen sich das bestehende Headbangers-Motto ”Let The Garden Burn” und einem durchschlags kräftig rebellisch-trotzigen “Don’t Wait For Me” im kraftvollen Zugabeteil. Bei letzterem Stück kommt der u. a. Bei LIZZY BORDEN aktive Seitenhexer Ira Black auf die Bühne. Fetter Auftritt der Amis, der zeigte, aus welchem Holz VICIOUS RUMORS geschnitzt sind, - dass sie selbst bei Pleiten, Pech, Unstimmigkeiten und Pannen gar nicht erst klein beigeben sondern in aller Form kompromisslos ihr Ding durchziehen.



Wenn so häufig von der sogenannten ‘stählernen Härte’ die Rede ist muss vor soviel eisernem Durchhaltevermögen respektvoll der Hut gezogen werden. - Danke, VICIOUS RUMORS! Ihr habt auf dem H.O.A. einmal mehr gezeigt, weshalb euch so viele Soldaten der Nacht jederzeit treu ergeben sind!

PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS
Zahlreiche MOTÖRHEAD-Shirts auf dem Platz lassen deutlich erkennen, wem die Ehre als letzte das Festival am Samstag headlinende Band gehört: Ex-MOTÖRHEAD-Gitarrist PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS! Wegen längerem Soundcheck mit Verspätung antretend, kommen der Ex-MOTÖRHEAD-Gitarrist und seine Bastard-Söhne auf die Bretter. Die Ankündigung MOTÖRHEAD-Songs zu spielen stößt auf gewaltigen Jubel im Publikum. Nach “Byte My Tongue” werden nur noch MOTÖRHEAD-Songs ausgeschenkt. Jetzt gibt’s vom Start Weg knüppelharten durchweg lauten Rock n’ Roll, bis die Schwarte kracht! Soundmässig fett eingespielt geht’s gleich voll ins Eingemachte.



“Iron Fist” eignet sich als optimaler Einstieg um das Publikum gleich von 0 auf 100 gewaltig in Bewegung zu bringen, dem ein fetziges “Damage Case” folgt. Die Gitarren röhren derb, der Schlagzeugsound hat soviel Wucht, dass es einen umhaut. Wow! “God Save The Queen” knallt richtig fett, “Dark Days” zeigt, dass auch düstere Songs langsamen Kalibers enorm raumgreifende Wirkung entfalten, sofern sie druckvoll, melancholisch und spannend gespielt sind. Zum MOTÖRHEAD-Evergreen “Killed By Death” tobt der gesamte Platz, selbst das überraschend an Lemmy’s HAWKWIND-Zeiten erinnernde Cover “Silver Machine” sorgt für erstaunte Gesichter, überraschende fast hippiesk relaxte Stimmung, hohe Erwartungen auf den zu erwartend packenden Endspurt weckend.

PHIL CAMPBELL und seine Bastardsöhne hinterlassen während des Pits und im großen Schlußfinale mit Ace Of Spades, Goin' To Brazil' und „Ace Of Spades“ am Ende nur noch Staub und Asche. Auch wenn's nicht zu 100 % MOTÖRHEAD war, fühlte es sich über weite Strecken so an... Lemmy wäre sicher stolz auf seinen ehmaligen Gitarrenfilius gewesen. Flying Down to Rio... Goin' To Brazil! Yeah! Mit der Setlist wirbelten PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS verpassten dem Publikum einen kräftigen Tritt in den Hintern wirbelnden mächtig Staub in Brande Hörnerkirchen auf, einschließlich gewaltigem Pit wie ihn das Headbangers nicht allzu oft gesehen hat. Bite My Tongue
• Iron Fist
• Damage Case
• Schizophrenia
• Born to Raise Hell
• High Rule
• God Save the Queen (Sex Pistols Cover)
• Dark Days
• Killed By Death
• Silver Machine (Hawkwind Cover)
• Going to Brazil
Ace Of Spades
Bomber
Overkill

H.O.A.-Samstag, 29.07.2023
Titanen und Heilige Mütter sorgen für gewaltig Aufruhr!

TYTAN
holen den letztes Jahr angekündigten, wegen Flugverspätung entfallenen Headbangers-Livegig gebührend amtlich in aller Form nach, ich bin erneut restlos begeistert von der Performance der sympathischen Engländer. Majestätische Choralgesänge bei denen sich Gänsehaut breit macht, erzeugen intensives Kribbeln.“Money For Love” groovt beschwingt mit nachdenklichem Unterton, “Blind Men and Fools” wird kräftig von der Die-Hard NWOBHM-Fanschaar abgefeiert, kommt völlig unerwartet erst in der Mitte vom Set, ein locker groovendes “Women on the Frontline” hüllt den Platz dank Tasten-Klangvirtuose Andy Thompson hinter den Keyboards in bezaubernd entspanntes AOR-Feeling, “The Ballad of Edward Case” zeigt im Gegensatz dazu, was eine heftig abgehende High-Speed n’ Roll-Harke ist.

Ex ANGELWITCH-Bassist Kevin “Skids” Riddles der mit Gary “MacPie” Bowler die Rhythmuseinheit bildet, rührt der gesamte Auftritt derart emotional, das zwischendurch Tränen rollen, doch der gestandene Musiker kommentiert diesen Gefühlsausbruch mit dem lockeren Spruch: “It used to be Jack Daniel’s and cocaine, not it’s sparkling Water and Ibuprofen.” Das bringt viel Stimmung ins Publikum. Gitarrero Chris Borsberry rifft und soliert, was die Sechssaitige hergibt, einschließlich zugehöriger Posen. Stimmbandakrobat Tony Coldham hat Spaß auf der Bühne seine lustigen Posen und Grimassen in Verbindung zu seinem klar Organ gehören zum gelungenen Auftritt einer gut abgestimmten Band.

Am Ende bleibt mir einmal mehr betreffs des Titans festzuhalten: TYTAN waren wie so oft erstklassig, leider auch wieder vieeeel zu kurz. Gelungener Auftritt des sympathisch-ehrlichen UK-Fünfers.

WHEEL
Die Gelegenheit mir die Dormunder Doomkapelle WHEEL zu geben, nehme ich nur allzu gern wahr. Beim letzten Mal auf dem Hammer of Doom entfiel deren Gig für mich aufgrund anderer Prioritäten, der wie schon seit längerer Zeit vorgenommen, auf dem Headbangers amtlich nachgeholt wird. Arkadius Kurek gehört zu der Sorte Frontmännern, die jeden Song hingebungsvoll zelebrieren, da steckt intensive Leidenschaft drin, die sich überträgt.

Der kräftig abgehende im Publikum verteilte, die Band mit lautstarken “Wheel, Wheel, Wheel, Wheel”, anfeuernde Die Hard Fanblock signalisiert: WHEEL haben alles richtig gemacht, sogar noch mehr Resonanz bekommen als sie selbst erwarteten. Nichts geht über eine starke Prise Doom zur Auflockerung am frühen Nachmittag des langen H.O.A.-Samstags.

AIRFORCE lasse ich diesmal sausen, weil es gilt, ausreichend Kraft für das Restprogramm zu tanken und zwischendurch etwas Zeit zum Essen sein muss, um den Hunger zu vertreiben.

TRESPASS
Tun sich anfangs zunächst schwer, was sicher nicht an der Präsenz von Mastermind Marc Suttcliffe liegt, dem einzig verbliebenen seit 1979 aktiven (ergibt insgesamt 44 Jahre!) unter dem TRESPASS-Banner aktiv musizierenden Band-Urgestein. Anfangs will nur schleppend Stimmung aufkommen, darüber tröstet auch das gekonnte Posing der Gitarrenfraktion Mark Suttcliffe/Joe Fawcett kaum hinweg, obwohl merkwürdigerweise die Stimmung angespannt ist.



Die treuen NWOBHM-Fans hingegen feiern den Vierer ordentlich ab, etwa zur Hälfte der sechzig Minuten dreht sich die Vorstellung, ein größerer Teil dem TRESPASS bisher unbekannt waren, erwärmt sich allmählich für die Band, zumal die besten Kracherhymnen in der zweiten Hälfte gebracht werden. “Bright Lights” sorgt für kräftig Stimmung das Publikum geht bis zum Schluß herzhaft headbangend, faustreckedn und tanzens aus sich heraus; “Stormchild” und “One Of These Days” können ebenso versöhnlich stimmen. Erste Hälfte so lala, zweite Hälfte Gut, ergibt unterm Strich zufriedenstellend. Nicht herausragend, jedoch unterm Strich okay.

HOLY MOTHER
Der Bandname HOLY MOTHER ist mir noch aus den 90ern bekannt, ihre Mischung aus klassischem Heavy- und Powermetal sorgt trotz gut gefülltem Areal zunächst für einiges Erstaunen, deren Gitarrist Mickey Lixx wirkt wie aus einer Glamrockband entsprungen, spielt allerdings eine verdammt heiße Axt, headbangt was die Mähne hergibt und wechselt öfters die Bühnenseite. Mittendrin fängt es an zu regnen.



Zwischendurch schnippt der Wallemähneträger ein Plektrum weg, das extrem weit auf der linken Seite ins Publikum fliegt, auf meinem Bart landet, vor die Füße fällt, flugs aufgehoben - einen sichtlich überraschten Metalfan und Rezensent kräftig Schmunzeln lässt. Sänger Mike Tirelli hat ein kehlig-charismatisches Organ, dass Sängerlegende Ronnie James Dio des öfteren ganz ganz ganz nahe kommt. Dieses Stimmbandvolumen erreichen nur wenig. - Respekt! Im Rahmen des Sets werden auch ein gelungenes DIO-Cover des Überfliegers “Holy Diver” sowie der JUDAS PRIEST-Partyrock-Hitevergreen “You’ve got another Thing Comin’” serviert, - Auflockerungen, die von der überraschend großen Fanmasse auf dem Platz kräftig abgefeiert, nichts an Wirkung vermissen lassen. Bravouröser Auftritt von HOLY MOTHER. - Für mich neben LADY BEAST  die große Überraschung des gesamten Festivals!Kuriosität am Rande: Ausgerechnet zu “Holy Diver” endet der Regenfall abrupt, danach erscheint ein gewaltiger Regenbogen am Himmel. - DIO lässt Grüßen!
(MT)
Melissa meinte zu dem Gig folgendes:
Die Mitte der 90er gegründeten HOLY MOTHER aus Long Island/New York hatte ich bisher nicht wirklich auf dem Radar, doch die Band hat mich live schon nach wenigen Minuten voll überzeugt. Sänger Mike Tirelli, der auch schon bei JACK STARR'S BURNING STAR und RIOT gesungen hat, ist ein stimmgewaltiger Frontmann und fit wie ein Turnschuh. Auch Bassist Wayne Banks und der blutjunge Live-Gitarrist Mickey Lixx sind derart flink unterwegs, dass es nicht leicht ist, die Band zu fotografieren. Das Stageacting von HOLY MOTHER ist quirlig wie ein Flummiball. Stilistisch bewegen sich die Amerikaner im Spannungsfeld  zwischen US-Metal und Hard Rock. Es ist immer eine Herausforderung für einen jeden Sänger "Holy Diver" von DIO zu covern, aber selten gelingt es derart überzeugend. - Souveräne Vorstellung!
(MH)

JAG PANZER
Auf die US- Power Metal-Legende JAG PANZER haben viele Headbangers Open Air-Besucher gewartet. Dem entsprechend voll ist es zu bester Abendzeit auf dem Platz im Garten. Die Reihen stehen dicht gedrängt. Neben alten Bandklassikern wie "Shadow Thief", "Chains of Command" "Licensed To Kill" und "Iron Eagle" haben sich Songs vom aktuellen 2023er ‘The Hallowed’-Album top ins Gesamtgeschehen integriert,"Bound as One", "Prey", „Stronger Than You Know“, "Edge Of Knive", "Onward we Toil"... Was für ein Klasse-Album! Harry 'The Tyrant' Conklin der beste US-Metal-Sänger aller Zeiten stimmlich in Topform, die Gitarristfraktion Briody/Rodarte spielt sich in einen Mega-Rausch, indessen die Rhythmusssektion Tetley/Stjernquist an Bass/Schlagzeug eine undurchlässig massive Wall-of-Sound bildet. Hymne folgt auf Hymne. Das zahlreich als bei allen vorherigen Bands erschienene Headbangers-Open-Air-Auditorium erlebt traditionellen Power Metal in Reinstahlkultur! JAG PANZER hinterlassen gewaltig prächtigen Eindruck.



Das Headbangers Publikum frisst ihnen bereits nach den ersten fünf Minuten aus der Hand und erlebt eine Demonstration reinsten US-Power Metals druckvoll, fesselnd, spielfreudig und vom Allerfeinsten! Der Gig beim Headbangers wird zum gewaltigen Triumphzug für Conklin & Co. .Besser als JAG PANZER an diesem der Fangemeinde traumhafte Momente schenkenden Tag lässt sich klassischer US-Power Metal reinsten Wassers im unverfälschten Oldschoolformat live nicht mehr spielen!



So imposant bärenstark wie JAG PANZER ist derzeit (vielleicht außer HELSTAR!) kein anderer US-Power Metal Act, will heißen weder METAL CHURCH, noch OMEN, geschweige denn VICOUS RUMORS (zuletzt mit extrem schwankenden Leistungen) erreichen dieses topsichere Meisterlevel, das JAG PANZER als harmonisches Team zur Zeit überall auf jeder Bühne fahren. „Iron Eagle“ markiert den krönenden Abgang einer phantastischen Darbietung der bewährten US-Metal Institution, die ihrem Namen beim Headbangers in jeder Form gerecht wurde. Hervorragendes Kino eines wahren Szenezugpferdes.Veni, Vedi, Vici – JAG PANZER! Sie kamen, sahen und siegten, um es mit dem Gaius Julius Cäsar-Zitat zu benennen. Die beste US-Power Metalband reinsten Kalibers hat es wieder allen gezeigt! Ein solch atemberaubender Live-Gig würde, soviel stand hinterher unweigerlich fest – wenn überhaupt von einem Headliner ganz besonderer Art erreicht werden. Hammer!

RIOT V
Wenn der Headlining Act RIOT V heißt, knistert die Luft vor Spannung. Selbst Leutchens, die vorher längere Zeit nicht auf dem Platz waren, sind aufeinmal anwesend, weil sie diese Show um keinen Preis verpassen wollen. Die Anzahl der Hitbreakerhymnen ist groß, das Spektrum der zwischen Heavy Metal, Power-, Speed Metal und klassischem Hard Rock variierenden Combo deckt das gesamte Spektrum dynamischer Classic Metalmucke ab. RIOT V eröffnen ihren Set mit “Fight Or Fall”, bringen im weiteren Verlauf mit Kronjuwelen wie “Fire Down Under”, “Flight Of The Warrior”, “Bring The Hammer Down”, “Bloodstreets” “Johnny’s Back” usw., den gesamten Platz in Bewegung sprich zum Toben. In dieser ganz besonders einmaligen Setlist befinden sich neben bewährten Alltime Klassikern auch selten live gebrachte Raritäten wie "Angel's Thunder, Devil's Reign", "Restless Breed" oder "Black Leather and Glittering Steel". RIOT V agieren auf oberstem Eliteligalevel. Dieser Auftritt beim Headbangers wo die Band einen Mega-Abriss hinlegt ist geradezu legendär.



Todd Michael Hall ist der Frontmann mit der hellsten Stimme aller US-Metalsänger deren Qualität im Hochtonfrequenzbereich kaum zu erreichen ist und verfügt neben großartigen Entertainerqualitäten über ein stets unschlagbares Charisma. Bassist Don Van Stavern bearbeitet seinen Bass gewohnt druckvoll und sicher, dessen Schlagzeugpartner Frank Gilchriest spielt kraftvoll präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, die Gitarrensektion Mike Flyntz/Nick Lee rifft, soliert und fidelt auf Weltklasseniveau! Während “Swords and Tequila” tummelt sich gar eine Allstar-Riege (darunter u. a. HOLY MOTHERS-Sänger Mike Tirelli), der eine Zeitlang ehemals im RIOT Band-Line UP stand, (soviel nebenbei bemerkt), auf der Bühne, weshalb der Begriff des besonderen Augenblickes in der Tat zutrifft.



“Warrior” und der heftige Speedtornado “Thundersteel” bringen den Garten am Ende des regulären Sets mächtig zum Beben! Zitat von Festivalveranstalter Tomas Tegelhütter: “Die Wollen ja überhaupt nicht mehr von der Bühne” - kein Wunder, wenn sie von einer Fanmasse, wie es das Headbangers im Laufe seiner Geschichte selten sah, in allen Belangen völlig zu Recht von Anfang bis Ende gefeiert werden. RIOT V bekommen zur Freude des ausgelassen feiernden Publikums Verlängerung, dürfen “Sign Of The Crimson Storm” den Alltime-Rock n’Roller- Road Racin’ und sogar noch “Outlaw” als weitere Zugabe(n) bringen! Danach ist endgültig Schluß. RIOT V haben mit dieser besonders gedehnten Extra-Vorstellung ihren herausragenden Status für den klassischen Heavy Metal zentnerfett unterstrichen.

Mit der vielleicht ultimativ längsten insgesamt 20 Songs beinhaltenden Setlist haben RIOT V sich auf dem Headbangers 2023 selbst ein Denkmal gesetzt, und ein weiteres Kapitel Heavy Metal-Geschichte geschrieben, sie lautet wie folgt:
1. Fight Or Fall
2. On Your Knees
3. Victory
4. Fire Down Under
5. Flight Of The Warrior
6. Bring The Hammer Down
7. Johnny's Back
8. Bloodstreets
9. Take Me Back
10. Angel's Thunder, Devil's Reign
11. Overdrive
12. Restless Breed
13. Black Leather and Glittering Steel
14. Magic Maker
15. Swords and Tequila (mit Mike Tirelli)
16. Warrior
17. Thundersteel
Zugabe 1:
18. Sign Of The Crimson Storm
19. Road Racin'
Zugabe 2:
Outlaw

Fazit: Das Headbangers Open Air hatte Riesenglück mit dem Wetter und konnte ein phantastisches Festival bei günstigen Wettertemperaturen mit echtem Highlight (Regenbogen nach etwas Niederschlag am Samstag) feiern. Da es nur am Donnerstag schwere Regenfälle gab, ansonsten blieb es beinahe überwiegend trocken, lief das Festival reibungslos. An einem anderen Ort ist die Wetterlage derart ungünstig, dass zahlreiche Fans nicht mehr auf das Festivalgelände konnten, der Blick richtet sich auf das im Regen versumpfende... Wacken. Der Taxiservice am Eingang funktionierte gut, die Maßnahme eine Firma mit dem Aufbau der Zelte zwecks Unterstützung der Camper zu beauftragen erwies sich als sinnvoll und nützlich. Die Preise für’s leckere Essen und Getränke waren wie gewohnt fair. Phantastische Auftritte legten die Headliner PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS (mit überragendem Headliner-Gig!) VICIOUS RUMORS, JAG PANZER und RIOT V (ebenfalls herausragend) hin. SACRED REICH boten keinen schlechten Auftritt, mussten sich gegenüber HOLY MOSES jedoch gewaltig anstrengen. In geradezu bestechender Form präsentierten sich LADY BEAST. Gute Auftritte legten TYTAN (leider wiedermal viel zu kurz!) und die Ruhrpöttler VULTURE hin, die einzige Doomband auf dem HOA 2023, -WHEEL zog sich achtbar aus der Affäre. TRESPASS kamen nach Anlaufschwierigkeiten zur zweiten Hälfte richtig in Fahrt, konnten ihren Gig erfolgreich retten, auf dem K.I.T. waren sie stärker. Ein echtes Novum stellte der sich beim DIO-Cover “Holy Diver” am Himmel zeigende Regenbogen dar. So etwas sieht man aus dem Blickwinkel nur selten.Ein dickes Lob geht an Tomas Tegelhütter und seine gesamte Headbangers-Crew für ein trotz Regenankündigung hervorragend organsiertes Festival mit feinem Billing,  leckerem Essen, freundlichem Thekenpersonal, hilfsbereiter Security und empfehlenswerter Getränkeauswahl, das wir 2024 gern wieder besuchen...

Bericht: Michael Toscher (MT) und Melissa Hart (MH)
Fotos: Michael Toscher und Melissa Hart