THRONEHAMMER - Kassel
Konzert vom 29.09.2023
Special Guest: FIRMAMENT + ACID BLADE
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THRONEHAMMER
ACID BLADE
FIRMAMENT
Vor der Goldgrube herrscht kaum Betrieb, vereinzelte Fans stehen draußen trinken etwas oder Rauchen Zigarette. In der Location sind zumindest mehr Leutchens in recht überschaubarem Rahmen aktiv. Instrumente stehen zum Teil auf der noch leeren Bühne. Leichte Bahnverspätung kurz vor Kassel erweist sich als marginal.
FIRMAMENT
Etwa gegen 20:30 Uhr erfolgt der Startschuss mit etwa halbstündiger Verspätung. Von der Leipziger Classic Hard Rock/NWOTHM-Combo FIRMAMENT dürfte mancher im Vorfeld gehört haben, deren aktuell frisch erschienenes Debüt „We don't Rise, we Just Fall“, von der Metal Presse gefeiert, zahlreich Positiv-Kritiken einfuhr. Warum dass so ist, zeigt sich mit dem straighten Auftritt in der Goldgrube Kassel, wo bei FIRMAMENT alles zusammen fließend harmoniert. Dabei kommt viel klassisches 70er Hard Rockflair mit Blickrichtung UFO/THIN LIZZY usw. zum Vorschein. Kombiniert mit 80er NWOBHM-Vorliebe lockt das explosive Gebräu des Sachsenfünfers sein Publikum vor die Bühne, und je länger der Auftritt dauert - ins überschaubar gefüllte Ambiente. Ansagen wie „Das nächste Stück widmen wir dem einzig wahren Dumbledore, sonst wären wir alle Mortal Giants!“ wirken sympathisch ehrlich,bringen Stimmung, sorgen verdient für kräftig Applaus. Bei „Live in the Night“ kristallisieren sich spätestens bei den Leadsolomelodien Querverweise zu kleineren stets im Schatten der großen NWOBHM-Acts stehende Underground-Bands wie SOLDIER („Man From Berlin“ lässt grüßen!) heraus. FIRMAMENT hinterlassen durch ihre ungemein dynamische Spielweise den klassischen 70er/Hard Rock 80er Heavy Metal Spirit gegenwärtig wieder neu aufleben reichlich kompakten Eindruck in Kassel. Die Leipziger liefern ein Musterbeispiel an Harmonie. Rollender Beat, flirrende Twinleads, ein theatralischer Frontmann und konzentrierte Grundrhythmen, - da ist permanent Bewegung drin!
Mit jedem weiteren Song steigert sich das Leipziger Quintett in erforderlichen Spielfluß, der echte 70er Rock/80er NWOBHM-Fans kräftig zum Abrocken bringt.Sänger Marco Hermann erst seit letztem Jahr 2022 ins Team der Leipziger neu hinzu gekommen, unterstreicht alle Songs mit opulent heroischer Gestik. Im Set kündigt er zwischendurch ein „Desert Plains“-Cover von der britischen Schwermetall-Institution JUDAS PRIEST mit folgenden Worten an: „Das ist kein Song von uns“. In den nächsten Minuten herrscht Klassikeralarm, jetzt geht die Post ab! Allem voran Gitarrist Tom Michalik kann sich nach Lust und Laune austoben. Was der bei ebenfalls bei WAYWARD und ehemals (TENSION aktive) Saitenvirtuosus aus seiner explosiv röhrenden Les Paul herausholt inklusive zugehörigem Posing ist allererste Sahne - rockt, röhrt, killt, groovt bis unters Gebälk! In dem ehemaligen Gitarristen seit 2022 bedauerlicherweise aufgelösten TENSION-Gitarristen Philipp Meyer, steht ein passender Gegenpart auf der anderen linken Bühnenseite, der zusammen mit Bassist Stefan Deutsch kompakt und harmonisch zusammenspielt, während Jonas Zeidler (u. a. auch ehemaliges TENSION-Bandmitglied) eine kraftvolle Kelle hinterm Schlagzeug schwingt.
FIRMAMENT hinterlassen durch ihre ungemein dynamische Spielweise im ausgewogenen Mix aus Classic 70th Hard Rockinfluenza und 80er NWOBHM - von manchen Zeitgenossen als 'antiquiert' bezeichneten Stil (NWOTHM= Oldschool im eigenständigen Gewand, - (keineswegs altmodisch!) klassische Traditionen wieder neu aufleben lassend) , musikalisch äußerst fachkompetenten wie kompakten Eindruck in Kassel. Dies unterstreichen sich prima ins Gesamtbild einfügend mitreissend schnelle Smasher wie „Hide & Seek“ und „On The Edge“ umso mehr.
Noch ein kurzes Statement zum Schluß: - Kaum zu glauben, dass eine solch begnadete Combo wie der Leipzig-Fünfer FIRMAMENT vor meines Erachtens nach zu wenig Leuten spielt. Da fragt man sich, was heute auf der Welt verkehrt läuft, wenn Lebensmittel-, Reisekosten und Preise für Konzerttickets deutlich ansteigen, während es immer noch Metalfans (?) gibt, die sich sogar den Luxus gönnen, für astronomische 500 Euro (wenn das mal reicht!) zu METALLICA bis Glasgow nach Schottland reisen..? - Völlig unverständlich! *Kopfschüttelt*.
ACID BLADE
sorgen zunächst für ein ordentlich gefülltes Ambiente. Die Dresdener sollten zumindest für einen Teil der Besucher kein gänzlich unbeschriebenes Blatt in Kassel mehr sein, zumal deren Erstlingswerk 'Power Dive' allem voran im Heavy Metalunderground einigen Staub aufwirbelte. Nach erfolgtem Kombi-Intro „The End + Hot Bloods“ geht es im quirligen Einstieg vom Speedkracher „Mercy Of The Wind“ ( zweiter Song der aktuellen 'Shooting Star'-EP) heftig zur Sache, gefolgt von hymnenhaft fetzigen Fäuste hoch gehen und Matten fliegen lassenden Tempomachern „Ablaze At Midnight“ und „Into The Light“ einschließlich epischer Brücken und integrierter Ohohoho-Singalongs. Das von raffinierten Leadsolo-Tonleitern der Gitarristen Luke Lethal/Alvin Goreman begleitete Auftaktdoppel bringt zusätzlich mehr Stimmung ins Ambiente, weiß geschickt raumgreifende Epik mit zackiger Tempoforcierung zu verbinden. Bassist Scyi Man und Schlagzeuger Jonny Astusbilden eine sicher aufeinander abgestimmte Rhythmussektion.
Band-Shouter Klay Mensana hat diverse Posen nach klassischen 80er-Stilmuster intensiv einstudiert, dessen von heroisch bis martialisch reichende Schwertgestiken wecken Erinnerung an den 2004 verstorbenen Ex-BATHORY-Frontmann Quorthon (R.I.P.) als er zu frühen 1984er BATHORY-Anfangszeiten wo die Schweden als Trio agierten, solche Gestiken praktizierte. Des Weiteren kommen MANOWAR zur Früh-80er-Phase darin vor, als die heute längst nicht mehr ihrem eigens ernannten Kings Of Metal-Status gerecht werdenden Amis völlig ernst und beim Wort zu nehmen waren, von denen selbst QUORTHON musikalisch gesehen schwärmte, und sich später ziemlich wunderte als er die Band selbst einmal traf, wie klein sie seien - gegen einen solchen Hünen im 2-Meter-Gardemaß wirk(t)en viele rein optisch betrachtet – wie Luke Skywalker in STAR WARS EPISODE IV eine neue Hoffnung gegen Chewbacca den Wookie! So mancher HEAVY LOAD-Schlenker ist ebenfalls drin. Symbolische Gestiken mit auf die Bühne gelegter Axt zeigen sich von LIZZY BORDEN zur kultigen Mid80er-Ära inspiriert, ältere Fansemester sollten die 'Murderess Metal Road Show' von 1985 kennen. Während des Konzerts werden symbolisch Peitschenhiebe per Knute verteilt, was mich irgendwie an die US-Metalband BITCH von Frontsängerin Betsy „Bitch“ Weiss erinnert, die schon zu 80ern Zeiten provokativ im SM-Lederoutfit mit Knute in der Hand auftrat. Im Laufe der Vorstellung scheiden sich am Schwert- und Axt-Posing von Sänger Klay Mensana erheblich die Gemüter. Einige Besucher sind mehr abgetörnt denn angetan, dessen theatralischer Hochtongesang öfter erstaunte Blicke erntet, während gestandene Underground-Metalfans den Gig des Dresdenfünfers abfeiern. Wie auch immer, es gehört als Bestandteil mit zur Show.
ACID BLADE legen eine stark JUDAS PRIEST plus NWOBHM geprägte Performance hin, die musikalisch keinen Genreanhänger enttäuscht. Der schleppende sich zwischen Melancholic-Orgie und einfühlsamen Epic-Rocker ziehende Hybrid „Moonless Night“ bringt Gänsehautstimmung in den Saal, ein zunächst bedrohliche Sphären-lastik aufbauendes „Power Dive“ lässt der klassischen NWOBHM-Schule mit fettem Schuß HEAVY LOAD freien Lauf, die eingeschworenen ACID BLADE Fans kommen zunehmend in Wallung. Den Schlußteil heben sich die Dresdner für ihre brandneu in der zweiten Oktoberwoche auf den Markt kommende 'Shooting Star'-EP auf. Mystische Spannung mit bedrohlichem Unterton in epischer Ummantellung verströmt der Langriemen „Rise From The Grave“. Die EP- Titelhymne „Shooting Star“ sorgt im Space Rock n' Roll-Takt für vorläufigen Abschluss. Die treuen Fans wollen mehr, verlangen Zugabe - und bekommen sie! Zum Schluß kündigen futuristische Klänge den Up-Tempo-Groover „Angel Blade“ an, womit das 2019er Demo zu Ehren kommt. Trotz geteilter Meinungen - gelungene Livedarbietung des Dresden-Fünfers der sich mit dem Outro zum Sci-Fi-Klassiker „War of the Worlds“ verabschiedet. - Packender Gig!
Nach soviel klassischer Hard Rock und Heavy Metal-Beschallung stehen THRONEHAMMER mit ihrem finsteremotionelen Epic Doom im völlig krassen Gegensatz dazu, womit das Fanklientel im Saal wie vor der Bühne nicht mehr ganz das selbe ist. Die nächsten etwa 60 folgenden Minuten gehören der kleinen umso treueren Doom-Jüngerschaft.
THRONEHAMMER
Auch bei THRONEHAMMER gibt es zahlenmässig keinen allzu sehr gewaltigen Anwesenheitsschub, was wohl in erster Linie der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass die Süddeutschen mit englischer Sänger(in) keine Band für jedermann, sondern lediglich einem ganz bestimmten Fanklientel vorbehalten sind, welches jeden Ton sei er noch so klein , jeden Takt und jede Note in vollen Zügen aufsaugend, genießt. Besucherzahlmässig lagen ACID BLADE zwischenzeitlich knapp vorn, die Resonanz ist ähnlich wie bei FIRMAMENT, was nicht allzu viel zu bedeuten hat. Auf die Qualität kommt es an und die stimmt bei THRONEHAMMER erwartungsgemäß - von meiner Seite gesehen. Tonnenschwer walzende alles plättende Gitarrenriffs, legen zusammen mit finsterer Atmosphäre eine beklemmend beissende teils melancholische bedrückende phasenweise garstige Stimmung in den Raum, die sich ungefähr (zumindest im groben) anfühlt als träfen BATHORY auf abgeschwächtere Versionen extremer Doomkapellen vom Kaliber CONAN und WINTER.
Die Rhythmussektion pumpendes und wuchtiges Fundament Uwe Void am Bass Tieftöner spielt zusammen mit Schlagzeuger Markus Ströhlein punktgenau, die Gitarren der Stahlschmiede Stuard West/Tim Schmidt erzeugen brachial schneidende Riffs, jeder Ton wird in schleppender Zeitlupe bis die Vibration des letzten Seitenanschlages im Raum verhallt exakt ausgekostet. Pat Shevil Gillham singt auf den Punkt genau fixiert, kostet jede noch so kleinste Tonsilbe intensiv aus, ihr Gesangsspektrum reicht von gefühlvoll über empfindsam leidend, trauernd bis zornerfüllt Bei den im Regelfall die sechs Minuten Grenze überschreitenden Kompositionen fließen zwischendurch gedehnt langsam sich schrittweise steigernde zäh wie Lava fließende die Luft regelrecht zerschneidende Leadsoli mit ein, wodurch derartig nebulöse Gespensteratmosphäre spannungsvoll effektiv transportiert wird. Schwerer und intensiv alles zermürbender wie THRONEHAMMER es bringen, ist Doom nicht möglich!
THRONEHAMMER geben wie schon zuletzt beim HAMMER OF DOOM 2022 wirklich eindrucksvolle Vorstellung davon, wie bösartig dennoch immens gesteigert Emotional knochenharter auf bizarren Textlyrics basierender Doom Metal klingt, der den Wortlaut gefühlt pure Heavyness Realität werden lässt! „Kingslayer“ markiert den wuchtigen Auftakt, gefolgt von „Behind The Wall of Frost“, „Sacrosanct Grounds“, „Thy Blood“ und „A Fading King“ ehe „Triumphant Emperor“ hingebungsvoll zelebriert, andeutet, was kommt. Bei jedem Stück der in Bayern beheimateten Doomer liegt intensive Hochspannung bis zum Zerreißen in der Luft. Welcher Song wird zum Abschied aus Kassel regelrecht zelebriert, wenn nicht... - „Thronehammer!“ Die langgezogene Bandhymne wird nach typischer THRONEHAMMER-Art von Kat 'Shevil' Gillham mit Hilfe sich permenant massiv auffordernder Armgesten für die Fans, deren Refrain die Texte inbrünstig mitsingen, bis zum letzten Takt intoniert. Damit ist das Publikum aus den Fängen der unterkühlt boshaft alles zermürbenden Doomer entlassen und ein gelungener Abend in der Goldgrube Kassel - der bezüglich Anzahl noch einige Fans mehr verdient hätte - gegen 00:15 Uhr nach Mitternacht zu Ende. Zurück bleibt die Erinnerung an ein lohnenswertes Dreierpaket, das trotz unterschiedlichem Fanklientels in Sachen Können unmittelbar auf Augenhöhe lag. Danach heißt es den Heimweg antreten.