HOCHLANDROCK 2023 - Welferode



Festival vom 18.08. - 19.08.2023
Bands: MOULDERDYER, LAST JETON, FABULA RASA, SKARTOFFEL, VEION, WASTED MANIACS, FATMULL, 3rd GRADE BURN, LÄRMBELÄSTIGUNG

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Hochland Rock Welferode

Zum 20 Jährigen Jubiläum lud das Hochlandrock in Welferode (bei Homberg Efze). Auf die Festwiesen. Andreas Paul hatte die Idee für ein Festival in Welferode, anfangs wurde ein LKW-Trailer als Bühne und für den DJ benutzt. Die Initiative blieb nicht ohne Wirkung. Im Jahr 2001 unter dem Motto: „Wir Feiern viel zu wenig“ gegründet, entwickelte sich das Hochlandrock zunehmend mehr und wurde zu einem ganz wichtigen Rockevent unserer nordhessischen Region. Vor kurzem ging das Hochland-Rock anno 2023 nunmehr in die 20. Runde und es bot ein dem Rahmen entsprechend größeres und vielseitig bunt gemischtes Programm, für jeden war etwas dabei. Das Publikum zwischen Jung & Alt, setzte sich aus Rockfans unterschiedlichster Stile darunter Classic Rock, Hard Rock, Heavy Metal, Alternative, Punk, Folk, Ska etc. zusammen. Auf den Hochland-Wiesen wurde
2 Tage kräftig ein Jubiläum besonderer Art gefeiert, - es gab viel zu erleben. Für alle, die in Welferode übernachteten, stand unmittelbar direkt ans Festival-Gelände grenzend zu zweckdienlicher Nutzung der Campingplatz zur Verfügung.

Neun Bands an zwei Tagen, sind für Kleinfestivals eine Menge Holz. Das hieß für das Hochlandrock-Festivalteam kräftig ranklotzen, viel Arbeit. Mehr als nur ein wenig stolz kann der ausrichtende Hochland Rock e. V. mittlerweile selbst zwei facher Corona-Unterbrechung zum Trotz auf zwei Dekaden Rock/Metal-Musik für Fans aus näherer Region um Homberg/Efze und von weiter weg, sein. Das Festival blickt auf viele gemeinsam erlebte Höhen und Tiefen zurück, - da kommt schon viel zusammen; - es hat sich aber nie aufgegeben, wurde bis heute konsequent weiter geführt, wofür dem tapferen Team Respekt für soviel Durchhaltevermögen gebührt.

Hochland-Rock Freitag, 18.08.2023
Eine Feurig Orange Wolkencorona am Himmel signalisierte gutes Festival-Wetter. Kein Regen, etwas Wind, es passte sehr gut zum orangefarbenen Festivalschriftzug, na da konnte einem interessanten Jubiläum gar nichts mehr im Wege stehen! Festival-Eintritt frei, das liessen sich viele Besucher nicht zweimal sagen, so voll war es am Freitag schon lange nicht mehr auch am späteren Samstag Abend füllte sich der Platz ordentlich mit Leuten. Freier Eintritt ist schon ein gewichtiges Wort. Getränkepfand entfällt, was rein wirtschaftlich betrachtet Sinn ergibt. Das bunt gemischte Billing ist diesmal ziemlich vielseitig ausgefallen und für jeden etwas dabei. Statt bekannterer Acts bekommen überwiegend weniger bekannte Bands ihre Chance live vor Publikum aufzutreten, was lobenswert und förderlich ist und hilfreich neben bekannten auch neue bisher unbekannte Talente zu entdecken.

LÄRMBELÄSTIGUNG
verpasse ich leider aufgrund Taxiausfall in Homberg, da überall in der Umgegend (Kirmes, Mittelalterfest usw.) Veranstaltungen stattfinden. An dem Wochenende überkreuzt sich mal wieder alles. Laut einiger Leutchens, die davon berichteten, sorgten LÄRMBELÄSTIGUNG für coole Stimmung auf dem Platz. Weil die Truppe für ihre Live-Qualitäten bekannt ist, bleibt das jetzt einfach mal so stehen.

FAT MULL
lassen die auf SYSTEM OF A DOWN und Co. stehende Fangemeinde steil gehen. Kein Wunder, schließlich sind sie überzeugte Fans von SYSTEM OF A DOWN. Zu einem FAT MULL-Auftritt gehören mit Ansage Circle Pit und Wall of Death. Der FAT MULL treu ergebene sie fleißig supportende, nicht zum ersten Mal begleitende Fanpulk im vorderen Bühnenbereich hat seinen Spaß auf den Hochland-Wiesen in Welferode, an den Tischen findet der FAT MULL Auftritt ebenfalls gute Resonanz. Da wackeln die Gräßer auf dem Gelände, es wird getanzt, geheadbangt, und sich vor allem bei Circle Pits und Walls Of Death kräftig ausgetobt! Jetzt ist richtig viel Action vor der Bühne! Das ausgelassen tobend- rotierende Völkchen macht ein Fass auf. Kein Wunder, wenn die 'abgefahrenste und energiegeladenste Band der Region' wie sie beschrieben wird, beim Hochland-Rock aufschlägt. Selbst wenn ich die Setlist der Band überhaupt gar nicht kenne, kommen mir zumindest einige SYSTEM OF A DOWN-Stücke der fast überwiegend flotten Songs bekannt vor.



Zur Auflockerung gebrachte Ansagen gehören bei FAT MULL zwischen den Songs zu jedem Gig wie die Butter auf's Brot. Stimmungstechnisch ist das gar nicht schlecht, was die vier Schwälmer bieten, und sie ziehen ihren Gig betreut vom eigenen Fanklientel inklusive eigens arrangiertem Fotograf und Videofilmer konsequent bis zum Schluß durch. FAT MULL waren auf jeden Fall den Besuch wert und ein Gewinn für's Festival, haben das von LÄRMBELÄSTIGUNG vorgelegte Stimmungslevel (an)gehoben. Somit liegt viel Spannung in der Luft, wie sich der weitere Abend auf den kampferprobten Hochland-Rock-Wiesen gestalten würde. Für gute Stimmung ist dank FAT MULL zweifelsfrei allemal gesorgt!

3RD GRADE BURN
schaffen es mit ihrer Melange aus Groovethrash und Hardcorelastige Anteil und etwas Metal, das bereits von FAT MULL vorgelegte Stimmungslevel zu steigern. Unabhängig dessen 3rd GRADE BURN keinen Fanblock am Start haben, gelingt es dem Trio das Publikum bereits nach wenigen Minuten direkt vor die Bühne zu locken. Eine Kollaboration aus SOULFLY, PANTERA, EKTOMORF, HATEBREED oder HEAVEN SHALL BURN bietet eine fürs Publikum recht interessante Schnittmenge massenkompatibler Extremacts, die für Qualität und Erfolg auf dem Sektor sprechen. Die Band gibt sich redlich Mühe die Flamme des Hochland-Rock zu entfachen, reisserische Ansagen inbegriffen, was vom schnell mit der Band warm werdenden Hochland-Rock-Publikum reflektiert wird. 3rd GRADE BURN ernten viel Resonanz, was zum einen an ihrem Gitarrist und Frontsänger liegt, der mit markigem Spruchrepertoire das Publikum anstachelt, sich in den Circle, Moshpit oder die Wall of Death zu begeben. Getreu dem Motto 'Full Speed Ahead' gibt das Trio mit durchschlagskräftigen Riffs, kraftvoll ballernden Schlagzeugbeats und rollenden Bassgrooves Gas. Das eine solcherart heftige Vollbedienung nicht ohne Folgen bleibt, macht sich am Gesamtbild auf dem Platz bemerkbar, es wird gerockt, gebangt, getanzt und sich exzessiv Klängen harter Gitarrenmusik hingegeben. Auf's wesentliche reduziert, dadurch umso effektiver geht das Trio nur mit der essentiellen Grundlage harter Rockmusik ausgestattet Bass, Gitarre, Schlagzeug und als ergänzung öfter hörbaren Gangshouts zur Sache.

Die Hochland-Rock-Wiesen bekommen eine Vollbedienung von einer Band bei der auch erkennbar wird, dass diese Band ihre Moshpits sowohl auf kleineren, mittleren und größeren Bühnen bekommt und ihre Groovethashkaskadenteppiche geschickt ausrollt. Ok, in Sachen Bewegung gibt es reichlich Standfußball, aber das Publikum auf dem Platz hat Spaß, mobilisiert Energiereserven und rockt mit der Band gemeinsam ab. Der verlangte Circlepit kommt richtig in Fahrt, Nach zahlreichen guten Ansagen wollen 3rd GRADE DOWN noch einen Circle Pit zum ultimativen Abriss haben, den sie auch bekommen. Das am Ende noch etwas Werbung betreffs Merchandise in eigener Sache betrieben wird, ist ok. Überflüssig hingegen Werbung für zu kaufende Gitarren-Plekten! Dagegen gilt es klares Veto einzulegen: Die werden nach dem Gig ins Publikum geworfen und nicht am Stand vertickert. das musste mal gesagt sein, ansonsten war's ein knallender Gig, der sein Fanklientel ausnahmslos mitriss und den Co-Headliner-Slot am Hochland-Rock-Freitag von 3rd GRADE BURN eindrucksvoll bestätigte. - Gut gemacht!

FABULA RASA
erwecken in ihren Gewandungen zunächst Eindruck mittelalterlicher Rockmusik, doch irgendwoher kommt mir diese Düsseldorfer Combo bekannt vor... hab ich schonmal etwas von gelesen, - die müssten auch klassischen Heavy Metal und Fantasyfolk an Bord haben und siehe da: Nach etwas längerem Soundcheck steht eine Band auf der Bühne, die klassischen Heavy Metal mit Historien- und Fantasythematik mischt. Gesanglich macht sich sehr viel Bruce Dickinson-Timbre bei ihm bemerkbar hinzu kommt klassisches Heavy/Power Metal-Faible. Anfangs hält sich das Publikum zurück, doch spätesens mit dem Titelsong ihrer 4-Track EP-“Through The Molten Eye“ taut es langsam aber sicher schrittweise auf.

Während des Gigs überkommt mich die Ahnung, das vielleicht noch ein IRON MAIDEN-Cover kommt... wenig später findet meine bereits nach den drei ersten Songs gehegte Vorahnung Bestätigung. Ex-HYGHLANDER-Frontsänger Achim Hopf besitzt unverkennbar viel Stimmcharisma das ziemlich nahe an keinen geringeren als IRON MAIDEN-Frontsänger Bruce Dickinson heranreicht, einschließlich das  Fantasyfolk-Metal Songmaterial untermauernd heroischer Gestik. Achim kündigt ein Cover an: „Da gibt es eine Band, die ist ja eigentlich recht unbekannt, kennt eigentlich keiner die sind noch richtig unbekannt (Sarkasmus schwarz, ungefiltert und pur!) und ich frag euch... kennt ihr... IRON MAIDEN (?)“ Jubel brandet auf als nächstes folgt... die von BLAZE BAYLEY komponierte Hymne „The Clansman“, der in der zeit von 1994-1999 für den in dieser Zeit fehlenden Bruce Dickinson war. Dennoch klingt Achim's Organ mehr nach Bruce Dickinson denn Blaze. Violinistin Lucia Bovender bekommt ein ums andere Mal genügend Freiraum für gedehnte Violinenakkordkaskaden wo sie ihrem Instrument herrliche Tonleitern entlockt, die ähnliches Verlangen wecken, wie ein knackiges Leadgitarrensolo! Die Dame an der Violine hat's drauf. Geritt Neumann und Pedro Espinosa Menchen holen treibende Riffs und feine Leadsoli aus den Gitarren, die Rhythmussektion in Person von Bassist Daniel Neugebauer und einem taktsicher sein Schlagzeug bearbeitenden Dennis Steinmann, der auch bei den Progressive Death/Blackmetallern VALCYRION klöppelt, legt das sichere Fundament. Das Publikum begibt sich spätestens ab Hälfte der Setlist vollständig aufgetaut zahlreich vor die Bühne um zusammen mit der Band ein Fest auf den Hochland-Wiesen zu feiern, das die Grashalme mächtig ins Wackeln geraten.

Auch das Hochland-Rock-Publikum kann sich dem Power-Folk (Metal) nicht entziehen. Je länger FABULA RASA auf der Bühne stehen, desto mehr Bewegung kommt auf den Rasen. Das Publikum geht zu „Promise“, „The Path“; „Wanderer“, „Sanity“ regelrecht steil und verlangt lautstark Zugabe: Die Band überwältigt von den Fanreaktionen servieren FABULA RASA zum packenden Abschluß noch die Melodic Heavy/Power Speedfeger-Hymne „Arienne Firefly“ und „Gap in The World“ von der bereits 2020 erschienen 4-Tack-EP 'Through The Molten Eye' zum Besten, um danach ihr Konzert zu beenden. Die Fans wollen die Band nicht mehr von der Bühne lassen, hätten gerne noch mehr davon gebabt. Statt hinten im Zelt, bringen FABULA RASA denen der Hochland-Rock-Auftritt sehr gefallen hat, (auch mein Shirt ist hinterher sackenass geschwitzt (!) ihr Merch direkt zu den Fans auf die Bühne, - ein äußerst sympathischer Schritt den nicht jede Band geht. Damit wechseln Shirts und CD's fleißig ihre Besitzer/innen was nach dem tollen Auftritt umso verständlicher ist, ebenso ein Foto mit den Fans. Der Bandname FABULA RASA hielt, was er verspricht. Danach wird ein lockeres Gespräch mit der Band geführt, die 'Through The Molten Fire'-EP gekauft und signiert. Zeit für ein Foto mit den Fans und zum angeregten Plauschen mit den Musikern und -rinnen bleibt hinterher ebenfalls. Sympathisch, ehrlich für alle Fragen ihrer Fans aufgeschlossen, welch ein spitzenmäßiger Liveauftritt! - FABULA RASA waren phantastisch!
Trotz guter Vorbands,Tagessieger am Hochland-Rock-Freitag: - FABULA RASA!

Fazit:
Cool begonnen, sich mit jeder Band gesteigert, bis zum ultimativen Höhepunkt - dem Festivalhighlight FABULA RASA. Ein gehaltvoller Hochland-Rock-Freitag!

Hochland-Rock Samstag, 19.08.2023
Vorab ehe die Hochlandrock-Festival-Nachlese zum Samstag folgt, zunächst ein besonderes Danke an Familie Richter (Toto, Renate und Junior) von meiner Warte aus, dass ich speziell abgeholt wurde, um pünktlich auf's Gelände kommend zeitig vor Ort sein konte, womit ein Bericht über alle Bands möglich ist, was auch den familiären Charakter des Kleinfestivals in der nordhessischen Region unterstreicht. Nach dem starken Festivalfreitag lautet die Frage:Würde der Samstag das toppen?

VEION
Als erste Band am schon recht frühen Hochland-Rock-Samstag muss der aus Hünfeld kommende Vierer VEION auf die Bretter. Licht und Sound sind amtlich eingestellt. Da viele Besucher noch nicht so früh 17:30 auf dem Gelände sind erfolgt der Festivalstart in den Samstag eine Stunde später, etwa gegen 18:30 Uhr.

Vier Bodenständige Akademiker in den 30ern machen auf der Bühne gemeinsame Sache. Desöfteren überkommen einen Erinnerungen u. a. an die Alternative-Phase von METALLICA, doch das würde einer Band wie VEION kaum gerecht, obwohl dieser Einfluss merklich hervorsticht. Getreu dem Bandslogan: "Metal as straight it can be“ legen VEION einen solchen Gig auf die Bretter. Zwar wirkt das Band- Stageacting aller auf klassischen Metal setzenden Eigenkompositionen über weite Strecken statisch, trotzdem sind VEION handwerklich nicht zu verachten. Das Groß der noch nicht so zahlreich erschienenen Besucher sieht das wohl ebenso. Höflichkeitsapplaus und ein anerkennendes Kopfnicken signalsieren: Der akademische Vierer hat beim Hochland-Rock durchaus überzeugt. Kein schlechter Eindruck, den VEION hinterließen. Das Publikum ist wach, sollte es auch, denn spätestens mit dem folgenden Trio geht’s vielversprechend intensiv heftig weiter.

WASTED MANIACS
Als zweite Band am Hochland-Rock-Samstag stehen WASTED MANIACS auf dem Programm, spätesens damit kommt die Hard n' Heavy-Abteilung unter den Festivalbesuchern voll auf ihre Kosten und so richtig in Wallung. Da wird getanzt, getobt, wirbeln fliegende Langhaarmatten über den Platz, gehen Faust und Hörnergabel passend zum Takt in die Luft. Die Metalfans machen ihre Party!

Anfangs vomSet regnet es, doch das zu vermutende Gewitter bleibt aus, es zieht an Welferode und Hochland-Rock vorbei. WASTED MANIACS müssen sich voll reinhängen, um jetzt noch was zu reißen. Etwa zu „Love Terminator“ zeigt sich als besonderer Gruß ein Regenbogen über Festivalbühne und Gelände, indessen die Sonne scheint - Hallo, - Dio!

Das spielfreudige Trio aus Mühlheim an der Ruhr tritt weiter mächtig auf's Tempo. Krachermaterial wie „Dirty Sarah“ (mit erfolgter Bandvorstellung in deren Rahmen sich Bassist Thomas und Gitarrist Nikolas selbst auf die Schippe nehmen), kurios, dass es sich bei „Dirty Sarah“ nicht um eine weibliche Schönheit sondern ein Auto handelt, das für Liebhaber und Fans gleichermaßen eine ist, (könnte vielleicht ein Chevy sein). Das sympathische Trio zu dem auch Drummer Kristian gehört, spielt sich angefeuert vom treuen Fanklientel mit jedem weiteren Song in einen Rausch.

Nummern wie „Let's Go, Metal Pack“, oder „Essen City Rocks“ kommen gut bei der kleinen umso fleißiger abgehenden Fanschaar an, ehe schließlich „Midnight Heroes“ und abschließend noch die allzu deutlich den Terminus 'Metal-Fan'- ins Licht rückende Extrahymne „Heavy Metal Freak“ einen Set beenden, der kräftig in den Hintern tretend die Metalfans toben ließ. Dieses noch frische, richtig straight abgehende Trio ist für Livekonzis wärmstenns zu empfehlen. - War das Geil!

SKARTOFFEL
den völlig entgegen gesetzten Kontrast bringt die Ska, Punk und Rock vereinende Band SKARTOFFEL. Kleine aus dem Leben gegriffene Geschichten gibt es zu beinahe jedem Song. Das sich nicht selbst allzu ernst nehmenden Münsteraner Septett verfügt über ein ganzes Waffenarsenal gesunden Humors und hat dennoch eine Menge zu erzählen. Dinge die zum einen lustig klingend ernste Hintergründe aufdecken. Diese moderne Form von Ska-Punk ist zugegebenermaßen völliges Neuland für mich. Bei „Internetheld“ (zutreffender Titel!) fühlt man sich an Personen erinnert, die schon seit geraumer Zeit in ihrer völlig eigens geschaffenen Welt künstlicher Plattformen (Facebook, Instagram, Twitter usw.) wie ein hoch gradig Suchtgefährdeter leben, dabei überhaupt nicht mehr wahrnehmen, was in der realen Welt draußen abgeht, Spruchbildern teilend um sich werfen, deren Inhalte sie weder verstehen, geschweige denn selbst praktizieren. Was zuvor an Leuten fehlte, ist spätestens mit der dritten Band am Hochland-Rock-Samstag eingetrudelt.

Bei „Gefahrengut“ zeigt sich allem voran die Punk-Schlagseite deren loderndes Feuer sich mit deftig schwarzem Humor und im tanzbaren Polkarhythmen kreuzt. Lustigerweise erzählt Sänger Yannic „Zwoelvis“ Lindheim aus dem Münsteraner Stadteil Dülmen etwas vom Friseur, was er mit seinen Haaren machen sollte oder auch nicht... eventuell Färben (?) was vielmehr wie ein merkwürdiger Gag anmutet doch ebenso sicher Tiefgang hat. SKARTOFFEL bieten eine unterhaltsame Show. Über vergessene „Ladekabel“ und welche Tücken daran hängen, wird ebenso saftig humorvoll einschließlich Bläsern und kräftiger Hintergrundsingalongsl berichtet. „Naturtrüb“ geizt abermals nicht mit bissig zynischer Gesellschaftskritik und wenn dann noch die Aussage „Ich hab dir... in dein Bier gepinkelt“ öfter wiederholt wird, sorgt das für gespaltene Gemüter - fröhliche und ebenso nachdenkliche Mienen. Saxophonsoli und Bläsereinsatz fördern die Gute Stimmung unter den zahlreich anwesenden Besuchern die dem Gig vor der Bühne tanzend sowie an den Tischen und weiter hinten von der Neugierde befallen, beiwohnen. SKARTOFFEL wirken mit ihrer bunten Mischung als harmonische Einheit auf der Bühne, die schrägen Songtexte dargeboten im entsprechend klassisch-gemütlichen Ska-Outfit passen ins recht amüsante Bild, welches diese lebhafte Formation Live on Stage vermittelt.

Am Ende lässt sich dem spielfreudigen Ensemble attestieren: Auch diese achtung Wortspiel, (S)KARTOFFEL wurde nach Herz, Lust und Laune geschält. Enttäuscht hat diese ungewöhnliche Ska-Punk-Formation keinen, wofür allein die erfrischend Humorvolle Befreiung aus den Ketten des Alltags reichlich genug Sorge trägt!

LAST JETON
gehören zu den tourfleißigen Bands und sind bei unserer Zine-Redaktion teilweise ziemlich angesagt, für mich selbst aber Festivalblaupause ungeachtet der Tatsache, dass die Band musikalisch-lyrisch viel auf dem Kasten und sich demzufolge ihren Co-Headlner-Slot auf dem Hochland-Rock-Festival wo sie schon mehrfach spielte, redlich verdient hat.

Der eigenständige Rock des Fünfers angeführt von Sängerin Saskia Hedzet die über ein ausdrucksstarkes Klargesangsorgan verfügt zieht erneut massig Leute auf den Platz, auch die Rodgauer LAST JETON ziehen spezielles ihnen treu ergebenes Publikum. Der aus meiner Sicht beste LAST JETON-Knaller „Queen Of The Night“ ein heftiger als alles nachfolgende satt ins Gebälk hauender Uptempo-Rocker wird recht früh, gleich zu Anfang ausgepackt.

Frontsängerin Saska Hedzet ist wie gewohnt auf dem Hochland-Rock ein Genuss die Dame kann singen, hat auch die geeignete Stimme dafür, obwohl mancher zu mir meint, der Gesang würde nicht zur Musik passen, - muss hier deutlich gegen gesteuert werden, - doch, tut es! Auch wenn die Stilrichtung vielleicht nicht einem jeden liegt, haben LAST JETON ihre Fans. Das wird auf den Festwiesen in Welferode auf dem Hochland-Rock wo die Band gern gesehener Gast ist und zusammen mit den Münsteraner Folk-Punkern SKARTOFFEL die höchsten Besucherzahlen am aufweist, ebenso deutlich. Melodische Rocksongs, gefühlvolle Balladen und Harte, Melodic-Rocker wechseln sich im vielseitig bestückten Set von LAST JETON fleißig ab. Ihren Co.-Headliner Slot auf dem Hoch-Land-Rock genießend liefern LAST JETON bis zum Schluß auf der Bühne gut ab.

MOULDERDYER
überraschen mit der weichgespülten TALK TALK 80er Popschnulze „Such a Shame“ zum Einstieg, was kräftig Stirnrunzeln bei zahlreichen Gästen auslöst viele Besucher eventuelle vor den Kopf stößt, zu so später Stunde gegen 0:30 Uhr nachts nicht wirklich auf das Hochland-Rock passt. Mit dem krachenden DEF LEPPARD-Stadionrocker „Woman“, der richtig kraftvoll geballt dröhnt, gelingt es dem Quartett das Publikum zurückzuholen. In Kombination zu Eigenkompositionen setzen MOULDERDYER vermehrt auf Coverversionen mit durchwachsener Darbietung. Die Ansagen wirken zeitweise gestelzt.  Auch eine FOO FIGHTERS-Komposition schafft es überraschend ins Programm – keine schlechte Wahl (!) und wird von den Fans dankend angenommen.

Was den Herrschaften bei den in Seichtvariante dargebotenen QUEENSRYCHE-Klassiker „Eyes of a Stranger“ im Laufe der Vorstellung nicht gelingen will. Ein komplexes DREAM THEATER-Stück zu Covern ist ebenfalls eine recht große Herausforderung, die zumindest einigermaßen gelingt. Besser kommen da schon der BLACK SABBATH-Klassiker "War Pigs" sowie das „Carry On, Wayward Son“-Cover der US-ProgressiveRock-Pioniere KANSAS rüber. Zum abschließenden MEGADETH-Cover von „Symphony Of Destruction“ (fast ohne zugehöriges Leadgitarrensolo!) verschlägt es einem die Sprache. - Gruselig!

Schade, das ausgerechnet MOULDERDYER allenthalben bedingt hielten, was sie versprachen, obwohl sie sich bis zum Schluß bemühten, war es ein durchwachsener Gig, auf Dauer etwas mau. QUEENSRYCHE/DREAM THEATER/MEGADETH-Cover funktionieren nicht ohne Leadgitarrensoli (!) und ausdrucksstarkem Gesang (!) somit fehlte zeitweise der letztlich entscheidende Kick, es war ganz ok, aber phasenweise wenig durchschlagskräftig. Viele Festivalbesucher verlassen demzufolge spätestens zur Hälfte des Headlinergigs den Platz, was mitunter auch an der nach hinten verschobenen Spielzeit gelegen haben dürfte. Unabhängig dessen kann sich die Bilanz für das 20. Hochland-Rock-Festival-Jubiläum sehen lassen. Tolles Wetter und erhöhte Besucherzahlen sprechen für sich, an beiden Tagen zog das Festival ein buntes Rockfanvolk diverser Coleur einschließlich Altersklassen.
Fazit: 1 recht passable, 3 gute  und 1 Band auf durchwachsen-solidem Level ergeben den etwas schwächer getakteten Festivalsamstag. 

Schlußwort:
Acht gute Bands, ausgerechnet die letzte, der es vorbehalten blieb, für den großen Festival-Knall am Ende zu sorgen, blieb am Samstag zeitweise farblos. Unabhängig dessen hat das Welferoder Hochland-Rock wieder kräftig g.e.r.o.c.k.t (!) seinen enormen Stellenwert für unsere Region dem schönen Nordhessen unterstrichen.

Ein dickes Lob und Kompliment ans gesamte Team des ausrichtenden Hochland-Rock e. V.: - Ihr habt wieder gezeigt, wie ein solches Kleinfestival mit viel Liebe, Einsatz und Herzblut organisiert wird! Licht und Sound waren ebenfalls über weite Strecken Top, die vielseitige dem Festival entgegen kommende Bandauswahl gelungen. Ein kräftiges Lob und Dankeschön auch der fachkundigen Krankenschwester, die eine während des tollen FABULA RASA-Gastspiels zugezogene Platzwunde hervorragend pflegte. Der Eishandschuh mit dem ich bestens versorgt war, tat sein übriges zur schnellen Heilung. Nicht nur bei der Addams Family gibt es ein eiskaltes Händchen... Der stärkere beider Festivaltage auf dem Hochland-Rock war Freitag, der knapp dahinter liegende Samstag trotz zusätzlicher Band ein wenig schwächer.

Bestens organisiert bei passendem Wetter gingen zwei angenehme Festivaltage in Welferode wieder viel zu schnell vorbei. - Das Hochland hat amtlich g.e.r.o.c.k.t.! Die Preise für Essen und Getränke gingen in Ordnung, wenngleich so mancher sich über die leicht angestiegenen Getränkepreise wunderte, sollte hierbei bedacht werden, dass der Festivaleintritt frei gewesen ist, - solche Kosten müssen auf dem einen oder anderen Posten wieder reingeholt werden, damit letztenlich plus/minus alles aufgeht und ein weiteres Hochland-Rock-Festival stattfindet. Diesmal stand es im Zeichen der kleineren Bands, die eine Chance bekamen ihr Können zu zeigen und ihre Teilnahme in Welferode nicht bereuten. Es bot ein sehr abwechslungsreiches Programm einschließlich Gelegenheit über den Tellerrand zu schauen. Nach gelungenem 20. Jubiläum inklusive bunt gemischten Bandbilling, das ein voller Erfolg für den ausrichtenden Hoch-Land-Rock e. V. wurde, heißt es vorwärts schauen. Auf ein Neues im nächsten Jahr 2024 wenn das Hochland wieder gemeinsam r.o.c.k.t! Man darf gespannt sein, was nächstes Jahr aufgeboten wird. Seinen enormen Stellenwert für die nordhessische Region hat das Hochland-Rock-Festival mit diesem gelungenen 20jährigen Jubiläum bestätigt, es fand seitens der hießigen Rockfans an allen zwei Tagen verdientermaßen kräftig Unterstützung.

Fotos und Bericht: Michael Toscher