MASTERS OF CASSEL VII - Kassel

12 MOCVII 2023

Festival vom 02.12.2023
Bands: LAST CARESS, KNIFE, TOXIN, PHANTOM CORPORATIONFABULOUS DESASTER, ELVENPATH, BURNING HELLMET

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MASTERS OF CASSEL

Das MASTERS OF CASSEL stand Anfang Dezember mächtig im Zugzwang, genauer - kurz vor der Absage! Grund: Zu wenig abgesetzte Karten Im Vorverkauf. Nach dringend erforderlichem Alarmruf über die Social Media-Plattform Facebook der treue M.O.C.-Fans folgten, um den Veranstalter nach kräften zu unterstützen, gelang es noch die erforderliche Ticket-Menge  – ein kleines Restkartenkontingent blieb übrig) an Tickets über den Vorverkauf abzusetzen und das MASTERS OF CASSEL VII die immerhin 12. Auflage des Traditionsreichen Kasseler Metalfestivals zum Jahresende stattfinden zu lassen und es wurde konsequent durchgezogen. 180 Tickets wurden laut Veranstalter insgesamt verkauft und auch kein Minus gemacht. Die Rechnung ist ging letztenendes auf, hier nun die Nachlese zum Event. Auch die jährliche MOC-Weihnachtsaktion fand wieder statt, für die ersten 50 Gäste die am zeitigsten hinkamen, hatte der Nikolaus Geschenke in seinem Sack mitgebracht.

Bedingt durch Krankheitsbedingte Absage wegen (Covid19) der abgedrehten Vielseitigkeits-Thrasher INSANITY ALERT aus dem Alpenland Österreich erhalten die Marburger Black-Speed-Thrasher KNIFE anstatt die Position des Co.Headliners zu belegen kurzfristig den Headliner-Slot beim 12. MASTERS OF CASSEL. Der in Kassel entfallene INSANITY Gig soll bei passender Zeit in Kassel nachgeholt werden. Die Veranstalter tragen dem Umstand ausgleichend Rechnung, indem alle Bands im Entgegenkommen von Veranstaltung und Fans längere Spielzeiten bekommen. Zugverspätungsbedingt entgehen mir BURNING HELLMET bedauerlicherweise als Opening-Act. Stimmung bei Kassels Finest in Sachen Progressive Prollrock bewegt sich wie mir einige Besucher sagten und auf einem Foto vom Gig zu sehen ist, schon mal im relaxten Bereich, der Auftritt mit einer extra Portion Rock n' Roll im Blut soll typisch für die Band gewesen sein, nur das Publikum noch nicht so zahlreich. Draußen ist's kalt, - dauerhafter Schneefall - ergo: Nix wie rein in die Location!



Im Schlachthof angekommen ist das Ambiente schön warm beheizt, ich treffe schnell zahlreich bekannte Gesichter bekomme einen tollen Empfang und freue mich schlichtweg über jedes Bekannte dort anzutreffende Gesicht. Meine Stimmung hellt sich sofort auf. Mein Weg führt ohne viel Zögern ersteinmal direkt zur Bühne um alles was möglich ist vom ELVENPATH-Auftritt mitzunehmen.

Von ELVENPATH bekomme ich noch ein wenig mit. Der Saal im Kulturzentrum Schlachthof ist überschaubar mit Leuten besucht, doch deren Blick richtet sich gespannt zur Bühne. ELVENPATH sind schon seit geraumer Zeit mit ihrem gelungenen neuen Album „Faith Trough The Fire“ fleißig am Touren, nehmen jeden Live-Gig den sie kriegen können, mit. Das Frankfurter liefern erwartungsgemäß das leidenschaftliche am Ende noch fett abgefeierte Power Metal-Gastspiel in Kassel, wobei Sänger Dragutin Kremenović gesegnet mit einer für diesen Musikstil durch Mark und Bein gehenden Top-Röhre jede Silbe dieser gewaltigen Stromweise Gänsehaut verteilenden Überhymne inbrünstig zelebrierend von der Bühne springt, beim Singen das Publikum locker mit einbezieht, fleißig die Hände der Fans schüttelt, was auch Gitarristin Christina Schleicher und Bandleader Till tun, um den Fans auf ihre Weise „Danke“ für die Anteilnahme am Gig zu sagen. Sympathisch-ehrlicher geht’s nicht mehr.



Den letzten Song anzukündigen, bleibt Till überlassen: „Ihr - nicht wir - seid Heavy Metal, - ohne euch gäbe es keine Konzerte – und jetzt seid ihr an der Reihe – denn Ihr alle seid „Guardians Of The Underground!“ Direkt im Anschluss röhrt ein krachendes Powerspeedinferno aus den Verstärkern über die Köpfe der Fans hinweg, das den ganzen Saal in Vibration und Bewegung versetzt. Metal ist kein Bussiness, sondern eine Passion, die tief in uns drin steckt:

„Fires burn in the night
Hearts of steel are sworn to fight
Guardians of the underground
You've been lost, now you're found
By the spirit we are bound
Guardians of the underground

Swordbrothers and Headbangers
Keep It True and real
Play It Loud and Up The Hammers high
Long Live Metal, feel the Metal Rage of British Steel
The Dragon's Breath is rising to the sky!“

Diesen letzten Song mit den Fans gemeinsam zu feiern – unverzichtbares Muss für wahre Traditions-Metaller - wobei die Band ihre Fans nach Kräften anfeuert, die Botschaft glasklar wie Klosbrühe auf den Punkt bringt. Hand auf's Herz: – Wer den Song als Traditonsmetalhead einmal gehört hat bekommt ihn nicht mehr aus dem Kopf, dafür Lust auf mehr ELVENPATH! Christina und Till liefern sich einmal mehr ihre rasanten Gitarrenduelle. Zeit für ein Foto mit Begeisterter Fanschaar in Kassel nehmen sich die Fünf anachdem der letzte Verstärker ausgeht, gerne noch, - zurück bleibt das Fazit: Der Weg ins dortige Kulturzentrum hat sich gelohnt, wie der nach dem Gig steigende Verkauf an ELVENPATH-Tour-Shirts und Patches deutlich offenlegt. Anhängerschaft mit Faible für geradlinig klassischen nach vorn gehenden Tradtions Metal der diese Band bisher (noch) kein Begriff ist - Ich kann sie euch wärmstens empfehlen, - das ist Powermetal in Reinkultur!

Merkwürdige Anekdoten - surreale Vergleichsargumente - und Cola mal ganz anders?
Masters of Cassel zum Jahresende im Winter ist immer ein kleines Abenteuer, da können mitunter sonderbare Dinge passieren... - dazu sei folgendes berichtet: Während einer im kleinen Kreis geführten Diskussion über Langhaarfrisuren und Bärte kommt eine Person dazu, schaut uns an und sagt ihr habt zwar schon gute Frisuren, doch der Typ mit den extrem langen weißen Haaren auf der Bühne toppt alles – stimmt durchaus. Dennoch ist der Vergleich unfair, da dernenige in einer völlig eigenen Liga für sich steht, weshalb sich dieser Vergleich zumal es nicht um die Länge der Langhaarfrisuren ging, sondern darum, ob eine solche Frisur oder Bartkomobinationen dem jeweils tragenden Individuum steht dies zu dejenigen Person passt oder nicht, da war von den Eigenschaften der Langhaarfrisuren Naturlocken oder Glatthaarmähne und ihren jeweiligen Vorzügen und Nachteilen die Rede aber nicht von Überlange Mähne bis zum Arsch. Deshalb war dieser am Thema vorbei führende Vergleich fast wortwörtlich daneben. Surrealistischer Vergleich in einer angeregt dennoch entspannt realistisch geführten Diskussion.

Draußen Schneit's der Hunger treibt mich raus, frische Luft Schnappen und auf schnellstem Wege zum Food-Truck, mir mal ein Würstchen holen. Mangels Tischen und passender Abstellgelegenheit (Bücken auf den runden durchweg leicht schräg abfallenden Steinsimsen kommt nicht in Frage zumal das Essen oder Getränk schneller im Schnee liegen könnte als geholt, nehme ich mit dem geschätzt 2 m vom Wegesrand entfernten etwa 1,5 m Tischhöhe fassenden Stein (den ich zunächst für einen Baumstumpf halte bis mir ein Bekannter direkt erklärt, das ist kein Baum, sondern ein Stein) vor dem Kulturzentrum am Wegesrand Vorlieb, stelle das Essen darauf ab und gebe es mir genüsslich soweit es sich konsumierbar ist. Auf gegen überliegender Seite begrüßt eine rote Leuchtstoffreklame mit dem verlockend klingenden Namen Cafe Hurricane Besucher von außerhalb... das weckt Sehnsucht nach an Kaffee & Kuchen, worauf zwingenderweise verzichtet werden muss.

Während ich esse, kommen mir drei Leutchens (zwei Herren eine Dame entgegen, die ihre Konzertkarten vergessen haben und fragen mich ob dies hier die Konzertlocation sei wo sie hinwollten... allerdings sehen die drei nicht wirklich nach Metallern aus. Ich zwinkere mit den Augen und frage: „Entschuldigt mal eine Frage: Mögt ihr Heavy Metal?“ Die Augen verdrehen sich... ähhhh... wohl eher nein.“ Ok. Wo wollt ihr denn hin? Sie nennen mir den den Interpreten, das klingt nach was poppigem. Eine der drei Personen fragt, ja sind wir denn hier richtig oder nicht?“ „Wollt ihr auf's Master's Of Cassel? „Nein, wir wollen woanders hin, auf die Veranstaltung so und so... haben aber unsere Karten vergessen, müssen ohnehin zurück zum Auto. Wo sind wir denn hier?“ Sie ernten einen mitleidsvollen Blick: „Jedenfalls nicht dort, wo ihr hinwollt. Das Individuum deutet dezent mit dem Zeigefinger auf die Kutte: „So, Wir sprachen gerade von Heavy Metal und Masters of Cassel. Richtig?“ Alle drei nicken. „Ja“. Ich füge leise aber freundlich mit nachdrücklichem Unterton hinzu: „Was meint ihr denn, warum ich in dieser Montur vor dem Gebäude hier stehe? Hmmm.“ Lächele breit und blinzele... Daraufhin packen sich die drei und sagen: Hier sind wir falsch wir müssen woanders hin sollten nocheinmal zurück unsere Ticktes holen, damit wir das nicht wieder vergessen... sie packen sich, holen ihre Karten und einige Minuten später sehe ich die drei ganz eiligen Schrittes am Kulturzentrum Schlachthof vorbeirauschen, und höre noch deren Stimme: „Wie konnten wir bloß unsere Tickets vergessen?“ einen erstaunten Seitenblick auf's Kulturzentrum werfen – Heavy Metal gibt’s tatsächlich!

Rauchen ist im Ambiente nicht erlaubt. Wie gut, dass es Nichtraucherzonen gibt, auch wenn es einigen Gästen nicht unbedingt wirklich passt, dazu müssen sie halt nach draußen gehen, eine Entscheidung vom Veranstalter, die sehr zu begrüßen ist. Wer wirklich rauchen will, kann das draußen tun, und muss sich nicht noch beim Veranstalter darüber mokieren obwohl es deutlich untersagt wurde (!) wie es eine mir bekannte Person die ich sonst sehr schätze, leider tat, dafür gibt’s schließlich Regeln. Nicht jeder Gast ist Raucher und mag dicke Luft im Raum, zumal es erwiesenermaßen die Gesundheit anderer Beeindrächtigt, wenn in geschlossenen Räumen geraucht wird. Widerspruch zwecklos, es ist erwiesen (!) Das sollte allein aus Gründen von Tolerenz und Fairness anderen gegenüber akzeptiert werden.

An den Merchständen herrscht in den Umbaupausen zwischendurch reger Betrieb. Neben so einigen Shirts werden am KNIFE-stand vor allem diverse Kuttenpatches und Buttons angeboten, ein Gespräch mit Vince Nihil ist für mich an dem Tag Pflicht und es lohnt sich. So knüppelhart und jederzeit kompromisslos einschließlich zugehöriger Attitüde PHANTOM CORPORATION sich auf der Bühne im Regelfall geben, - am Merchstand sind alle sehr umgänglich, hilfsbereit, zu Späßen und lockeren Gesprächen aufgelegt. Hier wird noch das kumpelhafte Miteinander gepflegt meilenweit entfernt von kitschigem Rockstar-Getue; - sympathisch, ehrlich jederzeit authentisch wie es harter Rock n' Roll im Prinzip auch sein soll!

Die Jacke direkt an der Garderobe abgeben, stellt sich mir als nächstes die nicht zu unterschätzende Problematik nach demf ür meine Beissechen passenden Getränk.Letzteres erledigt sich dann überraschend schneller als gedacht als Tommi eine Flasche Fritz-Cola mit weißem Etikett in der Hand hält, und auf die Frage was das ist – die Flasche mit dem Eitkett dreht - Cola Zero (!) Ok... da diese Cola keinen Zucker enthält bestelle ich mir glatt eine mit, obwohl ich sonst grundsätzlich nie Am auf den Gedanken käme mir solch ein Getränk an der Theke zu ordern, doch die Wirkung ist in meinem Fall, da Beisserchen-OP-bedingt kein Headbangen, weiches Essen, weder scharfe Saucen geschweige denn Milch-Getränke (Milch pur), Kaffee, Fruchtsäfte (Kirschsaft), Limonaden, Alkoholfreies und in aller Regel passive Zuschaueraktivität (Gespräche führen, Anteil nehmen und zuschauen) ohne allzu vie Bewegung der Gesundheit am einträglichsten sind, logisch und sogar überraschend wohltuend. Das Getränk des Abends erfüllt seinen Zweck perfekt, läuft ohne Nebenwirkungen gut rein und heißt in der Tat: - Fritz Cola-Zero!

Mit der nächst folgenden Band FABULOUS DESASTER wird’s dann wesentlich extremer. Kompromisslosen Oldschool-Thrash mit Blickrichtung US-Fundus Bay Area (EXODUS, DEATH ANGEL; DARK ANGEL, NUCLEAR ASSAULT, DEMOLITION HAMMER, WHIPLASH oder ein wenig zu NWOBHM-Legenden Marke RAVEN (!) sowie auch etwas Teutonenstahl-Thrash-KREATOR/SODOM fahren FABOLOUS DESASTER aus Bonn in Nordrhein-Westfalen. Sänger Jan Niederstein nimmt sich bei den Ansagen schon mal selbst auf die Schippe, sorgt mit viel Witz, Originalität und gesunder Portion Ernsthaftigkeit für eine gezielt ausgeglichene Mischung, zusammen mit Gitarrist Matthias Terstegge dessen Bruder Lukas kraftvoll hinter der Schießbude agiert, bildet er ein krachend hart sägend Vollgas gebend zeitweise heftig headbangendes, deftig Vollgas gebendes Axemanduo, dasauf der Bühne Headbangt, gerade zur zweiten Hälfte im Set des öfteren den Pit fordert. Hin und wieder übernimmt Bassist Andi, der mit Schlagzeuger Lukas Terstegge eine satt aufspielende Rhythmussektion bildet, den Gesang während sich Jan indessen mehr auf die Gitarre konzentriert. Angetrieben von Drummer Lukas Terstegge der zusammen mit dem die Gitarrenfraktion komplettierenden Bassisten Andi seinen Bruder und Frontmann Jan zu Höchstleistungen antreibt. Das Bonner Thrashquartett stellt sich als echte Bereicherung für das Masters Of Cassel heraus. Wirbelnde Haarmähnen, waghalsige Posen und ein Frontmann, den viele Thrashbands wohl selbst in ihren Reihen hätten, machen diesen Auftritt in Kassel zu einem Erlebnis.

Zunächst wirkt der Sound bei FABULOUS DESASTER für Thrashverhältnisse zumal bei einer Band, die sich nach einem Thrashklassiker von EXODUS benannte - mindestens einen Tick zu leise eingestellt, was sich zunächst mal ein wenig kontraproduktiv erweist. Die ersten vier Songs braucht es noch Anlaufzeit, ehe die Lektion in Lautstärke mit voller Wirkung im Publikum angekommt. Sänger/Gitarrist Jan dem das auffällt, fordert freundlich aber bestimmt etwas lauteren Gitarrensound, was  im weiteren Verlauf spürbare Auswirkungen zeigt. Auch das Publikum findet sich bei lauter eingestelltem Sound zahlreicher im Saal ein, hat spätestens zu „Before The War“ die Lektion der Lautstärke gelernt. Damit rollt der Thrashknüppel amtlich, ersten Pits bringen Aktion ins Kulturzentrum. Nicht nur das es jederzeit authentisch gelingt, den Spirit der Idole einfangend zu transportieren, - FABULOUS DESASTER entfachen ihren gewaltigen Oldschool-Thrash-Hurrican der alles obig erwähnte verbindet, dennoch eigenständig ist. Frontmann Jan lässt im seine Künste als Leadsologitarrist vermehrt an der Sechssaitigen aufblitzen, zeigt, was er drauf hat.Der Fronthühne mit Wallelockenmähne geht auf der Bühne völlig aus sich heraus.

Im Kasseler Kulturzentrum Schlachthof beben die Wände, ähnlich wie bei EXODUS, DEATH ANGEL, NUCLEAR ASSAULT, DEMOLITION HAMMER, DARK ANGEL oder WHIPLASH zu besten Zeiten, der keinen Stein auf dem anderen lässt. Alles zertrümmernde Nackenwirbelzersetzer vom Typ „Rip It Up“, „The Revenge Of The M. A.“, „Rip It Up“ Toxic Nuclear War“ und ein rebellisch gegen den Strom schwimmend höllisch derb auf die Fresse gehendes „Against The Wall“ sorgen dafür, dass die ersten von der Band geforderten Moshpits kommen während sich im weiteren Verlauf ein zunehmend größerer Thrash-Fanblock bemerkbar macht! Jetzt nimmt der Gig mit jedem Song mehr Fahrt auf, die Pits werden größer, der Auftritt zunehmend besser und am Ende zum Erfolg für die von Sprechchören auf die Bühne zurück gerufene Band aus der früheren in Nordrhein- Westfalen gelegenene Bundeshauptstadt Bonn (ehe Berlin das Regierungszepter übernahm) obwohl es nach den ersten Songs nicht danach aussah. FABULOUS DESASTER steigern sich mit jedem weiteren Stück bis zum Ende gewaltig. „Customized“ und der Thrash-Zerstörer „Midnight Fistfight“ geben lauthals gefordert erneut Beleg dafür, hinterlassen ein trotz kalter Wintertemperaturen im Schlachthof warm gewordenes Publikum, das am Ende noch mehr von FABULOUS DESASTER hätte, was zeitlich gesehen, leider nicht mehr möglich ist. FABULOUS DESASTER haben mächtig in den Arsch getreten und was können überzeugte Thrash-Fans mehr verlangen? – Thrash them All – so dirty and loud, as Thrash Can be!

PHANTOM CORPORATION sorgen für den Megafetten Arschtritt wie es ihn in Kassel eher Thrash/Death/Black Metqal oder Grind-Deathmetalbands vorbehalten bleibt, deren urige Mischung aus Oldschool-Death/Thrash Metal und verrucht rüdem Crust-Punk-Geknüppel nicht wenige ins Ambiente lockt. Auch ohne rotierenden Pit ist die Publikumsmasse kräftig im Aufruhr. Bei PHANTOM CORPORATION ist Kopfkreisen, Faustrecken und Headbangen oberste Pflicht, meine Wenigkeit muss sich letzterem heute aus besonderem Grund enthalten. Am Bass agiert kein geringerer als Deaf Forever Redakteur Ulf Imwiehe der zumsammen mit dem gern als „vierten Mann für einige Gigs“ geholten SLAUGHTERDAY-Klampfer Jens Finger, ein mächtig straight zur Sache gehendes Gespann bildet und sich effektiv zu dem Serienweise Riffs und explosive Leadsoli aus der Sechssaitigen schüttelnden auch bei SLAUGHTERDAY aktiven) Axeman Tobias Koops ergänzt, dessen Lockenfrisur im entfernteren Sinne schon ein wenig an METALLICA-Gitarrero Kirk Hammet erinnert. Ulf legt eine heftig schräge Performance auf den Brettern hin, lässt nicht nur desöfteren seine Prachtmähne gewaltig fliegen, rockt ungemein straight die Bühne am Viersaiter, das es die Leute pausenlos am Stück in Serie mitreisst, einschließlich zugehöriger Mimik mit entsprechender Gestik stellenweise steuert er ausdrucksstarke Backingvocals bei.

Dass dem PHANTOM CORPORATION-Shouter die Vorderen Reihen regelrecht aus der Hand fressen könnte mitunter vor allem daran liegen, dass Leif Jensen ehemals Sänger bei der deutschen Antwort auf SLAYER - ( DEW SENTENCED) gewesen, somit kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. Dessen variabel zugleich garstig röhrend bis growlendes Organ dem es auch an derben Grunts nicht mangelt, kein Gramm Intensität verloren hat.PHANTOM CORPORATION sind Live on Stage vor allem eine massiv geballte Bühnenmacht. Die würden sehr gut mal im Live-Package zu RANZER passen, wenn beide Bands zusammen auf Tour gingen. Brutale Death/Crust-Hämmer und Brutalgeschosse vom Typ „Border Wars“ , „The Abyss“, „Shock Wave“, „Alongside Hell“ „Vortex Of Torment“ oder „Spiritual Arsonists“ ballern wie Sau da bleibt kein Auge trocken, während es in der Meute rund geht. An dieser ausnahmslos ruppig-räudig permanent von martialischen Riffbreitseiten auf geradezu abnormen High-Energy-Level vorwärts getriebenen mächtig in den Arsch tretend brutalen Death-Metal/Crustpunk-Abfuhr hätte auch Zine-Kollege Jochen Gefallen gefunden. Am Ende will das Publikum nach „No Tomorrow“ sogar „noch einen Song als Zugabe“. Leif hat sich verzählt wie er in bester Laune vom heftig faustreckend mitgehenden und von der Band nicht genug bekommenden Publikum beeindruck zugibt- es sind sogar drei! Nach „Distress“ und „Push To Far“ reicht die Zeit wie sich der Bandleader den Blick seitlich gen Bühne gerichtet noch mal kurzerhand sicherheitshalber danach erkundigt, “Left To Fate“). Kassel bekam eine amtliche Death Metal-Crustpunk Vollbedienung direkt mitten auf die Glocke, bei der kein Auge trocken blieb!

Nach dem äußerst eindrucksvollen Livespektakel ist das Band-Merch sehr gefragt, neben Shirts und Patches wandern vor allem Vinyl-LP's über den Verkaufstresen...

TOXIN haben das ungünstige zumal schwierige Los gezogen, direkt nach PHANTOM CORPORATION die bereits mächtig das Ambiente zerlegten, auf die Bühne zu müssen. Gerade noch im letzten Moment wegen einer Bandabsage ins Billing hinein gerutscht, freut sich auch meine Wenigkeit umso mehr, TOXIN endlich mal wieder live zu sehen, was bei den zwei 17er Tagen (17.12.2022) und 17.11.2023 (letzteres wegen Terminüberschneidung!) leider nicht sein sollte. Die noch überschaubare Besucheranzahl steigert sich allerdings wie die mit jedem Stück zunehmend besser weil sicherer agierende Band im weiteren Verlauf drastisch. Dann kommt das anwesende Thrash-Fanklientel auf Touren. Da geht erneut die Post beim Kasseler Thrash Urgestein TOXIN ab, das u. a. als Support für HOLY MOSES am 17.11.2023, wo die Goldgrube regelrecht gesprengt wurde, glänzen konnte, wenngleich Die Clubatmosphäre unvergleichbar ist. Der 1986 gegründete Vierer um die Urmitglieder Gitarrist Frank Ungewickel, Schlagzeuger Michael Kramer und Bassist Andreas Wendel geht konzentriert zu Werke rockt sich kompakt die Seele aus dem Leib, doch es braucht zunächst etwas, doch spätestens nach dem ersten Drittel im weiteren Verlaufe des Abends springt der Funke über, während im letzten Drittel noch die nächste gewaltige Steigerung erfolgt und TOXIN reichlich von der Thrashgemeinde verdient umjubelt den ihnen gebührenden Zuspruch einheimsen.

Frank Ungewickel trifft in Bezug auf die gegenwärtig heutige Situation den Nagel mit dem was er sagt, völlig auf den Kopf, er kündigt „Alternate Reality“ wie folgt an: „Diese Scheiße wurde vor 20 Jahren geschrieben und ist heute immer noch realer denn je!“ Spätestens damit nimmt der Set am Ende noch etwas mehr Fahrt auf, die Zugaben verfehlen ihre Wirkung ebenfalls nicht. Zwischen die beiden das Publikum höllisch in Bewegung bringenden Extrem-Metalacts FABULOUS DESASTER und PHANTOM CORPORATION passt eben immer noch eine starke Dosis puren (Thrash)Gifts = TOXIN. Das kampf erprobte Kasseler Thrash Urgestein hat im Kulturzentrum Schlachthof mittels eines jederzeit konzentrierten Auftritts, das von den Vorgängerbands erzeugte Level gehalten und seinen Platz im Billing zu Recht bestätigt.

Im Vergleich zu TOXIN, deren Auftritt keineswegs geschmälert werden soll, können KNIFE aus der Universitätsstadt Marburg das Stimmungslevel um ein mehrfaches steigern. Wie angesagt das Marburger Abrisskommando ist, zeigt sich auch in Kassel, wo sie den bisherigen Publikumszuspruch aller vor ihnen bereits aufgetetenen Bands übertreffen. Ähnlich wie beim Rock Hard-Festival am Pfingst-Wochenende in Gelsenkirchen, wo sie bereits am früh-Nachmittag gegen 14:00 Uhr ein proppevolles Ambiente mit brachialer Urgewalt in Grund und Boden röhrten, während unten im Rund mächtig der Pit rotierte, bietet sich ein ähnliches Bild in Kassel. Gegen den Live On Stage zur Zeit so ziemlich alles wegblaßenden Marburg-Vierer ist auf Live-Ebene überhaupt kein Kraut gewachsen, was selbst PHANTOM COOPERATION trotz richtig überzeugendem Gig neidlos anerkennen.

Den Auftakt einer extrem fett Seitenhiebe nach allen Richtungen austeilenden Schredderorgie bildet das brutale Eierschleiferdoppel „Heaven Into Dust“/„Behold The Horse Of War“, dem sich spätestens im dritten zugleich ältesten KNIFE-Song seit Bandbestehens - ein weiter nicht wegzudenkener Bandklassiker anschließt. Lässt sich dahingehnend von einem Bandklassiker sprechen? In diesem Fall betreffs KNIFE wohl schon. Spätestens zu „Black Leather Hounds“ bildet sich ein beständig tobender PIT, in dem es mächtig zur Sache geht und nichts geschenkt wird. „Inside The Electric Church“ schließt sich nahtlos an, danach erfährt das aktuell frisch veröffentlichte 'Heaven Into Dust' Album durch „No Gods In The Dark“ (neben dem bereits zuvor gebrachten Titelsong) verdiente Würdigung.Messerscharfe Riffs, die rohe Energie treibenden Speed Metals verbindet sich mit harrscher Black Metal Attitüde zu einer hochexplosiven Melange.

Zu den unverzichtbaren Stützen eines jeden KNIFE-Livegigs gehört der satte von knalligen Midtempogrooves die sich mit treibendem Speed Punk n' Roll ergänzen gestützte Faustrecker „Black Leather Hounds“, das ebenso unverzichtbar ist, wie das knallige Fullpower Speed n'Thrash-Fetzer-Triple „The Hallowed Chamber Of Storms“, „Demon Wind“ (mit unverkennbarem Early-VENOM-Gedächtnisriff!) „White Witch Black Death“. Gegen das Alte Material gehen die neuen Attacken „Night Vision“, ein massive Killergrooves am Stück auffahrendes sich als saustark entpuppendes „With Torches They March“ das sich als künftig fester Livetrack im Set empfiehlt und „Realm of Violence“ keineswegs unter, was den ohnehin bei KNIFE vorhandenen Spannungsfaktor im Hinblick aufzukünftige Livegigs erhöht. Auch die nicht im PIT stehende Langhaarfraktion reckt zahlreich Fäuste, gröhlt den Refrain „March, March“ lauthals aus heißerer Kehle oder bangt fleißig im Takt mit.

Rasant wechselnde Rhythmustempoattacken, harrsches Speed/Thrash Shouting von Sänger Vince Nihil, der sein gesamtes Repertoire an Brüllen, Shouten, Schreien und heftigen Growls abruft, die Fans zum Faustrecken oder in den Pit gehen animiert und satte Backgroundvocals gehören selbstverständlich dazu. Die Gitarrenfront in Person bestehend aus Gitarrenmonster Laz und Bassist Gipsy Danger der heute scheinbar fehlt oder trügen mich meine Augen? (ohne Rastas, dafür mit fülliger nicht mehr ganz so langer Naturlockenmähne -  da steht heute ein anderer am Tieftöner auf der Bühne!) was der Darbietung allerdings keinen Abbgruch tut) entfacht unlöschbar gewaltig alles mitreissendes Feuer. Grund hierfür: Am Schlagzeug, wo normalerweise Ferli seinen Dienst versieht, sitzt heute ein Ersatzmann, der seine Aufgabe ungeachtet dessen sehr amtlich erledigt.  Drummer Ferli Coltello macht dennoch wieder mächtig Dampf allerdings am Bass da Ratamähne-Bis zum Hintern-Träger Gipsy Danger erkrankt ist, der normalerweise bei KNIFE das Langholz schwingt. Die Äxte von Lars und Ferli röhren, sägen, quietschen, kreisen, erzeugen dabei massive Soundmauern durch die kein Fingerbreit Luft durch kommt. Fronter Vince Nihil feuert das Publikum pausenlos an, wirft sich in waghalsige Posen. Soviel Engagement wird vom dankbaren die Band abfeiernden Publikum honoriert. KNIFE ziehen ihr brutal räudiges vor Attitüde strotzendes Ding von Anfang bis Ende vollständig durch. „I am The Priest“ gehört zu den ältesten Songs der Band, schon seit den ersten Gigs fester Bestandteil im Liveset. Die Nummer erntet bereits nach Ansage kräftigen Jubel, dazwischen gibt „Realm Of Violence“ überzeugend Beleg über die Stärken des aktuell seit August erhältlichen 'Heaven Into Dust'-Albums. Bei der am Schluß von den Fans lautstark geforderten und gebrachten Zugabe „Sacrifice“ zum Zweiten (diesmal handelt es sich um das BATHORY-Cover!) tobt ausnahmslos der ganze Saal einschließlich zugehörigem Pit, danach gehen die Lichter an und KNIFE als unangefochtene Sieger aus dem MASTERS OF CASSEL VII hervor. Im Gegensatz zu den Österreichern INSANITY ALERT denen ein Ersatzmann fehlte, hatten KNIFE einen und wollten unbedingt auf die Bühne, um live zu spielen, was ihnen noch anzurechnen ist. 

Welch gewaltige Demonstration - Totalabriss auf ganzer Linie im Kulturzentrum! Das Marburger Black-Speed-Thrashkommando erwies sich als die mit weitem Abstand stärkste Band, beim 12. Masters Of Cassel! Einen deutlicheren zumal ausnahmslos verdienteren Headliner hat das M.O.C. in seiner Geschichte trotz Ersatz (!) selten zuvor erlebt.

Zum Schluß eines kalten, verschneit Schneeglatten Winterabends ist noch eine deftig rock n' Roll Groovende Horrorpunk-Session angesagt. Die besorgen LAST CARESS aus Dresden. Das geschminkt auftretende Horror-Punk-Trio geizt nicht mit wechselnden Horrorgymmicks als Bühnenaufbauten (Helloween-Gruselfigur!) - ein ganzes Set mit Klassikern des legendären Originals im Koffer bringt zum Ausklang des Masters Of Cassel VII lockere Party-Stimmung ins Ambiente und selbst sonst sich eher zurück haltende Vertreter zu kreativsten Tanzübungen. Wie wichtig die MISFITS als eine der härtesten US-Bands waren, deren Stil das Genre nachhaltig prägte und es weiterhin tut, belegt die MISFITS-Tribut-Band LAST CARESS auf eindrucksvolle Art und Weise, vielleicht kommen sie bald mal wieder nach Kassel... was durchaus wünschenswert wäre... 



Die Dresdener machen ihre Sache nicht nur mal recht ordentlich - sondern wirklich gut, bringen selbst die letzten Feierwütigen mit Nummern wie „Descending Angel“, „Scream“ oder dem natürlich unverzichtbaren, u. a. von METALLICA gecoverten Gassenhauer „Die, Die Die My Darling zum Schluß richtig ausgelassene Stimmung ins Ambiente. Da sind nicht nur die extravaganten MISFITS-Frisuren Hingucker, Licht, Sound & Bühnendeko stimmen ebenfalls und auch die nocheinmal das Publikum regelrecht zum Tanzen bringende Vorstellung von LAST CARESS, die damit ihren späten Platz im Billing vollauf rechtfertigen.

Schlußresumeé:
Erneut ein echt lohnenswertes MASTERS OF CASSEL, wenngleich der Ticket-Vorverkauf diesmal nur schleppend voranging und Karten VK-mässig im letzten Moment noch die Erwartungen vom Veranstalterteam erfüllte, war das Billing bunt gemischt standesgemäß dem Festival entsprechend kein schlechtes neben der allem voran bestens bedienten Extremhärtnerschaft kam auch die Traditionsfangemeinde auf ihre Kosten. Kassels Metalszene oder zumindest der harte Kern hat gerade in diesen schwierigen Zeiten Rückrat bewiesen. Per Food Truck wurde auch für's leibliche Wohl gesorgt, die breite aufgestellte Getränkepalette im Kulturzentrum Schlachthof hielt eine sehr ungewöhnliche Überraschung für mich bereit, die sich im sogar als unerwartete vorteilhaft herausstellen sollte! Nordhessens Festival-Flaggschiff bot wieder ein flexibles Billing, das für Metalfans untershiedlichster Coleur etwas zu bieten und keine wirklich schlechte Band an Bord hatte. Ein dickes Lob für soviel eisernes Durchhaltevermögen geht an Dirk, Diana & das ganze 98RECORDS/ MASTERS OF CASSEL-Team, dass ihr das Ding mit aller Konsequenz durchgezogen habt! Euer kultiges immer schön bunt gemischtes Kultfestival schon seit erstmaliger Ausführung hat es in jeder Hinsicht verdient, der nordhessischen Region für die Zukunft erhalten zu bleiben. Nach dem brettharten Masters' Meeting geht’s nur noch direkt ins Taxi, - Heimreise antreten. Spannung für's nächste Jahr 2024 steigt, - es lebe das MASTERS OF CASSEL!

Fotos + Bericht: Michael Toscher. Ein Dankeschön an Diana Schneider für das ergänzende Burning Hellmet-Foto.