INSOMNIUM - Frankfurt/M.

11 insomnium flyer

Konzert vom 24.11.23
Supports: KVAEN, IN MOURNING

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INSOMNIUM
IN MOURNING
KVAEN

Die Qual der Wahl in Sachen Konzertbesuch am heutigen Tag fiel letztendlich auf INSOMNIUM in der Batschkapp, obwohl mit WOLFHEART, BEFORE THE DAWN & HINAYANA im nicht allzu weit entfernten Mannheim ein ebensolches interessantes Paket gastierte.

11 kvaen

Der Opener KVAEN konnte mich mit seinen beiden Veröffentlichungen („The Funeral Pyre“ 2020 und „The Great Below“ 2022) auf Platte durchweg überzeugen. Wie dieser melodische, Pagan/Viking/Speed Metal durchzogene Black Metal live klingen würde, dies galt es heute bei meinem KVAEN-Live-Debüt herauszufinden. Da KVAEN normalerweise nur aus dem ehemaligen THE DUSKFALL-Gitarristen Jakob Björnfot besteht, wurde es zudem interessant, wie seine drei durchaus erfahrenen Live-Mitstreiter (Drummer Fredrik Andersson spielte u.a. schon für AMON AMARTH und THERION) das Songmaterial umsetzen würden. Das mit Black Metal Painting verzierte Quartett kredenzte vier Songs vom aktuellen Album und zwei vom Debüt bei anfänglich mäßigem Sound (trotz Hausmischer), der zum Ende hin, wie auch das Licht deutlich besser wurde. Sehr zu meiner Freude wurden die Gitarrensoli sehr nahe an Originalfassungen gespielt, was den an sich eh schon starken Songs wie „In Silence“ oder „The Funeral Pyre“ nochmal einen gehörigen Kick gab. Björnfot war seiner Doppelbelastung an Mikro und der Gitarre jederzeit gewachsen und ließ sich auch nicht durch den für Unruhe sorgenden steten Zulauf während der Show aus der Ruhe bringen. Pech für die, die es zum angesetzten Konzertstart nicht in die Halle geschafft hatten, denn die 35-minütige Show fing bereits 15 Minuten vorher an. Dennoch wurde das Quartett mit ordentlich Applaus verabschiedet und verbuchte für sich bereits kurze Zeit später am Merchandise regen Zulauf.

Setlist KVAEN:
Sulphur Fire
The Great Below
In Silence
The Funeral Pyre
Ensamvarg
Revenge by Fire

11 inmourning

Hin und her gerissen war ich zugegebener Maßen vom Stelldichein von IN MOURNING. An dem progressiv melodischen Death Metal der aus Falun stammenden Schweden hatte ich anfangs mächtig zu knabbern. Das Quintett wartete neben drei Gitarristen, auch mit zwei weiteren growlenden Mikrofonartisten neben dem für guttural und Klargesang zuständigen Leadsänger Tobias Netzell auf. Wer bei einer 45-minütigen Spielzeit nur fünf Longtracks auf der Setlist stehen hat und wie beschrieben, die Akteure ständig mit irgendeiner Doppelperformance agieren und dabei noch sichtlich Spaß haben, dann gibt es in der Regel nur zwei Möglichkeiten für den zuschauenden Neuling - volle Konzentration und durch oder raus zum Pausenbier. Die erste Variante sollte letztendlich die richtige gewesen sein, denn was die Jungs da musikalisch bei wirklich gutem Sound (auch wieder durch den Hausmischer) und Licht abgezogen haben, war definitiv sehens- und hörenswert. Da ich die Band vorher nur vom Namen her kannte, somit in keines der mittlerweile acht Studioalben vorher auch nur mal reingehört habe, konnte man das hier schon als Blindflug bezeichnen. Wirklich hängen geblieben ist hierbei, neben einigen a-ha Erlebnissen über die Musiker in Sachen „unfassbar, wie hat der das eben gespielt?“ für mich wirklich nur das letzte Stück „Colossus“. Der über acht Minuten-Song machte seinem Namen musikalisch wirklich alle Ehre in seiner Umsetzung. Diese brachiale Gitarrenwand gepaart mit dieser einprägsamen Melo-Death-Melodie und einigen wechselnden Gitarrensoli der Gitarristen – live ein unfassbar geiler Hammersong.

Setilist IN MOURNING:
Thornwalker
The Broken Orbit
A Vow to Conquer the Ocean
Sovereign
Colossus

11 insomnium 01

Das letzte Mal, als ich INSOMNIUM gesehen habe, war im September ‘22 beim Ultima Ratio Fest hier in der Batschkapp. Damals fehlte Gitarrist Markus Vanhala und wurde durch seinen neuen OMNIUM GATHERUM Bandkollegen Nick Cordle ersetzt, der dort einen riesigen Job machte. Warum ich das erwähne? Nun eben dieser Nick Cordle sprang auch jetzt auf der Tour ein, diesmal aber für den anderen Gitarristen Jani Liimatainen (u.a. SONATA ARCTICA). Das Vanhala und Cordle prima harmonieren wurde bereits beim zweiten Stück „Ephemeral“ deutlich, als diese ein u. a. Tapping Duett vom Allerfeinsten mit ihren Gitarren zelebrierten. Dass das aktuelle Album „1696“ und die gerade veröffentlichte EP „Songs Of The Dusk“ auf der Toursetlist im Vordergrund stehen würden, verstand sich von selbst. Ansonsten pickte man mehr oder weniger gerecht und versöhnlich aus den neun Alben das heraus, was der gemeine Fan so von seinen Finnen hören möchte. Das erste Highlight setzte auch gleich die Performance von „White Christ“ – leichter Gänsehautfaktor inbegriffen. Bei “Pale Morning Star”, allerspätestens aber bei “Only One Who Waits” bemerkte ich für mich, dass die Melancholie, die von Niilo Sevänen’s Stimme normalerweise ausgeht, gegen die beiden Gitarren irgendwie nicht so richtig ankam und fast schon unterging. Für mich eine ganz neue Erfahrung bei einer INSOMNIUM Show.

11 insomnium 02

An diesem Eindruck konnte das ebenfalls stark performte weitere Show-Highlight „And Bells They Toll“, unterstützt mit Chorgesang der beiden Gitarristen, nicht viel ändern – gerade hier ging die Melancholie auch wieder etwas verloren. Der sonst eher zurückhaltende Niilo zauberte mir mit seinem sich öfters wiederholenden „Bitteschön Dankeschön Frankfort“ Danksagungen dann doch wieder ein Lächeln auf die Lippen. Nicht, dass das 85-minütige Konzert jetzt schlecht gewesen wäre, um Gottes Willen nein, es war eben nur ein klein wenig anders als sonst. Es lag auch nicht an den fast schon mystischen Lichtspielereien oder am Sound (für den war übrigens wieder der klasse Mischer der U-Ratio Tour zuständig) – mir fehlte schlichtweg die gewohnt finnische schwermütige Melancholie in der heutigen Performance der Songs. Freude der Gitarrenkunst dagegen dürften ihre wahre Freude gehabt haben. Alleine schon wie man sich bei „While We Sleep“ die Soli zuwarf. Hier übernahm Cordle übrigens auch den Klargesang. Auch die Umsetzung des 9-Minuten Epos „Song Of The Dusk“ darf man als gelungen bezeichnen. Was bleibt ist ein recht ordentliches Konzert erlebt zu haben und der Wunsch INSOMNIUM wieder mal in seiner ursprünglichen Besetzung erleben zu dürfen. Vielleicht kaufe ich mir dann auch ein Tourshirt und unterdrücke mir mein Kopfschütteln über die mittlerweile aufgerufenen 30 €.

Setlist INSOMNIUM:
1696
Ephemeral
White Christ
Pale Morning Star
Only One Who Waits
Change Of Heart
And Bells They Toll
Lilian
The Rapids
The Gale
Mortal Share
Song Of The Dusk
The Primeval Dark
While We Sleep
Weighed Down With Sorrow