DEATH ANGEL & SACRED REICH - Kassel

10 deathangel flyer
Konzert vom 04.11.23

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DEATH ANGEL
SACRED REICH
ANGELUS APATRIDA

Ein echtes Killerpackage präsentierte sich Samstag im Philipp-Scheidemann-Haus, Kassel. Anlässlich der vom 27.10. - 18.11. stattfindenden durch Deutschland, Belgien, die Schweiz, Holland und Frankreich führenden 'Night Of The Living-Thrash'-European-Tour gaben sich zwei US-Thrash-Institutionen - DEATH ANGEL + SACRED REICH – ihr Gipfeltreffen. Beide Schwerkaliber zusammen im Doppelpack hieß - Pflichttermin für die Oldschool- Thrashabteilung!

Statt in der um ein vielfaches kleineren Goldgrube fand das Konzert betreffs größer zu erwartender Besucherzahl im bei Veranstaltungen unterschiedlichster Art wie Kabarett, Meetings, Ausstellungen, Theateraufführungen, Seminare, Autorenlesungen, Gruppenfeiern etc., genutzten Bürgerhaus und Familienzentrum statt. Das Philipp-Scheidemann Haus ist ein großer Gebäudekomplex mit langen Gängen. In den 420 m² fassenden Hauptsaal der großen Location passen laut der Kasseler Kulturseite www.Kassel.de maximal 330 Gäste in den Saal, - realistisch gesehen, sind es wohl geschätzt etwa um die 400 - 450 (!) auf das gesamte Gelände verteilt mit allen Treppen und verzweigten Haupt- und Nebengängen wahrscheinlich sogar noch weitaus mehr. Allein der Hauptraum wirkt bei soviel Platzkapazität als würden bei genauerer Betrachtung noch mehr Leute rein passen. Licht & Sound innerhalb der Location sind gut, ebenso bieten die vielen langen Durchgänge geräumig viel Platz und wer zwischendurch mal Pause machen will, hat die Möglichkeit nicht nur an den Ständen aller drei Bands T-Shirts, Patches und Tonträger zu erwerben, sondern kann in der Umbaupause einen Spaziergang durch das Gebäude machend in gepflegter Atmopshäre Konversation betreiben. Durch Terminüberschneidungen mit anderen Heavy Metalevents bedingt, fehlen heute auch einige Leutchens, die man sonst hier treffen würde.

Pünktlich gegen 19:00 Uhr losgefahren, kurz vor offiziellem Einlass ankommend, finden wir schnell einen günstigen Parkplatz in unmittelberer Nähe der Location, Kurzer Laufweg - spart immens Zeit. Wie wichtig das ist, macht sich bei Zeitknappheit anschließend gleich drinnen bemerkbar: ANGELUS APATRIDA müssen früher als erwartet auf die Bühne, womit leider etwas vom Auftritt flöten geht, aber wie sich herausstellt, nur etwa zehn Minuten. Trotz früher vorverlegten Beginns verpasse ich nicht allzu viel vom Gig, somit gilt es zunächst sich im Bühnenvorderbereich einzufinden, - ordentlicher Besucherzahl zum Trotz klaffen noch einige Lücken. Die Getränkeausschanktheke befindet sich am Saalende, um zu den WC's zu kommen, ist ein längeres Stück Laufweg erforderlich. Becher gibt es keine, stattdessen Getränke in Glasflaschen, wodurch eklige Klebeflecken auf Parkettbodenbelag vermieden werden. Flaschenbier, Alkoholfreies, Orangenlimo und Cola kosten jeweils 3 Euro, damit liegen die Preise im angemessenen Rahmen. Stempel für den Eintritt werden ebenfalls am Eingang verteilt. In der geräumigen Location herrscht gute Stimmung. Überall in den Gängen am Merchstand und im Hauptraum tummeln sich Fans mit ANGELUS APATRIDA, EXODUS-, SLAYER, DEATH ANGEL-; KREATOR-, DEMOLITION HAMMER-, SACRED REICH-Shirts. - Dieser Abend steht ohne jeden Zweifel im Zeichen des Oldschool-Thrash!

ANGELUS APATRIDA
gehören zu der zeitgemässeren Variante im Thrashbereich und zu den international einen sehr guten Ruf genießenden Combos ohnehin dazu. Vor etwa zwei Dekaden haben sich die Spanier seit ihrem Debüt 'Evil Unleashed' zu einer international gern gesehenen und anerkannten Topgröße auf dem moderneren Thrashsektor etabliert, obwohl ihr Stil auch eine ganze Reihe von Oldschool-Elementen in sich birgt. Bei den Spaniern geht es leidenschaftlich mit Passion und jeder Menge Herzblut zur Sache. Das überträgt sich selbst auf Fans, denen sie bisher noch unbekannt waren.

Sänger/Gitarrist Guillermo Izquierdo der sich mit seinem Gitarrepartner David G. Alvarez öfters duelliert, und seine Mannschaft sind gut aufgelegt. Die Spanier haben Freude am Gig, da wird nicht einfach nur das Material blind runtergezockt, sondern mit Hingabe gethrasht. Krachend fett rollende Kettensägengitarren auf kompakter Midtempogroovebasis sorgen zwischendurch für Auflockerung, ehe der Geschwindigkeitsknüppel kreisend Rundschläge verteilt. Die bei über einem Dutzend Auftritten in verschiedenen Städten gebotenen Setlist blieb unverändert.  Mit immerhin acht Alben bei dreiundzwanzig Jahren Aktivität auf dem Thrash-Sektor sind ANGELUS APATRIDA schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Alte Thrashgranaten wie „You are Next“ und „Give em' War“ locken zahlreich Publikum in den Hauptsaal, dass bei jedem weiteren Song besser auf die Spanier eingeschworen wurde, was auch für die zunächst akustisch beginnende danach zum Hyperthrashinferno mutierenden Abreisser „Sharpen The Guillotine“ gilt. Mit „Cold“ und „Snob“ sind auch zwei Nummern vom aktuellen erschienen 'Aftermath'-Album, das auch Redaktionskollege Jochen gefiel, im Set vertreten. Nach dem Gig wandern fleißig Tonträger und T-Shirts mit einem halben Dutzend Motiven erschienener ANGELUS APATRIDA-Alben über den Verkaufstresen.

Das war schon mal ein Verheissungsvoller Auftakt, der vor den zwei folgenden Großkalibern in der Tat nötig ist. ANGELUS APATRIDA haben alles richtig gemacht, ihr bestes gegeben, sich als guter Supportact für Weiteres empfohlen.

DEATH ANGEL
Weil es sich hier um eine Co.-Headliner-Tour handelt, prangt für einen Teil der anwesenden Besucher aufeinmal das DEATH ANGEL-Logo als Backdrop über dem Schlagzeug, was wegen des Doppel-Headlinerstatus beider Bands im Endeffekt nicht überraschend erscheint. Der heutige Headliner-Slot in Kassel gehört SACRED REICH. Bevor es anschließend zu deren Gig kommt, sind aller dings ersteinmal DEATH ANGEL dran. Und die legen mit „Evil Priest“, „Voracious Souls“, „Seemingly Endless Time“ und „3rd Floor“ gleich mal heftig los. Natürlich darf „Disturbing The Peace“ und ein gefeiertes „The Dream Calls For Blood“ ebensowenig im Reigen der Thrashklassiker fehlen! DEATH ANGEL sind bereit, geben restlos alles um gewaltige Stimmung ins Philipp-Scheidemann-Haus zu bringen, der geforderte Pit bleibt heute aus, zumal der Altersdurchschnitt gemessen an der Besucheranzahl höher ist obgleich jüngere Metalsemester den Weg ins Scheidemannhaus fanden, bleibt dieses Klientel deutlich überschaubar in der Unterzahl. Die Stimmung in der Location ist prima, wofür allein Frontmann Marc Osegueda mit seinen permanent das Publikum anheizenden Sprüchen sorgt. DEATH ANGEL geben sich keine Blöße, beleuchten ihr immerhin bereits mehr als 40 Jahre fassendes Aktivitätsspektrum als eine Art 'Best Of'-Set servieren einen Songauswahl die's mächtig in sich hat, durch alle neun veröffentlichten Studioalben vom ersten 'The Ultra Violence' (1987) bis zum letzten 'Humanicide (2019) zieht.


Der Dank an die Vorband ANGELUS APATRIDA sowie alten Freunde und Weggefährden von SACRED REICH und last but not least die treue Fankulisse wird mit Begeisterung quittiert. Zwar gibt es keinen Moshpit, doch das Stageacting der schrittweise besser in Fahrt kommenden Band stimmt, das Publikum ist ebenfalls motiviert - Köpfe kreisen, Fäuste werden in die Luft gereckt, Matten der Thrashfans wirbeln und rotieren. An gewaltigen Thrashorkanen fehlt es den Herren Cavestani, Carroll, Osegueda, Sisson und Agilar keineswegs. Ausnahmegitarrist Rob Cavestany, der kürzlich erst Geburstag feierte, dem die Gründung von DEATH ANGEL zu verdanken ist und seine Abrisscrew brillieren auf allerfeinstem Niveau. Granaten wie „3rd Floor“, „Relentless Revolution“ „Humanicide“. Die Bandklassiker „Disturbing The Peace“ und „The Ultra Violence“ besitzen immer gewaltig Durchschlagskraft. Selbiges gilt für ein unbändig wilden Thrash n' Punk Rock n' Roll-Vibe beinhaltendes, ruppig kompromisslos direkt weg geschreddertes „I Came For Blood!“

SCARECROW-Bassist Damien Sisson schwingt elegant seinen Bass, bildet mit Drummer Will Caroll eine aufeinander eingespielte Rhythmusabteilung. Ganz im Mittelpunkt steht der mit Händen gestikulierende DEATH ANGEL-Frontmann Mark Osegueda, dessen teils längeren Ansagen kraftvoll vernehmbar sind, er beschwört das Publikum bei jedem Song den Auftritt zu einem Thrashabriss zu machen, hat nichts von seinem kraftvollen Stimmbandvolumen eingebüßt, sorgt mit raumgreifenden Ansagen wobei er häufig darauf hinweist, dass es sich bei der Veranstaltung um eine Thrash-Konzert (!) im Rahmen der 'Night of The Living Thrash'-betitelten Tour handelt. Der heute wesentlich kräftiger als in jüngeren Jahren gebaute immer noch über seine voluminöse Naturlockenwallemähne verfügende Sänger stellt sich im Laufe des Sets vermehrt vor Gitarrenvirtuose Rob Cavestany gegenüber auf der Bühne quer, schüttelt plakativ sein fülliges Haupthaar, während sein Seitenhexer voll auf seine Axt konzentriert auf Top-Weltklasseniveau soliert. Auf der anderen Seite gegenüber ganz außen teilt der unscheinbar wirkend effektiv mannschaftsdienlich auf den Punkt genau sein Griffbrett bearbeitende Rhythmusgitarrist Ted Aguilar scharfe Riffs nach allen Seiten aus. DEATH ANGEL legen eine Mörderperformance auf die Bretter, - Mark Osegueada schreit, brüllt, keift was die Stimmbänder hergeben, dabei ein ums andere Mal selbst extrem weit in für den Thrashsektor im Prinzip genreunübliche Tonregionen vorstoßend. Da bleibt auch weder beim bärenstarken Faustrecker „Relentless Revolution“ kein Auge trocken und wie könnten sich die Toten Engel granatenstärker verabschieden als mit dem Hochgeschwindigkeitsgeschoss „The Ultra Violence“ gefolgt von „Thrown To The Wolfes“ auf technisch überaus brilliantem Level weggeröhrt!

Nachdem DEATH ANGEL ihr Gastspiel im Philipp-Scheidemann Haus absolvierten, sind sich viele einig der Turnus lautet: Das war eine mächtige Demonstration!
Mit dieser Setlist brachten DEATH ANGEL die Thrashgemeinde in Ecstase:
1. Evil Priest
2.Voracious Souls
3. Seemingly Endless Time
4. Buried Alive
5. 3rd Floor
6. I Came for Blood
7. Disturbing the Peace
8. The Dream Calls for Blood
9. The Moth
10. Humanicide
11. Relentless Revolution
12. Truce
13. The Ultra Violence/Thrown To The Wolfes

Um den starken DEATH ANGEL-Abriss zu toppen oder zumindest qualitativ das gleiche Leistungslevel zu erreichen würden SACRED REICH schon alles geben und sich mächtig ins Zeug legen müssen.

SACRED REICH
über einen Gitarrenvirtuosen besonderer Art mit Ausnahmekönnerqualitäten der das gesamte Griffbrett rauf und runterspielt und dabei noch saugut post, verfügen SACRED REICH in Person von Wiley Arnett auch. Gesanglich reicht Phil Rindt aufgrund weitaus kehligerer Stimmbandbreite, dessen Ansagen in gewohnter Weise mehr Politik und Gesellschaftlich im Argen liegende Missstände anprangern, zeitweise gar Unterhaltungswert haben, kaum ansatzweise in die Nähe von Mark Osegueda, was aber auch nicht weiter ins Gewicht fällt – denn SACRED REICH verfügen über eine immens hohe Anzahl an Hits, die DEATH ANGEL - bei allem Respekt einschließlich vorhandener Klasse - größtenteils fehlt. Das macht sich an den vermehrt geballten Fäusten sowie dem großen Bewegungsdrang bemerkbar. SACRED REICH blicken auf stolze 38 Jahre Bandbestehens zurück, lassen ihre von 1985 – 2023 verlaufende Bandhistory keinen Deut weniger mit vielseitiger Songauswahl Revue passieren. Einzig das nicht zu den SR-Glanzleistungen zählende 'Heal'-Album bleibt unberücksichtigt, was nicht wirklich zu bedauern ist, dafür werden drei zu den unverzichtbaren Standards gehörende Surf Nicaragua-EP-Genreklassiker aus dem Halfter gezogen, die jederzeit den Mob toben lassen. Zwar haben sie nur fünf reguläre Studioalben veröffentlicht, dafür mindestens über ein halbes Dutzend Singles, zwei Demos, drei EP's, zwei Live-Alben, drei Split-Alben ein Video und ein Split Video - damit gleicht sich der über die Jahre erhebliche Mangel an Studioalben vergleichsweise zu ihren Genrekollgen locker aus.


Phil Rindt und seine Truppe sind gut drauf, der SACRED REICH-Frontmann hat richtig Bock zu thrashen, schüttelt bei schnelleren heftig aufs Gaspedal tretenden Parts an der Seite von Ex-WARBRINGER-Gittarero Joey Radziwill exzessiv die Haare, während Wiley Arnett herrliche Leadsolischleifen rausfeuernd sich während des gesamten Sets zunehmens steigernd sein Können demonstriert. Über die hervorragenden Entertainerqualitäten von Phil Rindt bedarf es keiner vielen Worte. Zusammen mit dem kraftvoll Felle verdreschenden vorübergehend auch mal die Stöcke für MACHINE HEAD schwingenden Schlagzeuger Dave McClain eine harmonische Rhyhtmussektion bildend, präsentieren sich SACRED REICH als kompakt das Tempo gern wechselhaft varrierende top aufeinander abgestimmte Einheit. Bei den bekannten Stücken gehen zahlreich Fäuste in die Luft, viele Matten fliegen!

SACRED REICH bringen das Kunststück zustande, die Location wie DEATH ANGEL selbst ohne Moshpit in ein Tollhaus zu verwandeln. Ihre besten Stücke verfeuern SACRED REICH klugerweise im zweiten Teil vom Set, wo es „Independend“, der zwischen Hallbalade und Hochgeschwindigkeit gepolt sozialkritisch mit den amerikanischen Justizmühlen ins Gericht gehende Mitsinggrower „Who's To Blame?“ bringt die Stimmung auf den ultimativen Höhepunkt, bei dem Stück gehen massig Fäuste hoch, es wird mitgesungen und abgebangt. Voluminös kraftvoll riffen sich „The American Way“, die Abrissbirne „Death Squad“ sowie der etwa seit etwa gefühlten 30 Jahren gespielte BLACK SABBATH-Coversong „War Pigs“ und ein wie immer kongenial alles wegmähender „Surf Nicaragua“-Thrashtornado in die Köpfe, das Ambiente brodelt und gärt – da herrscht bis zum Schluß mächtig Stimmung in der tobenden Meute! Deswegen liegen SACRED REICH zurecht unmittelbar auf Augenhöhe zu ihren alten Freunden DEATH ANGEL. Der wechselnde Co.Headliner Slot ergibt wie in Kassel vollauf dem 'Night of the Living Thrash'-Tourmotto gerecht werdend, Sinn.
SACRED REICH brannten folgendes Feuerwerk im Philipp-Scheidemann-Haus ab:
1. Divide & Conquer
2. Love... Hate
3. One Nation
4. Ignorance
5. Manifest Reality
6. Free
7. Salvation
8. Who's To Blame?
9. Independent
10. The American Way
11. Death Squad
12. War Pigs
(Black Sabbath-Cover)
13. Surf Nicaragua

Fazit: ANGELUS APATRIDA erledigten ihren Job gut, DEATH ANGEL brillierten technisch unbestritten als die beste aller drei Bands, die meisten Hits einschließlich des größten Publikumschnitts verbuchten SACRED REICH. Würde ich dieses Gipfeltreffen zweier seit vielen Jahren zu den tragenden Säulen auf dem Oldschool-Thrashektor zählenden Genre-Legenden bewerten, lautet das sich zumindest für Kassel als leistungs gerecht heraus stellende Gesamtergebnis: - Unentschieden!

Am Ende sage ich dem ausrichtenden Veranstalterteam von Markus Moshpit & der Moshpit-Crew noch ein dickes D a n k e für einen vorbildlich ausgerichteten Event. Die 'Night Of The Living Thrash'-Tour wurde ihrem Motto auch ohne rotierenden Moshpit in Kassel würdevoll gerecht. Beide US-Thrash-Legenden haben ihren exzellenten Ruf als Thrashbollwerke gewaltigen Kalibers eindrucksvoll bestätigt. Top gelaunt begeben wir uns etwa so gegen 12:30 Uhr auf den Heimweg. Ein satter Thrashabend in ungewohnter Location, mit bleibendem Erinnerungswert.

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