BLIND GUARDIAN - Offenbach/M.

09 blindguardian offenbach 03Konzert vom 23.09.2023

Support: SCARDUST

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BLIND GUARDIAN
SCARDUST

Vor einem Jahr kam das neue Album arg kurz vor einer kleinen Tournee und dürfte noch nicht bei allen Fans angekommen gewesen sein. Nun holen die Symphonic Power Metalfürsten zu einer größeren Rundreise aus, die mit ihrem Heimspiel in Krefeld begann. Mit „The God Machine“ ging es ja wieder zurück zu den härteren Anfangstagen, darauf musizierten BLIND GUARDIAN deutlich direkter. Wenn auch mit etwas arg komprimiertem Sound, aber das kann ja in der Livesituation gut ausgeglichen werden. Als Support waren mit den israelischen Prog Metallern von SCARDUST echte Exoten am Start. Grund genug also für FFM-Rock in Offenbach vorbei zu schauen, in der Stadthalle war der Verfasser dieser Zeilen schon länger nicht mehr.

SCARDUST
Für mich ein bislang unbeschriebenes Blatt, aber aufgrund ihrer Herkunft sicher interessant. Einen Touch Lokalkolorit konnte man in ihrem Stil ausmachen, wenn auch nicht so viel wie bei ihren Landsleuten von ORPHANED LAND, neben orientalischen Weisen fand auch mitteleuropäische Klassik den Weg in ihren Sound. Die Elemente stammten meist von Keyboarder Aaron Friedland, der neben Synthteppichen auch viel aus der Bibliothek einspielte. Er war recht präsent mit seinen Tasten, was etwas zu Lasten des neuen Gitarristen Gal Gabriel ging.

Jener geht jetzt mit Glatze und Rauschbart fast als Bruder von Bassist Orr Didi durch. Auch musikalisch harmonierten die beiden, bei den harten Djentartigen Läufen groovten sie schön zusammen, leider war das auch das einzig Stimmige an ihrem Auftritt. Gabriel stand meist verträumt rum und konnte zumindest mit ein paar Soli zumindest glänzen, die er seinem kopflosen Modell entlockte. Ein wenig erinnerte seine Axt an die Steinberger-Gitarren von Donald Roeser, lediglich mit dickerem Korpus.

Auf der anderen Seit hüpfte Didi herum wie ein gleichnamiger deutscher Komiker zu besten Zeiten. Auch das Dauergrinsen und die Grimassen ließen mehr ans Comedy-Fach denn an ernsthafte progressive Musik denken. Auf jeden Fall schien der gute viel Freude an seinem Vortrag zu haben und war ständig unterwegs, wirbelte sein Langholz wild herum. Vielleicht war er auch nur froh, dass sein Fünfsaiter wieder funktionierte, bei ersten Song „Tantibus II“ verweigerte sein Arbeitsgerät den Dienst.

Sein Rhythmuspartner Yoav Weinberg war ebenfalls zu Scherzen aufgelegt, ebenfalls zu sehr. Permanent wirbelte er mit seinen Sticks herum, unterlegte sein Spiel mit schelmischer Mimik und suchte auf dem Weg auch Kontakt zu Publikum und Mitmusikern. Beim Solo von Friedland wagte er sogar ein Tänzchen hinter seinem Kit. Nur vergaß er dabei sich irgendwie in das Spiel seiner Kollegen zu integrieren und trommelte neben – oder hinterher. Keine Akzentuierungen auf Riff oder Solo, dann meist mit simplem Takt, während seine Ausbrüche stets unpassend kamen.

Da konnte Sängerin Noa Gruman auch nicht viel ausrichten, obwohl sie sicher nicht untalentiert ist. Leider versank sie zu sehr in Theatralik, suchte die Nebenschauplätze und schaffte es so nicht die Songs konzise zusammen zu halten. Umso verwunderlicher, dass sie der Stadthalle bei „Addicted“ einen schön Singalong abrang. Optisch eine postmoderne Mischung aus Barbara Streisand und Stefanie Hertel hatte sie stimmlich die komplette Palette aufzubieten.
Operngesang lag ihr jedenfalls, gerne auch auf Knien mit ganz langen Tönen. Traditionelle Metalshouterin erhielt ebenso einen Check wie gefühlvolle Chanteuse und Melodiegespür. Ab und an ging sie mit ihrer Stimme ganz tief und packte die Growls aus, das Problem war nur, dass sie alles in eine einzige Minute packte. Folglich war es schwer SCARDUST zu folgen, einige gute Einzelteile, aber nie versucht eine Summe zu ziehen.

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BLIND GUARDIAN
Der Umzug von der Batschkapp in die Halle im weniger geliebten Offenbach war bitter notwendig, denn als der Vorhang fiel, war der Schuppen brechend voll und die Temperaturen überstiegen den Außenbereich doch beträchtlich. Wobei der Sinn des Vorhangs nicht ganz klar wurde, die riesigen Aufbauten standen da nicht herum, die Bühne eher schlicht mit viel Lichtbatterien. Das sah streckenweise schön aus, nur für die Fotografen eher ungeeignet choreographiert. Beim zweiten Song durchweg Stroboskopgeflutetes Rotlicht mit Nebel, und kaum mussten diese den Graben verlassen packte man beim vierten Stück die Laser aus.

Dafür machten die Herren am Pult in Sachen Sound vieles richtig, das blies gleich von Beginn an mächtig aus den Boxen und war sauber abgestimmt. Wobei nicht mal die Gitarren mehr Raum hatten auf der Bühne als von der Konserve. Bei vielen Fills und Harmonien war Michael Schüren am Keyboard sehr präsent und rundete vieles etwas ab. Dabei brachte er aber auch zusätzliche Facetten rein und Orchester aus den Tasten wirkte immer noch authentischer als vom Band.
Siepen und Olbrich konnten sich so auf ihre Riffs und Soli konzentrieren, wobei dem Hauptsongwriter da mehr zukamen. Dafür war der mittlerweile in Ehren ergraute Marcus erstaunlich agil auf seiner Seite. In der Tat hatten die Läufe der neuen Titel live mehr Schärfe als auf dem Album, konnten sich klanglich fast mit den ganz alten Klassikern messen. Agil, zumindest im Rahmen seines Podestes war auch Bassist Johan van Straten, der seine Dreadlocks ordentlich schüttelte.

Da hat man in der Vergangenheit von der Formation schon anderes erlebt, das hier rockte amtlich. Da ließ sich auch Frontmann Hansi Kürsch nicht lumpen und tauchte permanent mit beschwörenden Gesten an der Rampe auf, während sein Schritt eher gemächlich war. Gemächlich kamen auch die Worte aus seinem Mund, der große Entertainer wird er nicht mehr, sehr bedacht und höflich unterhielt er sich mit dem Publikum. Einige Ansagen waren recht förmlich, aber es ist eben seine Art, die Theatralik ganz der Musik zu überlassen. Sympathisch machte das zurückhaltende Auftreten auf jeden Fall, was für die ganze Truppe galt.

Immer wieder kamen laute Bekundungen der Verbundenheit aus dem Auditorium, welche die Herren teils gerührt, teils erstaunt entgegen nahmen. Teilweise ungläubiges Kopfschütteln, als die gar nicht abrissen und man sich auf der Bühne erst einmal eine Pause gönnen konnte. Olbrich und Co. nehmen das keineswegs als selbstverständlich hin, oft applaudieren sie dem Publikum. Diese Stimmung in der Halle ist das Ergebnis der lange aufgebauten Fanliebe, kaum eine Band lebt so von ihren Anhängern. Die wirkliche Stimmung und Action bei BLIND GUARDIAN-Gigs kommt vor der Bühne auf, wo der ganze Saal die weiten Chöre mit zu grölen vermochte.

Dabei gaben die insgesamt sechs da oben der Meute wonach sie verlangte, direkt zu Beginn der Titeltrack ihres endgültigen Durchbruchalbums, welcher jenes auch eröffnet. Hier konnte Frederik Ehmke gewaltig in die Kessel hauen und schon gleich eine Visitenkarte seines Könnens abliefern. Die Double Bass marschierte über weite Strecken, mit der trieb der Mann seine Vorderleute an. Im Gegensatz zum Schlagzeuger des ersten Acts wusste er genau die Akzente richtig zu setzen. Er mag zwar ein wenig als seelenlose Drummaschine rüberkommen, doch lieferte auch er Späße, wie bei den abwechselnd einarmig punktgenau geschlagenen Becken, während er mit der anderen Hand die Menge anfeuerte.

Neben dem 95er Opus standen dessen Nachfolger und natürlich das neue Langeisen im Fokus des Sets. Vom „Somewhere Far Beyond“ gab es lediglich die legendäre Ballade, da jenes Werk ja im letzten Jahr komplett aufgeführt wurde. Besagte Hymne wurde nun wirklich von allen Lippen mitgesungen wurde, dabei nahmen die beiden Sechssaiter nicht das einzige Mal an dem Abend auf Hockern Platz. Gegen Ende des Sets kamen dann noch ein paar Goodies für die Old School-Fraktion, welche dementsprechend abgefeiert wurden.
Dagegen blieben die Nuller und Zehner-Jahre bis auf die zwei ziemlich stärksten Nummern außen vor. Bei so viel Zustimmung trotz der Offenbach-Scherze von Kürsch gab es noch eine weitere Zugabe obendrauf, was das Konzert auf eindreiviertel Stunden streckte. Dennoch hatte die Anhängerschaft nicht genug, und gab beim obligatorischen Speed-Schlusspunkt völlig verschwitzt noch einmal alles. Eigentlich hätte da die Band gar nicht zu singen brauchen, tat es dennoch und lieferte genauso tighte Chöre wie den ganzen Abend.

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Setlist BLIND GUARDIAN:
Imaginations From The Other Side
Blood Of The Elves
Nightfall
A Script For My Reqiuem
Violent Shadows
Skald And Shadows
Born In A Mourning Hall
Time Stands Still (on The Iron Hill)
Majesty
The Bard´s Song
Deliver Us Fron Evil
Traveller In Time
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Sacred World
Lord Of The Rings
Valhalla
Mirror Mirror

Weitere Bilder vom Konzert gibt es >hier<

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