NIGHT DEMON - Kassel


Konzert vom 02.09.2023
Special Guest: SPEED QUEEN

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NIGHT DEMON
SPEED QUEEN

Schon lange zuvor angekündigt, schlugen die US-NWOTHM-Könige NIGHT DEMON erneut zum wievielten Male eigentlich (?) das Versprechen einlösend im Zuge ihrer 'Outsider European Tour 2023 zurückzukommen in Kassel auf, wo sie bereits locker mindestens über ein halbes Dutzend Mal in verschiedenen Locations gastierten, hoffentlich künftig vermehrt dorthin zurück kommen. Als Supportact steht die belgische Heavy Metalband SPEED QUEEN auf der Bühne bereit, deren Job es ist, die Stimmung in der Goldgrube anzuheizen. Das tut sie von Anfang bis Ende ihres mitreissenden Sets. Bevor NIGHT DEMON auf der Bühne stehen herrscht ziemlich toughe Stimmung im Saal - als wären SPEED QUEEN keine Vorband einer bekannteren Top-Band, sondern in dieser Nacht selbst der Hauptact. Völlig verwundern tut es nicht, da sich die Belgier zum einen bereits ihren Ruf als gute Liveband erspielten, zum anderen in der Vergangenheit auch mit NIGHT DEMON bereits on Tour waren, u. a. auf der 'Another Night... - with The Demon' Tour in Kassel (29. Juli 2017 im Fiasko) zuvor bei der 2016er MASTERS OF CASSEL-Weihnachtsausgabe im K19, das es heute leider nicht dafür gibt (Ersatzlocation ist die Alte Färberei) haben die Belgier mächtig Eindruck hinterlassen. Wer dabei war, könnte sich eventuell erinnern...

Heavy/Speedgewitter, denen immer mal ein gesunder Schuß Rock n' roll innewohnt vom Typ „Live Hard“, „King Of The Road“ und „Church Avenue“ bringen mächtig Stimmung ins bereits gegen 20:00 Uhr zahlreich anwesende Publikum. Und wer neben kraftvollen Drumbeats und extrem eingespielter Gitarrenfront noch über einen Sänger wie Thomas Kenis verfügt, der sich auf der Bühne i sogar als echte Rampensau in Lederweste ohne T-Shirt drunter gebärdet, kann live on Stage nur gewinnen! Halbnackt schwitzend wie ein Schwein,  lässt er sich der wie seine Band mit grundehrlicher Leidenschaft den Metal lebende Fronter am Schluß von der Menge tragen, und bleibt an der Säule im vorderen Bühnenbereich hängen. Im kritischen Schlußteil pflücken ihn Fans mit starken Armen sicher aus der Luft herunter, damit bei der Bodenlandung nichts schief geht. Das Stimmungslevel der im Saal versammelten Fanschaar knistert regelrecht und könnte kaum besser sein: SPEED QUEEN gaben eine fesselnde Vorstellung! Das kamperprobte dem Partyfaktor abermals erhöhende ROSE TATTOO-Cover „Nice Boy's“ (Don't Play Rock n' Roll) sorgt im Schlußtriple für kräftigen Wind, ehe die Smasher „Stay Drunk“ und „Fire“ Garant für zahlreich nass geschwitzte Shirts sind. Auftrag bestens erfüllt. - Klasse Auftritt der sympathischen Belgier!

NIGHT DEMON
Die Umbaupause dauert nicht allzu sehr lange. In der Goldgrube Kassel, wo NIGHT DEMON jüngst erst im letzten Jahr genauer, 17. September 2022 auftraten, wird es spätens gegen 21:30 Uhr brechend voll! Die Leute strömen Schubweise in die für eine Band von der Größenordnung NIGHT DEMON mittlerweile viel zu klein gewordene Location. Das Wort beengt sagt so ziemlich alles. Die Leute stehen dicht an dicht gedrängt. Alle Plätze sind belegt, selbst vor dem Merchstand bis zur Bühne gibt es kein Durchkommen, die Suche nach einem geeigneten Platz schon mal ein wenig dauern. Angekündigt wurde, das aktuelle Album im Rahmen der 'Outsider Live in Europe 2023'-Tour als Komplettshow zu bringen. Dies bedeutete beinahe zwingend, dass im reichlich abgespeckten Klassikerset seien wir ehrlich, auch das ist Fakt - reihenweise unverzichtbares Material fehlte, was diesen Gig sprichwörtlich andersartig als gewohnt macht. Um das eine zu wollen muss eben auf anderes verzichtet werden. - Hartes Stromgitarrenmusik-Fanklientel, das sich auf eine NIGHT DEMON-Show komplett mit Klassikern eingeschossen hat, sollte sinnvollerweise künftig vorher die Konzertausschreibung besser durch lesen, anstatt sich hinterher zu beschweren.

Ehe es losgeht, stelle ich fest, innerhalb der Band hat sich gewaltig etwas verändert. An Stelle von Dusty Squires hockt diesmal ein anderes Gesicht mit wallig schwarz-brauner Traumnaturlockenmähne die für sich schon einen echten Hingucker darstellt, auf dem Stühlchen. Der u. a. bei YNGWIE MALMSTEEN, HELLWITCH und MIDNIGHT SPELL-aktive Schlagzeuger Brian Wilson schlägt eine ebenso straight ins Mett hauende Kelle wie sein Vorgänger. Bevor es ins Eingemachte geht, erfolgt zunächst dem Tourmotto gemäß in Konzerthälfte eins der unterschiedlichen Songauswahl die Vorstellung des vollständigen Studioalbums 'Outsider' - sieben Stücke - angefangen vom Intro + Albumtiteltrack 'Outsider', endend bei „The Wrath“ mit dessen Inhalt die Fans vertraut werden. Ein Konzeptalbum erschließt sich nur vollständig, wenn es genossen wird. Demzufolge tobt nicht permanent der Mob. Soviel sollte selbst denen, die keine Konzeptalben mögen, klar sein. Danach folgen, wie auf dem Tourplakat angekündigt in Kombination dazu NIGHT DEMON-Klassiker.

Kaum ist „The Wrath“ verklungen, geht es direkt zur Sache. Bemerkbar macht sich, das der packende Midtempogroover „Satan“, der Melancholic-Epikhammer „Stranger in the Room“ satte Groovebomben á lá „Mastermind“, oder krachende Tempoknaller Marke „Welcome To The Night“, „Hallowed Ground“ usw. viele weitere für NIGHT DEMON unverzichtbare Standards in Konzerthälfte zwei deutlich reduzierten Set fehlen, schade auch, das für das IRON MAIDEN-Cover „Wasted Years“ keine Zeit mehr bleibt. Kassel bekommt diesmal "nur" eine stark reduzierte Nummer-Sicher-Setlist in der sich mit dem unnötigen „Vysteria“ sogar ein rarer Single-Track wiederfindet, dies mag zwar als Experiment cool rüberkommen, - für solche Überraschungen sind NIGHT DEMON bekannt, - enttäuscht aber dennoch, - seien wir ehrlich die ein oder andere Klassikerhymne – auch das mächtig Arsch tretende RIOT-Cover „Road Racin'“ hätte sinnvoller ins Programm gepasst. Immerhin lösen „Screams in The Night“, „Dawn Rider“, „The Howlin' Man“, „Full Speed Ahead“ „Darkness Remains“ und „Heavy Metal Heat“ erwartungsgemäß pure NIGHT DEMON-Manie in der bis auf den letzten Platz brechend vollen für Bands dieser Größenordnung mittlerweile schon längst zu klein gewordenen Hütte aus, zahlreich gehen Hände in die Luft, da kommt nocheinmal richtig Bewegung ins Publikum. Unabhängig dessen, bleibt es eine weitere Show dreier Nachtdämonen, die standesgemäß mit dem Night Demon-Bandmaskottchen auf der Bühne endet. Am Ende wird bei „The Chalice“ natürlich der Kelch mit dem Wein der Verführung herumgereicht. Fesselnd, faszinierend, anders wie sonst, nicht immer durchweg fulminant geradlinig, zwischendurch Platz zum - Hören, Sehen, Staunen - gebend. Der berühmte NIGHT DEMON-Abgang mit Schlagzeugbeat und gespreiztem Sprung einschließlich Gitarre in der Hand gehört ebenso zur unverzichtbaren Standardschlußprozedur, wenn anschließend im Saal die Lichter angehen. Gegen 23:00 Uhr verlassen Jarvis, Armand und Brian im Eiltempo die Bretter, um sich verdientermaßen zurückzuziehen oder einen Drink zu holen.

Fazit: NIGHT DEMON - bombig wie immer? Nein, nicht ganz wirklich, aber fast. Publikums-Resonanztechnisch im Prinzip Ja, dennoch gingen die Fan-Meinungen nach viel positiver Fanrückmeldung beim jetzt noch zu 2/3 aus Ventura kommenden Trio (Brian Wilson ist gebürtig in Boca Raton, Florida), nach dem Gig auseinander. Einer Band mit Ausnahmestatus zementiert von einem ihr weit vorauseilenden Ruf was unzähligen Liveautritten verbunden mit harter Arbeit geschuldet uanfechtbar verdient erspielt ist, darf selbstverständlich das Recht etwas anderes als das von ihr gewohnte abzuliefern gestattet sein! Das schließt auch experimentielle NIGHT DEMON-Langdreher wie das wie das Dritte Studioalbum 'Outsider' bei dem es sich um ein Konzeptalbum handelt mit ein, dessen Songs entgegengesetzt der zwei vor High Energy und purer Dynamik berstenden Vorgängeralbumfetzer 'Curse Of The Damned' und 'Darkness Remains' weniger zugänglich sind. Dieses Experiment ist wie der Abend zeigte nicht missglückt, - Fans die ihnen huldigen, haben NIGHT DEMON zu Recht genug, obgleich Hoffnung aufkeimt, dass nächstes Mal wieder ein vollständiger LiveSet mit Klassikerabriss, der Herren Leatherby/Anthony/Wilson gebracht wird, wo ausnahmslos die ganze Hütte von Anfang bis Ende tobt..!

Fazit: Ungewöhnlicher Konzert Abend mit zweigeteilter Darbietung, die viele Anhänger fand, aber nicht jedem gefiel. Aus meiner Sicht geht das Ding trotz Veränderungen während Konzerthälfte eins in Ordnung, dank geradlinigerem Zug nach vorne in Konzerthälfte zwei war es dann wieder typisch NIGHT DEMON.